Zwischen zwei Welten
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Zwischen zwei Welten

Mein Leben

  1. 200 Seiten
  2. German
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Zwischen zwei Welten

Mein Leben

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Die Worte klingen groß, sind aber angemessen: Karel Gott ist einer der wenigen Weltstars, die Europa zu bieten hat, und das seit fast 50 Jahren. Bereits Ende der 1960er-Jahre hatte er als erster osteuropäischer Künstler ausverkaufte Auftritte in Las Vegas und wurde als legitimer Nachfolger Frank Sinatras gehandelt. Auch in Deutschland, seiner Heimat Tschechien und den Ländern des ehemaligen Ostblocks gehört er seitdem zu den Superstars der Musikszene. In dieser Autobiografie erzählt er nun erstmals von seiner Kindheit, den ersten Schritten im Showgeschäft, seinen großen Erfolgen, dem Leben vor und hinter dem Eisernen Vorhang sowie der Zeit des Umbruchs nach dem Ende des Kommunismus. Und natürlich von den Jahren als Megastar, von der "Biene Maja" über "Babicka" bis zu "Für immer jung", dem Duett mit Bushido. Karel Gott ist einer der ganz Großen der Musikbranche und legt mit dieser Autobiografie einen Meilenstein und ein zeitgeschichtliches Dokument vor, das kein anderer so hätte schreiben können. Ein Muss, nicht nur für Fans, sondern für alle, die die letzten Jahrzehnte noch einmal Revue passieren lassen möchten.

