Elterngespräche mit Trennungs-, Scheidungs- und Patchworkfamilien
eBook - ePub

Elterngespräche mit Trennungs-, Scheidungs- und Patchworkfamilien

  1. 102 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Elterngespräche mit Trennungs-, Scheidungs- und Patchworkfamilien

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Jede dritte Ehe wird geschieden und somit nimmt der Beratungsanteil von getrennten Eltern und Patchworkfamilien auch in pädagogischen Berufen zu. Im Mittelpunkt steht dabei das Wohl des betroffenen Kindes, das seine familiäre Situation und die damit verbundenen Probleme mit in die Schule trägt. Dieser Spickzettel vermittelt systemische, ressourcenorientierte Ideen, wie Gespräche mit den Betroffenen geführt werden können, damit achtsam und kompetent individuelle Lösungsräume geschaffen werden, Verständnis für die jeweilige Lebenssituation entsteht und Kinder und ihre Eltern im Schulalltag unterstützt werden können. Im einleitenden Teil des Buches legt Katja Baumer die Grundlagen der systemischen Gesprächsführung praxisnah und anschaulich dar. Daraufhin zeigt sie anhand konkreter Fallbeispiele Lösungsmöglichkeiten für unterschiedliche Situationen im pädagogischen Alltag auf, sodass der Leser die Methoden leicht nachvollziehen und anwenden kann. Das Buch bietet damit einen breitgefächerten Überblick über die vielfältigen Probleme die im Umgang mit Patchwork-, Trennungs- und Scheidungsfamilien auftreten können und liefert – wie ein Spickzettel es soll – auf einen Blick Lösungsmöglichkeiten für diese Aufgaben.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Elterngespräche mit Trennungs-, Scheidungs- und Patchworkfamilien von Katja Baumer im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Bildung & Bildung Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2017
ISBN
9783849780746
Auflage
1
Thema
Bildung
1 Grundlagen
Systemische Betrachtungsweisen haben den Vorteil, dass sie keine starren Lösungsvorschläge hervorbringen, sondern bei den »Klienten« Reflexionsprozesse anregen sollen, um zu einer individuellen – den Kontext einbeziehenden – Lösung zu gelangen.
1.1 System
Ein System ist eine Gesamtheit von mehreren Einzelteilen, die aufeinander bezogen sind. Somit stellt eine Familie nach Ansicht der systemischen Beratung ein System dar, bei denen die einzelnen Familienmitglieder Teile des Systems ausmachen. Weitere Systeme sind beispielsweise ein Liebespaar, eine Sportgruppe, Schulklasse usw. Die Teilnehmer eines Systems sind durch Regeln miteinander verbunden.
1.2 Muster
Muster in Beziehungen sind eingeübte Verhaltensweisen bzw. Kommunikationen, die sich immerzu wiederholen und Sicherheit geben bzw. Verbindungen schaffen.
Wenn sich zwei Menschen, die sich nur oberflächlich kennen, in der Stadt begegnen, kommt es evtl. zur Kommunikation über das Wetter und man verabschiedet sich danach wieder höflich. Würde man sich regelmäßiger treffen, so würde sich die Kommunikation allmählich verändern. Es bilden sich Strukturen bzw. Muster.
Bei Liebesbeziehungen lässt sich das prima beobachten: Paare verlieben sich, finden sich gegenseitig anziehend und treffen sich häufiger. Mit dem Beginn der Beziehung kommt es zur Musterbildung: Es entwickeln sich kommunikative Routinen wie liebevolle Bezeichnungen als »Schatz«, »mein Engel« oder »Bärchen«. Dies löst zunächst Glücks- und Sicherheitsgefühle aus. Mit zunehmender Stabilisierung werden auch unsensible Seiten gezeigt: Er liest Zeitung beim Frühstück oder legt die Füße beim Fernsehen auf den Tisch, und sie rollt ihre Haare abends mit Lockenwicklern hoch. Der weitere »Ausbau« der Musterbildung hilft bei der Stabilisierung einer Beziehung – Verhaltensautomatismen unterstützen dabei die Kommunikationsroutinen: Er bringt sie morgens zur Bahn und winkt ihr herzergreifend nach, sie kocht täglich leckere Gerichte. Der Alltag ist in vollem Gange und man richtet sich auf Dauer und Ruhe ein. Die ersten Muster sind stabil, und der Umgang miteinander wird zunehmend automatisierter.
