Deutsche Malerei
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Über dieses Buch

Vor dem geschichtlichen und geistesgeschichtlichen Hintergrund beschreibt der Autor fundiert die Höhepunkte des künstlerischen Schaffens als Marksteine der Deutschen Malerei und präsentiert ein faszinierendes Bild der kunsthistorischer Entwicklung. Von der karolingischen Buchmalerei bis zu den Künstlergruppen in Worpswede, der Brücke und der Blauen Reiter. 1000 Jahre Deutsche Malerei. Über 200 brillant dargebotene Reproduktionen von Gemälden und Grafiken und 100 ausführliche Künstlerbiografien machen aus diesem Buch eine Dokumentation, die höchsten Ansprüchen gerecht wird.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783945120071

Künstlerbiographien

Aachen (Achen), Hans von (* Köln 1552, † Prag 1615). Er war Schüler des niederländischen Romanisten Georg Jerrigh in Köln und ging 1574 nach Italien, wo er in Venedig, Rom und Florenz starke künstlerische Eindrücke empfing, vor allem durch Tintoretto, Michelangelo und Correggio. 1588 kehrte er nach Köln zurück, folgte aber schon bald einem Ruf Herzog Wilhelms V. von Bayern an den Hof in München. 1592 wurde er von Kaiser Rudolf II. zum Kammermaler ernannt. 1596 heiratete er die Tochter des berühmten Komponisten Orlando di Lasso. 1601 ließ er sich endgültig in Prag nieder, wo er bald zum engsten Kreis der am kaiserlichen Hof schaffenden Künstler gehörte. Er reiste noch mehrmals im Auftrag Rudolfs nach Italien, um weitere Anregungen zu sammeln. Nach Rudolfs Tod im Jahre 1612 bestätigte ihn Kaiser Matthias in seinem Amt als Kammermaler.
Hans von Aachen war ein Künstler mit eklektisch-virtuosem Stil, der Altarbilder sowie mythologische und allegorische Szenen schuf, z. B. „Sieg der Wahrheit unter dem Schutz der Gerechtigkeit“ (1598, München, Alte Pinakothek). Er zählt zu den Hauptvertretern des höfischen Manierismus in Deutschland, dessen Werke hochgeschätzt waren und von den besten Stechern in aller Welt verbreitet wurden. Seine eigentliche Stärke lag indessen auf dem Gebiet der Bildnismalerei. Hier schuf er Werke von hervorragender künstlerischer Qualität, z. B. die Porträts von Herzog Wilhelm V. dem Frommen von Bayern und seiner Gemahlin Renata von Lothringen (München, Bayerisches Nationalmuseum), die von den Zeitgenossen allerdings weit weniger geschätzt wurden als seine übrigen Arbeiten.
Aldegrever, Heinrich, eigentlich Hinrich Trippenmecker (* Paderborn 1502, † Soest zwischen 1555 und 1561). Nach seiner Lehrzeit bei einem westfälischen Meister, der vermutlich von der Gotik beeinflusst war, reiste Aldegrever in die Niederlande, wo er sich an Joos van Cleve und Jan Joest van Kalkar schulte und aufgrund der graphischen Arbeiten des Lucas van Leyden und des Jacob Cornelisz. van Oostsanen Eindrücke von Dürers Werken gewann. Um 1525 ließ Aldegrever sich in Soest als Goldschmied und Maler nieder, und bereits in diese Zeit gehört sein Hauptwerk, das Flügelretabel des Marienaltars in der Soester Wiesenkirche. Schon hier wird der holländische Einfluss in den Landschaftsdarstellungen deutlich, ferner Aldegrevers Hang zu ornamentaler Architektur auf Goldgrund und oft ohne direkten Themenbezug. Im übrigen weisen die schmal gehaltenen Figuren einerseits auf gotische Vorbilder hin, andererseits aber auch auf abgemilderte Einflüsse der Antwerpener Manieristen. 