Erkenne Muster, besiege Stress und Angst
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Erkenne Muster, besiege Stress und Angst

  1. 58 Seiten
  2. German
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Erkenne Muster, besiege Stress und Angst

Angaben zum Buch
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Extreme Stress-Belastung gehört zu unserem Alltag, wie der schnelle Kaffee am Morgen und das hastige Mittagessen. Wir teilen unser Leben in Beruf und Freizeit, scheitern an der sauberen Trennung und geben alle Bemühungen um eine Balance auf. Wir hetzen Terminen hinterher und leben in ständiger Erreichbarkeit. Freizeit ist keine freie Zeit, sondern der Zeitrahmen zur Wiederherstellung nach einer völligen Erschöpfung. Ständig, immer wieder, Tag für Tag, Woche für Woche. Stress macht krank. Depression, Burnout, Schlaganfall und Herzinfarkt werden zu Volkskrankheiten. Einen erheblichen Beitrag dazu liefern Angst und Stress. Sie beherrschen das Leben im 21. Jahrhundert. Das vorliegende Buch deckt die Muster der Angst auf und geht der Ursache von Stress-Belastungen auf die Spur. Stress und Angst sind ein gefährliches Paar - nur wer sie aufspürt und bewusst bekämpft, kann sich von ihnen befreien. Das Ziel des Buches ist die einfache und gründliche Bekämpfung von Stress und Angst. Der Autor, Michael Weyl, zeigt Wege dazu auf und bietet Sofortmaßnahmen an. Er weiß wovon er redet, weil er ein ehemalig Betroffener ist. Michael Weyl, langjähriger Manager und Unternehmer, hat über Jahrzehnte im Dauerstress gelebt, bis ein Schlaganfall ihn gestoppt hat. Auf der Suche nach den Ursachen fing er an, Ängste zu analysieren und Stress genauer zu untersuchen. Heute ist er als Business Coach tätig und unterstützt Unternehmer und Führungskräfte bei Stressmanagement, Burnout-Prävention und Aktivierung ihrer Work-Life-Balance.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783961128600

Warum gibt es dieses Buch?

Dieses Buch entstand aus meinem persönlichen Antrieb heraus. Ich bin ein Stress-Opfer. Mit diesem Buch möchte ich anderen Menschen helfen, nicht in die Stress-Falle zu geraten.
Im Sommer 2015 erlitt ich einen Schlaganfall. Von der einen auf die andere Sekunde stellten sich viele meiner bisher lebensbestimmenden Schalter auf Null. Da gab es nur eine Alternative:
Neustart knapp über dem Nullpunkt
Die volle Tragweite dessen war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst. Und mir war auch noch nicht klar, warum mich der Schlaganfall „erwischt“ hatte.
Schnell stellte sich heraus, dass mein Schlaganfall einer der wenigen Fälle war, bei denen keine körperlichen Schäden zurückbleiben. Äußerlich war ich unversehrt. In meinem Kopf sah es anders aus. Dort schauten die Ärzte nur aus medizinischen Gründen hinein. Für sie sichtbare Schäden wurden begutachtet und wie auf einer Landkarte verzeichnet. Bei mir hatte der Blitz gleich mehrfach eingeschlagen. Drei große Bereiche im Hirn waren betroffen. Über die Auswirkungen gab es nur Vermutungen und auch über die Gründe konnte man nichts Genaues sagen. Mir wurde beigebracht, dass ich einen Schlaganfall hatte, dieser lebensbedrohlich war. Zum Glück würden keine körperlichen Schäden auf Dauer bleiben und ich solle mich in Zukunft gesund ernähren und aufhören zu rauchen. Für den Rest des Lebens hätte ich mich als hirnverletzt anzusehen und mich damit abzufinden. Über ein weiteres „warum kam es so weit“ gab es keine Erklärung. Auf meine Frage, ob langanhaltende und heftige Stress-Belastung ein Grund sein könnte, erntete ich Kopfschütteln. „Wir suchen organische Gründe,“ war die einzige Reaktion in dieser Richtung. Zum Glück fand man dann noch einen zu hohen Blutdruck. Die medizinische Welt war wieder in Ordnung.
Die nachfolgende Zeit war sehr schwer für mich, weil mir meine Umwelt so anders, so seltsam vorkam. „Das geht wieder vorbei, Sie brauchen Zeit.“ Dieser Satz begleitete mich wie ein falsches Mantra. Hätte ich damals schon gewusst, was ich heute weiß, wäre einiges anders gelaufen. Vielleicht. Wer aus einer hohen Stress-Belastung urplötzlich in ein Leben vollkommen ohne Stress „geworfen wird“, empfindet alles um sich herum als fremd. Es fühlt sich nicht richtig an. Es fehlt die täglich Droge „Stress“. Ich habe jedenfalls eine Art Entzug erlebt.
Wenn ich das gewusst hätte, was ich heute weiß ...
Es geht um die Jahre und Jahrzehnte vor meinem Schlaganfall. Es waren gute Jahre. Ich habe mich hervorragend gefühlt, ständig unter Strom, ständig auf der Droge Stress. Dabei, von mir unbemerkt, habe ich Ängste entwickelt, diese verdrängt, über sie hinweg weitere Schritte zu einer noch höheren Belastung gemacht. Ich habe nur einwandfrei funktioniert, wenn ich unter Stress stand. Für meine Spitzenleistungen brauchte ich die Droge Stress. Und ich war kein Einzelfall, sondern in „guter“ Gesellschaft. Ein gefähliches Phänomen. Wie man daran vorbei kommt, ist Gegenstand dieses Buches.
Der Text ist keine willkürliche Ansammlung von selbstdarstellenden Fragmenten. Ich habe mir lange und viele Gedanken gemacht, wie ich die Intension dieses Buches deutlich machen kann. Ich habe mich entschlossen, Ihnen als Beispiel zu dienen. Deshalb habe ich in der Einleitung mich selbst als Beispiel ausgewählt. Ich weiß wovon ich rede, wenn ich hier über die Muster von Angst und Stress schreibe. Ich weiß auch aus eigener Anschauung, wie harsch die Folgen sein können, wenn man die Muster nicht frühzeitig erkennt.

