Herman Bang: Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus
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Herman Bang: Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus

  1. 542 Seiten
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Herman Bang: Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

In Herman Bangs Buch 'Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus' tauchen die Leser in eine Welt von dunklen Geheimnissen und menschlichen Abgründen ein. Bangs literarischer Stil zeichnet sich durch eine präzise und scharfsinnige Beschreibung der Charaktere und ihre psychologischen Motivationen aus. Die drei erzählten Geschichten sind eng miteinander verflochten und enthüllen die düstere Seite der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Mit einem unheimlichen Gespür für Details und unvergleichlicher Prosa führt Bang den Leser durch die düsteren Gassen von Kopenhagen und bringt Licht in die verborgenen Winkel der menschlichen Natur. Herman Bang, ein bedeutender Vertreter des literarischen Naturalismus, hat durch seine Werke die dänische Literaturszene nachhaltig geprägt. Seine eigene Lebensgeschichte als homosexueller Mann in einer konservativen Gesellschaft reflektiert sich in seinen Werken, die immer wieder die gesellschaftlichen Normen und Tabus herausfordern. Mit 'Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus' bietet Herman Bang den Lesern einen faszinierenden Einblick in die dunkle Seite des menschlichen Seins und eine meisterhafte Darstellung der psychologischen Abgründe, die uns alle zu Teufeln machen könnten. Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für die literarische Entdeckung der menschlichen Natur interessieren und sich von tiefgründigen und düsteren Geschichten fesseln lassen möchten.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9788027213085

Das graue Haus

Inhaltsverzeichnis

Roman

»Die Erde erkaltet einmal –
so gut wie der Mensch.«
Tel! me the talee,
that to me were so dear,
long long ago,
long long ago.