1527 änderte der Maler seinen Namen – und damit auch seine Signatur – in Heinrich Aldegrever. Gleichzeitig vollzog er einen Stilwandel, insofern er sich in seinen Stichen deutlich an Dürer und dessen Nachfolger anlehnte. Als Soest sich 1531 der Reformation anschloss, trat Aldegrever seinerseits zum Protestantismus über und verlegte sich, da die kirchlichen Großaufträge ausblieben, nunmehr nahezu ausschließlich auf die Gestaltung graphischer Blätter mit allegorischen, alttestamentlichen, aber auch weltlichen Themen. Bei weicheren Übergängen sind seine Gestalten stark dem Manierismus verpflichtet und zeigen eine kühle Eleganz. Graphische Serien mit der neuen Themenstellung sind z.B. „Die Hochzeitstänzer“ (1538), „Die Geschichte von Amnon und Thamar“ und die „Schöpfungsgeschichte“ (beide 1540). Gleichzeitig erwachte seine Vorliebe für die Darstellung des nackten menschlichen Körpers mit erotischer Ausstrahlung (etwa auf dem Blatt „Tarquinius und Lukretia“). Von den wenigen erhaltenen Ölgemälden ist vor allem das Bildnis „Graf Philipp III. zu Waldeck“ von 1537 zu nennen (heute Sammlung des Fürsten von Waldeck auf Schloss Arolsen). Nach 1549 verlor Aldegrevers Darstellungsweise den eleganten Zug der Manierismus. Über seinen immer noch schlanken Figuren liegt nun ein wildes Faltengewoge, die Werke sind von unruhiger Dynamik erfüllt, besonders deutlich sichtbar in den Serien „Die Taten des Herkules“ (1550), „Die Tugenden und Laster“ (1552) und „Die Geschichte der Susanna“ (1555). – In Gesamtwürdigung seines künstlerischen Schaffens darf Aldegrever als der wohl bedeutendste Maler und Stecher der späteren Renaissance norddeutscher Prägung angesehen werden.
Heinrich Aidegrever, Bildnis eines Mannes mit Hut. Rötel. Paris, Louvre, Cabinet des Dessins.
Altdorfer, Albrecht (* Regensburg um 1480, † ebd. 1538). Altdorfer, der wohl bedeutendste Vertreter der Donauschule, war wahrscheinlich der Sohn des in Regensburg ansässigen Briefmalers Ulrich Altdorfer. 1505 erwarb er das Bürgerrecht (wobei er als „Maler von Amberg“ bezeichnet wird), 1519 wurde er Mitglied des Äußeren, 1526 Mitglied des Inneren Rates und Stadtbaumeister. Zwei Jahre später lehnte er die Wahl zum Bürgermeister ab. 1555 reiste er in diplomatischer Mission zu König Ferdinand I. nach Wien. Gesicherte Anhaltspunkte über seine künstlerische Herkunft sind sehr viel spärlicher. Seine miniaturhafte Malweise in den frühen Werken deutet darauf hin, dass er vorübergehend Schüler in einer Miniaturwerkstatt war, vielleicht in der des Berthold Furtmeyr in Regensburg. Seine ersten Arbeiten, die „Mondseer Holzschnitte“, sind mit Sicherheit vor 1505 entstanden. Es lässt sich ferner feststellen, dass Altdorfer Michael Pachers Altar von St. Wolfgang genau gekannt hat, dass er von Lucas Cranach d. Ä. und von Marx Reichlich beeinflusst war und dass er sich Albrecht Dürers bedeutendste Blätter zum Vorbild nahm. Alles andere gehört in den Bereich der Spekulation.
Ein frühes Meisterwerk des Künstlers und wohl eines seiner bedeutendsten Werke überhaupt ist der offenbar erst 1518 aufgestellte Passionsaltar von St. Florian bei Linz (St. Florian, Augustiner-Chorherrenstift, und Wien, Kunsthistorisches Museum), der in geschlossenem Zustand vier Szenen aus der Sebastianslegende zeigt, im übrigen aber thematisch der Leidensgeschichte und der Auferstehung Jesu Christi gewidmet ist. Die Darstellung ist voller Dramatik und von leuchtender Farbigkeit; Altdorfers stilistische Eigenständigkeit und das Neue seiner Malweise werden überzeugend sichtbar. Nach dem Passionsaltar entstand eine Reihe großformatiger Bildtafeln, für die eine monumentalere Gestaltung der Figuren charakteristisch ist, u. a. „Die Kreuzigung Christi“ (um 1510, Kassel, Staatliche Kunstsammlungen) und „Johannes der Evangelist und Johannes der Täufer“ (um 1510, München, Alte Pinakothek), letzteres ein von einer üppigen Naturszenerie umgebenes Werk. Wenige Jahre später wurde Altdorfer für Kaiser Maximilian 1. tätig, für den er mehrfach arbeitete. So schuf er z. B. die Miniaturen zum Triumphzug des Kaisers (1513–1515, Wien, Albertina) und die 24 Randzeichnungen zum Gebetbuch des Herrschers (um 1515, Besantyon, Bibliotheque Municipale). Der 1525–1530 entstandene Altar mit der Florianslegende (Florenz, Galleria degli Uffizi,. Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum und Prag, Narodnt Galerie) zeigt, verglichen mit dem Passionsaltar, eine größere Ruhe der Formen. Die „Bergung des toten hl. Florian“ (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum) zählt zu den reichsten und stimmungsvollsten Naturschilderungen der Donauschule. 1526 schuf Altdorfer für Herzog Wilhelm IV. von Bayern das Bild „Susanna im Bade“ (München, Alte Pinakothek), das von einem prachtvollen Renaissancepalast beherrscht wird, der an lombardo-venetische Paläste der Epoche erinnert. Höhepunkt in Altdorfers Schaffen ist die 1529 datierte „Alexanderschlacht“ (München, Alte Pinakothek), die zu einer Folge von Historienbildern gehört, welche der bayerische Herzog bei verschiedenen Künstlern in Auftrag gab. In gewaltigen landschaftlichen Formationen mit vedutenartigen Elementen und beleuchtet von einer riesigen untergehenden Sonne wird der welthistorische Augenblick gezeigt, in dem Alexander der Große den Perserkönig Dareios besiegt. Aus Altdorfers letzter Schaffensperiode ist wenig erhalten: Reste der Wandbilder aus dem ehemaligen Kaiserbad des Bischofshofes in Regensburg (Regensburg, Städtisches Museum), das Sprichwörterbild „Der Bettel sitzt der Hoffart auf der Schleppe“ (1531, Berlin, Stiftung Staatliche Museen/West, Gemäldegalerie), das niederländische Einflüsse zeigt und auf die Genremalerei vorausweist, „Anbetung der Könige“ (um 1528, Frankfurt am Main, Städelsches Kunstinstitut) und „Lot und seine Töchter“ (1537, Wien, Kunsthistorisches Museum), wobei die bei den zuletzt genannten Arbeiten manieristische Züge anklingen lassen.
Charakteristisch für das malerische und graphische Gesamtwerk Altdorfers ist die starke Betonung stimmungsvoller Landschaftselemente, in die seine Figuren hineingestellt sind; die Bilderzählung, meist religiöser Art, ist mit beseelter Naturauffassung verbunden. Altdorfer ging jedoch noch einen Schritt weiter: Er schuf erstmals in der deutschen Kunst Landschaften als eigene Bildgattung, d. h. ohne menschliche Staffage (z. B. „Donaulandschaft bei Regensburg“, München, Alte Pinakothek).
Albrecht Altdorfer, Maria mit Kind und kniendem Beter. Holzschnitt, um 1520, Erlangen, Universitätsbibliothek.
Amberger, Christoph (* Augsburg? um 1505, † ebd. 1562). Amberger, dessen Herkunft im dunklen bleibt, gilt als einer der bedeutenden Bildnismaler der deutschen Renaissance. Er lernte bei dem Augsburger Maler Leonhard Beck, dessen Tochter er heiratete. Außerdem studierte er bei Hans Holbein d.J. und wurde von Hans Burgkmair d. Ä. beeinflusst, von dem er die weiche Tongebung und den dekorativen Stil der venezianischen Malerei übernahm. 1530 wurde Amberger Meister in Augsburg. Sein erstes bedeutendes Werk ist das 1532 entstandene Bildnis „Kaiser Karl V.“ (Berlin, Stiftung Staatliche Museen/West, Gemäldegalerie), das den jungen Karl in distinguierter, aber nicht beschönigender Manier zeigt. Hohe Qualität darf auch dem Porträt des zwanzigjährigen Christoph Fugger von 1541 (München, Alte Pinakothek) zugesprochen werden. Als eigentliches Meisterwerk gilt jedoch das Bildnis „Kosmograph Sebastian Münster“ (Berlin, Staatliche Museen/West, Gemäldegalerie), das 1552 entstand, also einer späteren Schaffensperiode angehört. Neben weiteren Porträts schuf Amberger auch einige kirchliche Werke, von denen vor allem der ehemalige Hochaltar des Augsburger Domes „Maria mit dem Kind und den Hll. Ulrich und Afra“ von 1554 (heute in einer Seitenkapelle des Domes) zu erwähnen ist. Charakteristisch für Ambergers Arbeiten sind die Ausgeglichenheit der Komposition nach italienischen Vorbildern und die Erlesenheit der Farbgebung.
