Medizin ohne Moral
eBook - ePub

Medizin ohne Moral

Diagnose und Therapie einer Krise

  1. 432 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Medizin ohne Moral

Diagnose und Therapie einer Krise

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Pflegenotstand, Hausärztemangel, späte Termine, überfüllte Ambulanzen, Lieferengpässe der Apotheken, Hektik in Praxen und Krankenhäusern: Solche Mängel sind tägliche Realität. Es sind Etappen eines fatalen Ökonomisierungsprozesses und Auswege daraus sind nötig. Es muss wieder eine menschenzugewandte, kreative Medizin geben, in der nicht nur das Symptom, sondern der erkrankte Mensch im Mittelpunkt steht. Im Bogen von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft wird deutlich, wie sehr Medizin immer auch ein Teil der gesellschaftlichen Veränderungen ist.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Medizin ohne Moral von Dr. med. Freisleben Erich im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Médecine & Théorie, pratique et référence de la médecine. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Dr. med. Erich Freisleben
Medizin ohne Moral
Diagnose und Therapie einer Krise
In ehrendem Gedenken an die vielen Seelen, denen unser Land die Zukunft genommen hat, widme ich das Buch meinen Kindern und Enkelkindern.
ISBN 978-3-99025-423-3
Alle Rechte vorbehalten
© Freya Verlag 2020
printed in EU
Cover: © AdobeStock: Zoltán Pataki (Pillen), まるまる (Stoffhintergrund, Yevhenii (Binärcode) Cover-Rückseite: Georg Kolbe, Tänzerin (1911/12), Nationalgalerie Berlin, Aufnahmen aus dem Archiv des Georg Kolbe Museums. Abgebildet mit freundlicher Genehmigung des Georg Kolbe Museums, Berlin.
Layout: freya_art, Alyssa Kamoun
Lektorat: Dorothea Forster
Der Inhalt dieses Buches wurde mit größter Sorgfalt erstellt, doch wie jede Wissenschaft entwickelt sich auch die Medizin ständig weiter. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Inhalte kann keine Garantie übernommen werden. Eine Haftung des Autors und des Verlags für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist somit ausgeschlossen.
Inhalt

Prolog: Herr Staudinger und der Amtsschimmel

Vorbemerkung

Abschied von Hippokrates

Einleitung

Praxisalltag – der tägliche Turbo

Der Berufsanfang – Vom Wert, sich Zeit zu nehmen

Die Weggabelung – ein neues Medizinzeitalter bricht an

Der Niedergang einer menschengerechten Grundversorgung

Kontrollkultur und Bürokratisierung

Gesundheitsmanagement – Wie man Ärzte auf (Leit-)Linie bringt

Evidenz als Siegel und Kampfbegriff

Die Pharisäer – Ein Hauch von Zeitgeist-Schizophrenie

Das Leid mit den Leitlinien

Fallbeispiel „Nationale Leitlinie Nichtspezifischer Kreuzschmerz“

Das Justifizieren des Helfens

Die Beleidigung der Helfer

Qualitätslügen

Die Säule des Erfahrungswissens

Die tatsächliche Halbwertszeit des medizinischen Wissens

Der Nettogewinn des Fortschritts

Marketing und Fortbildungsverpflichtung

Die schöne Pharmavertreterin

Kommerziell kontaminiert

Patienten haben keine Lobby

Der Teufelskreis der Kostensteigerungen

Der langsame Abschied von menschlicher Nähe

Die Bedrohung der Selbstbestimmung

Die Manipulation des Patientenwillens

Behandlungsvielfalt und der Schutz vor Ausbeutung

Der leise Abschied von Hippokrates

Webfehler des Wissenschaftszeitalters

Der fehlende Begriff für das Besondere des Menschseins

Leerräume der Spiritualität

Fabulierende Wissenschaft

Das wissenschaftliche Weltbild und die Medizin

Dreißig Jahre Medizin auf den Punkt gebracht

Der Wert des Gesprächs

Gespräche im Angesicht existenzieller Bedrohung

Positive und negative Suggestion

Das Puzzle der Krankheitsentstehung

Die seelische Dimension der Organe

Der Tumor des Kampfes

Krebs aus ganzheitlicher Perspektive

Krebs und inneres Wissen

Krebs und bleierne Müdigkeit

Begleitung in den Tod

Unbehagen im Paradies

Abschied von den Mythen der Neuzeit

Erster Mythos: Die Wissenschaft ist neutral und „rein“

Zweiter Mythos: Die Technologie wird uns retten

Dritter Mythos: Wissen erzeugt automatisch Fortschritt

Vierter Mythos: Spezialistentum ist besser als Generalissimus

Fünfter Mythos: Alles ist Biologie

Zusammenschau:

Was können wir besser machen?

