Stand-by Ein halbes Jahr im Coronamodus
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Stand-by Ein halbes Jahr im Coronamodus

Gedichte, Zahlen, Gedanken & mehr

  1. 116 Seiten
  2. German
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Stand-by Ein halbes Jahr im Coronamodus

Gedichte, Zahlen, Gedanken & mehr

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Über dieses Buch

Jeder wird sich später an 2020 als das Jahr der Coronapandemie erinnern - auch ohne dieses Buch gelesen zu haben.Aber sind uns dann die besonderen äußeren Umstände, das eigene Verhalten, die emotionalen Befindlichkeiten und letztlich auch die Chronologie der Ereignisse wirklich alle noch gegenwärtig?Ich habe auf diese Frage für mich eine Antwort gesucht, indem ich ein halbes Jahr lang meine Eindrücke tagebuchähnlich und - bis auf die mathematischen Inhalte - meist in lyrischer Form festgehalten habe.Angeordnet in Monatskapitel und ergänzt durch einleitende Texte sowie zwei "coronafreie" Geschichten ergeben die Beiträge ein sehr persönliches Buch.Ich hoffe, dass sich darin die Leserinnen und Leser in der Rückbesinnung auf ihre eigenen Erfahrungen wiederfinden werden.Hans-Werner Lücker im November 2020

