Die Blutwertlüge
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Die Blutwertlüge

Gesundheitsrisiko Normwerte - Die Wahrheit über Blutbefunde

  1. 400 Seiten
  2. German
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Die Blutwertlüge

Gesundheitsrisiko Normwerte - Die Wahrheit über Blutbefunde

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

70 Prozent aller medizinischen Diagnosen werden anhand von Blutbefunden erstellt. Millionen von Patienten machen die leidvolle Erfahrung, dass ihr Blutbefund "in Ordnung" ist, das heißt im Rahmen der Referenzwerte liegt, obwohl sie zweifellos krank sind: Menschen mit unerkannter Schilddrüsen- oder Diabeteserkrankung, mit Depressionen oder Fatigue-Syndrom, mit kognitiven Störungen oder Demenz – und nicht zuletzt die große Schar derer, die als Psychosomatiker abgestempelt werden. Sie alle sind direkt davon betroffen, wenn real vorhandene Krankheitssymptome vom Arzt nicht in Betracht gezogen werden.Gut verständlich und medizinisch fundiert, zeigt die Wissenschaftsjournalistin Miryam Muhm, wie die falsche Festlegung vieler Referenzbereiche für Blutwerte zu Fehldiagnosen und Behandlungsfehlern führt. So kann sich beispielsweise hinter Abgeschlagenheit, Depression und Burnout oft ein simpler Eisenmangel verstecken, und die Ursache für Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche und Demenz liegt mitunter in einem Vitamin-B12-Defizit.Miryam Muhm liefert Patienten, die sich vom modernen Medizinbetrieb im Stich gelassen fühlen, konstruktive Informationen, die wieder Mut machen. Sie wendet sich zudem an jeden, der einen Blick hinter die Kulissen der Medizin werfen will, um seine eigene Gesundheit mit fundiertem Wissen besser schützen zu können.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783958903210

KAPITEL 1

NEUES ZU B12, TSH/SCHILDDRÜSE, VITAMIN D, FERRITIN + EISEN, GLUKOSE, PARATHORMON (PTH), MAGNESIUM, KALIUM, ALT (LEBER)

Obwohl sich in den letzten drei Jahren in Bezug auf die Blut-Referenzbereiche kaum etwas geändert hat, besteht trotzdem Hoffnung, denn es ist nun selbst einigen eher konservativen medizinischen Institutionen klar geworden, dass diese in der modernen Medizin ein Problem darstellen.
Im Februar 2019 richteten führende Labormediziner der AACC (American Association for Clinical Chemistry) und der CDC (Center for Disease Control) – zwei hoch angesehene medizinische Institutionen – einen öffentlichen Appell an den US-Kongress, Studien zu finanzieren, um bessere Blut-Referenzbereiche für Kinder festzulegen, da diese Bereichsangaben »fehlerhaft sind und große Informationsdefizite aufweisen«.30
Wie aber steht es mit den Referenzbereichen für Erwachsene? Bei vielen Parametern wird weiterhin an gewissen Normalbereichen bzw. Grenzwerten festgehalten, obwohl ihre Zuverlässigkeit bis dato wissenschaftlich angezweifelt wird. So erschienen beispielsweise die ersten Studien über die Unzulänglichkeiten der Blutanalyse (Serum) bei Magnesium bereits 1989.31 Trotz weiterer wissenschaftlicher Bestätigungen sowie Kritiken und Sorgen in Bezug auf diesen Parameter hat sich in den letzten 30 Jahren kaum etwas getan!32 Schon 1985 hatten Wissenschaftler der Johns Hopkins Medical Institutions eine neue Messmethode für Magnesium gefunden, deren Werte mit dem tatsächlich im Gewebe vorhandenen Magnesium korrelierten.33 Aus irgendeinem Grund konnte sich diese genauere Messmethode jedoch nicht durchsetzen, und es ist bis heute alles beim Alten geblieben.