Machen wir eine Vereinbarung

Bücher, die ein verbessertes, erfolgreicheres und glücklicheres Leben versprechen, gibt es viele. Der Leser hat nur die Gebrauchsanweisung exakt einzuhalten und alles wird angeblich gut. Und wenn es nicht klappt? Dann hat der Leser nicht alles richtig gemacht. Schlampereien des Lesers. Unglaube oder gar Zweifel entbinden von jedem Heilsversprechen. Nach dieser Methode kann jeder Seelenfänger das Blaue vom Himmel herunter versprechen, ohne mit Folgen rechnen zu müssen. Nach diesem Strickmuster gibt es eine Menge Bücher. Ehrliche Autoren sagen schon im Klappentext, dass Misserfolge vorkommen können. Ist das vorliegende Buch ein solches Werk?
Lieber Leser, Sie erlauben, dass ich Sie persönlich anspreche? Sie haben dieses Buch ausgewählt, weil Sie in Ihrem Leben die Sache mit dem negativen Stress ändern möchten. Wenn es Ihnen plausibel erscheint, sind Sie bereit, Anpassungen vorzunehmen, eventuell sogar etwas in Ihrem Leben zu verändern. Sie sehen das als eine gute Methode, sich der Chance zu nähern, mehr aus Ihrem Leben zu machen. Gut. Leider kann ich Sie jetzt nur enttäuschen. Worte wie „etwas“, „möglicherweise“ und „eventuell“ behindern Sie. Nicht im unverbindlichen Tasten, sondern im beherzten Zugreifen finden Sie Ihre Chancen. Den Zupackenden und Beherzten gehört die Welt. Und wenn es um das Bekämpfen von negativem Stress geht, können Sie nur gezielt und konsequent vorgehen.
Suchen Sie in diesem Buch auch nicht nach der kompletten Gebrauchsanweisung für mehr Erfolg, ein besseres Leben, tiefere Entspannung und der totalen Entbindung aus jeder Stress-Beziehung. Wer das sucht, wird außer substanzlosen Träumen nichts finden. Sie finden hier auch keine Kopiervorlage zum Glück, sondern „nur“ viele Tipps die Ihre Mitarbeit erfordern. Ich gebe Ihnen Ratschläge, aber ich fordere Sie auf, diese an Ihre Gegebenheiten und Ihre Persönlichkeit anzupassen. Auch wenn ich das nicht ständig wiederhole, hoffe ich auf Ihren kreativen Umgang mit den Ratschlägen. Sie wirken, wenn sie auf die Persönlichkeit angepasst werden. Die Personalisierung liegt jedoch in Ihrer Verantwortung. Sie können dabei nichts falsch machen! Durchdenken Sie meine Tipps gründlich, dann finden Sie die Art und Weise, in denen aus Ratschlägen die für Sie passende Methode zur Stress-Kanalisierung geformt werden kann. Sind Sie bereit dazu? Abgemacht, dann sehe ich das als eine feste Vereinbarung zwischen uns an.