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2020
ISBN
9783347207844
Juni
Für den 1. Juni meldet die Johns Hopkins Universität nur 184 Neuinfektionen in Deutschland. Bei nun insgesamt 183594 Coronafällen hat sich die Lage deutlich entspannt.
Auch mein Fitnessstudio hat – unter auferlegten Hygiene- und Abstandsregeln – den Betrieb wieder aufgenommen.
Ich warte noch eine Woche mit dem Training und kaufe mir im Baumarkt Handschuhe. Sie sind eigentlich für Mechatroniker gedacht und beeinträchtigen dementsprechend nicht die Feinmotorik der Finger –
gerade richtig für den Umgang mit den Sportgeräten.
Meinen Starttermin muss ich dann schließlich online buchen, weil in den angebotenen Zeitfenstern maximal zehn Personen gleichzeitig trainieren dürfen.
Ich bin etwas aufgeregt, als ich nach fast dreimonatiger Pause mit Mund-Nasen-Schutz die Räumlichkeiten betrete. Doch schon bald fühle ich mich hier wohl, denn alles ist bestens organisiert: Desinfektionsmittel, Papier- und Mikrofasertücher stehen bzw. liegen überall bereit und die wenigen Trainierenden halten sich vorbildlich an die geltenden Abstands- und Maskenregeln.
Die anhaltend schöne Wetterlage lädt uns zum Frühstück im Garten unter dem neu erstandenen Sonnensegel ein. So fühlt sich das Leben – trotz Corona – richtig gut an.
Nur TUI fly zickt noch immer mit der längst überfälligen Erstattung der Flugzusatzkosten. Mein neuer Anruf landet bei einer Bandansage, die mir irgendetwas von „hohem Telefonaufkommen“ erzählt und das Kontaktformular der Homepage als sicheres Kommunikationsmedium empfiehlt.
Also kopiere ich den Text meiner letzten Email in das entsprechende Formularfeld, füge eine erneute Zahlungsaufforderung hinzu und schicke das Ganze ab. TUI fly reagiert mit einer automatisierten Eingangsbestätigung – mehr erhalte ich nicht.
Leider fällt das gemeinsame Badmintonspiel mit den ehemaligen Kollegen immer noch aus.
Zwar dürften wir theoretisch in die Schulturnhalle, doch mit geschlossenen Umkleideräumen und Duschen sind die äußeren Umstände nicht gerade einladend.
Wir müssten nicht nur in kompletter Sportkleidung erscheinen, sondern auch nach dem Spielen erst einmal alle nach Hause fahren, um uns frisch zu machen.
Damit bliebe wegen des Aufwandes an Fahrstrecken und –zeiten das traditionelle gemeinsame Essen in einem der mittlerweile wieder geöffneten Restaurants auf der Strecke.
Aber ohne die Aussicht auf einen geselligen Ausklang des Abends macht auch der Sport vorher einfach keinen rechten Spaß.
So verschieben wir das „Freitagsgesamtpaket“ auf bessere Zeiten und treffen uns – quasi als Ersatz – am Monatsende zum Imbiss im Gartenpavillon eines der Sportkameraden: Nach drei Monaten sozialer Abstinenz haben wir uns viel zu erzählen.
Was meine Schreibmotivation anbetrifft – so kreist sie noch immer um das mich täglich beschäftigende Coronageschehen. Dabei will ich doch bis zum Monatsende meine Kurzgeschichte für einen Literaturwettbewerb zum Thema „Luxus“ fertigstellen.
Deshalb diszipliniere ich mich selbst und gehe die letzte Juniwoche in Gedankenklausur, was sich als wohltuende Ablenkung von Infektionsstatistiken & Co. erweist.
Das Ergebnis – die Geschichte „Wer bist du?“ – ist am Ende dieses Kapitels abgedruckt.
Erinnerungen an den Mai 2020
Wonnewochen
12.06.2020
Natur trotzt den Coronawochen,
und färbt beschwingt mein Seelenkleid,
dass selbst die schon recht alten Knochen
missachten ihr vertrautes Leid.
Der Kopf ist frei, das Herz schlägt willig
und Lungen saugen Liebesluft.
Auch Amselfrau ist ’s recht und billig,
wenn keck der Gatte nach ihr ruft.
Die Hummeln lassen sich verlocken
vom Mohn im roten Seidentuch.
Im Apfelbaum die Bienen hocken
und lesen aus dem Blütenbuch.
Ich alter Mann mach mir zur Tugend
des Wonnemonats Freud’ – und doch
weiß ich um längst vergangne Jugend:
Wie oft erleb’ den Mai ich noch?
Ohne Ab- und Anstand nach Mallorca
05.06.2020
Ach – es konnte mich nur schocken!
Aus dem Flieger dieses Bild:
Dicht an dicht die Menschen hocken
so, als ob kein Abstand gilt.
Interviewt – sie noch frohlocken:
„Endlich wieder Urlaubsspaß!“
Ob sie da sich nicht verzocken,
wenn nur ‘s Ego ist ihr Maß?
Wie erklärt man das den Kindern,
die im Klassenraum sich müh‘n,
jede Nähe zu verhindern
mit der Großen Disziplin?
Ach – wie macht es mich betroffen!
Unvernunft dank Reiselust.
Bei den Folgen ist zu hoffen,
dass nur „Tätern“ bleibt der Frust.
PS: Im Airbus A320 sitzen ca. 24(!) Personen auf einer Fläche von 10 m2, für die in Geschäftsräumen zur Zeit EINE Person erlaubt ist.
Hier und dort
21.06.2020
Hier schau‘n sie nur auf eigne Zahlen
und schlagen stolz sich auf die Brust,
wenn sie mit scheinbar guten prahlen –
