Die Abenteuer des Tom Sawyer
eBook - ePub

Die Abenteuer des Tom Sawyer

  1. 188 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Die Abenteuer des Tom Sawyer

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die Abenteuer des Tom Sawyer ist eine typische Lausbubengeschichte und spielt in der Mitte des 19. Jahrhunderts in dem fiktiven Ort St. Petersburg in Missouri am Ufer des Mississippi. Der Waisenjunge Tom lebt bei seiner Tante Polly, zusammen mit seinem Halbbruder Sid, seiner Cousine Mary und dem schwarzen Sklaven Jim. Sid ist brav und verpetzt Tom bei jeder Gelegenheit. Tom hingegen schwänzt gern die Schule, prügelt sich und treibt sich mit seinem besten Freund Huckleberry Finn herum. Dieser hat keinen festen Wohnsitz; seine Mutter ist tot, sein Vater ist ein stadtbekannter Trinker.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Die Abenteuer des Tom Sawyer von Mark Twain im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Literature & Classics. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2016
ISBN
9783958496064

Sechstes Kapitel.

Der Montagmorgen fand Tom höchst übler Laune. Jeder Montagmorgen fand ihn so, denn er eröffnete eine neue Woche voll von Schul-Leiden und -Sorgen.
Stets wurde dieser Tag mit Seufzen begonnen; er hätte in diesem Augenblick gewünscht, daß es gar keine die Woche unterbrechenden Feiertage geben möge; denn doppelt schwer war es danach, sich in neue Sklaverei und Fronarbeit zu begeben.
Tom lag und dachte nach. Plötzlich kam ihm dann der Wunsch, krank zu sein, um zu Hause bleiben zu können. Das war ein Gedanke. Er überlegte sich die Sache. Aber er konnte keine Krankheit finden und grübelte und grübelte. Einmal glaubte er Anzeichen von Kolik zu entdecken und fing bereits an, sich trügerischen Hoffnungen hinzugeben. Aber bald wurden diese Symptome wieder schwächer, um endlich ganz zu verschwinden. Also mußte er weiter denken. Plötzlich entdeckte er etwas. Einer seiner Oberzähne war locker. Das war ein Glücksfall. Er war im Begriff, anzufangen zu stöhnen („Starter“ pflegte er eine solche Improvisation zu nennen), als ihm noch rechtzeitig einfiel, daß seine Tante, wenn er damit zutage trat, den Zahn ganz einfach ausziehen würde, und das würde weh tun. So nahm er sich vor, die Sache mit dem Zahn in Reserve zu halten und nach etwas anderem zu suchen. Während einiger Zeit wollte ihm nichts einfallen, dann aber entsann er sich, den Doktor von einem gewissen „Etwas“ reden gehört zu haben, das zwei oder drei Wochen auf einem Patienten gelastet und ihn beinahe einen Finger gekostet habe. So zog er seine wunde Zehe unter der Bettdecke hervor und unterzog sie einer genauen Untersuchung. Jetzt aber wußte er nicht, welches die nötigen Symptome seien. Immerhin schien sich hier eine Aussicht zu bieten, er fing also voll Geistesgegenwart an, zu stöhnen.
Aber Sid schlief felsenfest.
Tom stöhnte lauter und bildete sich ein, in seiner Zehe wirklich Schmerz zu empfinden.
Keine Wirkung auf Sid.
Tom fing an, vor Anstrengung Herzklopfen zu bekommen. Er machte einen letzten Versuch, sog sich voll Luft und stieß eine Reihe wundervoller Seufzer heraus.
Sid schnarchte weiter.
Tom wurde schlimm. „Sid, Sid,“ sagte er und stieß ihn an. Der Stoß wirkte, und Tom konnte wieder anfangen, zu stöhnen. Sid gähnte, streckte sich, richtete sich auf einem Ellbogen auf und begann Tom anzustarren. Tom stöhnte aus Leibeskräften.
Sid sagte: „Tom, du, Tom!“
Keine Antwort.
„So hör doch, Tom, Tom! Was hast du, Tom?“
Und er stieß ihn an und schaute ihm ängstlich ins Gesicht.
