Amerika
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Amerika

Land der unbegrenzten GegensÀtze

  1. 248 Seiten
  2. German
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Land der unbegrenzten GegensÀtze

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Über dieses Buch

2015 - Was fĂŒr ein Jahr fĂŒr die amerikanischen GeschichtsbĂŒcher! Die gesetzliche Krankenversicherung und die gleichgeschlechtliche Ehe wurden verfassungsrechtlich sanktioniert. In der Außenpolitik hat die Obama Administration die politische Eiszeit mit Kuba beendet und den Atomvertrag mit dem Iran auf den Weg gebracht.2016 stehen die USA praktisch das ganze Jahr unter dem Stern der PrĂ€sidentschaftswahl, die bereits im Vorfeld durch die Liste der potentiellen Kandidaten fĂŒr interessante wie auch irritierende Geschichten sorgt.Auch ohne aktuelle oder historische Ereignisse gibt es genĂŒgend Geschichten aus und ĂŒber das Land zu erzĂ€hlen, das seit der GrĂŒndung im 18. Jahrhundert wie kaum ein Zweites geprĂ€gt ist von vielen Kontroversen und manchmal extremen GegensĂ€tzen.Das Buch widmet sich einigen Themen und Aspekten der Vereinigten Staaten von Amerika, anhand derer sich Meinungsunterschiede und Polarisierungen darstellen lassen, insbesondere im Vergleich zu Europa. Trotz breit anzutreffender NormalitĂ€t und Alltagsgeschehen sind es gerade solche GegensĂ€tze, welche die öffentliche Diskussion in der Gesellschaft, der Politik und vor allem in den Medien dominieren.Der Autor geht dabei auf die nicht zu ĂŒbersehenden Unterschiede zwischen Stadt und Land, Reichtum und Armut, Recht und Gesetz sowie bei Bildung, Medien, Politik, Umwelt und Wirtschaft ein, die anhand historischer Beispiele und aktueller Ereignisse illustriert werden.Das Buch versteht sich als kleiner Einblick in die manchmal unĂŒberbrĂŒckbar erscheinenden ideologischen und moralischen GrĂ€ben, die in allen Schichten und Generationen der amerikanischen Gesellschaft anzutreffen sind und dennoch, oder gerade deswegen, zur Besonderheit und Anziehungskraft der USA beitragen.