NEUES ZU B12

Wie sehr diese sture konservative Haltung zum Schaden der Patienten gereicht, zeigt eine Geschichte, die im Spiegel veröffentlicht wurde. Sie gehört gelesen, belegt sie doch auf erstaunliche Art, was ein gravierender B12-Mangel verursachen kann:
»Die Demenz kommt langsam. Erst bemerken die Verwandten der 56-jährigen Frau aus Kap Verde, einem Inselstaat vor der Nordwestküste Afrikas, nur leichte Veränderungen in ihrem Verhalten. Doch irgendwann räumt sie nicht mehr auf, kocht nicht mehr und spricht mit Menschen, die gar nicht da sind. Als sie eines Tages nackt und orientierungslos durch die Nachbarschaft irrt, entscheidet ihre Schwester, sie zu sich nach Portugal zu holen.
Nur wenige Monate später wird die Frau plötzlich bewusstlos und bekommt epileptische Anfälle; ihre Schwester bringt sie in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Bei der Ankunft ist die Frau wieder wach, die Ärzte entdecken keine neurologischen Auffälligkeiten. Ein Blutbild bleibt ohne Ergebnis, auch ein CT des Gehirns zeigt keine Anomalien. Seit den ersten Beschwerden sind mittlerweile fünf Jahre vergangen.
Die Mediziner verschreiben der inzwischen 61-Jährigen ein Mittel gegen Krampfanfälle und schicken sie für weitere Tests zu einem niedergelassenen Neurologen. Dort zeigt ein EEG, dass das Gehirn der Frau verlangsamt arbeitet. Müdigkeit kann diesen Zustand für kurze Zeit hervorrufen. Zu den langfristigen Ursachen der Symptome zählen Alterungsprozesse oder – wie im Fall der Frau – eine Demenz. Hinweise auf eine Epilepsie liefern die Hirnströme nicht. Trotzdem erleidet die Frau einen weiteren Krampfanfall. Nimmt sie die verschriebenen Medikamente? Als ihre Familie die Einnahme der Mittel kontrolliert, verschwinden die Anfälle. Die Halluzinationen aber bleiben. Die Frau erzählt ihrer Schwester, dass sie mit den Geistern verstorbener Verwandter kommuniziere und die Personen klar vor sich sähe. Die Geister rieten ihr davon ab, ihre Medikamente zu nehmen.
Im weiteren Verlauf der Krankheit entwickelt die 61-Jährige Verfolgungswahn und weitere Wahnvorstellungen. Sie hat Angst, dass ihre Familie sie vergiften will, verweigert gemeinsame Mahlzeiten. Gleichzeitig ist sie zunehmend auf die Hilfe ihrer Verwandten angewiesen. Die Frau kann das Haus nicht mehr allein verlassen, da sie nicht mehr zurückfinden würde. Die Familie sucht psychiatrische Hilfe, wie Ärzte um Bruno Silva von der Nova Medical School in Lissabon im Fachmagazin BMJ Case Reports berichten.
Da die Patientin kein Portugiesisch spricht, sind die Mediziner auf die Übersetzungshilfe der Verwandten angewiesen. Die 61-Jährige weiß weder, wo sie ist, noch, wie spät es ist. Sie spricht undeutlich, selbst ihre Schwester kann manche Aussagen nicht verstehen. Aus ihrem Verhalten lässt sich ablesen, dass sie Dinge sieht und hört, die nichts mit der Realität zu tun haben.
Die Mediziner diagnostizieren eine fortschreitende Demenz, verbunden mit einer entweder daraus resultierenden oder unabhängig auftretenden Epilepsie. Auch die Wahnvorstellungen können unabhängig von Demenz und Epilepsie oder als Folge der beiden Krankheiten aufgetreten sein.
Erst als sie das Blut der Frau erneut ins Labor schicken, stoßen die Mediziner auf eine mögliche Erklärung für die Beschwerden. Dem Körper der Frau mangelt es an Vitamin B12. Hochgerechnet auf einen Liter schwimmen in ihrem Blut weniger als 117 pmol des Stoffes – ab einem Wert von 150 pmol liegt ein Mangel vor.