Tom mit kläglicher Stimme: „Tu‘s nicht, Sid. Stoß mich nicht!“
„Warum — was gibt‘s, Tom? Ich will Tante rufen.“
„Nein, nein! Es wird schon allmählich vorübergehen. Ruf niemand.“
„Aber, ich muß es tun! Stöhn‘ nicht so, Tom, es ist gräßlich! Wie lange dauert das schon?“
„Stundenlang! Au, au!! Stör‘ mich nicht, Sid, du wirst mich töten!“
„Tom, warum hast du mich nicht früher geweckt? Nicht, Tom, tu‘s nicht! Es geht mir durch und durch, das zu hören! — Sag, Tom!?“
„Ich vergebe dir alles, Sid. (Stöhnen.) Alles, was du mir mal getan hast. Wenn ich tot bin —“
„Tom, du bist verrückt, glaub‘ ich! Du sollst nicht sterben — nicht, Tom?“
„Ich vergebe allen, Sid. (Stöhnen.) Sag‘s ihnen, Sid. — Und Sid, meine gelbe Türklinke und meine Katze — die mit dem einen Auge — sollst du dem neuen Mädchen geben, das gestern gekommen ist, und sag‘ ihr —“
Aber Sid war in seine Kleider gefahren und war fortgelaufen. Tom stöhnte jetzt wirklich, so lebhaft hatte er sich alles eingebildet; so hatte sein Stöhnen einen ganz natürlichen Ton bekommen.
Sid flog hinunter und schrie: „O, Tante Polly, komm, Tom stirbt!“
„Stirbt?!“
„Ja doch! Komm doch nur schnell!“
„Ach Unsinn! Ich glaub‘s nicht.“
Trotzdem rannte sie die Treppe hinauf, Sid und Mary hinter ihr drein. Ihr Gesicht war ganz weiß, und die Lippen bebten. Am Bett angekommen, stieß sie aus:
„Tom, Tom! Was ist das mit dir?“
„Ach, Tante, ich —“
„Was ist mit dir? Was ist mit dir, Kind?“
„Ach, Tante, meine wehe Zehe tut so schrecklich weh!“
Die alte Dame fiel in einen Stuhl, lachte ein wenig, weinte ein wenig, dann beides gleichzeitig. Das erleichterte sie, und sie sagte: „Tom, wie hast du mich erschreckt! Aber nun fertig mit dem Unsinn, aufstehen!“
Das Stöhnen hörte auf, und der Schmerz wich aus der Zehe. Tom kam sich ein bißchen töricht vor und sagte kleinlaut: „Tante Polly, es schien schrecklich und tat so weh, daß ich sogar meinen Zahn darüber vergessen hatte.“
„So, deinen Zahn! Was ist denn mit deinem Zahn?“
„Einer ist lose und tut ganz schrecklich weh!“
„Na, schon gut, schon gut! Fang nur nicht wieder an zu stöhnen! Mund auf! Ja, der Zahn ist lose, aber du wirst nicht dran sterben. Mary, gib mir ein Stück Faden und eine glühende Kohle aus dem Ofen!“
„Ach, bitte, bitte, Tante,“ bettelte Tom, „nicht ausziehen, ‘s tut gar nicht mehr weh! Ich will nicht mehr aufstehen können, wenn‘s noch weh tut! Bitte, tu‘s nicht, Tante! Ich will ja gar nicht mehr aus der Schule bleiben!“
„Wirklich nicht? Also all der Lärm, weil du aus der Schule bleiben wolltest und fischen gehen, wahrscheinlich? Tom, Tom, ich habe dich so lieb, und du scheinst keinen anderen Wunsch zu haben, als mein altes Herz zu brechen mit deinen Torheiten!“
Inzwischen waren die zahnärztlichen Marterwerkzeuge gekommen. Die alte Dame legte das eine Ende der Schnur um Toms Zahn, das andere um den Bettpfosten. Dann nahm sie die Kohle und hielt sie plötzlich dicht vor Toms Gesicht. Im nächsten Augenblick hing der Zahn am Bettpfosten.
