Lernerautonomie aus Sicht von Lehrerinnen und Lehrern des Französischen
Ein Beitrag zur professionsbezogenen Subjektive-Theorien-Forschung
- 555 Seiten
- German
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Lernerautonomie aus Sicht von Lehrerinnen und Lehrern des Französischen
Ein Beitrag zur professionsbezogenen Subjektive-Theorien-Forschung
Über dieses Buch
Ziel dieser qualitativen Langzeitstudie ist es, Französischlehrkräften ei-ne Stimme zu geben und sie bei ihrer Aufgabe zu unterstützen, Lernerauto-nomie, und damit effizientes Lernen, zu fördern.Hierzu wurden ihre Subjektiven Theorien zum Großkonzept der Lerner-autonomie untersucht. Dabei dienten die Gegenstandsanalysen zur Lehrper-son und zur Lernerautonomie als Verständnishintergrund und Folie. Ange-sichts der Desiderata in Aus- und Fortbildung und der Tatsache, dass viele Lehrkräfte weder durch ihre Lern- noch durch ihre Lehrbiografie Lernerau-tonomie systematisch erfahren bzw. erforscht haben, zeigt sich die Relevanz der Studie und ihrer Forschungsfragen.Dadurch dass bei allen Interviewten dieselben Fragenbereiche impuls-gebend angesprochen wurden, konnten die komplexen Einzelfalldarstellun-gen zusammengeführt werden. Die Subjektiven Theorien der Interviewten erweitern einerseits das Konzept der Lernerautonomie um den Aspekt der Lehrkraft, die zur Lernerautonomie hinführt, und lassen andererseits für die Lehrerfortbildung Schwerpunkte zur Zusammenführung der wissenschaftlichen Daten und der Unterrichtspraxis erkennen.
Häufig gestellte Fragen
Information
1 Lehrperson
1.1 Zur Lehrerforschung in der Fremdsprachendidaktik
- allgemeine Persönlichkeitsfaktoren (veränderliche und unveränderliche Variablen, Lehrerrolle und Rollenkonflikte)
- fremdsprachenbezogene Lehrerfaktoren (bezüglich des Lehrgegenstands und der Rahmenbedingungen)
- lernergerichtete Prämissen und Normen (Kenntnisse über fremdsprachenunterrichtliche und außersprachliche Spezifika der Lerner, Lehrklima)
- methodische Prämissen und Normen (Einstellung zu und Kenntnisse und Analysen von Lehrwerken, Auswahl und Beurteilung von Inhalten, Kenntnis fremdsprachenunterrichtlicher Vermittlungsmethoden, Umgang mit und Einstellung zu technischen Medien, Unterrichtsstil, Übungsformen und Übungstypologien, institutionelle Vorgaben, Erfahrungen)
- Grundgedanken zur fremdsprachenmethodischen Umsetzung
- Die Lehrerausbildung sollte nicht nur beim persönlichen Verständnis und Wissen der Studierenden ansetzen, sondern sie auch in die Lage versetzen, ihr eigenes Denken zu artikulieren und zu analysieren, im Sinne eines kontinuierlichen Lernens (Gutiérrez Almarza 1996: 73–76; m. R. Calderhead 1988).
- Die Erforschung der eigenen Autobiografie und deren Reflexion führen zu einem besseren Verständnis der eigenen professionellen Entwicklung als Lehrkraft (Bailey et al. 1996: 27).Zur Rolle der Ausbildung von Fremdsprachenlehrern wird u. a. festgehalten:
- Zur Reflexion über die Unterrichtspraxis benötigt Lehrerausbildung den Diskurs in einer allgemeingültigen professionalisierten Expertensprache und darüber hinaus Praxiserfahrungen mit unterschiedlichen, von stärker angeleiteten bis hin zu echten, Rahmenbedingungen. Im Fokus sollte die kompetente Reflexion über die eigenen Unterrichtserfahrungen liegen und weniger das Unterrichtshandeln selbst (Freeman 1996a: 236–238).
- Kollaborative Ansätze können einen wesentlichen Beitrag zur Erforschung der eigenen Konzepte über das Lehren und Lernen liefern (Bailey 1996: 277–278; Kwo 1996: 312–314).
- Das Unterrichtshandeln einer Lehrkraft hängt davon ab, wie sie das Unterrichtsgeschehen interpretiert, und zwar auf der Grundlage ihrer eigenen Lern- und Lehrerfahrungen, ihres professionellen Wissens über und ihres allgemeinen Verständnisses von Unterricht sowie ihrer Persönlichkeit. Die Reflexion des eigenen Unterrichtshandelns auf der Grundlage dieser Faktoren trägt zur Weiterentwicklung als Lehrkraft bei (Ulichny 1996: 195; Smith 1996: 207).
- Das Unterrichtshandeln von Lehrkräften hängt stärker von den eigenen Überzeugungen und dem eigenen Erfahrungswissen ab als von Theoriewissen, das nur punktuell und in Abhängigkeit zu den eigenen Überzeugungen zum Tragen kommt (Smith 1996: 214).
- Erforschende und kollaborative Ansätze tragen wesentlich zu einer Professionalisierung beim Unterrichten bei (Burns 1996: 175–176; m. R. Allwright & Bailey 1991, Gebhard 1989 und Nunan 1991b).
- Die Professionalisierung beim Unterrichten ist ein fortwährender Entwicklungsprozess (Moran 1996: 153).