Andere Erklärungen für eine gut behandelbare Demenz, etwa Infektionskrankheiten, hormonelle Beschwerden oder einen weiteren Vitaminmangel, können die Mediziner ausschließen. […]
Der Frau mangelt es wahrscheinlich schon seit Jahren an Vitamin B12. Die Nerven benötigen den Stoff, um Signale weiterzuleiten. Fehlt er, kann es neben Verwirrtheit, Gedächtnisproblemen oder Psychosen auch zu Lähmungen kommen. […]
Die Beschwerden verschwinden erst, als die Mediziner zusätzlich die Ergebnisse der Blutuntersuchungen kennen und der Patientin Vitamin B12 verabreichen.
Die 61-Jährige verwandelt sich zurück in den Menschen, den ihre Verwandten aus der Zeit vor der Erkrankung kannten. Sie kocht, hilft im Haushalt, geht einkaufen, kann sich orientieren und argumentiert schlüssig.«34
Trotzdem kehrten die Beschwerden nach einer gewissen Zeit zurück weil, so vermuten die Ärzte, die richtige Diagnose viel zu spät, d.h. fünf Jahre nach dem ersten Auftreten der Symptome, gestellt wurde und der B12-Mangel bereits neuronale Schäden verursacht hatte. Die Patientin bekommt weiterhin B12-Spritzen sowie Neuroleptika und ist wohlauf.
Der portugiesische Arzt, der den Bericht als Case Report im BMJ (vormals British Medical Journal) publizieren ließ, betont, dass es zu dieser verspäteten Diagnose trotz früher Einschaltung mehrerer Ärzte kam. Ein fein formuliertes J’accuse an die Kollegen, die diese Frau behandelt haben.35
Dies zeigt anschaulich, wie wichtig neue Grenzwerte für B12 sind, denn wären diese Werte anhand der neurologischen und nicht der perniziösen Anämie festgelegt worden, würden solche Fälle gar nicht erst passieren: Durch eine einfache Blutentnahme könnte man sofort erkennen, dass der Grund für die »Gehirnentgleisung« womöglich ein B12-Mangel ist. Dies wäre natürlich nur dann gegeben, wenn Ärzte schon beim leisesten Verdacht auf eine neurologische Störung sofort B12 (oder besser Holotranscobalamin oder Methylmalonsäure) kontrollieren lassen würden (siehe Kapitel »Vitamin B12 – Depression, Demenz und falsche Normbereiche«).
Wie unnütz die ganze moderne Apparate-Medizin in solch eigentlich simplen Fällen ist, lässt sich vielen ähnlichen in der Wissenschaftsliteratur beschriebenen Patientengeschichten entnehmen. Subtile neuronale Schäden sind leider nun einmal im CT oder im MRT nicht erkennbar – trotzdem werden diese Geräte immer sofort eingesetzt. Und trotzdem hat es in dem obigen Fall über fünf Jahre gebraucht, um zu einer richtigen Diagnose zu gelangen. Eine Diagnose, auf die man sehr viel früher hätte kommen können – würden Ärzte sich wieder an die Basiselemente der Physiologie erinnern, nicht nur die Apparate-Medizin im Kopf haben und nicht davon ausgehen, dass jeder von uns durch seine Ernährung heutzutage genügend Vitamine im Körper hat. Eine fatale Vorstellung!
Auch im nächsten Fall geht es um neurologische Erkrankungen aufgrund von B12-Mangel. Ein 50-jähriger Anwalt, begeisterter Tennisspieler, ist plötzlich kraftlos, und sein Gedächtnis lässt nach. Im Krankenhaus werden außer den neurologischen Ausfallerscheinungen noch Muskelschwund, Herzmuskelvergrößerung und eine moderate Gelbsucht festgestellt. Da der gute Mann sich hauptsächlich vegan ernährt, wird B12 gemessen und sofort die Diagnose erstellt: akuter B12-Mangel. Die sofortige Therapie mit B12 reicht aus, um eine ganze Reihe von Symptomen innerhalb kürzester Zeit verschwinden zu lassen.36