Aber jedes Unglück hat sein Gutes. Als Tom nach dem Frühstück zur Schule bummelte, war er der Gegenstand des Neides bei allen Jungen, denn die Lücke in seiner Zahnreihe befähigte ihn, auf ganz neue und wunderbare Weise auszuspucken. Bald hatte er ein ganzes Gefolge, das seinen Vorführungen mit höchstem Interesse beiwohnte. Und einer mit einem geschnittenen Finger, der bisher der Mittelpunkt der Verehrung und Bewunderung gewesen war, sah sich auf einmal ohne Anhänger und seines Glanzes beraubt. Das Herz wurde ihm schwer und eine Verachtung heuchelnd, die er nicht fühlte, meinte er, es wäre wohl was Rechtes, ausspucken zu können wie Tom Sawyer. Aber die anderen riefen ihm zu: „Saure Trauben!“ und er ging davon — ein gestürzter Held.
Kurz darauf begegnete Tom dem jugendlichen Paria des Dorfes, Huckleberry Finn, dem Sohn des Dorf-Trunkenboldes. Huckleberry war riesig verhaßt und gefürchtet bei allen Müttern des Ortes, denn er war unerzogen, ruchlos, gemein und schlecht — und deswegen von allen Kindern so bewundert und seine Gesellschaft so gesucht und ihr Wunsch so heiß, zu sein wie er. Tom war, wie alle wohlerzogenen Knaben, neidisch auf Huckleberrys freies, ungehindertes Leben und hatte strengen Befehl, nicht mit ihm zu spielen. Natürlich spielte er darum erst recht mit ihm, wo sich‘s tun ließ.
Huckleberry war stets in abgelegte Kleider Erwachsener gekleidet, und diese Kleider mußten jahrelang aushalten und flogen in Fetzen um ihn herum.
Sein Hut war eine trostlose Ruine, mit großen Lücken in dem herunterhängenden Rande. Sein Rock — wenn er einen hatte — baumelte ihm fast bis auf die Hacken und hatte die hinteren Knöpfe in der Höhe des Knies. Ein Tragband hielt seine Hosen. Der Hosenboden hing sackartig hinunter — ein luftleerer Raum, sozusagen. Huckleberry kam und ging, wie er mochte. Er schlief auf Türschwellen bei schönem Wetter und in Regentonnen bei schlechtem; er brauchte weder zur Schule zu gehen, noch zur Kirche, keinen Herrn anzuerkennen und niemand zu gehorchen. Er konnte fischen und schwimmen, wann und wo er nur wollte, und sich dabei solange aufhalten, wie es ihm beliebte. Im Frühling war er stets der erste, der barfuß lief und der letzte, der im Herbst sich wieder in das dumme Leder bequemte. Er brauchte sich weder zu waschen, noch reine Kleider anzuziehen. Fluchen konnte er herrlich. Mit einem Worte — was das Leben kostbar machte — er hatte es. So dachten alle die wohlerzogenen, sittsamen, respektablen Buben in St. Petersburg.