- Eine systematische Erforschung der Ausbildung und Entwicklung von Fremdsprachenlehrern ist bislang nicht erfolgt (m.R. National Center for Research on Teacher Education 1988: 27: „unstudied problem“). Dies liegt an einem fehlenden zugrundeliegenden allgemeingültigen Forschungskonzept (m.R. Freeman & Richards 1993).
- Beim Unterrichten handelt es sich um eine komplexe kognitive Aktivität (m.R. Floden & Klinzing 1990). Lehrkräfte sind Individuen, die durch ihre Unterrichtsaktivität lernen, formen und geformt werden (m.R. Freeman et al. 1983). Um den Prozess des Unterrichtens zu verstehen, müssen die Perspektive und das Wissen von Lehrkräften miteinbezogen werden (m.R. Elbaz 1991).
- Unabhängig vom Unterrichtshandeln und seinen Resultaten muss das Unterrichten selbst erforscht werden; dazu gehören die Rolle und die Persönlichkeit des Lehrers, die Verortung des Faches Fremdsprachen und die Frage nach den unterschiedlichen Unterrichtskontexten und den Lernern. Gleichzeitig sollte die Lehrerausbildung erforscht werden, und zwar in dem Sinne, wie sie Lehrkräfte dazu befähigt zu unterrichten.
- Freeman (1996b) befürwortet die Pluralität von unterschiedliche Konzepten und Verfahren, um den Lernprozess von Lehrkräften beim Fremdsprachenlernen zu erforschen, ansetzend bei:
- den Entscheidungen der Lehrkraft (bei der Unterrichtsplanung und -durchführung: „the decision-making framework“)
- dem Verständnis und der Perspektive der Lehrkraft (durch Erzählungen und Biografie, Interviews und Beobachtungen oder Lerntagebücher: „understanding teachers‘ mental worlds and their relationship to teaching practice“)
- weiteren Faktoren, wie den sozialen Rahmenbedingungen, Zeit und Unterrichtserfahrung oder der sprachlichen Interaktion im Klassenraum
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einführung: Stimmen zur Lernerautonomie – Ziel und Zweck der Studie
- Teil I Lehrperson und Lernerautonomie in der fremdsprachendidaktischen Professionalisationsforschung
- 1 Lehrperson
- 2 Lernerautonomie (LA)
- Teil II Forschungskonzept und Forschungsmethode
- 1 Studien und Stimmen aus der Praxis
- 2 Folgerungen für das leitfadengestützte Interview meiner Studie
- 3 Subjektive Theorien als Forschungskonzept in der Sprachlehr- und Sprachlernforschung
- 4 Design der vorliegenden Untersuchung
- Teil III Einzelfalldarstellungen
- 1 Monika Hellweg-Lenz (MHL): „Zur LA in ganz kleinen Schritten“
- 2 Thomas Weber (TW): „Ich sag’ euch, wo der Weg ist, aber laufen tut bitte alleine, weil ich trag’ euch nicht.“
- 3 Sylvia Rösner (SR): „LA – Das wäre ja der Idealfall, dass die Schüler wirklich auf den Lehrer zukämen.“
- 4 Anja Kesch (AK): „LA – Es ist wie eine Hürde, über die man gerne drüber möchte.“
- 5 Caterina Pecorari (CP): „Man muss ihnen die Freiheit beibringen.“
- 6 Zwei Kurzdarstellungen
- 6.2 Véronique Elbert (VE): „Technische Hilfestellung zum Selberlernen geben.“
- Teil IV Die Einzelfalldarstellungen in der Zusammenschau
- 1 Das Verständnis von LA aus der Sicht der Interviewten
- 2 Das Verständnis von LA aus der Sicht der Interviewten im Vergleich zur fachdidaktischen Forschung
- 3 Der eigene Französischunterricht aus der Sicht der Interviewten – Zentrale Grundgedanken und der Stellenwert von LA
- 4 Sicht der Interviewten auf die Umsetzung bzw. Förderung des autonomen Fremdsprachenlernens im eigenen Unterricht
- 5 Die Förderung des autonomen Fremdsprachenlernens – die Sicht der Interviewten im Vergleich zur fachdidaktischen Forschung
- 6 Fazit
- Teil V Konsequenzen für die Lehrerbildung – Ausbildung, Fortbildung, Materialien und Schulkultur
- a) Lehrerbildung und die Stärkung von Lehrkompetenzen zur Förderung von LA
- b) Materialangebot für den Unterricht
- c) Konzepte der Lehrerbildung
- d) Schulkultur
- Teil VI Bilanz und Ausblick
- a) Antworten auf die Forschungsfragen
- b) Einordnung der Erträge in den Forschungsstand
- c) Reichweite der Erträge und offene Fragen
- d) Die fachdidaktische Bedeutung der Studie, insbesondere für die Französischdidaktik
- e) Weitere Forschung
- Literatur
- Anhang
- I Fragebogen zu persönlichen Daten
- II Leitfadengestütztes Interview – Beispiele für Fragen
- III Strukturbilder
- 1 MHL: Französisch lernen in der Schule
- 2 TW
- 3 SR: Bedingungen für gutes Lernen
- 4 AK: Mein Weg
- 4 AK: Mein Weg – Fortsetzung
- 5 CP: LA
- 6 GCB: Mein Schulleben
- 7 VE: LA – In der Sprache zurechtkommen
- IV Zusätzliche Fragen anlässlich der Evaluation durch die Interviewpartner
- 1 Nachfragen an MHL
- 2 Nachfragen an TW
- 3 Nachfragen an SR
- 4 Nachfragen an AK
- 5 Nachfragen an CP
- 6 Nachfragen an GCB
- 7 Nachfragen an VE
- Fußnoten