Der Teufelsbauer
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Der Teufelsbauer

Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke

  1. 55 Seiten
  2. German
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Der Teufelsbauer

Erzählung aus "Aus dunklem Tann", Band 43 der Gesammelten Werke

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

"Frieder Haubold ist mit dem Teufel im Bunde", so heißt es in einem erzgebirgischen Dorf, weil Haubold den Bruder des Wiesenbauers auf dem Gewissen haben soll. Ausgerechnet dieser kämpfte einst gegen ihn um die Liebe Marthas. Doch dann verliebt sich die Tochter des Wiesenbauers in Haubolds Neffen. Kann die junge Liebe den alten Streit begraben? Und was weiß die pockennarbige Marie über die alten Vorfälle?"Der Teufelsbauer" ist eine Kurzgeschichte. Sie wurde bereits in "Aus dunklem Tann" (Band 43 der Gesammelten Werke) veröffentlicht.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783780213327

Der Teufelsbauer

Der Tannenhof

„Reißt aus, reißt aus, der Teufelsbauer kommt!“, rief es unter einem Trupp von Schuljungen, die sich mit ihren Spielen auf der Dorfstraße breit gemacht hatten, und kaum war der ängstliche Ruf erschollen, so stob die Schar nach allen Richtungen auseinander.
„Macht rasch die Türen zu, und schlagt drei Kreuze; der Einsiedel geht durchs Dorf!“, klang es in den Häusern.
Die Fenster und Türeingänge wurden verschlossen, und nur verstohlen lugten die Köpfe der Neugierigen nach dem Mann, dessen bloßes Erscheinen die abergläubischen Dorfbewohner in Furcht zu setzen vermochte.
Es war eine große, breitschultrige Gestalt, die langsam dahergeschritten kam, den Blick finster zu Erde gesenkt und scheinbar gleichgültig gegen das verletzende Benehmen.
Aus dem Fenster eines Hauses, neben dessen Tür auf blechernem Schild das Wort ‚Ortsrichter‘ zu lesen war, schaute ein kleines, hageres und spitzes Gesicht hervor.
„Tannenbauer“, tönte es schnarrend zwischen den schmalen, breitgezogenen Lippen hervor, „geh doch nicht durchs Dorf, sondern lauf lieber dahinter weg. Du weißt schon, warum!“
Der Angeredete tat, als habe er die Beleidigung nicht vernommen, und setzte ohne Zögern seinen Weg fort.
Unter dem Torweg eines der größeren Güter lehnte ein hagerer, aber sehnig gebauter Mann, dessen kleine, grünlich schimmernden Augen unter den haarlosen und eigentümlich zwinkernden Lidern hervor neugierig die Straße beobachteten. Als er den Kommenden erblickte, veränderten sich seine Züge zu einem gehässigen Grinsen, und missmutig murmelte er vor sich hin:
„Der Teufelsbauer vom Tannenhof! Was muss denn den heute zum Sonntag aus seiner Satansklause hervorgetrieben haben? Wenn der sich sehen lässt, so gibt’s sicher ein Unglück im Dorf. Wart, ich fürcht’ mich nicht vor ihm und wird’ ihm gleich zeigen, dass ich noch immer der Alte bin!“
„Lebst du denn wirklich noch, Haubold Frieder?“, fragte er mit absichtlich erhobener Stimme, damit man ihn in der Nachbarschaft hören könne. „Hab’ gedacht, du seist längst mit dem Leibhaftigen fortgeflogen! Aber sag doch mal, wie war denn eigentlich damals die Geschichte mit meinem Bruder? Bist wohl nicht mit dabei gewesen?“