Tom rief den romantischen Helden sofort an: „Holla, Huckleberry!“
„Holla, du, wie geht‘s dir?“
„Was hast du da?“
„Ne tote Katze.“
„Laß sehen, Huck. Donnerwetter, wie steif sie ist! Woher hast du die?“
„Von ‘nem Jungen gekauft.“
„Was hast du dafür gegeben?“
„Einen blauen Zettel und eine Schweinsblase aus dem Schlachthaus.“
„Und woher hattest du den blauen Zettel?“
„Vor zwei Wochen von Ben Rogers für einen Stock gekauft.“
„Sag — was machst du mit der toten Katze?“
„Was? Warzen heilen.“
„So. Wirklich? Ich weiß was Besseres.“
„Wird was sein! Was ist‘s denn?“
„Na — faules Wasser!“
„Faules Wasser! Geb dir keinen Heller für dein faules Wasser!“
„So, nicht? Hast du‘s vielleicht probiert?“
„Ich nicht, Bob Tanner.“
„Wer hat dir das gesagt?“
„Na, er hat‘s Jeff Thatcher gesagt, und Jeff hat‘s Johnny Baker gesagt, und Johnny dem Jim Hollis, und Jim Hollis dem Ben Rogers, und Ben sagte‘s ‘nem Neger, und der hat‘s mir gesagt. So, nun weißt du‘s!“
„Na, weißt du, die haben alle gelogen. Alle, bis auf den Neger, den kenn ich nicht. Aber ich hab‘ nie einen Neger gesehen, der nicht gelogen hätte. Aber sag‘ doch, wie macht‘s Bob Tanner denn, Huck?“
„Na, er nimmt seine Hand und taucht sie in einen verfaulten Baumstumpf, worin faules Wasser ist.“
„Am Tage?“
„Natürlich!“
„Mit dem Gesicht nach dem Baum?“
„Ja — das heißt, ich glaube.“
Sagte er was?“
„Ich glaube nicht — aber ich weiß nicht.“
„Na — der will darüber sprechen, wie man Warzen heilt — so ein alter Schafskopf! Da hätt‘ er auch sonst was tun können! Also, du mußt mitten in den Wald gehen, wo du weißt, daß ein Baumstamm mit faulem Wasser ist, und gerade um Mitternacht mußt du das Gesicht gegen den Baum wenden und die Hand hineinstecken, und dann sagst du:
‚Ist das Wasser faul und dumpf —
Frißt‘s die Warz‘ mit Stiel und Stumpf!‘
und dann trittst du langsam zurück, elf Schritt, mit geschlossenen Augen, und dann drehst du dich dreimal herum und gehst nach Hause, ohne mit jemand zu sprechen. Denn sonst hilft‘s nichts.“
„Ja, das kann sein; aber Bob Tanner hat‘s anders gesagt.“
„Na, weißt du, dann versteht er‘s halt nicht. Darum hat er auch am meisten Warzen von allen im Dorf, und er hätte nicht eine, wenn er das mit dem faulen Wasser wüßte, wie‘s ist. Ich hab‘ auf diese Weise tausend Warzen fortgekriegt, Huck. Ich bekomme so viel Frösche in die Hand, daß ich immer eine Masse Warzen habe. — Zuweilen mach‘ ich sie mit ‘ner Bohne ab.“
„Ja, Bohne ist gut, damit hab‘ ich‘s auch schon gemacht.“
„So? Wie machst du‘s denn?“
„Na, man nimmt die Bohne und schneidet sie durch, und dann schneidet man die Warze, bis Blut herauskommt, und dann läßt man das auf die eine Hälfte der Bohne tropfen, und dann nimmt man die und gräbt bei Vollmond am Kreuzweg ein Grab, und da tut man sie dann hi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort des Autors.
  2. Erstes Kapitel.
  3. Zweites Kapitel.
  4. Drittes Kapitel.
  5. Viertes Kapitel.
  6. Fünftes Kapitel.
  7. Sechstes Kapitel.
  8. Siebentes Kapitel.
  9. Achtes Kapitel.
  10. Neuntes Kapitel.
  11. Zehntes Kapitel.
  12. Elftes Kapitel.
  13. Zwölftes Kapitel.
  14. Dreizehntes Kapitel.
  15. Vierzehntes Kapitel.
  16. Fünfzehntes Kapitel.
  17. Sechzehntes Kapitel.
  18. Siebzehntes Kapitel.
  19. Achtzehntes Kapitel.
  20. Neunzehntes Kapitel.
  21. Zwanzigstes Kapitel.
  22. Einundzwanzigstes Kapitel.
  23. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
  24. Dreiundzwanzigstes Kapitel.
  25. Vierundzwanzigstes Kapitel.
  26. Fünfundzwanzigstes Kapitel.
  27. Sechsundzwanzigstes Kapitel.
  28. Siebenundzwanzigstes Kapitel.
  29. Achtundzwanzigstes Kapitel.
  30. Neunundzwanzigstes Kapitel.
  31. Dreißigstes Kapitel.
  32. Einunddreißigstes Kapitel.
  33. Zweiunddreißigstes Kapitel.
  34. Dreiunddreißigstes Kapitel.
  35. Vierunddreißigstes Kapitel.
  36. Fünfunddreißigstes Kapitel.
  37. Sechsunddreißigstes Kapitel.
  38. Schluß.