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Information

Verlag
riva
Jahr
2014
ISBN
9783864135385

Teil eins

1. Kapitel

Auf nach Las Vegas … oder: Anstelle einer Einleitung

Zürich, Juni 1967. Ich bin am Flughafen und sehe, wie eine Boeing 707 der amerikanischen Fluggesellschaft TWA startklar gemacht wird. Und ich werde mit an Bord sein! Ich, der Junge aus Prag, Jahrgang 1939, um den es in den letzten Jahren einigen Trubel gab in seinem Land, der Tschechoslowakei. Achtundzwanzig Jahre alt werde ich nächsten Monat – und bin in meiner Heimat schon in aller Munde. Ich habe einige Hits gelandet, einige bedeutende Musikpreise gewonnen, samt dem wichtigsten, der »Goldenen Nachtigall«, dem Preis für den populärsten Sänger des Landes. Und das natürlich, ohne damals bereits zu ahnen, dass auch in den folgenden Jahrzehnten und bis heute insgesamt achtunddreißig »Nachtigallen« in meiner Voliere Einzug halten sollten.
Ich werde überall im Land erkannt, wohin ich auch komme, schreibe Autogramme, gebe Interviews, verbringe Tage und Nächte im Studio und arbeite mit meinen Komponisten und Textern an neuen Liedideen. Und ich kann inzwischen einigermaßen sicher davon ausgehen, dass mich die Menschen mögen, in meine Konzerte kommen, mir Briefe senden und meine Fernsehauftritte verfolgen.
Ich begebe mich zu der Maschine. Tausend Gedanken spuken mir im Kopf herum. In ein paar Minuten werden wir abheben, ich werde den Kontinent Europa für mehrere Monate verlassen, bin auf dem Weg in das Land, aus dem meine großen Vorbilder kommen. Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., Dean Martin.
Ich werde erst wieder dort festen Boden unter den Füßen haben, wo die Bühne dieser ganz, ganz Großen ist: in den Vereinigten Staaten … und … Las Vegas!
Ich bin engagiert worden. In dieser Wüstenstadt des Glamours, des Showbiz, der Illusionen, des Spiels. Ich werde der erste tschechische Künstler sein, der dort, im Hotel »New Frontier«, seine eigene Show hat. Ich freue mich – und bin skeptisch zugleich, wie vor einer schwierigen Prüfung. Wie werden mich die Amerikaner aufnehmen? Was, wenn sie mich nicht akzeptieren, meine Lieder nicht mögen? Es ist ein großes Abenteuer, und niemand vermag im Voraus zu sagen, wie es ausgehen wird?
Sie werden sich, liebe Leser, jetzt sicherlich eine Frage stellen: Wie kam ich eigentlich nach Las Vegas? Immerhin lebte ich ja in einem Land, dessen Propaganda vor dem »Amerikanischen Imperialismus« warnte und nach außen hin den USA alles andere als zugeneigt war. Dessen Grenzen hermetisch abgeriegelt waren, mit Stacheldrähten und Zäunen. Dem sogenannten Eisernen Vorhang.
Es war, wie so oft in meinem Leben, Glück und Schicksal zugleich. In Prag lebte damals ein sehr geschickter Manager und Veranstalter, František Spurný, dem es sogar gelungen war, 1965 den berühmten Louis Armstrong nach Prag in die Lucerna zu bringen. Die Lucerna ist der Konzertsaal, die Bühne in Prag, wo jeder gern einmal auftreten möchte. Für mich ist es ein Ort, an dem ich sehr oft auftrat und auftrete, von dem aus meine Konzerte, mal live, mal fürs Fernsehen aufgenommen, über alle Bildschirme flimmerten.
Man ist dort in viel engerem Kontakt mit dem Publikum als in den großen Hallen und Arenen. Eine bis auf den letzten Platz gefüllte Lucerna, das ist wie ein brodelnder Kessel an Energie und Flair. Das Parkett, die zahlreichen, auf zwei Stockwerke verteilten Balkone.
Aber zurück zu František Spurný: Der war es, der den amerikanischen Produzenten Alan Lee und den Regisseur Paul Godkin, die schon viele Shows in Las Vegas aus dem Boden gestampft hatten, auf die Idee brachte, man könnte ja auch mal einen tschechischen Künstler hinschicken. So »einfach« war das. Klingt aus heutiger Sicht fast unglaublich. Was aber entscheidend war: Es wurde tatsächlich in die Tat umgesetzt!