Haubold zog die Brauen enger zusammen, senkte den Kopf noch tiefer und würdigte auch diesen Zuruf keiner Antwort. Als er das scharfe, höhnische Lachen vernahm, das hinter ihm erscholl, wurden seine trotz des Alters noch immer schönen Gesichtszüge um einen Schatten bleicher, die Lippen legten sich mit herbem Ausdruck aufeinander, und aus den großen, dunklen Augen fiel ein Blitz zur Erde, in dem Verachtung und Bitterkeit mit gleicher Stärke leuchteten. Da klang es halblaut und freundlich aus einer Ecke des zu demselben Gut gehörigen Gartens: „Guten Tag, Herr Haubold!“
Verwundert blieb er stehen und hob den gesenkten Kopf empor. Am Zaun stand mit verlegenem Gesichtchen ein junges, kaum zwanzigjähriges Mädchen, das unter dem forschenden Blick des ernsten Mannes die Augen niederschlug, als habe es eine Sünde begangen.
„Grüß Gott, mein Kind!“, antwortete er freundlich. „Sag, wer bist du denn, dass du dem Teufelsbauer nicht auch den Gruß versagst?“
„Ich bin die Kathrin, und mein Vater – mein Vater, das ist – das ist der Wiesenbauer, der jetzt zu Euch geredet hat“, lautete die zögernde Antwort.
„Der Wiesenbauer? Du bist seine Tochter und magst mich doch grüßen?“
„Ich grüß Euch gern!“ Ihr Auge hob sich und suchte wie bittend das seine. „Ich habe gehört, was der Vater sagte, und – und – “
„Und wolltest wieder gutmachen, was er Böses gesprochen hat?“
„Ja; aber bitte, nehmt mir’s net übel!“
„Wie könnte ich dir darüber zornig sein, Kathrin? Ich habe dich noch gar nicht gekannt, und vielleicht bist du besser als dein Vater. Du bist ein unschuldig Blut und kannst ja nichts dafür, dass er so große Feindschaft hegt. Hab Dank für deine gute Rede, und bleib immer so brav, wie du jetzt bist!“
Er reichte ihr die Rechte über den Zaun und wendete sich zum Gehen. Sie blickte ihm nach, solange sie es vermochte, und atmete dann, während ein zufriedenes Lächeln um den kleinen Mund spielte, tief und erleichtert auf.
„Endlich hab’ ich’s mal gewagt! Sie sind alle so schlimm mit ihm, und er ist doch so still und gelassen dabei. Vielleicht ist gar nichts wahr von dem, was die Leute von ihm sagen, und der Gustav – der Gustav ist ganz gewiss auch lieb und gut, obgleich er geradeso finster dreinschaut wie sein Oheim und kein anderer Bursche was von ihm wissen mag.“
Sie zerpflückte sinnend die Blume, die sie von der Frühmesse her noch an der Brust stecken hatte.
„Wenn man nur mal mit ihm sprechen könnte! Aber ich hab’ noch niemals gesehen, dass er mit irgendwem geredet hätte, und auf dem Tanz, da ist er erst recht nimmer zu erblicken. Es ist nur gut, dass der Vater gleich in die Stube gegangen ist und nicht hat sehen können, dass ich mit dem Tannenbauer Zwiesprache gehalten hab’. Wo der nur hingehen wird? Er kommt kaum alle Jahr mal in das Dorf, und dann wird irgendwas hervorgesucht, an dem er schuld sein soll!“
Auch der, über den sie nachdachte, konnte seine Gedanken nicht von der unerwarteten Begegnung wenden. Was hatte die Tochter seines Todfeindes veranlasst, ihn zu grüßen? War das wirklich bloß die Absicht, die Härte ihres Vaters zu mildern? Er hatte sie noch niemals gesehen oder wenigstens ihr bei einer etwaigen Begegnung keine Beachtung geschenkt, und jetzt stellte sie sich ihm auf einmal so freundlich und versöhnend gegenüber. Das musste wohl einen besonderen Grund haben. Die milde Erscheinung mit dem flehenden Auge hatte ihm, dem Verfemten, wohl getan; er sann und sann im Vorwärtsschreiten und fuhr fast erschrocken auf, als er hinter sich eine rufende Stimme vernahm:
„Was ist’s denn, Haubold, dass du vorübergehst? Ich denk’, du willst zu mir?“
Er wendete sich zurück und trat auf den Sprecher zu. Dieser hatte schon längst wartend am geöffneten Tor gestanden, dessen altersschwarze Flügel mit drei weißen, riesigen Kreuzen bemalt waren, und hielt ihm jetzt mit sichtbarem Widerstreben die Hand entgegen.
„Ach so, ja; ich war in Gedanken und hab’ da nicht bemerkt, dass ich schon bei dir bin. Aber behalte deine Hand; du gibst sie mir doch nicht gern!“
Sein Blick fiel auf die zur Abwehr bestimmten frommen Zeichen am Tor.
„Was sollen denn die Kreuze bedeuten?“, fragte er.
„Denk ja nicht etwa, dass es deinetwegen ist“, lautete schnell die vorbeugende Antwort. „Es ist mir was Heimliches über meinen Stall geraten, und da habe ich die Kreide genommen und die heilige Dreifaltigkeit ans Tor geschrieben. Der Knecht wird dir’s erzählt haben.“
„Schon gut! Ich weiß genau, woran ich mit euch bin. Ihr seid einer so dumm und ungut wie der andere, sinnt euch allerlei Fixfaxerei aus über mich und macht euch einander den Unsinn solange weis, bis ihr endlich selbst an eure eigenen Lügen glaubt. Und wenn ihr dann den Karren mal tief hineingeschoben habt, so bin ich gut genug, ihn wieder rauszuziehen. Ihr seid alle miteinander keinen Kreuzer wert. Was ist’s denn, dass du so dringend nach mir geschickt hast?“
„Ja, denk dir nur, heut früh komm ich in den Stall, da liegt die Schecke am Boden und daneben auch die Kalbe, alle beide tot. Ich schicke sogleich zum Tierarzt, und als der gekommen ist, hat er da gestanden, das Sacktuch vor die Nase gehalten und weder Rat noch Tat gewusst. Und der ist doch ein Studierter; er hat zwar keine gelehrte Schule besucht wie du, als du Student warst, aber er hat heidenmäßig viel Bücher und alte, gute Schriften, und in denen hat er heute nachgeschlagen und gefunden, dass mein Stall verhext ist. Er selber kann dagegen nichts tun, hat er mir sagen lassen, und da ist der Knecht zu dir gelaufen, weil du dich auf die schwarze und weiße Magie verstehst, wie kein anderer nicht. Schau dir nur mal die drei Kühe an, die noch drin stehen; vielleicht kannst du sie mir retten!“
„Der Knecht sagte, du habest das Vieh gestern auf der Weide gehabt?“
„Ja, sie sind gestern am ganzen Tag drunten auf der Moorwiese gewesen.“
„Du bist wohl nicht recht klug, das arme Tierzeug auf das Moor zu treiben! Die große Sonnenhitze dazu; da versteht sich’s doch von selber, was draus werden muss! Was hast du denn mit den zwei toten Stücken getan?“
„Sie liegen noch drüben im Schauer. Ich werde ihnen wenigstens die Häute abziehen lassen.“
„Nach dem, was ich mir denke, hättest du sie schon längst vergraben sollen. Ich werde jetzt in den Stall gehen. Oder hast du vielleicht Angst vor mir?“
„Geh nur immer hinein, es bleibt ja doch nichts anderes übrig, und wirst mir als Schulkamerad wohl nicht noch größeren Schaden machen, als ich schon hab!“
Haubold zuckte mitleidig die Achsel, öffnete die Tür zum Stall und trat hinein. Eine dumpfe, üble Luft schlug ihm entgegen, sodass er sich fast wieder umgewendet hätte. Die drei Kühe standen an ihren Plätzen, drehten hefti...

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