Baldung, Hans, gen. Grien (* Schwäbisch Gmünd oder Weyersheim bei Straßburg 1484/85, † Straßburg 1545). Baldungs künstlerische Anfänge liegen im dunkeln, doch ist anzunehmen, dass er mit 15 oder 16 Jahren in die Werkstatt eines in der Tradition Martin Schongauers stehenden Straßburger Meisters eintrat. Dort erhielt er auch den Namen Grien, den er beibehielt. Seit 1503 war er wahrscheinlich Schüler Dürers in Nürnberg, wo er zunächst in Dürers Auftrag arbeitete. Völlig eigenständig sind die Illustrationen des 1505 erschienenen „Beschlossen Gart des Rosenkrantz Mariae“ von Ulrich Pinder. 1507, Dürer war 1505 nach Venedig abgereist, schuf Baldung zwei Flügelaltäre für den Dom von Halle, den Dreikönigsaltar (Berlin, Stiftung Staatliche Museen/West, Gemäldegalerie) und den Sebastiansaltar (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum), die ihn als selbständigen Künstler ausweisen und vor allem durch ihr eigenwilliges Kolorit auffallen. 1509 erwarb Baldung das Bürgerrecht, 1510 das Meisterrecht in Straßburg. Er wurde sehr schnell berühmt, besonders durch seine Einblattholzschnitte, so mit dem Blatt „Hexensabbat“, aber auch mit Blättern religiöser Thematik. Unter den in dieser Zeit entstandenen Gemälden religiösen Inhalts sind besonders zwei Altarflügel mit der „Geburt Christi“ (um 1510, Basel, Kunstmuseum) und der „Anbetung der Könige“ (um 1510, Dessau, Staatliche Galerie) zu erwähnen, weil sich in ihnen eine Monumentalisierung der Figuren und eine Beschränkung des Kolorits ankündigen. Ein frühes Beispiel für die Pflege der neuen Gattung des allegorischen profanen Bildes ist das Gemälde „Die drei Lebensalter und der Tod“ von 1510 (Wien, Kunsthistorisches Museum). 1512 erhielt Baldung den Auftrag, den Hochaltar für den neuerbauten Chor des Freiburger Münsters zu schaffen. Er lebte nun für etwa fünf Jahre in Freiburg i. Br. und arbeitete an dem riesigen Werk, das wohl den Höhepunkt seines künstlerischen Wirkens darstellt. Der vielteilige Altar mit den verschiedensten Themen zeigt als zentrales Bild die „Krönung Mariä“, die an Farbkraft die anderen Bilder überstrahlt und eine von Baldungs koloristischen Glanzleistungen ist. In der Freiburger Zeit (1512–1517) entstanden aber auch noch andere Werke, z. B. die idyllische „Ruhe auf der Flucht“ (Wien, Gemälde-Galerie der Akademie der Bildenden Künste), das berühmte Porträt von „Markgraf Christoph 1. von Baden“ (1515, München, Alte Pinakothek) und der bekannte Einblattholzschnitt „Bekehrung Pauli“ mit seiner besonderen Dramatik in der Darstellungsweise. Eine weitere, seit dieser Zeit von Baldung gepflegte Gattung ist der weibliche Akt, wie eine Reihe von Hexenszenen und verwandte Darstellungen zeigen.
1517 kehrte Baldung nach Straßburg zurück. Zwar blieben dort infolge der Reformation die großen kirchlichen Aufträge aus, doch wurde das Schaffen des Künstlers dadurch kaum beeinträchtigt, insofern sich ihm die profane klassische Gegenstandswelt erschloss, in die er die religiöse Thematik mit einbezog. „Zwei Hexen“ (1523, Frankfurt, Städelsches Kunstinstitut), „Adam und Eva“ (um 1525, Budapest, Magyar Szepmüveszeti Múzeum), „Judith mit dem Haupt des Holofernes“ (1525, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum), „Venus und Amor“ (1525, Otterlo, Rijksmuseum Kröller-Müller) sind Beispiele dieses klassischen Stils, der sich durch monumentale und plastische Figurenbildung auszeichnet. Nach dem Straßburger Bildersturm von 1529 trat Baldungs Schaffen erneut in ein anderes Stadium ein, beginnend mit einem Zyklus aus der antiken Mythologie und Geschichte, von dem sich u. a. die Tafel „Mucius Scaevola“ (1531, Dresden, Staatliche Gemäldegalerie) erhalten hat. Die Formgebung wird zunehmend streng linear, die Farbgebung kühl und matt. Freilich gibt es auch hier Ausnahmen, so in der 1536 für Kardinal Albrecht von Brandenburg gemalten „Kreuzigung Christi“ (Aschaffenburg, Staatsgemäldesammlung) und dem Nachtstück „Geburt Christi“ von 1539 (Karlsruhe, Staatliche Kunsthalle), die ein belebteres Kolorit zeigen, oder wie in „Noli me tangere“ (1539, Darmstadt, Hessisches Landesmuseum), wo die Landschaft zum Stimmungsträger wird. Für die letzten Arbeiten Baldungs sind Stilisierung und Erstarrung charakteristisch; das gilt auch für sein allerletztes Gemälde „Sieben Lebensalter des Weibes“ von 1544 (Leipzig, Museum der Bildenden Künste).