Inhalt

Erster Teil
Zweiter Teil
Dritter Teil

Erster Teil

Inhaltsverzeichnis

Seine Exzellenz richtete sich in dem Föhrenholzbette empor und zündete sein Licht an. Dann stand er auf. Er übergoß sich mit Wasser während er sich im Spiegel betrachtete: der Körper war knorrig und stark wie ein alter Balken; an der weißen Wand zeichnete er sich ab wie der Schatten eines Riesen.
Seine Exzellenz kleidete sich an und ging hinein. Er ging mit dem Licht in der Hand durch die vielen Zimmer. Bronzen, Piedestale und Ehrengeschenke standen in Laken gehüllt. Sie ragten so seltsam aus dem Dunkel hervor, als ginge die Exzellenz unter lauter Gespenstern durch die Räume.
An der letzten Tür blieb er einen Augenblick stehen und lauschte. Drinnen wurde gesprochen. Es war Ihre Gnaden, die im Schlaf sprach. Im Schlaf glaubte Ihre Gnaden sich immer auf alten Bällen und tanzte mit Durchlauchten, die tot waren.
Seine Exzellenz blieb stehen, während seine erhobene Hand wie mit geballter Kralle die Portiere umfaßte: es war eine Schwäche von ihm, den Reden Ihrer Gnaden zu lauschen, wenn sie schlief.
Plötzlich stellte er das Licht fort und öffnete die Tür. Im Dunkeln ging er auf das Bett Ihrer Gnaden zu.
Ihre Gnaden sprach weiter – und noch lauter, während Seine Exzellenz lauschte:
»Weimar, Weimar,« wiederholte Ihre Gnaden.
Seine Exzellenz stand noch immer da wie eine Säule.
»Ja, Hoheit,« sagte Ihre Gnaden.
Seine Exzellenz wandte sich und schloß die Tür und ging weiter.
Seine Hände zitterten, während er die eiskalte Lampe umfaßte und anzündete, ehe er sich an seinen Tisch setzte. Er zog Schubladen aus und ein, und er nahm die großen, blauen Bogen hervor, bog einen Rand und fing an zu schreiben.
Er schrieb, den Kopf vorgebeugt und mit zusammengekniffenen Augen, als wolle er die Sehkraft erzwingen, während die linke Hand auf dem Papier lag, blauweiß und schwer, wie aus Blei; und er schrieb und schrieb ohne Pause, mit heftiger oder erbitterter Feder, Seite auf Seite, Blatt auf Blatt und schleuderte die Bogen dann zur Seite.
Kein Laut war zu hören, nur das Sieden der Öllampe.
In dem matten Licht sahen die Örsteds und Mynsters und Hvides so seltsam halbverwischt aus, wie sie rund herum in der Stube an den Wänden hingen, auf den blassen Lithographien, in ihren goldenen Rahmen, ordengeschmückt, im Ornat, offiziell – verstorben und still.
Die Exzellenz hatte sich im Stuhl zurückgelehnt.
»Ach ja, ach ja.
Ach ja, ach ja,« klang es durchs Zimmer.
Und wieder schrieb er.
Der Tag begann durchzudringen, und sein kaltes Licht mischte sich mit dem der spärlichen Lampe. Der mächtige Schädel Seiner Exzellenz ragte immer noch über seinen Tisch empor.
Der Diener kam herein, beugte seine mürben Knie vor dem Kachelofen und brachte die großen Scheite zum Brennen. Das Feuer beleuchtete die bräunliche Perücke – sie hatte so merkwürdig hochstehende Ränder – und das Gesicht, dessen Mund inmitten der hundert Runzeln an ein zusammengeklapptes Messer erinnerte.
Die Exzellenz hörte ihn nicht. Der Diener brachte den Tee zusammen mit der Morgenzeitung, und plötzlich drehte die Exzellenz sich um.
»Laß sie das zusammenheften,« sagte er und reichte dem Diener die blauen Blätter.
Der Diener Georg ging, während die Exzellenz den kochend-heißen Tee in einem Zuge schluckte – Kälte oder Wärme schien der uralte Leib nicht mehr zu spüren.
Draußen in der Küche nähte Sophie. Sie saß bei der Lampe und heftete mit einem langen schwarzen Faden die beschriebenen Blätter zusammen, mit einer Hand, die wie lauter rote Knochen aussah.
»Schreibt er?« fragte sie.
Der Diener nickte.
»Ja so.«
Die Bornholmer Uhr neben dem Küchentisch tickte langsam und schwerfällig. Es war, als hole sie jede zögernde Sekunde mühsam und stöhnend aus einem unendlichen Brunnen herauf. Die Bornholmer war die einzige Uhr im Hause, die ging. Die andern waren stehen geblieben.
Georg brachte die zusammengehefteten Blätter zurück, und die Exzellenz zog Schubladen aus und Schubladen ein. Sie waren alle voll von Heften derselben Art. Die Morgenzeitung ließ er liegen. Er las keine Zeitungen mehr:
»Passiert etwas?« sagte er.
»Was passiert?« sagte Seine Exzellenz, »sie bauen ein paar Häuser mehr, in denen sie gegen sich selber sündigen können.«
»Nimm sie fort,« sagte er.
Der Diener nahm sie fort, um sie für Ihre Gnaden zu verwahren. Ihre Gnaden ließ sich täglich von ihrer Gesellschaftsdame die Rubrik: Leerstehende Wohnungen vorlesen.
Punkt neun Uhr klingelte es, und die eiserne Glocke klang so seltsam weit ins Haus hinein; es war der Enkel.
»Exzellenz zu Hause?« sagte er.
»Ja,« antwortete Georg, und er hängte die Sachen des jungen Mannes auf denselben Haken wie gestern.
»Du hast geschrieben,« sagte der junge Mann und neigte den Kopf.
Der Alte drehte sich um.
»Ja,« und die Stimme klang heftig.
»Wie gewöhnlich. Man schreibt und verschwendet Tinte, wenn man nicht mehr leben kann. Mit Schwarz auf Weiß kann man sich die Menschen zurechtstutzen, wie man will. Da machen sie nicht mehr Dummheiten, als man ihnen erlaubt.«
»Hast du gefochten?« fragte er plötzlich.
»Ja.«
Mit einem Blick, der eine eigentümliche und plötzliche Kraft annahm, sagte Seine Exzellenz:
»Du bist ein Spätgeborener. Du mußt dich in acht nehmen.«
Während er fortfuhr, das Gesicht des Enkels zu betrachten, worin die Lippen in all der Blässe wie Blut so rot waren, sagte er mit derselben Stimme wie vorher:
»Ich weiß auch nicht, wie wir die Rasse in die Familie bekommen haben.«
Der Enkel, der den sehr schlanken Körper sehr gerade hielt, hob die dunkeln Augenlider ein wenig.
»Hast du an der Komödie geschrieben, Großpapa?« fragte er.
»Ja. Lies es vor.«
Der Enkel setzte sich in den großen Stuhl am Fenster und fing an zu lesen – sehr laut, damit Seine Exzellenz ihn hören konnte.
»Was, sagst du, steht da?« rief Seine Exzellenz.
Der Enkel las lauter und bemühte sich, die unleserliche Schrift zu ergänzen, wo Buchstaben vergessen und Sätze ausgefallen waren.
»Was steht da?«
Der Enkel las weiter.
»Nein,« rief Seine Exzellenz, »laß mich selbst.«
Er ergriff die Bogen. Und zornig und zum Licht vorgebeugt, versuchte er selbst, alle die Sätze zu lesen, die er schon vergessen hatte.
»Nein,« sagte er plötzlich, »ich kann nicht. Die Augen sind schuld. Die Augen wollen nicht.«
Er legte das Manuskript aus der Hand.
»Die Augen wollen nicht mehr.
Leg es fort.«
Der junge Mann nahm die blauen Bogen und legte sie in eine Schublade neben die andern.
Die Exzellenz folgte seinen Händen mit den Augen.
»Es sind viele,« sagte er.
»Ja, Großpapa.«
Die Exzellenz hatte die Augen geschlossen. Die Zeit war vorbei, wo Seine Exzellenz zu den Verlegern fuhr. Jahrelang war er von Tür zu Tür gefahren, hatte Manuskripte verschickt und hatte sie wiederbekommen. Nun hatte er es aufgegeben.
»Das Papier ist zu teuer geworden, mein Junge,« sagte er.
Seine Dichtungen wurden nicht mehr gedruckt. Es mußten denn schon ein paar Grabverse sein, auf ein Enkelkind oder einen Freund, der einmal berühmt gewesen und nun vergessen war. Das Regierungsblatt druckte zuweilen solch ein Gedicht hinten in der Zeitung ab, mit sehr kleinen Buchstaben.
»Du solltest deine Erinnerungen schreiben, Großpapa,« sagte der Enkel – seine Stimme war, wenn er nicht auf sie achtete, fast beängstigend weich, und er schlo...

Inhaltsverzeichnis

  1. Herman Bang: Die vier Teufel, Das graue Haus & Das weiße Haus
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Die vier Teufel (1890)
  4. Das graue Haus
  5. Das weiße Haus (1910)