Psychotherapie und Psychosomatik
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Psychotherapie und Psychosomatik

Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage

  1. 668 Seiten
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Psychotherapie und Psychosomatik

Ein Lehrbuch auf psychoanalytischer Grundlage

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Über dieses Buch

This textbook provides a comprehensive introduction to psychotherapy and psychosomatics, as well as psychodynamic thinking. It also provides an overview of the theory and practice of psychoanalysis and of psychodynamic procedures. It includes basic information about other psychotherapeutic methods. Based on the three pillars of conflict, developmental and trauma pathology, it offers a consistent and systematic account of pathology and therapeutic practice. It takes into account specialized topics such as psychological development and the psychosocial aspects of illness. For the new edition, the importance of a structure-oriented approach has been emphasized, which is currently a focus of interest.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783170368026

Krankheitsbilder

6 Reaktive Störungen

6.1 Belastungsreaktionen
6.2 Anpassungsstörungen
6.3 Somatopsychische Störungen
Unter dem Begriff reaktive Störungen fassen wir weit verbreitete psychogene Störungen zusammen, die in einem zeitlichen und inhaltlichen Zusammenhang mit besonderen psychischen Belastungen stehen, z. B. mit sozialen Problemen, Krisen, mit chronischen sozialen Konflikten und Überforderung, oder auch mit einer körperlichen Erkrankungen. In Abgrenzung von neurotischen Störungen sind sie eine direkte Reaktion auf äußere Ereignisse, d. h. sie entstehen unabhängig von einer neurotischen Disposition. Sie werden in der psychiatrischen Klassifikation uneinheitlich als Anpassungs- bzw. Belastungsstörungen bezeichnet.
ICD-10: F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen. Diese umfassen akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. In diese Kategorie ordnet die ICD-10 auch die posttraumatischen Belastungsstörungen mit ein.156 Synonyme: Reaktive Störungen wurden früher auch als (psychogene) Reaktionen bezeichnet.

Allgemeine Kennzeichen

Reaktive Störungen dürften die größte Krankheitsgruppe sein, die in der Medizin überhaupt vorkommt. Die genaue Häufigkeit ist schwer abzuschätzen, weil ein großer Teil der Betroffenen keine Behandlung braucht oder sucht und viele der Störungen rasch abklingen.
Man kann davon ausgehen, dass rund jeder zehnte Patient beim Hausarzt unter einer reaktiven Störung leidet.
Das gemeinsame Merkmal der reaktiven Pathologie besteht darin, dass bei der Entstehung äußere Belastungen die wesentliche Rolle spielen, wobei eine »individuelle, häufig idiosynkrastische Vulnerabilität« fehlt.157 Mit idiosynkrastischer Vulnerabilität ist die Disposition gemeint, die in diesem Buch als neurotische Entwicklung beschrieben wird (
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Kap. 3.2).
Damit unterscheiden sie sich von den neurotischen Störungen, die durch konflikthafte Vorerfahrungen und strukturelle Entwicklungsdefizite zustande kommen. Reaktive Störungen sind, aus entwicklungsdiagnostischer Perspektive, im Vergleich zu neurotischen Störungen also reifer. Wenn nicht vorher schon eine andere neurotische Persönlichkeitsorganisation bestanden hat, handelt es sich um Störungen auf reifem Strukturniveau.
Man kann die Betrachtung allerdings nicht rein auf äußere Einflüsse beschränken. Auch bei reaktiven Störungen spielen psychodynamische und interaktionelle Prozesse eine Rolle. Sie sind aber nicht die Krankheitsursache, sondern bestimmen den Verlauf und die Ausgestaltung des Krankheitsgeschehens. Vorbestehende neurotische Entwicklungen können außerdem eine Disposition dafür bilden, dass reaktive Störungen neurotisch weiterverarbeitet werden und in neurotische Störungen übergehen.
Tab. 6.1: Untergruppen der reaktiven Störungen
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Untergruppen

Je nach Art und Dauer der Belastungen unterscheiden wir verschiedene Untergruppen der reaktiven Störungen (
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Tab. 6.1):
• Bei plötzlich auftretenden, zumeist unerwarteten Belastungen, z. B. Tod eines Angehörigen, sprechen wir von Belastungsreaktionen, bei anhaltenden Belastungen, z. B. Flucht und Vertreibung, von Anpassungsstörungen.
• Wenn die Belastungen dem psychosozialen Bereich zuzurechnen sind (z. B. bei Kündigung der Arbeitsstelle), handelt es sich um psychosoziale Störungen, bei Belastungen auf Grund körperlicher Erkrankungen, Diagnosen und Behandlungen um somatopsychische Störungen.