Diese Fälle sowie die neuesten Studien bestätigen, was in diesem Buch ausführlich erörtert wird: Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte der untere Grenzwert des Referenzbereichs für B12 unbedingt und schleunigst auf mindestens 400 pg/ml (von Labors oft auch als »400 ng/l« angegeben) angehoben werden.
Nach einer chinesischen Untersuchung (2018) ist der untere Grenzwert des Referenzbereichs für B12 nicht wie bei uns bei ca. 200 pg/ml anzusiedeln, sondern mindestens bei 350 pg/ml – insbesondere, wenn man die gravierenden neurologischen Krankheitsbilder erfassen möchte, wie sie aufgrund eines B12-Mangels bei älteren Menschen entstehen.37
Die gleiche Auffassung vertrat ein Jahr zuvor ein Team der Tel Aviv University nach der Feststellung, dass bei älteren Menschen der kognitive Verfall eben dann beginnt, wenn 350 pg/ml von B12 unterschritten wird.37A
Wir sprechen hier aber von einer unteren Mindestgrenze, bei der sich bereits neurologische Ausfallerscheinungen zeigen. Um auf der sicheren Seite zu bleiben, müsste jedoch der untere Grenzwert zwischen 450 pg/ml und 550 pg/ml liegen – wie im Kapitel über B12 anhand von Studien dargelegt.
An dieser Stelle sollte man eine Lanze brechen für die chinesische Art, mit westlicher Medizin umzugehen: Chinesische Wissenschaftler achten in vielen ihrer Studien (und zwar nicht nur B12 betreffend) auf eine konkrete Absicherung der Grenzwerte. Um zu einer wirklich eindeutigen Diagnose zu gelangen, legen sie den Ärzten nahe, ihre Patienten nicht nur auf die Blutwerte, sondern zusätzlich auf ein weiteres spezifisches Symptom zu untersuchen. Bei einem Verdacht auf einen B12-Mangel wäre somit ein Wert unter 350 pg/ml im Serum zwar schon aussagekräftig, aber ein chinesischer Arzt wird sich zusätzlich z. B. die Zunge des Patienten anschauen (wie übrigens vor Jahrzehnten auch in der westlichen Medizin noch üblich) und darauf achten, ob diese gerötet und glatt ist. Damit ist die Diagnose »Vitamin-B12-Mangel« bei den Chinesen einmal mehr gesichert.
Dies zeigt uns auch, dass man im asiatischen Raum der Aussagekraft von Blutbefunden nicht so hundertprozentig vertraut, wie dies in unserer alltäglichen Praxis der Fall ist.
Die westliche Vorgehensweise, nämlich im Hinblick auf eine Diagnose hauptsächlich auf die Blutergebnisse zu schauen (aus Zeitmangel oder auch aus juristischen Gründen – Stichwort: defensive Medizin) wird bereits seit Längerem von einigen Medizinern unseres Systems bedauert bzw. scharf kritisiert, wi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. INHALT
  5. Vorwort
  6. Danksagung
  7. Vorwort zur Neuauflage
  8. Einleitung
  9. Kapitel 1: Neues zu B12, TSH/Schilddrüse, Vitamin D, Ferritin + Eisen, Glukose, Parathormon (PTH), Magnesium, Kalium, ALT (Leber)
  10. Kapitel 2: Cholesterin – kriminelle Machenschaften
  11. Kapitel 3: Eisen, Burn-out & Co.
  12. Kapitel 4: Geophagie – Appetit auf Erde
  13. Kapitel 5: TSH – nicht erfasste Schilddrüsenkranke
  14. Kapitel 6: Jod – zurück zum Beginn der Evolution
  15. Kapitel 7: Vitamin B12 – Depression, Demenz und falsche Normbereiche
  16. Kapitel 8: Vitamin B1 als Waffe gegen Parkinson?
  17. Kapitel 9: Kalzium, Osteoporose …
  18. Kapitel 10: Vitamin D – »D«ilemma Sonnenschutz
  19. Kapitel 11: Glukose – der honigsüße Diabetes
  20. Kapitel 12: Wie sicher sind Laborbefunde?
  21. Einige Begriffserläuterungen zur Labormedizin
  22. Anmerkungen