In Paarbeziehungen weiß »man« daher voneinander genau, wie sich der Partner in bestimmten Situationen verhalten wird. Diese Muster sind sehr stabil und bleiben auch nach Trennungen meist erhalten. Das Interessante daran ist, dass auch Dinge getan werden, die nicht unbedingt nützlich oder zieldienlich sind. So wirft der Mann beispielsweise die Socken nicht in den Wäschekorb, sondern neben das Bett, obwohl er seit Jahren weiß, dass seine Frau sich darüber ärgern wird. Die Frau weiß hingegen seit Jahren, dass ihr Mann seine Socken neben das Bett legen wird und nicht in den Wäschekorb. Bei solchen Streitigkeiten sieht jeder das Problem beim Partner bzw. gibt ihm die Schuld, wodurch auch in Beratungsgesprächen »Problemgespräche« entstehen können.
Übung
Beobachten Sie in Ihrem Kollegium in den Pausen oder bei Konferenzen usw. das Geschehen im Lehrerzimmer:
• Gibt es wiederkehrende Kommunikations- bzw. Verhaltensstrukturen zwischen bestimmten Lehrern?
• Welcher Lehrer wird eher freundlich auf eine überraschende Vertretungsstunde reagieren, welcher wird sich beschweren?
Ist dies mit einer bestimmten Vorhersagewahrscheinlichkeit verbunden, d. h., welche Muster haben sich hier gebildet?
1.3 Zirkularität
Zirkularität bedeutet, dass sich das Verhalten zwischen Menschen einer Gruppe bzw. eines Systems gegenseitig bedingt. Das heißt, Ursache ist gleich Wirkung und Wirkung ist gleich Ursache.
Abb. 1: Zirkularität
Bei dieser zirkulären Auffassung ist unter systemischen Gesichtspunkten die Suche nach Schuld bzw. dem Verantwortlichen wenig nützlich, denn das Verhalten der Mitglieder eines Systems bedingt sich gegenseitig, wie Abbildung 1 verdeutlichen soll.
Übung
Beobachten Sie in Ihrer Klasse zirkuläres Verhalten, indem Sie Ihr eigenes Benehmen in Bezug auf einen »störenden« Schüler und dessen »Stören« beobachten:
• Sind zirkuläre Kreisläufe erkennbar – wie beispielsweise das »störende Reinrufen oder Reden mit dem Nachbarn« des Schülers? Wie sind Ihre Reaktionen darauf (Strafarbeiten, Arrest)? Ersetzen sie im Schaubild »Zirkularität« die Personen durch die des Lehrers und des Schülers:
• Lässt sich nun noch erkennen, was Ursache und was Wirkung ist?
Abb. 2: Zirkularität im Unterricht
1.4 Konstruktivismus
Durch psychische, soziale und neuronale Wechselwirkungen mit der Umwelt konstruieren Menschen ihre eigene Wirklichkeit. Dabei »erfasst« der Mensch aus der Vielzahl aller vorhandenen Reize in einer Situation nur einen kleinen Teil. Diese Reize werden im Gehirn subjektiv verarbeitet bzw. bewertet. Somit wird die »Wirklichkeit« im Gehirn nicht abgebildet, sondern mit subjektiven Erkenntnisstrukturen im Innern aufgebaut.
Kippbilder helfen dabei, dies zu verdeutlichen (vgl. Abb. 3).
Abb. 3: Alte oder junge Frau?
