Entwicklungstraining
Nachdem wir nun so viel über Luftballons, Entwicklungshöhen, Sprache und einiges mehr erfahren haben, geht es jetzt darum, wie wir unsere persönliche Entwicklung bewusst steuern können. Dazu lernen wir in diesem Teil einige leicht anwendbare Entwicklungsübungen kennen, die wir nach mehrmaliger Anwendung mühelos beherrschen werden. Wir beginnen zunächst mit einer Werteübung. Danach folgen Übungen zur Perspektivenerweiterung. Im Anschluss daran lernen wir eine Übung kennen, um Teile unseres Ichs, die auf unserer Entwicklungsreise liegengeblieben sind und uns an unserer Weiterentwicklung hindern, wieder zu integrieren. Und zu guter Letzt erfahren wir, wie wir gedanklich konstruierte Gegensätze mühelos auflösen können. Durch die Werteübung bekommen wir eine Selbsteinschätzung über die Höhe unseres blauen Luftballons, vorausgesetzt wir führen die Übung ehrlich durch. Die weiteren Übungen helfen uns bei unserer persönlichen Weiterentwicklung. Denn wie wir erfahren haben, sind zwei besondere Merkmale von Entwicklung, die Fähigkeit andere Perspektiven einzunehmen und der Weg vom undifferenzierten über differenziertes hin zum integrativen Denken.
Werteübung
Werte haben wir in diesem Buch als die subjektive Vorstellung vom Wünschenswerten kennengelernt. Wenn wir eine Situation als wünschenswert empfinden, bedeutet es gleichzeitig, dass wir durch unsere Werte unsere Erfahrungen und unsere Handlungen als gut / schlecht oder angemessen / unangemessen bewerten. Da wir uns nicht immer unseren persönlich wichtigen Werten bewusst sind, wissen wir teilweise auch nicht, aus welchen Gründen wir eine Erfahrung positiv bewerten, während wir andere Situationen als schlecht oder unangemessen einstufen. Haben wir Klarheit über die für uns persönlich wichtigen Werte, so kennen wir unsere persönlichen Kriterien mit denen wir unsere Erfahrungen bewerten. Weiterhin können wir im Hinblick auf unsere zukünftigen Ziele und Handlungen leichter Entscheidungen treffen, mit denen wir uns klar identifizieren können und uns wohl fühlen. Wenn wir uns nämlich bewusst machen, welche Vorstellungen für uns wünschenswert sind, können wir unseren Handlungen auch danach bewusst ausrichten. Dadurch spüren wir zugleich eine stärkere Motivation hinter unseren Handlungen. Aus der Entwicklungsperspektive erfahren Sie zusätzlich, auf welcher Höhe Sie Ihrem Leben Sinn geben und wen Sie zusätzlich durch Ihre Werte positiv beeinflussen.
In der folgenden Übersicht finden Sie eine Auflistung von Werten. Wenn Sie sich noch an das Meta-Model erinnern, dann erkennen Sie bereits, dass Werte in der sprachlichen Form einer Nominalisierung vorliegen, also ein Prozess der “eingefroren” wurde.
Abbildung 1: Werteübersicht
Gehen Sie jetzt bitte folgendermaßen vor:
1. | Schauen Sie sich bitte die gesamte Liste an und markieren Sie alle Werte, die Ihnen wichtig sind mit einem Textmarker |
2. | Betrachten Sie alle von ihnen markierten Werte und kreisen sie die zehn Wichtigsten ein |
3. | Schreiben Sie sich die zehn Werte auf ein Extrablatt Papier untereinander auf |
4. | Doppeln Sie jetzt alle zehn Werte miteinander um Ihre Wertehierarchie herauszufinden |
| 4.1. | Stellen Sie sich dazu bei jeder Dopplung innerlich die Frage “Welcher Wert ist mir wichtiger Wert X oder Wert Y?” |
| 4.2. | Doppeln Sie Wert 1 mit den Werten 2 bis 10, indem sie jedes Mal laut sagen “Wert 1 oder Wert 2?” “Wert 1 oder Wert 3” “Wert 1 oder Wert 4” usw. Für die Begriffe Wert 1, Wert 2 etc., benutzen Sie bitte Ihre zehn wichtigsten Werte, wie beispielsweise Liebe, Gesundheit, Reichtum, Wachstum etc. |
| 4.3. | Doppeln Sie jetzt auch Wert 2 mit allen anderen Werten, das gleiche auch mit Wert 3, Wert 4 bis Wert 10 |
5. | Führen Sie für jeden Wert eine Strichliste |
6. | Finden Sie heraus, welche Werte die meisten Striche haben |
7. | Jetzt markieren Sie die drei Werte mit den meisten Strichen, diese sind ihre drei Kernwerte |
8. | Schließen Sie jetzt die Augen und stellen sich für jeden Ihrer Kernwerte folgender Frage: “Welche Vorstellung habe ich, wenn mein Kernwert für mich vollkommen erfüllt ist?” Was können Sie sehen, hören oder spüren? |