Positive und negative Signalworte

Tauchen wir ein ins aktive Stress-Management. Um zu erfahren wie Stress entstehen kann, wenden wir uns zunächst der Sprache zu, explizit einem einzigen Wort. Richten wir unsere volle Aufmerksamkeit auf dieses Wort. Wir betrachten jetzt das Wort „Fehler“.
Wenn wir Sprache und deren Anwendung analysieren, schaffen wir Klarheit über Reaktionen, die durch die Wortbildungen ausgelöst werden. Dies gilt für die gesamte Gesellschaft in einem gleichen Sprachraum. Ein gesprochenes Wort ist eine Botschaft, ein gehörtes Wort ist auch eine Botschaft. Es geht um senden und empfangen. Beides ist eine Kommunikation. Botschaften laufen auf verbaler und nonverbaler Ebene, die Sprachanwendung, also die verbale Ebene, ist der breiteste Bereich der Botschaftsgestaltung. Neben dem gesprochenen, nutzen wir auch das geschriebene Wort. Ersatzweise oder erweiternd verwenden wir auch bildliche Kommunikation, die auf ein sinngemäß fixiertes Wort zurück geht.
Bei der Botschaftsversendung an ein direktes Gegenüber, also bei der Auge-in-Auge-Kommunikation, können wir direkten Einfluss nehmen, wenn eine Botschaftsübermittlung missglückt. Alle nicht direkt übermittelten Botschaften tragen immer die Gefahr der missglückten Botschaftsübermittlung in sich. Häufig bemerkt der Sender gar nicht, dass die Botschaft auf dem Weg zum Empfänger beschädigt wurde, eventuell sogar verfälscht oder unvollständig beim Empfänger ankommt. Je abstrakter die Art der Übermittlung ist, um so mehr Beschädigungs- und somit auch Interpretationsspielraum haben Botschaften. Um hier möglichst gefahrlos zu agieren zu, ist die knappe und prägnante Kommunikation vorteilhaft. Je weniger Worte verwendet werden, um so weniger Gefahr für missglückte Kommunikation besteht. Die knappste und gleichzeitig zielgerichtete Kommunikation entsteht durch Verwendung von Signalworten.
Alles was wir wollen sind Reaktionen. Signalworte sind so tief im kulturellen Rahmen verankert, dass bereits die alleinige Verwendung Reaktionen auslöst. In diesem Rahmen gibt es positiv besetzte Signalworte und negativ besetzte. Positiv besetzte Signalworte gehen zumeist unmittelbar in den Wohlfühl-Bereich des Empfängers ein. So wird es recht einfach, den Empfänger im Sinne des Senders zu einer Handlung zu bringen. Die Werbung reizt diesen Mechanismus weitgehend aus. Dies ist auch der Grund, warum positive Signalworte immer weiter gesteigert werden. Mittlerweile scheint die Steigerungswut vollkommen die Verhältnismäßigkeit verloren zu haben. Gut, besser, am besten, optimal, am optimalsten, non plus ultra, ultra liquid. Steigerung bis zur Perversion, ultra liquid ist über-flüssig. Ein plumper Scherz. Aber haben Sie beim Lesen bemerkt, wie gelassen Sie dieser Steigerungswut gegenüber stehen? Keine weitere Reaktion, maximal ein Schulterzucken. Das Positive bleibt am äußeren Rand der Erinnerungsphäre hängen ... bis beim nächsten Einkauf von Waschmittel das Ultra Liquid wieder in den Sinn kommt. Was Sie erlebt haben ist ein Reizen im positiven Sinn, das zu Gelassenheit führt. Eine Grundregel unseres im Kulturkreis verankerten Reagierens auf Botschaften.
Wenden wir uns den negativ belegten Signalworten zu. Diese dringen schneller ins Bewusstsein des Botschaftsempfängers ein. Manche dieser negativen Signalworte lösen sogar unmittelbare Reaktionen aus, die messbar sind. Eines dieser Worte ist „Fehler“. Gehen wir diesem Signalwort nach und schauen auf die Reaktionen, die es ausgelöst.