Pathogenese

Die reaktive Pathologie besteht in der Überlastung von Bewältigungs- und Abwehrmechanismen.
• Bei Belastungsreaktionen spielt der unerwartete Eintritt eines besonderen Ereignisses, also die Plötzlichkeit und Heftigkeit des Geschehens, eine Rolle,
• bei Anpassungsstörungen die Dauer, die zur Ermüdung der Bewältigungsmechanismen führt.
Die psychosozialen Stressoren setzen das neuronale Alarmsystem im limbischen System in Gang und führen über neuronale Schaltkreise zur Symptombildung. Dabei bleibt die Störung im Allgemeinen auf psychische und psychosomatische Symptome begrenzt, die sich nach dem Abklingen der Belastung zurückbilden. Erst bei sehr lange anhaltenden Belastungen entstehen Veränderungen der Persönlichkeit.

Reaktive und neurotische Störungen

Natürlich können auch Menschen mit einer neurotischen Persönlichkeitsorganisation unter psychosozialem Stress und Belastungen erkranken. Die Differentialdiagnose ist dann schwierig. Faktisch werden Menschen mit neurotisch geprägter Persönlichkeit aktuelle und chronische Belastungen in den Mustern ihrer neurotischen Abwehr und Bewältigung verarbeiten. Eine vorbestehende neurotische Persönlichkeit bildet daher in zweifacher Hinsicht ein besonderes Risiko:
• Sie stellt ein Erkrankungsrisiko dar, indem sie die Resistenz gegenüber Stress und Belastung schwächt, weil die Flexibilität der Bewältigungsprozesse eingeengt ist.
• Sie beinhaltet ein Risiko zur neurotischen Weiterverarbeitung von reaktiven Störungen, sodass sekundäre neurotische Störungen entstehen können und das Krankheitsgeschehen fixiert wird.
Eine unzureichende Beachtung psychodynamischer Zusammenhänge und Hintergründe birgt die Gefahr, dass neurotische Störungen als reaktiv fehldiagnostiziert werden. In der Folge werden sie psychotherapeutisch unzureichend behandelt.

Reaktive und posttraumatische Störungen

Die Abgrenzung gegenüber posttraumatischen Störungen ist unscharf. Zwei Aspekte sind dabei zu berücksichtigen:
• Die äußeren Einflüsse, die bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen: Bei den reaktiven Störungen sind sie »milder«, während posttraumatische Störungen aus katastrophalen Erlebnissen entstehen. Allerdings ist die Abgrenzung nicht scharf. Zwischen schwerer psychosozialer Belastung und Traumaerleben bestehen fließende Übergänge.
• Die Art der Verarbeitung führt zu unterschiedlichen Ergebnissen: Bei reaktiven Störungen handelt es sich um eine allgemeine Schwächung der Abwehr- und Bewältigungskräfte, die sich wieder erholen, wenn die Belastung vorüber ist. Bei den posttraumatischen Störungen bricht die Abwehr völlig zusammen. Das bewirkt, dass keine Erlebnisbewältigung möglich ist und die traumatische Erfahrung als dissoziiertes Erleben abgespalten und abgekapselt wird und jederzeit wieder aufbrechen kann.

6.1 Belastungsreaktionen

Belastungsreaktionen sind reaktive psychische, körperliche und Verhaltensstörungen, die in einem unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit einer akuten psychosozialen Überforderung auftreten. Sie sind durch die besondere Art, Intensität und Plötzlichkeit der Belastung verursacht. Sie dauern an, solange die Belastung wirksam ist oder bis eine wirksame Bewältigung zum Tragen kommt, und klingen im Allgemeinen nach mehreren Stunden oder wenigen Tagen, selten auch erst nach einigen Wochen wieder ab. Im Allgemeinen hinterlassen sie keine Dauerfolgen.
ICD-10: F43.0 Akute Belastungsreaktion. Sie werden nach ICD unterteilt in drei Schweregerade: F43.00 leicht, F43.01 mittel und F43.2 schwer. Synonyme Bezeichnungen sind: Abnorme Erlebnisreaktion, akute Krisenreaktion, Konfliktreaktion, Schock. Belastungsreaktionen nach Verlusterlebnissen werden auch als abnorme Trauerreaktion bezeic...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Der Autor
  3. Titelseite
  4. Impressum
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. Einleitung: Das Arbeitsfeld der Psychotherapie und Psychosomatik
  8. Krankheit und Krankheitsentstehung
  9. Diagnostik
  10. Krankheitsbilder
  11. Behandlung
  12. Anhang
  13. Sachverzeichnis