Frau Chambers
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Frau Chambers

Die Frau, die "Mein Äußerstes für sein Höchstes" zum Weltbestseller machte

  1. 304 Seiten
  2. German
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Frau Chambers

Die Frau, die "Mein Äußerstes für sein Höchstes" zum Weltbestseller machte

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Über dieses Buch

London, November 1908. Biddy ist Anfang Zwanzig, als Oswald Chambers sie zu einem Spaziergang durch die nebelige Stadt einlädt. Die jungen Verliebten sehen sich selten, denn Oswald ist schon jetzt als gefragter Prediger viel auf Reisen. Er spricht mit ihr über eine gemeinsame Zukunft, sanft und doch ernst. Von Anfang an ist Biddy klar: Oswalds Berufung wird auch ihre eigene werden. Sie heiraten, bekommen eine Tochter, doch dann stribt Oswald plötzlich 1917 und Biddy ist allein in den Wirren des 1. Weltkriegs...Michelle Ule erzählt empathisch, wie Biddy Chambers dafür sorgte, dass die Andachtensammlung ihres Mannes zu einem der berühmtesten geistlichen Bücher der Welt wurde - mit Mut, Geschick und Gottvertrauen.

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Information

Jahr
2019
ISBN
9783775174572

1

Gottes Werke erkennen

1883–1907

Lass dich nicht vom Zufall täuschen: Alles untersteht der göttlichen Ordnung.4
Langsam sammelte sich an jenem ruhigen Winterabend in London der Nebel über der Themse. Aus der kalten Luft geboren, wurde die trübe Schicht immer dicker und waberte über das Wasser hin zum Land. Dann schlich es entlang der nördlichen zu den südlichen Ufern und verhüllte das schwache Licht der Straßenlaternen, das vergeblich versuchte, das Dunkel zurückzudrängen.
Zum Tagesbeginn vermischte sich der Nebel schließlich mit dem Kohlequalm aus den Schornsteinen zu einem gelblich braunen Dunst mit rauchigem, saurem Geruch – 1905 erstmalig als Smog definiert. Die Rußpartikel füllten die Luft und verschlossen Atemgänge, sodass Jung und Alt unter Lungenentzündungen und schwächelnden Herzen litten.
An solch einem Wintertag 1895 gelangte der Smog sogar durch die massiven Wände des Royal Arsenal auf der Themse, etwa zehn Meilen von Big Ben entfernt. Das Wolkenrauchgemisch zog immer weiter, an den Kasernen der königlichen Armee vorbei, durch die schmalen Straßen Woolwichs hin zu einem kleinen Stadthaus mit hübschen Blumen im Vorgarten. Die Adresse: Bowater Crescent 4.
Die mikroskopisch kleinen Partikel schlichen durch die Türschlitze und gelangten schließlich zu der zwölfjährigen Gertrude Annie Hobbs. Ihre Lungen verkrampften sich und die Kleine rang nach Luft.
Sie kämpfte sich die Treppe hoch in das Zimmer, das sie sich mit ihrer sechzehnjährigen Schwester Dais teilte. Die gestaute Lunge schmerzte in Gertrudes Brust – nicht einmal im Liegen konnte sie ruhig atmen. Allgemeine Schwäche plagte sie, sodass sie kaum ihre Hausaufgaben erledigen konnte. Selbst das viel geliebte Lesen fiel ihr schwer und die Worte und Buchstaben verschwammen ihr vor den Augen. Also schloss Gert die Augen, um zur Ruhe zu kommen, und dennoch schwirrte ihr der Kopf.
Anfangs dachte ihre Mutter, dass sie sich bloß eine Erkältung zugezogen hatte, die man früher, im viktorianischen England, in verschlossenen Räumen und mit vielen Taschentüchern überstand. In der Zeit vor Antibiotika und Asthmamedikamenten gab es kaum andere Behandlungsmöglichkeiten. Also klopfte Emily Hobbs ihrer Tochter die Kissen auf, sorgte mit Wasserkesseln für heißen Dampf im Zimmer und betete.
Als Henry Hobbs an jenem Abend von der Arbeit nach Hause kam, sah er das blasse Gesicht seiner jüngsten Tochter und fand, dass sich darin seine Schlappheit widerspiegelte. Ihr ratternder Atem und die tiefschwarzen Augenringe bereiteten ihm Sorgen. Als Sohn eines Bäckermeisters kannte Henry viele Menschen, die nur mühsam in der mehligen Luft der Backstube atmen konnten. Sein Vater war einer davon und hatte nicht weit von ihnen entfernt, auf der Powis Street, auch mit schwergängiger Atmung zu kämpfen.5