Der Fehler und sein Potential

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Wenn jemand zu Ihnen sagt, „Sie haben da einen Fehler gemacht“, wie fühlen Sich sich? Ihr Gefühl hängt wohl davon ab, wer Sie auf den Fehler aufmerksam macht. Wenn ein Fremder mit großer Autorität das sagt, ist es Ihnen sicherlich wesentlich unangenehmer, als ein Hinweis durch einen nahestehenden Menschen. Wenn ein Mensch, den Sie besonders schätzen und zu dem Sie sich hingezogen fühlen, Sie auf einen Fehler aufmerksam macht, sind Sie dankbar.
Dies kommt daher, dass Sie zu diesem Menschen eine Art Urvertrauen aufgebaut haben. Sie wissen, dass dieser Fingerzeig Sie vor Folgen schützen kann. Auf jeden Fall ist der Vertraute keine richterliche Instanz, sondern hilft Ihnen und unterstützt Sie. Das Gefühl von Umsorgt sein setzt ein. Anders verhält es sich, wenn Menschen aus einem nichtumsorgenden Umfeld Sie bei einem Fehler „ertappen“. Fehler sind ein Makel und niemand macht gerne Fehler. Je geringer das Vertrauen ist, um so geringer ist die Fehlertoleranz und um so höher ist der Eigenanspruch der Fehlerlosigkeit. Ich wiederhole: Fehler sind ein Makel.
Jetzt erweitere ich meine Aussage: wer Fehler macht, ist schwach.
Wie groß im Sinne des sozialen Gefüges erscheint Ihnen derjenige, der im Blick der Öffentlichkeit fehlerlos ist und wie klein erscheint der fehlerbehaftete. Solche Bilder gehen uns automatisch durch den Kopf, wenn Fehler zur Sprache kommen. Und wie gut fühlt es sich an, wenn wir bei einem anderen Menschen auf Fehler zeigen können. Wer Fehler entdeckt, erweckt den Anschein selbst keine zu machen. Doppelt schön ist das Entdecken von Fehlern bei einem nicht zugetanen Menschen, ein richtiges Fest, wenn es sich um einen ausgemachten Feind handelt. Aber wehe, dieser Feind entdeckt einen Fehler bei Ihnen. Das geht sogar noch viel weiter - schon die geäußerte Vermutung eines Fehlers bringt Sie in Misskredit. Deshalb sind Sie bemüht, jede Blöße und jeden Fehler zu vermeiden und Feinden sogar die Möglichkeit zur Ausdeuten eines Fehlers zu nehmen. Sie wissen, jeder öffentlich gemachte Fehler ist ein Fleck auf Ihrer weißen Weste. Deshalb ist es ein ganz normales Verhalten, sich vorsorglich Verteidungungsstrategien zurecht zu legen. Im Vorgriff auf einen eventuellen Fehler werden möglichst allgemeingültige Argumentationsketten aufgebaut, die einzig und alleine den Zweck eines mittelalterlichen Bollwerks erfüllen - schon damals war die Sicherheit einer Burg nur eine scheinbare Sicherheit. Belagerung und Sturmangriff haben so manches uneinnehmbar erscheinende Bollwerk hinweg gefegt. So verhält es sich auch heute mit den argumentativen Vorbeugemaßnahmen gegen mögliche Entdeckung von Fehlern.
Schütteln Sie bitte jetzt nicht mit den Kopf. Es ist so, glauben Sie mir. Fehler zu vermeiden ist ehrenvoll, Fehler zu begehen ist ein Desaster. Ich kenne niemanden, der in dieser Hinsicht immun ist. Das hat weitreichende Folgen.
Fehler und Angst stehen in einer unheiligen Beziehung zueinander. „Bevor man Fehler macht, macht man besser nichts.“ Diese Aussage ist so hirnrissig, dass man vom Kopfschütteln fast ein Schleudertrauma bekommt. Wirklich? Nein! Es gibt Leute, die aus Angst einen Fehler zu machen, nichts tun. Dieses Phänomen ist sogar verbreiteter, als Sie glauben. Auch Sie, lieber Leser, können sich von dieser Angst nicht freisprechen. Wenn es Ihnen im Moment egal ist, ob Sie Fehler begehen oder nicht, dann sind Sie entweder auf der Insel der Glückseligen gelandet oder begehen Selbstbetrug. Je sensitiver Sie für das Signalwort Fehler sind, um so näher ist Ihnen auch die Fehlervermeidung durch Nichtstun.
Unsere Gesellschaft hat sich in einen Zustand des Strebens nach Fehlerlosigkeit hinein entwickelt. Ob wir hier dem heiligen Gral nachjagen oder tatsächlich eine Fehlerlosigkeit erreichen können, ist eine akademische Frage um der Diskussion willen. Realistisch hingegen ist die Suche nach dem Punkt, an dem der Zustand der Unmöglichkeit erreicht ist. Nichts und niemand ist perfekt und Fehler gehören zum Leben dazu. Um so befremdlicher erscheint die Erkenntnis, dass Fehler Angst auslösen. Angst ist ein Grundübel in unserer Gesellschaft. Wer den Zustand der allgegenwärtig unterschwellig wabernden Angst beseitigt, hat den Schlüssel für die goldene Zukunft voll Glück und Erfolg gefunden ... oder beinahe. Angst beseitigen heißt, auch das Signalwort Fehler zu beseitigen. Belassen wir es zunächst bei dem Gedanken.

