IN DIESEM KAPITEL
- Gut angezogen ohne Kunstfaser: Kleidung aus natürlichen Rohstoffen
- Die Welt der Chemiefasern
- Funktionelle Outdoor-Kleidung ohne Kunststoff
Wissen Sie, woraus die Kleidung besteht, die Sie in Ihrem Schrank haben? Vermutlich sind viele Stücke aus Baumwolle dabei, aber ebenso wahrscheinlich auch etliche aus Mischgeweben oder reinen Kunstfasern. Oft ist das Baumwoll-T-Shirt nämlich gar nicht aus reiner Baumwolle, sondern ein Mischgewebe aus Baumwolle und Synthetikfasern. Diese kommen in Kleidung sehr häufig vor. Bei der Entsorgung stellen sie ein Problem dar, da sie sich nicht voneinander trennen lassen und dadurch nicht zu recyceln sind. Mischgewebe und Kunstfasern sind in der Textilindustrie beliebt, denn mit ihnen lassen sich Produkteigenschaften positiv verändern. So wird aus dem festen Denim-Stoff ein elastisches Gewebe und aus einem einfachen Hemd ein bügelfreies. Möchten Sie plastikfreie Kleidung kaufen, müssen Sie ganz genau hinsehen und das Etikett studieren.
Natürlich gekleidet
Um auf Kunststoff in der Kleidung zu verzichten, können Sie auf eine ganze Reihe natürlicher Materialien zurückgreifen. Sie alle haben unterschiedliche Eigenschaften und eignen sich für unterschiedliche Arten von Kleidung.
Baumwolle
Baumwolle ist atmungsaktiv, reißfest, saugfähig und angenehm auf der Haut zu tragen. T-Shirts, Sweatshirts, Jeans, Socken und Unterwäsche werden beispielsweise aus ihr hergestellt. Gewonnen wird sie aus den Samenhaaren der Baumwollpflanze. Die Naturfasern lassen sich zu dünnen Fäden spinnen, aus denen dann Stoff und später Textilien entstehen. Bis es so weit ist, verbraucht die Pflanze enorme Mengen Wasser und wird im konventionellen Anbau stark mit Pestiziden behandelt, da sie sehr anfällig für Schädlinge ist.
Bis zu 150 Gramm Pestizide werden eingesetzt, um die Baumwolle für ein einziges T-Shirt zu gewinnen. Bei der weiteren Verarbeitung der Faser zum bunt bedruckten Stoff kommen häufig noch weitere giftige Chemikalien hinzu.
Greifen Sie deshalb besser zu Biobaumwolle. Bei ihrem Anbau kommen weder Pestizide noch Düngemittel noch gentechnisch verändertes Material zum Einsatz. Damit haben Sie allerdings noch kein reines Bioprodukt erworben, denn zertifizierte Biobaumwolle garantiert lediglich, dass der Anbau unter ökologischen Gesichtspunkten erfolgte. Darüber, wie sie weiterverarbeitet wurde, sagt die Bezeichnung »Biobaumwolle« nichts aus. Hierüber geben andere Textilsiegel Auskunft.
Die Begriffe »bio«, »öko« und »aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA)« sind analog zu den Lebensmittelkennzeichnungen auch für Textilrohstoffe, wie zum Beispiel Baumwolle oder Hanf, gesetzlich geschützt.
Leinen
Leinen wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen. Das Material hat einen natürlichen Glanz und wirkt feuchtigkeitsregulierend. Es schließt kaum Luft ein, ist flusenfrei, schmutzabweisend, bakterizid – das heißt, es tötet Bakterien ab – und antistatisch. Leinen wirkt im Sommer angenehm kühl auf der Haut. Für den Flachsanbau werden nur wenig Wasser, Dünger und Pestizide benötigt. Wie bei der Baumwolle verzichtet der kontrolliert biologische Flachsanbau auf chemische Düngemittel und Pestizide. Leinen ist biologisch abbaubar.
Hanf
Hanf wird aus den Stängeln der Hanfpflanze gewonnen. Pflanzenschutzmittel und Pestizide müssen im Anbau nicht eingesetzt werden und die Pflanze ist sehr wassergenügsam. Das macht Hanf zu einer äußerst umweltschonenden Faser mit einer hervorragenden Ökobilanz. Hanf wächst schnell und ist sehr reißfest. Kleidung daraus ist sehr langlebig und zudem schützt sie den Träger vor schädlichen UV-Strahlen.
Wolle
Schafwolle ist ein tierisches Naturprodukt und wird seit Urzeiten zur Herstellung von Kleidung benutzt. Als nachwachsender Rohstoff ist sie biologisch abbaubar und hat viele positive Eigenschaften. Unter anderem kann Kleidung aus Wolle kühlen oder wärmen – je nach Außentemperatur. Sie ist atmungsaktiv, kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen, ist elastisch und bindet unangenehme Gerüche. Schafwolle wirkt außerdem wasser- und schmutzabweisend und ist schwer entflammbar.
Biowolle stammt aus kontrolliert biologischer Tierhaltung, kurz: kbT. Deren Richtlinien verlangen, dass weder Pestizide noch Mineraldünger auf Schafweiden eingesetzt werden. Auch beim Futter und dem Einsatz von Medikamenten gibt es strenge Auflagen. Wie bei Baumwolle wird jedoch lediglich der Rohstoff als »bio« gekennzeichnet. Über die weitere Verarbeitung und Chemikalien, die zum Einsatz kommen, um das Produkt zum Beispiel vor Motten oder Verfilzen zu schützen, ist dadurch noch keine Aussage getroffen. Auch hier bieten zusätzliche Textilsiegel eine gute Orientierung.
Leder
Leder ist zwar ein echtes Naturprodukt, allerdings wird es mit vielen chemischen Substanzen behandelt, bis es als fertiges Produkt in den Verkauf kommt. Dabei lässt sich Leder auch mit pflanzlichen Stoffen wie Eichenrinde oder Rhabarberwurzeln gerben, allerdings ist das teurer und dauert länger. Dafür ist das fertige Leder dann auch frei von Giftstoffen. Pflanzlich gefärbtes Leder wird manchmal als Bioleder bezeichnet, aber dieser Begriff ist nicht gesetzlich geschützt und kann je nach Hersteller unterschiedlich verwendet werden.
Seide
Seide wird aus den Kokons der Seidenspinnerraupen gewonnen. Sie werden dazu mit heißem Wasser übergossen oder mit heißem Dampf behandelt, sodass die Raupen im Inneren des Kokons absterben. Wildseide stammt von den Schmetterlingsarten Eichenseidenspinner und Tussahspinner. Sie wird erst gewonnen, nachdem die Raupen geschlüpft sind.
Seide ist leicht und luftig und hat eine besonders glatte und glänzende Oberfläche. Wildseide wirkt gröber und hat kleine Knötchen und Knubbel, die dem Gewebe mehr Struktur geben.
Bioseide wird wie Wolle nach den Richtlinien für kontrolliert biologische Tierhaltung (kbT) gewonnen. Dieser Standard steht für den Verzicht auf Pestizide und die Seide wird ausschließlich mit umweltschonenden Farbstoffen und Chemikalien weiterverarbeitet. Bioseide ist nur selten erhältlich.