Schließlich riefen Henry und Emily doch den Arzt. Er horchte und klopfte Gerts Brust ab: eine Bronchitis. Eine virale Entzündung der Lungen, die – wie man heute weiß – auch auf Luftverschmutzungen zurückgehen konnte.
In den 1890ern verschrieben die Ärzte Opium oder Morphin zusammen mit einem Schleimlöser, um die Lungen wieder zu befreien. Emily gab ihrer Tochter zusätzlich isländisches Moos, um den trockenen Husten zu lindern und bemühte sich um ein mutmachendes Lächeln, wenn die rotwangige Gert versuchte, tief durchzuatmen.
Im Jahr 1895 starben im Großraum London rund elftausend Menschen an Bronchitis.6 Nicht aber Gertrude Annie Hobbs.
Im Frühjahr, als die Schornsteine endlich wieder weniger Rauch produzierten, ließ auch der Smog nach. Zugvögel kehrten zurück, erste Blumen sprossen auf und der Schleim löste sich von Gerts Lungen. Sie konnte wieder zur Schule gehen, hing aber natürlich hinterher. Zudem setzten die Lehrer der damaligen Zeit auf das sture Auswendiglernen, was dazu führte, dass Ausfälle kaum wieder aufzuholen waren. Gerts Perfektionismus aber trieb sie an.
Das Mädchen mit den blauen Augen, das während des Winters so stark entkräftet war, blühte mit dem aufkommenden Sommer auf. Sie konnte sogar wieder mit ihrer Mutter und der Schwester Dais Tennis spielen, kehrte zum Klavierunterricht zurück, tollte mit dem Hund herum und fuhr mit dem Fahrrad durch das nahe gelegene Dorf Woolwich. Und abends traf sich die Familie wie gewohnt am Klavier, um gemeinsam zu singen. Mit der Zeit ließ die Anspannung in Henry nach, und selbst Emily verabschiedete sich von ihren Ängsten um Gertrude.
Emily Hobbs war eine äußert liebenswürdige Frau, die ihre Leidenschaft für Tennis mit ihrer Geselligkeit verband und so regelmäßig zu Tennispartys bei sich einlud. Sie kümmerte sich selbst um das Kochen und Backen, und für die anderen Hausarbeiten hatten sie ein fleißiges Hausmädchen, das bei ihnen wohnte. Genau wie ihre Töchter liebte auch Emily Bücher, und sie alle waren sehr dankbar für die zahlreichen Stadtbüchereien in Woolwich. Auch für ihren hart arbeitenden Mann war Emily sehr dankbar und genoss die Gemeinschaft mit ihm und ihren klugen Kindern: Edith Mary, die von allen nur Dais genannt wurde und 1879 geboren worden war, Herbert, der Bert gerufen wurde und 1881 auf die Welt kam und Gertrude, die seit 1883 auf der Welt war und seither von ihrer Familie liebevoll Gert genannt wurde.
Die drei Hobbs-Kinder wuchsen in den letzten Jahrzehnten unter Königin Victoria auf. Sie hörten in der Bowater Crescent stets die Marschmusik aus den nahe gelegenen Kasernen und das Hufgetrappel der Militärpferde im Süden von Woolwich. Auch Soldaten waren häufig in der Gegend, meist auf dem Weg zum Royal Arsenal.
Dieses etwa sechzig Hektar große Anwesen erstreckte sich über knapp eine Meile entlang der Themse. Mehrere Tonnen Kohle stiegen dort, wo tausende Angestellte Waffenrüstungen herstellten, aus den Schornsteinen in den Himmel. Kurz nach Gertrudes Geburt kam es einmal zu einer Explosion, bei der sich Raketen entzündeten und bis zu drei Kilometer weit flogen.
Die Bewohner Woolwichs jedoch ignorierten die Gefahr. Schließlich ging das Wohl der Stadt mit dem Hoch oder Tief dieses Arsenals einher, welches das nötige Einkommen für die etwa fünfundsiebzigtausend Menschen in der Gegend bedeutete. Die meisten von ihnen arbeiteten im Royal Arsenal selbst oder in der dazugehörigen Industrie.
Und doch vermischte sich der Industrierauch mit dem dicken Nebel jeden Herbst und Winter aufs Neue. Als es 1896 wieder so weit war, beeinträchtigte dies wiederum Gertrudes Lungenfunktion. Mit einer unendlichen Schwere in der Brust lag sie erneut im Bett. Fieber überkam sie, ihre Lungen verengten sich, und Emily rannte wie im Vorjahr zum Wasserkessel.