Auf diesen Grundlagen bewertet jeder einzelne Mensch eine bestimmte Situation, indem er auch Erfahrungswerte aus der Vergangenheit einbezieht sowie individuelle und für ihn schlüssige Reaktionen und Lösungen gestaltet.
Somit hat jedes Mitglied eines Systems gute Gründe für sein Handeln und eine eigene Wahrnehmung und -gebung der Wirklichkeit.
Aufgrund dessen können sich in (Paar-) Beziehungen immer wieder Meinungsverschiedenheiten entwickeln, wer von beiden »die Wirklichkeit richtig sieht« und somit recht hat.
Übung
Beobachten Sie eine Gesamtlehrerkonferenz und unterhalten Sie sich danach mit verschiedenen Kollegen darüber:
• Kann es sein, dass es verschiedene Meinungen über die Nützlichkeit und den Ablauf dieser Konferenz gibt? Wie kommt das? Wer hat nun recht?
1.5 Pacing und Leading
Der Begriff »Pacing« bezeichnet die Fähigkeit des Beraters/Lehrers, sich auf die anwesenden Gesprächspartner »einzuschwingen«, ihre emotionale Verfassung zu erspüren und Bedürfnisse wahrzunehmen. Personen, die sich gut verstehen, zeigen oft eine ähnliche Körperhaltung. Man kann das im Biergarten oder bei einem Essen beobachten. Die Gesprächspartner zeigen in Mimik und Gestik Ähnlichkeiten:
So haben beispielsweise beide die Arme aufgestützt, den Oberkörper vorgebeugt oder die Beine ähnlich positioniert. Auch das Gegenteil ist beobachtbar: Ist ein empathischer Kontakt verloren gegangen, so zeigen die Kommunikationspartner eine eher »abwehrende« Körperhaltung, indem sich einer weiter zu dem anderen beugt, wohingegen dieser sich immer mehr in seinen Stuhl zurücklehnt.
Pacing ist somit eine Haltung, die das Gegenüber in seinem aktuellen »Systemzustand« wertschätzt und akzeptiert.
Durch »Leading« kann der Berater/Lehrer versuchen, das Gespräch achtsam z. B. in Richtung Lösungsorientierung zu lenken bzw. Ideen anzubieten oder gemeinsam zu entwickeln, wobei die Auswahl der Lösungswege von den anwesenden Eltern getroffen wird. Gelingt es dem Lehrer, ein vertrauensvolles und wertschätzendes Verhältnis zu den Eltern aufzubauen, so werden die Eltern wiederum mögliche Ideen des Lehrers mit größerem Interesse annehmen.
Übung
Ein Vater kommt in die Sprechstunde der Mathelehrerin, weil sein Sohn auf einer »5« steht. Er ist im Beruf erfolgreich und hat eine gehobene Position als Rechtsanwalt. Er wirkt unsympathisch und arrogant. Seiner Meinung nach sind die Lehrer verantwortlich, da sie die falschen Übungsbeispiele auswählen. Die Mathelehrerin würde zu wenig und falsch erklären und nicht alle Sinneskanäle schulen. Wenn sich die Noten seines Sohnes nicht verbessern würden, so müsste ein Gespräch mit der Schulleitung erfolgen, damit die Arbeitsweise der Lehrerin überprüft werde.
Aufgabe:
Beraten Sie den Vater und achten Sie ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titelblatt
  4. Urheberrecht
  5. Einleitung
  6. 1. Grundlagen
  7. 2. Ein Elternpaar, das sich getrennt hat
  8. 3. Ablauf von Beratungsgesprächen
  9. 4. Patchwork
  10. 5. Beispiele aus dem pädagogischen Alltag
  11. 6. Hilfreiches zur Selbstbeobachtung
  12. 7. Was tun, wenn das Gespräch in eine Sackgasse gerät?
  13. 8. So geht’s bestimmt schief
  14. Schlussbemerkung
  15. Literatur
  16. Über die Autorin