Hans Baldung ist mit seinem vielschichtigen Werk einer der bedeutendsten Meister der oberrheinischen Renaissance, der die altdeutsche Malerei entscheidend mitprägte.
Hans Baldung, genannt Grien, Kopf des Saturn. Zeichnung, 1516. Wien, Albertina.
Beckmann, Max (*.Leipzig 1884, † New York 1950). Nach Studien an der Großherzoglichen Kunstschule in Weimar (1900–1903) unternahm Beckmann Reisen nach Paris und Italien und ließ sich 1907 in Berlin nieder. Er nahm am Ersten Weltkrieg als freiwilliger Sanitäter an der Ostfront teil, wurde 1915 beurlaubt und ging nach Frankfurt am Main, wo man ihm 1925 die Leitung der Malklasse an der Städelschule übertrug. 1933 musste er dieses Amt unter dem Druck des Nationalsozialismus aufgeben. Er lebte danach wieder in Berlin, von wo er 1937 nach Amsterdam emigrierte, weil seine Werke in Deutschland als entartete Kunst gebrandmarkt wurden. 1947 erhielt er eine Gastprofessur an der Washington-Universität in St. Louis, seit 1949 lehrte er an der Brooklyn Museum Art School in New York.
Beckmanns Werk steht in einem religiös-philosophischen Bezugssystem mit hochgespanntem Anspruch. Der Künstler glaubte, dass er mit seinen Arbeiten den Grundgehalt seiner Epoche zur totalen Anschauung bringe – und an diesem Anspruch hielt er lebenslang unbeirrt fest. Nach impressionistischen Anfängen gestaltete er in einem zunächst harten, später unter dem Einfluss der französischen Malerei gemilderten expressionistischen Realismus das zeitkritische Bild einer düsteren oder seelenlos stummen Menschlichkeit mi...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Einführung
  6. Karolingische und ottonische Buchmalerei
  7. Romanische Monumentalmalerei
  8. Die Ausbildung des Tafelbildes: der Internationale Stil der Gotik
  9. Der Blick in die Welt: realistische Malerei von Lucas Moser bis Michael Pacher
  10. Die „Wiedererwachsung der Künste“: Albrecht Dürer und seine Nachfolge
  11. Die Malerei der Donauschule: Albrecht Altdorfer und Wolf Huber
  12. Baldung genannt Grien und die „Landsknechtskunst“ in der Schweiz
  13. Lucas Cranach d. Ä., Chronist der Reformation Luthers
  14. Matthias Grünewald
  15. Europas Lehrmeister der Bildniskunst: Hans Holbein d.J.
  16. Die Kunst des Manierismus am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag
  17. Die Hell-Dunkel-Malerei des Frühbarocks bei Johann Liss und Adam Elsheimer
  18. Das Gesamtkunstwerk des Rokokos: Deckenmalerei in Österreich und Süddeutschland
  19. Die Wendung zu den Griechen im Klassizismus
  20. Der „Lukasbund“ der Nazarener in Rom
  21. Caspar David Friedrich
  22. Philipp Otto Runge
  23. Die Häuslichkeit des Biedermeiers
  24. Landschaft und Industrie bei Blechen und Menzel
  25. Die Historienmalerei der Münchner Schule von Kaulbach bis Lenbach
  26. Pathosformeln bei Feuerbach, Marées, Böcklin
  27. Tendenzen des Realismus von Leibl bis Liebermann
  28. Symbolismus und Jugendstil
  29. Lovis Corinth am Walchensee
  30. Die Künstlergemeinschaften in Worpswede und Dachau
  31. Die Maler der „Brücke“ in Dresden
  32. Die Künstler des „Blauen Reiters“ in München
  33. Kurzbiographien
  34. Namenverzeichnis
  35. TABLET-ART DIGITAL EDITION