9. | Wenn Sie eine innere Repräsentation von ihren Kernwerten haben, schließen Sie erneut Ihre Augen und stellen Sie sich vor, dass alle drei Kernwerte erfüllt sind. Welche innere Vorstellung haben Sie jetzt? Was können Sie jetzt sehen, hören und spüren? |
10. | Stellen Sie sich die Frage, wer noch positiv von der Erfüllung Ihrer Kernwerte betroffen ist. Dies eröffnet Ihnen den Zugang zu dem Zentrum Ihrer Entwicklungshöhe. Sind es lediglich Sie, ist es Ihre Familie, eine bestimmte Gruppe, Ihre Nation, die gesamte Menschheit oder alle Lebewesen. Wen empfinden Sie als zu-mir-zugehörig? |
11. | Wiederholen Sie diese Übung einmal pro Jahr und nehmen Sie die Veränderungen bewusst wahr. |
Perspektiventraining
Geht es nach dem integralen Philosophen Ken Wilber, ist die Fähigkeit unterschiedliche Perspektiven einzunehmen, der kraftvollste Weg für persönliches Wachstum. Wilber betont auch, dass wir zuerst immer eine Perspektive einnehmen und dann eine Beobachtung machen. Diese Aussage ist für die folgenden Übungen entscheidend, da wir gerade durch die Einnahme unterschiedlicher Perspektiven zu neuen Einsichten und Erkenntnissen kommen. Wir beginnen diesen Abschnitt mit einer Basisübung aus der Gestalttherapie, in der es darum geht, die Fähigkeit zu entwickeln die zweite und dritte Perspektive einzunehmen. Danach folgt eine auf die Entwicklungsarbeit zugeschnittene Übung. Als letztes lernen Sie dann die Schattenarbeit von Ken Wilber kennen, die notwendig für eine umfassende Entwicklung ist.
Die an dieser Stelle vorgestellten Übungen setzen eine gesunde menschliche Psyche voraus und sind kein Ersatz für eine psychotherapeutische Behandlung! Gerade traumatische (Kindheits-) Erfahrungen lassen sich damit nicht behandeln!
Wahrnehmungspositionen 1-2-3 Meta
Diese Übung wurde ursprünglich von dem Gestalttherapeuten Fritz Perls unter den Namen “Heisser Stuhl” entwickelt. Die NLP-Gründer Grinder und Bandler entwickelten daraus das Trainingsformat Wahrnehmungsposition 1-2-3 Meta auch bekannt als 1-2-3 Meta. Bei der Übung wird die Fähigkeit eines erwachsenen Menschen benutzt, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. In dem wir die gleiche Erfahrung aus drei unterschiedlichen Perspektiven erleben, kommen wir zu neuen Erkenntnissen und speichern unser Erleben auf eine für uns angenehmere Art und Weise. Dadurch erhöhen wir zukünftig unsere Verhaltensflexibilität. Gerade für Situationen, die wir im Nachhinein als unangenehm empfinden, eignet sich dieses Format. Nach mehrmaligem Üben werden Sie mühelos die drei Positionen einnehmen können. Bevor wir durch die Schritte des Trainingsformats gehen, erfahren Sie zunächst die Bedeutung der drei Wahrnehmungspositionen.
1. Position (Ich-Position)
In dieser Position erleben Sie die Situation / den Konflikt mit anderen Personen erneut aus Ihrer eigenen Perspektive und mit Ihren eigenen Empfindungen. Sie sehen alles mit Ihren eigenen Augen.
2. Position (Du-Position)
Hier sehen Sie die Welt mit den Augen des an der Situation / am Konflikt beteiligten Person. Je mehr Sie die Welt mit den Augen des Anderen sehen, desto besser können Sie verstehen, wie er der Welt Bedeutung verleiht und wie seine Wirklichkeit aussieht. Dadurch erhöhen Sie Ihre kommunikative Kompetenz im Allgemeinen und können leicht die positive Absicht des Anderen hinter seinem Verhalten entdecken.
3. Position (Beobachter-, Meta-Position)
In dieser Position nehmen Sie die Perspektive eines externen unparteiischen Beobachters ein. Sie sind emotional nicht involviert und können aus diesem Grund gelassen von außen auf die Situation schauen. Sie beobachten die Situation / den Konflikt und können, weil Sie neutral sind, beschreiben ohne eine einseitige Bewertung vorzunehmen. Von dieser Position ist es ihnen auch möglich zu sehen, welche Ressourcen allen an der Situation beteiligten Personen fehlen, um die Kommunikation zu meistern. Gerade das Trainieren der Fähigkeit, die Meta-Position einzunehmen, ist für die weitere Entwicklung enorm wichtig.
Das Train...