František Spurný war eine Art Pionier der Kunst des Managements in der Tschechoslowakei und der ehemalige Direktor der Lucerna. In der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre leitete er die Prager Vertretung der Schweizer Agentur Schmidt Production. Die wiederum hatte die Aufgabe, das Las-Vegas-Programm aus unseren tschechoslowakischen Künstlern zusammenzustellen, und es war die Ehefrau des Hoteldirektors Maurice Friedman vom »New Frontier« in Las Vegas, Frau Friedman, die ganz hinter mir stand: »Diesen Sänger, Karel Gott, den müssen wir als ersten Künstler aus dem Ostblock in Las Vegas vorstellen!« Zu dieser Zeit war ich in Amerika noch völlig unbekannt, und so war ich mir nicht sicher, wer denn in Las Vegas in meine Konzerte kommen sollte. Aber da das Ehepaar Friedman absolut überzeugt von der Sache war, ließ auch ich mich schnell dafür begeistern.
Die Tatsache, dass ich 1967 und 1968 den Eisernen Vorhang relativ problemlos überwinden und nicht nur gen Westeuropa, sondern auch in Richtung Vereinigte Staaten aufbrechen konnte, war allerdings auch einem anderen geschichtlichen Vorgang zu verdanken, wenn man es heute aus historischer Sicht betrachtet: Es fand ein sogenanntes politisches Tauwetter statt in dieser Zeit, mein Land, die ČSSR, war, so dachte man jedenfalls, auf dem besten Weg dahin, den Ballast der vergangenen zwei Jahrzehnte abzuschütteln und den Weg eines »menschlicheren Kommunismus« zu finden. Reformen wurden eingeleitet, vor allem von dem Reformpolitiker Alexander Dubček, der Eiserne Vorhang wurde ein wenig durchlässiger, und speziell in Prag trafen sich die Literaten wie auch viele andere Künstler, um relativ offen über diesen neuen Weg zu diskutieren. Zwar immer noch teils im Verborgenen, aber es war kein Vergleich etwa mit den Fünfzigerjahren, in denen Stalins Terrorregime auch in der ČSSR überall spürbar war. Symbolisch war Stalin respektive sein übergroßes Denkmal hoch über den Dächern von Prag bereits einige Jahre zuvor, 1962, mit fast einer Tonne Sprengstoff in die Luft gejagt worden. Das gesamte Areal wurde damals streng abgeschirmt, und die schweren Detonationen waren im gesamten Prager Zentrum zu hören. Nach der Wende 1989 existierte im Bunker unter dem Denkmal für eine kurze Zeit übrigens einer der ersten tschechischen Rockclubs.
Leider sollte dieses Tauwetter nicht lange anhalten, sondern im August 1968 durch die einmarschierenden Truppen des Warschauer Pakts von heute auf morgen zu Ende sein. Es dauerte weitere einundzwanzig Jahre, bis auf dem Prager Wenzelsplatz die Menschen fühlten, dass der Dinosaurier namens »real existierender Sozialismus« in seinen letzten Atemzügen lag, und ein ins Gefängnis gesperrter Dissident namens Václav Havel das Präsidentenamt übernahm. Die »Wendekinder«, diejenigen, die im Wendejahr 1989 geboren wurden, sind heute fünfundzwanzig Jahre alt, sie sind erwachsen, stecken bereits inmitten des Berufslebens. Sie kennen die Zeit davor nur noch aus den Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern, was im Grunde genommen das Beste ist, was die neuere Geschichte zu bieten hat.
Heute gibt es keine getrennten »zwei Welten« mehr, dieses an jedem Grenzzaun sichtbare Kräftemessen zwischen zwei Systemen. Man fährt über die offene Grenze wie selbstverständlich, man weiß teils, besonders in Deutschland, gar nicht mehr so genau, wo die Grenze eigentlich verlief. Die junge Generation ist zum Studium in ganz Europa, der ganzen Welt verstreut und hört sich oft mit ungläubigem Kopfschütteln die Schilderungen aus der »damaligen Zeit« an.
Als das »Pendeln« zwischen Ost und West, geschweige denn Osteuropa und den USA praktisch unmöglich war.