Umsteuern – wie würde das gehen?

Meine gesundheitspolitischen Bemühungen

Das Netzwerk Ganzheitsmedizin

Die verstandene Krankheit

Einleitung

Epochenwandel

Meine Krankheitserfahrung – Heilen mit Seele

Das Studium – Leistung, Freiheit und Verführungen

Erfahrungen mit der Psychotherapie

Arzt im Kiez – Begleiten statt belehren

Wo stehe ich persönlich?

Die Deutung von Krankheit

Salutogenese und die Kraft der Lebensenergie

Der Infekt als Mahnung zur Pause

Erfahrungen aus einer vergangenen Zeit

Schuppenflechte

Aurum und Ignatia

Asthma

Migräne und Spannungskopfschmerzen

Migräne und Tinnitus

Häufige Infekte

Ständige Halsentzündungen

Die Natur als Arzt

Beispiel eines gelungenen Methodenmixes

Die „Technik“ der ganzheitlichen Medizin – Schritte und Tipps

Der innere Dialog

Die Arbeitsschritte

Die Gesprächstechnik in der alltäglichen Psychosomatik

Gürtelrose

Kränkung und Ent-Täuschung

Ohnmacht und Schuld

Allergie

Herzkrankheiten

Schicksal

Selbstheilung durch Erinnern und Erkennen

Ein kompletter Behandlungsverlauf am Beispiel – die Krankenschwester

Eine Patientin, die niemand mochte

Das Ende der Ganzheitlichkeit

Medizin im Kranken Zeitalter

Einleitung

Die Dystopie – Der Patient als Rädchen in der geölten Medizinmaschinerie

Digitalisierung im Gesundheitswesen

Außer-sich-Sein

Außer-sich-Sein als Zeitphänomen

Zwecklogik und Expertokratie

Subjektivität und Wissen

Das menschliche Antlitz

Der Mensch als „Blaupause“

Zeitkrankheiten als Botschafter

Antwort auf die Zeitkrankheiten

Streitthemen der modernen Medizin

Wo wir schon einmal waren – Lernen aus der dunklen Vergangenheit

Der Zivilisationsbruch

Darwinismus und Sozialdarwinismus

Medizinischer Biologismus

Distanzierte Analytik

Internationaler Biologismus

Die Mission von Schuld

Die heutigen Stolpersteine

Die fehlende Trauerarbeit im Wissenschaftszeitalter

Wissenschaft und Ethik

Stellung von Wissenschaft im geistigen und realen Leben

Ein Ausflug in unser kulturelles Fundament

Wie wir den Turbo stoppen – praktische Schritte und eine Utopie

Die eigentlichen Bedürfnisse des Menschen

Freiheit

Loslassen

Verbundenheit

Entschleunigung

Wie wir dahin kommen

Moderne Märchen

Gewaltloser Widerstand

Lösungen für eine bessere Zukunft

Eine europäische Mission

Heiltrank für die Moderne

Eine zeitgemäße Vision

Epilog – Der letzte Tanz

Anhang

Danksagung

Nachwort

Mein Gedankenspiel: Wissen und Glauben – eine Quantenverschränkung?