Gert vertrieb sich die Zeit im Bett mit Lesen – in jenem Winter waren die Geschichten von Robert Louis Stevensons ihre Lieblingsbücher – und versuchte, irgendwie mit dem Schulstoff hinterherzukommen. Im Frühjahr 1897 hatte sie sich wieder erholt, doch schon im darauffolgenden Herbst holte die Bronchitis sie wieder ein.
Besondere Sorge um Gert kam auf, als schließlich im Oktober 1897 Henrys Vater an Asthenie starb – einer allgemeinen Körperschwäche, eine Folgeerscheinung von Atemproblemen.7 Emily und Henry kümmerten sich sehr fürsorglich um ihre jüngste Tochter. Die Möglichkeit, die Bronchitis zu überstehen, bestand, aber oftmals führte sie auch zu einer Lungenentzündung. Selbst Tuberkulose war bei Gerts geschwächten Lungen eine mögliche Folge – im neunzehnten Jahrhundert eine schwere Krankheit. Im Jahr 1900 starben in Woolwich rund vierhundert Menschen entweder an Tuberkulose oder an Bronchitis.
Obwohl Gert sich sehr anstrengte, hielt sie in der Schule nicht mit. Anfang 1898, da war sie gerade vierzehn, meldeten ihre Eltern sie schließlich vom Unterricht ab.
Die anderen Mädchen aus Gerts sozialer Schicht beendeten die Schule meist mit sechzehn und bereiteten sich dann auf die Ehe vor. Gert aber wollte es lieber Dais gleichtun: Die engen Schwestern wollten beide irgendwann einmal heiraten, sehnten sich zunächst aber nach beruflichem Erfolg.
Denn Dais machte es sehr zu schaffen, dass ihre Mutter sich stets vor einer finanziellen Krise sorgte und dass ihr Vater kränklich war und dennoch so lange arbeitete. Kurz vor ihrem Schulabschluss eignete sich Dais selbstständig die nötigen Fähigkeiten einer Sekretärin an. Früher, an der Schwelle ins zwanzigste Jahrhundert, war das für Frauen die angesehenste berufliche Alternative zum Lehrerinnendasein.
Mit der stolzen Größe von 1,65 m war Dais eine große Frau für die damalige Zeit. Zudem hatte sie einen geraden Rücken, leicht hängende Schultern und trug stets ein enges Korsett unter ihrer Kleidung. Die blauen Augen stachen unter den dunklen Augenbrauen besonders hervor, und das lockige Haar hatte sie immer zu einem ordentlichen Haarknoten festgebunden. Sehr präzise und effizient, liebevoll und gutmütig kümmerte Dais sich um ihre Mutter und ermutigte ihre Schwester, an ihrem Traum festzuhalten.8
Gert war genauso groß und hatte ebenso blaue Augen, aber ein runderes Gesicht und dunkleres Haar, aus dem sich gern die eine oder andere Strähne aus den Haarklammern löste und ihr Gesicht umspielte.
Auf Fotos lächelte sie immer mit verschlossenem Mund, und obwohl sie ihrer Schwester Dais in der Statur sehr ähnlich war, trug Gert nie enggeschnürte Korsetts.9
Als der schreckliche Winter 1897/98 schließlich in den Frühling überging, erholten sich ihre Lungen wieder. Doch da die Schule nicht länger zur Debatte stand, plagte sie eine Ruhelosigkeit: Wie sollte sie die Familie nun unterstützen? Gert wollte so gern helfen. Dazu kam, dass die mangelnde Gesundheit ihres fünfundfünfzigjährigen Vaters sowie die Familiengeschichte mütterlicherseits untermalten, wie dringend notwendig ihre Hilfe war.
Henry war der älteste der drei Söhne von Woolwichs Bäckermeister Samuel Hobbs und dessen Frau Mary Whiteman Hobbs. Obwohl die ganze Familie in der Bäckerei arbeitete (mit Mary im Verkauf), wollte Henry diesem Beruf nicht nachgehen.
Emily Amelia Gardener wuchs als das jüngste von sechs Kindern des Bäckermeisters George Gardener und seiner Frau Ann Whiteman Gardner in Gravesend auf. Ann Gardner war Mary Hobbs Schwester, was Henry und Emily zu Cousin und Cousine machte.
Früher gab es einige Gehilfen im Hause der Gardners, doch etwa zur Zeit von Emilys Geburt kam es zu einem Zerwürfnis mit einem untreuen Geschäftspartner. Dies senkte den Lebensstandard der Familie sehr. Kurz darauf, im Jahr 1866, starb George Gardner und sein Tod ließ die Familie schließlich völlig verarmen. Dadurch war Emily gezwungen, zu ihren Verwandten nach London zu ziehen, die ohne Mutter lebten. So kam es, dass Emily bereits mit siebzehn Jahren zum Hausmädchen wurde.10