Als ich im Sommer 1967 in Las Vegas ankam, war ich beeindruckt. Das Hotel »New Frontier«, damals eines der modernsten der Stadt, in dem von Ronald ­Reagan bis Elvis Presley schon etliche Berühmtheiten aufgetreten waren, hatte im Vorfeld meine Show groß beworben. Ich mochte diese Stadt von Anfang an, diesen rund um die Uhr funktionierenden Entertainment-Giganten, in dem man tatsächlich niemals schlafen geht. Fast alles war dort, und ist heute erst recht, rund um die Uhr geöffnet. Die Restaurants, die Casinos, die Supermarkets und die Clubs. Was immer der Vegas-Besucher haben wollte, er bekam es sogleich und ohne Warten.
Meine Freude hielt sich allerdings nicht wirklich lange und kühlte sichtlich ab, denn ich hätte eigentlich schon im Vorfeld darauf kommen müssen, dass auch die Amerikaner ihre ganz eigenen Ansichten von einem »Ostblockstar« hatten, und so wurde ich zwar Vegas-typisch (das macht man da übrigens mit jedem!) als »biggest, greatest« und was weiß ich noch alles betitelt, wenn ich allerdings die riesigen Plakate näher betrachtete, stellte ich fest, dass man aus mir eine Art »Sensation« gemacht hatte. »Sensation« allerdings in dem Sinne, dass nun endlich und erstmals in der »Sin City« Las Vegas ein Kommunist auftreten würde! Alles war ja schon einmal da gewesen, wilde Tiger, Löwen, Elefanten, aber jemand aus dem »Reich des Bösen«, als lebendes, singendes, berührbares Ausstellungsobjekt, noch nie.
»Meine Damen und Herren, ladies and gentleman, mit Stolz präsentieren wir Ihnen heute in Las Vegas den ersten Künstler from behind the Iron Curtain!« So wurde mein erster Auftritt im »New Frontier« angekündigt, und ich war ziemlich schockiert. Mein Einwand, was dies für eine Taktik sei, wurde abgewiegelt: »Überlass das uns, wir wissen schon, was wir machen und was Showbusiness bedeutet. Du bist eben der erste Kommunist in Las Vegas. Jedenfalls der erste, der dort auf der Bühne steht, und zwar jeden Abend. Und Punkt.« Und auch die Bezeichnung als »Continents Greatest Singing Star« auf dem Billboard vor dem Hotel war ziemlich seltsam. Denn das war reichlich übertrieben.
Nun war ich weder damals Kommunist, noch wurde ich es jemals später, und der größte Sänger, den Kontinentaleuropa jemals gekannt hat, war ich auch nicht. Umso mehr lag mir das im Magen. Auf was hatte ich mich da eingelassen? Würde das Publikum etwa verlangen, dass ich die »Internationale« zum Besten gebe? Nun, es sollte ganz anders kommen …
Nach meinen ersten Auftritten wurde mir schnell klar, dass das Publikum nicht nur fantastisch war, sondern mich als Künstler sehr schnell ins Herz schloss. Und ich das Publikum natürlich umso mehr! Keine Vorurteile, keine erwartete »Neugier« auf diesen Exoten, nein, ich wurde schnell ein fester Bestandteil des »way of life« in Las Vegas. Ich gab zwei Konzerte pro Tag, Abend für Abend tobte der Saal, wollte Zugaben. Ich war angekommen.
Natürlich bedankte ich mich bei meinem Publikum, verneigte mich, und das stieß bei Alan Lee auf Unverständnis: »Warum bedankst du dich dauernd? Du musst auf die Bühne gehen mit der Überzeugung, dass die Leute sich glücklich schätzen dürfen, dich zu sehen, dich singen zu hören. Sie müssen dir danken und nicht umgekehrt. Vergiss deine Bescheidenheit, so wie du sie aus deinem Land kennst. Wenn unsere amerikanischen Stars auf die Bühne gehen, dann folgen sie dem Gesetz ›Lead, follow or go to hell‹! Sie sind die Auserwählten, verstehst du?« Eine merkwürdige Sichtweise. Als ich 1969 privat in Las Vegas war, ging ich auf ein Konzert der legendären Judy Garland. Was ich dort erlebte, war unglaublich. Nach dem sechsten Lied meinte sie ins Publikum: »Wenn ich euch so anschaue, habe ich das Gefühl, meine Lieder bewegen euch nicht genug. Ihr mich auch nicht. Also lasst uns freundschaftlich auseinandergehen, an der Kasse zahlen sie euch den Eintritt zurück, weder ich noch ihr werden uns den Abend verderben lassen.« Und sie ging von der Bühne. Es war eines ihrer letzten Konzerte, sie starb kurz darauf auf tragische Weise in London. Ihre Tochter, Liza Minnelli, war damals dreiundzwanzig Jahre alt.