im Wissen, dass die nächsten Wahlen
entscheiden über Lust und Frust.
Dort aber in den armen Ländern,
wo Massen leiden – hart regiert
von höchst korrupten Rechteschändern,
kann nichts zum Guten sich verändern,
weil ‘s Virus ungehemmt krassiert.
Es läuten die Glocken
28.06.2020
Es läuten die Glocken in unserer Stadt –
am Seil ziehen eifrig und heftig die Leute,
von denen ein jedermann denkt, dass er hat
zu sagen gar unglaublich Wichtiges heute.
Damit ‘s alle wissen, hat man unentwegt
tagtäglich bedient sich der örtlichen Presse
und dass man auch wirklich Beachtung erregt,
sich ablichten lassen mit wichtiger … Miene.
Der Hahn auf dem Kirchturm dreht flink sich im Wind
und späht bis zuletzt in verborgene Ecken,
um flugs noch in Räten, die unsicher sind,
mit Krächzen den ihm eignen Unmut zu wecken.
Es schweigen die Glocken – die Stadt ist verstimmt,
denn über ihr liegen gar düstere Wolken.
– Ich hoffe, dass jeder im Rat übernimmt
Verantwortung für des Ergebnisses Folgen.
PS: Im Vorfeld der Sitzung des Neuwieder Stadtrats am 2. Juli 2020, bei der die Abwahl von Bürgermeister Mang auf der Tagesordnung steht, herrscht ein emsiges Treiben unter den Strippenziehern jeglicher parteipolitischer Couleur.
„Wer bist du?“
Es ist ein Samstagvormittag im Mai, als Dieter Lauer die Wohnungstür in der ersten Etage des alten Mietshauses aufschließt. Er hängt seine braune Wildlederjacke an die ihm noch aus der Jugendzeit vertraute Garderobe und tritt in die Küche.
Die Frau am Fenster bemerkt ihren erwachsenen Sohn nicht. Ilse Lauer sitzt an ihrem Lieblingsplatz – dem kleinen Tisch, von dem aus sie einen freien Blick auf die Wäschewiese der Hausgemeinschaft hat.
An einem eigenen Garten hast du dich in deinem entbehrungsreichen Leben nie erfreuen dürfen, denkt sich Dieter und legt liebevoll seine Hand auf die Schulter der 86-Jährigen.
„Wer bist du?“ Ilse wendet ihren Blick von den Tannen hinter der Grundstücksmauer und schaut den Besucher mit großen Augen an. „Bist du mein Mann?“
„Aber nein, Mama. Ich bin Dieter – dein Sohn – und putze heute deine Wohnung."
„So,so.“ Ein entrücktes Lächeln umspielt den Mund der alten Frau, bevor sie den Kopf wieder zum Fenster dreht. „Schau dir diese schönen Bäume an!“
Gedankenversunken schlürft sie an ihrer Kaffeetasse und schenkt ihrem Sohn keine weitere Beachtung.
Dieter greift zum Staubsauger, der im Besenschrank auf den Einsatz wartet und begibt sich in das angrenzende Wohnzimmer.
Sein älterer Bruder Karl hat vor einem Jahr einen Dienstplan erstellt, nach dem die beiden zusammen mit der erstgeborenen Schwester Birgit die pflegebedürftige Mutter täglich versorgen und am Wochenende die Wohnung auf Vordermann bringen.
Dazu leben die beiden anderen Geschwister Frieder und Ingrid zu weit entfernt in anderen Städten.
Wie hat sie damals das alles alleine geschafft?, fragt sich Dieter, als sein Blick während des Staubsaugens auf das vergilbte Bild an der Wand über der Couch fällt.
Das etwa fünfzig Jahre alte Foto aus der Kinderzeit zeigt ihn mit seinen vier Geschwistern – allesamt in Sonntagskleidung – vor der Haustür eines wohlhabenden Textilfabrikanten.
Dieser hatte den erworbenen Gebäudeteil einer ehemaligen Kaserne zu einem stattlichen Wohn- und Betriebskomplex ausgebaut.
Ilse Lauer bewohnte damals mit ihren Kindern einen der weniger schönen Flachbauten der aus der Zeit des zweiten Weltkrieges stammenden Anlage.
Die städtische Siedlungsgesellschaft hatte darin notdürftig Sozialwohnungen für die Ärmsten der Gesellschaft abgeteilt. Dabei hatten die ehemaligen Soldatenstuben Verbindungstüren erhalten, während ihre alten Eingänge längs des langgezogenen Flurs bis auf eine jeweilige Wohnungstür einfach zugemauert worden waren.
Keine der Wohneinheiten verfügte über ein eigenes WC. Am Kopfende des Baues lag die unverändert gebliebene Gemeinschaftstoilette. Die oben und unten offenen und nur durch dünne Holzwände voneinander getrennten Kabinen waren den einzelnen Familien fest zugeordnet.
Wie unwohl fühlte sich dort der kleine Dieter immer, wenn neben ihm der alkoholisierte Alte aus der Wohnung am Haupteingang stöhnend sein übelriechendes Geschäft verrichtete.
Gerne hätte Ilse Lauer ihrer Familie eine andere Umgebung geboten. Aber eine bessere Unterkunft konnte sie sich nicht leisten. Sie war mit ihren fünf Kindern auf sich alleine gestellt, nachdem sie mutig den Schlussstrich unter die Ehe mit ihrem in jeder Hinsicht unzuverlässigen Mann gezogen hatte.
Die Sozialhilfe, mit der sie...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. März
  7. April
  8. Mai
  9. Juni
  10. Juli
  11. August
  12. September
  13. Nachwort im Oktober