Bei der Volkszählung 1871 wurde der einundzwanzigjährige Henry Hobbs als Angestellter der Kirche in Greenwich aufgeführt. Wann Henry und Emily sich ineinander verliebt hatten, ist unklar. Doch man weiß, dass ihre Eltern die Vermählung zunächst nicht gutheißen wollten, vermutlich wegen ihrer Verwandtschaft. Kathleen Chambers vermutete später, dass auch der Unterschied ihrer sozialen Umstände eine Rolle gespielt haben mochte. Dieses Missfallen gepaart mit Emilys Streben nach finanzieller Sicherheit mochte einer der Gründe für Henrys Fleiß und Arbeitsmoral gewesen sein.
Als die beiden im Jahre 1875 ihre Elternhäuser verließen, arbeitete Henry als Auktionator. Kurz darauf stieg er zum kaufmännischen Angestellten auf, eine Buchhalterstelle mittleren Ranges, um Emily den Lebensstil zu ermöglichen, nach dem sie sich sehnte. Sobald er bei den Woolwich Gaswerken in eine höhere Position kam, lebte die junge Familie nicht länger in gemieteten Wohnungen, sondern zog in ein eigenes Stadthaus an der Bowater Crescent. Damit bekräftigten sie ihren Mittelschichtsstand, und Emilys Traum eines abgesicherten Lebens wurde wahr.
Tragischerweise starb Henry Hobbs ganz unerwartet am 18. Juni 1898, nur drei Wochen vor Gerts fünfzehntem Geburtstag. Auf seiner Sterbeurkunde wird von »Gehirnatrophie und Körperschwäche« gesprochen, nach heutigem Stand der Medizin das Äquivalent zum Schlaganfall.
Der Tod ihres Mannes nahm Emily Hobbs sehr mit. Ein schrecklicher Schicksalsschlag beraubte sie des emotionalen, finanziellen und persönlichen Unterstützers, den sie in Henry gefunden hatte, und erinnerte sie allzu sehr an den frühen Tod ihres Vaters.
Durch die Ehe hatte Henry Emily damals aus ihren ärmlichen Verhältnissen gerettet und sie war ihm dafür überaus dankbar gewesen. Auch wenn er ihr eine nennenswerte Geldmenge hinterließ,11 bedurfte es eines äußerst sorgfältigen Umgangs damit, um die Familie und vor allem Emily bis an ihr Lebensende damit zu versorgen. Dieser Aufgabe fühlte sie sich nicht gewachsen.12
Gerts Schwester Dais füllte die finanzielle Lücke der Familie durch ihre Tätigkeit als kaufmännische Angestellte bei der britischen Post. Gerts Bruder Bert fand Arbeit bei den Woolwicher Gaswerken. Emily entließ ihre Haushaltshilfen und nahm stattdessen einen Untermieter auf. Die Hausarbeit und das Kochen teilten sich die drei Frauen.
Inzwischen hatte Gert die Bronchitis endlich hinter sich gelassen, wenn auch nicht ohne Langzeitfolgen: Auf ihrem linken Ohr hörte sie nichts mehr. Entschlossen, dennoch ihren eigenen Teil zur Haushaltskasse beizutragen, meldete sie sich für einen Pitman-Stenografie Kurs an. Die Zeiten änderten sich: 1895 beschäftigte das Royal Arsenal zum ersten Mal vier weibliche Schreibkräfte (bei insgesamt etwa vierzehntausend Mitarbeitern) und stellte damit die Weichen für die ersten Stenografinnen auf dem Arbeitsmarkt.13
Die wichtigsten Grundlagen des Stenografierens hatte sich Gert schnell angeeignet: hakenförmige und geschwungene Striche und Bögen, deren Länge und Anordnung auf der Zeile den Bedeutungsunterschied ausmachten. Genau wie beim Erlernen einer Fremdsprache galt hier: Je mehr sie übte, desto besser wurde sie. Bald schon antwortete ihre Hand automatisch und übertrug Worte in Symbole.
Dais und Emily halfen ihr beim Üben. Mit einem gelben Bleistift der Marke Dixon, immer ordentlich angespitzt, schrieb Gert sorgfältig und in einer flüssigen Bewegung alles auf, was die beiden ihr diktierten. Nachdem sie einen Absatz niedergeschrieben hatte, las sie ihn noch einmal, um ihn zu überprüfen. Dass sie die Notizen einfach entziffern und als fehlerlosen Text vortragen konnte, zeigte, wie gut sie ihr Handwerk beherr...