Mir schossen während der Pausen meiner Konzerte meine Erinnerungen durch den Kopf. Als Jugendlicher, als ich noch in der Fabrik arbeitete, hatte ich einmal meinen Freunden, als wir eine Platte von Frank Sinatra namens »Live aus Las Vegas« hörten, gesagt: »Und dort trete ich auch einmal auf!« Für die Platte ging damals fast mein ganzes Lehrlingsgehalt drauf. Meine Freunde hielten mich freilich für einen Spinner, der in Tagträumen lebte, die er niemals würde verwirklichen können. Sie tippten sich an die Stirn. Und nun schickte ich ihnen eine Postkarte, eine Panoramaansicht der Stadt, auf der ich mit einem Pfeil das »New Frontier« markierte mit dem Hinweis auf der Rückseite: »Und zwar hier!« Später sollten sie mir sagen, sie hätten schon damals in der Fabrik gewusst, dass ich es einmal bis nach Las Vegas schaffen würde, aber ob das stimmt, na ja, das wage ich zu bezweifeln. Im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer.
Was war das für ein Gefühl, wenn ich heute so daran zurückdenke! Der Junge aus der Tschechoslowakei in Las Vegas. Trotz all der Umstände dieser Zeit.
Las Vegas, das wurde mir allerdings sehr schnell klar, hieß Knochenarbeit: sieben Tage die Woche auf der Bühne, »no day off«, immer mein Bestes geben, kaum Zeit für irgendwelche Vergnügungen, Parties oder Relaxen. Zudem setzte mir das Klima sehr zu. In den Hotels mit ihren ständig auf Hochtouren arbeitenden Klimaanlagen war es ziemlich kalt, doch kam man ins Freie, schlug einem die brütende Hitze der Wüste Nevadas entgegen, im Schnitt vierzig Grad, und das im Schatten. Die Stimme eines Tenors ist eine sehr heikle Sache, darauf werde ich später noch kommen, und Klimaanlagen sind quasi ihr ärgster Feind. Nur dass man die Dinger ja nicht einfach abstellen konnte. Auch nicht im Hotelzimmer.
Die Folge war, dass ich mir eine erstklassige Erkältung einholte und ans Singen nicht mehr zu denken war. Auch der Arzt, den ich damals aufsuchte, riet mir hiervon ausdrücklich ab. Drei Tage »Auszeit« seien unbedingt nötig, sollte ich dort noch einige Monate durchhalten wollen, so der Doktor. Mit dem Attest in den Händen ging ich zu Alan Lee, dem Produzenten der Show, der es durchlas, sich pathetisch in seinem Sessel zurücklehnte, gelangweilt den Rauch seiner Zigarre ausblies und mich wissen ließ: »Wann, lieber Herr Gott, möchten Sie denn nach Prag zurückfliegen? Morgen? Übermorgen? Wir müssten die Konzerte ja absagen und jemand anderes auftreten lassen, der aber dann nicht nur drei Tage für Sie einspringen wird. Na ja, wenn Sie wirklich wollen, machen wir das eben … aber zurückzukommen brauchen Sie nicht, das ist Ihnen hoffentlich klar.«
Natürlich machte ich damals in Vegas dennoch weiter, Erkältung hin oder her, aber das ist wohl nicht nötig hinzuzufügen … und in meiner weiteren Karriere habe ich immer wieder getreu dem Motto gehandelt: Es gibt nur ein einziges »Attest«, das die Absage eines Konzerts berechtigt: die Sterbeurkunde. Sie werden sich wundern, wie gut meine Stimme an diesem Abend auf der Bühne des »New Frontier« klang!
Das und nicht nur das habe ich in Las Vegas, in der »Schule des Entertainments«, gelernt, und ich bin und bleibe für diese Lehre der Disziplin und des Selbstvertrauens mein Leben lang dankbar! Mit damals achtundzwanzig Jahren ebenso wie heute mit fünfundsiebzig.
»Geht nicht gibt’s nicht«, wie ein Sprichwort sagt. Es »geht« nämlich immer.
Mit der richtigen Einstellung und dem Glauben an sich selbst. Und der muss, selbstverständlich, positiv sein! Wie die Amerikaner sagen würden: »There’s no other way!«
In Las Vegas traf ich viele Kollegen, die weitaus berühmter waren als ich. Tom Jones, Frank Sinatra oder Sammy Davis Jr., alle waren sie sehr freundlich und vor allem eines: bescheiden. Keine Eskapaden, überzogenen Vorstellungen, auch wenn sie allabendlich riesige Dollarsummen verdienten. Tom Jones warfen die M...

Inhaltsverzeichnis

  1. Teil eins
  2. Teil zwei
  3. Anhang
  4. Bildteil