Quellen und Verweise

Prolog: Herr Staudinger und der Amtsschimmel

Ein klein gewachsener, alter Herr schleppte sich mit letzter Kraft an der Hand seiner Begleiterin in den zweiten Stock des Altbaus im Berliner Wedding, der meine Hausarztpraxis beherbergt. Seine Lippen waren blitzeblau und seine Atmung ein einziges Röcheln. Sofort legten wir den uns bislang unbekannten Patienten auf eine Liege im Notfallraum. Trotz seines angeschlagenen Zustandes ließen uns die Personalien von Herrn Staudinger staunen: Mit einem Alter von 96 Jahren hätten wir nicht gerechnet! Sein EKG zeigte ausgeprägte Herzrhythmusstörungen.
„Ins Krankenhaus gehe ich auf gar keinen Fall!“, lauteten die ersten Worte, die er herausbrachte. Ich begriff schnell, dass er sich mit keinem Argument umstimmen lassen würde, denn selbst der Hinweis darauf, wie lebensbedrohlich die Situation war, ließ ihn kalt. Er wusste, was er wollte: „Tun Sie was, Herr Doktor!“ Eine Einweisung gegen seinen Willen wäre nicht statthaft gewesen, da er ohne Zweifel bei klarem Verstand war. Also tat ich, was ich gelernt hatte. Ich versorgte ihn intensivmedizinisch mit einem Tropf und verabreichte die entsprechenden Medikamente. Nachdem sich die schlimmsten Symptome seiner Lungenstauung gebessert und der Herzrhythmus sich stabilisiert hatte, seine Gesichtsfarbe wieder ins Rosige wechselte und seine Atmung ruhiger geworden war, fragte ich nach seinem Befinden.
„Ach Herr Doktor, das mit dem Herzen ist ja gar nicht so schlimm“, sagte er, „wenn nur nicht dieser Zeh wäre!“ Ich schaute hin. Sein rechter Zeh war weit nach oben durchgebogen. Vorsichtig griff ich nach ihm, um das vermeintlich ausgerenkte Glied in die richtige Position zu bringen. Kaum, dass ich ihn berührte, bewegte der alte Mann fröhlich sein Zehengelenk und amüsierte sich herzlich über meine Verblüffung: „Ach, ist das schön, wenn der Doktor lacht!“
Wie sich herausstellte, ermöglichte eine erblich bedingte Überbeweglichkeit seiner Glieder ihm, trotz seines Alters die Gelenke in Positionen zu bringen, die sonst nur Kleinkindern vorbehalten bleiben. Eine Fähigkeit, die er für gut inszenierte Scherze einzusetzen wusste.
Nach zwei weiteren Stunden hatte er sich so weit erholt, dass nun ein feiner, gewandt und würdevoll auftretender, alter Herr vor uns stand. Auf seinen Stock wie auf ein Zepter gestützt, verabschiedete er sich mit galanter Geste bei den jungen Helferinnen, nicht ohne ihnen zu versichern, wie wundervoll sie seien. Der Erstkontakt mit unserer Praxis war zu seiner Zufriedenheit verlaufen. Von diesem Tag an genossen wir sein uneingeschränktes Vertrauen.
Abgesehen von solch flüchtigen gesundheitlichen Krisen, meist in Form von Herzrhythmusstörungen, die ihn wie kurze Streiflichter an seine Endlichkeit erinnerten, war Herr Staudinger stets voller Lebenslust. Charmant zu allen Damen, unterhielt er das ganze Wartezimmer mit seinen Erzählungen. Seine um etliche Jahre jüngere Frau, die er erst von einem Jahrzehnt geehelicht hatte, hielt sich im Hintergrund und ließ ihn in seinem Element stumm gewähren, auch wenn sie die Geschichten schon unzählige Male gehört hatte. Er war eben so und nicht anders. So hatte sie ihn geheiratet und in Anbetracht seiner fast hundert Lebensjahre ersparte sie sich gelassen den Stress, hierbei noch Verhaltensänderungen zu erwarten.
Über die Jahre hinweg brauchte Herr Staudinger nur wenig medizinische Hilfe. Viele unserer Begegnungen in meinem Sprechzimmer bestanden in Unterhaltungen, in denen er mir seine Geschichten und Ansichten vermittelte. Der wichtigste therapeutische Effekt für seine Lebensphase war das für ihn tragende Gefühl, den richtigen Doktor im Rücken zu haben ... für alle Fälle. Eines Tages schenkte er mir die Kopie eines kleinen Meisterwerks aus seiner Hand. Als ehemaliger Graphiker ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Prolog: Herr Staudinger und der Amtsschimmel