Inhaltsverzeichnis

  1. Umschlag
  2. Haupttitel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Über die Autorin
  6. Vorwort von Elke Werner
  7. Prolog: Glaube und Erfahrung: 13. November 1908
  8. 1 Gottes Werke erkennen: 1883–1907
  9. 2 Spontan ist die Liebe: 1907–1908
  10. 3 Das Geheimnis des Herrn: 1908–1910
  11. 4 Für die Ewigkeit bauen: 1911–1912
  12. 5 Eine Vision: 1913
  13. 6 Gottes unergründlicher Ruf: 1914–1915
  14. 7 Die unerkannte Heiligkeit der Umstände: 1915
  15. 8 Entschlossen zu dienen: 1916
  16. 9 Das Leid des Dienens: 1916
  17. 10 Was Widerstände uns lehren: 1917
  18. 11 Was geht es dich an?: November 1917
  19. 12 Im Feuer des Leidens: 1918
  20. 13 Eine intime Gottesbeziehung: 1919–1920
  21. 14 Liegt hier nicht ein Missverständnis vor?: 1921–1929
  22. 15 Glühende Leidenschaft: 1929–1939
  23. 16 Was Widerstände uns lehren: 1939–1946
  24. 17 Ja, aber …!: 1946–1960
  25. 18 Unerschrockene Leuchtkraft: 1961–1966
  26. Danksagung
  27. Appendix: Biddy Chambers und Mein Äußerstes für Sein Höchstes: 1924 –1927
  28. Bibliografie
  29. Bildnachweis
  30. Anmerkungen
  31. Bildteil