Angst frisst Seelen auf

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Ein geflügeltes Wort besagt, dass Angst die Seele auffrisst. Ob es eine Seele gibt oder nicht, ist strittig. Die schädigende Wirkung von Angst auf die Psyche ist unstrittig. Anders herum, Angst wird als Hauptursache vieler Symptome angesehen, an denen unsere Gesellschaft leidet. Um dies zu verstehen, schauen wir kurz auf das Wesen der Angst.
Angst entsteht in unserem Körper, nach einem ganz bestimmten Schema. Je nach Art der eigenen Erfahrungen haben Angstreaktionen bei jedem von uns andere Auswirkungen. Zunächst nehmen unsere Sinnesorgane zum Beispiel das Wort „Fehler“ wahr. Gleichgültig, ob gesprochen oder geschrieben, es wird deutlich, dass man einen Fehler gemacht hat. Dies stellt eine potentielle Bedrohung dar und wird als Wahrnehmung an die Großhirnrinde weitergeleitet. Der Reiz wird interpretiert und je nach vorliegenden Erfahrungswerten weiterverarbeitet. Nehmen wir weiterhin an, der Fehler wurde von einem Menschen angezeigt, dem man prinzipiell eine kritische Haltung nachsagt und der als Autorität anerkannt ist. Sofort interpretiert unser Gehirn die Situation als direkt bedrohlich. Die Meldung gelangt an das limbische System, das in unserem Gehirn für unsere Gefühle zuständig ist. Bislang gab es noch keine körperlichen Reaktionen. Diese wird jedoch nachfolgenden eingeleitet.
Hippocampus und Amygdala, beides Teile des limbischen Systems, veranlassen den Hypothalamus die körperlichen Reaktionen auszulösen. Adrenalin, Noradrenalin, Kortisol und Kortison werden ausgeschüttet, das sympatische und das parasympatische Nervensystem werden aktiviert. Dies sind blitzschnelle Reaktionen, die ursprünglich ihren Sinn in der Überlebensfrage hatten. Sie erfolgen unweigerlich, ohne Verarbeitung oder Bewertung des Großhirns. Es ist keine Frage, ob die ausgelösten Reaktionen vernünftig oder unvernünftig sind – die Reaktionskette ist ausgelöst. ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. Warum gibt es dieses Buch?
  3. Danksagung