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Information

Teil V
Law and Order
43. Im Namen der Gerechtigkeit
M ögen Sie amerikanische Filme und Serien, in denen die Polizeiarbeit oder die Strafverfolgung im Mittelpunkt ste- hen? Kennen Sie Law & Order oder Boston Legal? AbhÀngig davon, welche Rollen die Hauptdarsteller einnehmen, steht mal die polizeiliche Ermittlungsarbeit, mal das gerichtliche Verfahren im Mittel- punkt. Solche Darstellungen erwecken den Eindruck eines hochentwickel- ten Polizei-, Justiz- und Rechtssystem, in dem letztendlich immer die Ge- rechtigkeit siegt oder zumindest angestrebt wird.
Bei der Beobachtung von JustizfÀllen in den amerikanischen Medien drÀngt sich vor allem bei Kapitalverbrechen manchmal allerdings der Verdacht auf, eine Verhandlung vor Gericht sei eher ein Wettbewerb, bei dem es um Gewinn oder Sieg geht, statt um Wahrheit oder Gerechtigkeit. Dem ist sicher nicht immer so.
Es kann aber schon vorkommen, dass ein ehrgeiziger Staatsanwalt bei Gericht nur die Beweise vorbringt, die gegen den Angeklagten sprechen und alles was fĂŒr ihn spricht, unter den Tisch fallen lĂ€sst. Wenn so ein gewiefter Profi dann noch auf einen unerfahrenen Verteidiger trifft, kann es um den Angeklagten schnell schlecht bestellt sein.
Gelegentliche Verfehlungen im System scheinen aber durch demokratische Prozesse meistens schnell wieder ausgemerzt zu werden, so dass der Schaden fĂŒr Betroffene hoffentlich eher gering sein sollte. Soweit die Theorie. Die RealitĂ€t sieht leider manchmal anders aus und liefert GrĂŒnde genug, beim Besuch in den USA am besten gar nicht erst mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, auch dann nicht, wenn Sie ein Faible fĂŒr Overalls haben und Orange fĂŒr das neue Schwarz halten sollten.
Fangen wir einmal mit einer Haarspalterei an. JĂŒngst hat das FBI Ergebnisse einer großangelegten internen Untersuchung zur ZuverlĂ€ssigkeit von Haarproben veröffentlicht3334. Das FBI hat herausgefunden, dass Vergleiche von Haarproben, die bei Spurensuche, Ermittlungen und Gerichtsverfahren zur BeweisfĂŒhrung der Staatsanwaltschaft verwendet wurden, in sehr vielen FĂ€llen unzuverlĂ€ssig waren.
Bei den 268 ĂŒberprĂŒften Gerichtsverfahren, bei denen fehlerhafte und damit forensische Haarproben eine Rolle spielten, wurde in 95% der FĂ€lle der Staatsanwaltschaft eine vorteilhafte Anklage verschafft. Daraus wurden wiederum falsche Schlussfolgerungen gezogen und es fĂŒhrte im Extremfall zur Verurteilung eines Unschuldigen.
Der ganze Fall hat alleine schon dadurch Dramatik, dass in 32 FĂ€llen durch fehlerhafte Haaruntersuchungen und daraus folgenden Gerichtsurteilen ĂŒber Jahrzehnte hinweg Angeklagte zum Tode verurteilt wurden und 14 davon bislang bereits hingerichtet wurden oder im GefĂ€ngnis gestorben sind.
Sollte sich nachtrĂ€glich deren Unschuld herausstellen, kommt zumindest fĂŒr sie die ganze AufklĂ€rungsarbeit zu spĂ€t. FĂŒr alle anderen besteht noch Hoffnung, wie gesagt vorausgesetzt, dass in dem einen oder anderen Fall hier tatsĂ€chlich ein Unschuldiger verurteilt wurde und eine fehlerhaft untersuchte Haarprobe das entscheidende Beweismittel war.
Ob und in wie vielen FĂ€llen es wirklich solch fatale Auswirkungen hatte, wird noch in langwieriger Kleinstarbeit zu ermitteln sein, da Haarproben in einem Gerichtsverfahren meist nicht das einzige BeweisstĂŒck waren. So zumindest die Hoffnung. Hoffnung besteht auch darauf, dass durch heutige DNA Technik zumindest die antiquierte Art der Haaranalyse unter dem Mikroskop nicht mehr als Beweismittel gelten darf.
33 Quelle: National Association of Criminal Defense Lawyers und das Innocence Project
34 Quelle: Washington Post ‘FBI admits flaws in hair analysis over decades’ abgerufen am 21.04.2015
44. Der war es – We got him
D er Schein kann manchmal tĂ€uschen, insbesondere in Ext- remsituationen, in denen wir Angst haben oder unser Adrenalinspiegel verrĂŒckt spielt. Es reicht aber auch schon in einem normalen Moment, in dem wir mit uns selbst und unserer Umwelt be- schĂ€ftigt sind und dann plötzlich aus diesem Alltag herausgerissen werden und Zeugen eines Unfalls oder eines Überfalls werden.
Von Augenzeugen kann die Verurteilung eines Angeklagten abhÀngen. Man sollte sich daher schon sehr sicher sein, bevor man eine Person als TÀter identifiziert. Und hier wird es problematisch.
Wir Menschen lassen uns schnell irritieren und unser Erinnerungsvermögen, gerade was Details zu kriminellen VorgÀngen oder Personen angeht, spielt uns gerne einen Streich. Wenn durch einen Irrtum unsererseits ein Fehlurteil gefÀllt wird, kann das den Betroffenen die Freiheit kosten, oder wie in den USA sogar das Leben.
Wie gut ist unsere Beobachtungsgabe tatsÀchlich? Dazu gab es viele Untersuchungen, die alle zum gleichen Ergebnis kamen; nur in ganz wenigen FÀllen sind Aussagen von Augenzeugen verlÀsslich.
Bei einem Experiment im Jahr 1974 gab es eine Fernsehausstrahlung zu einem vorgetĂ€uschten Überfall auf offener Straße und in einem 13 Sekunden langen Ausschnitt konnte man den vermeintlichen TĂ€ter gut erkennen. Danach hatte man den Zuschauern sechs Personen prĂ€sentiert, wie bei einer polizeilichen GegenĂŒberstellung und das Publikum aufgefordert; den TĂ€ter zu identifizieren. Der Psychologie Professor Robert Buckhout hatte das Ergebnis passend zusammengefasst: 2000 Zeugen können sich irren! Nur 14% der Zeugen lagen richtig. Das gibt einem zu denken.
Wieviel Menschen heute wegen falscher oder unzureichender Beweise unschuldig hinter Gitter sitzen oder den Nachweis ihrer Unschuld nicht mehr erleben können, kann man nur erahnen. NatĂŒrlich ist nicht von massenhaften Fehlurteilen auszugehen. DafĂŒr ist das Justizsystem dann doch recht stabil aufgestellt, jedoch ist jeder einzelne Fall einer zu viel.
Bei einer Untersuchung35 im U.S. Bundesstaat Pennsylvania wurden in den letzten 10 Jahren 11 Menschen freigelassen, deren Unschuld auf Grund DNA Analysen festgestellt werden konnte, nachdem sie zuvor insgesamt 139 Jahre im GefĂ€ngnis saßen. In 75% der FĂ€lle leider durch fehlerhafte Identifizierungen durch Zeugen.
Besserung ist jedoch in Sicht36. Immer öfter wird bei GegenĂŒberstellungen darauf geachtet, dass alle Ausgesuchten in der Aufstellung den Beschreibungen der Zeugen nahe kommen, was eine simple Entscheidung schwieriger macht und mehr Zuversicht von Zeugen erfordert, bevor sie sich festlegen. Auch sollen die Teilnehmer der Aufstellung kĂŒnftig einzeln anstatt in einer Reihe betrachtet werden, wodurch die Zeugen nicht mehr unterschwellig unter Druck stehen, einen in der Reihe ‘auszusuchen’.
Eine weitere Maßnahme ist es von Seiten der Polizei, keine Hinweise mehr zu geben, dass sich unter den Aufgereihten auch tatsĂ€chlich ein VerdĂ€chtiger befindet und die Zeugen auch nicht mehr im Glauben gelassen werden sollen, den VerdĂ€chtigten mehr oder weniger schon ĂŒberfĂŒhrt zu haben und die Identifizierung nur noch eine FormalitĂ€t wĂ€re. Den Zeugen muss auch immer wieder klar gemacht werden, nicht einen VerdĂ€chtigen zu identifizieren, sondern einen TĂ€ter, sofern er sich den unter den Aufgestellten befinden sollte.
Filmempfehlungen zum Thema:
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Trial mit Glenn Ford
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Twelve Angry Men (Die zwölf Geschworenen) mit Henry Fonda
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The Runaway Jury mit John Cusack
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The big shot (Der große Gangster) mit Humphrey Bogart
35 Quelle: The Innocence Project: White Paper no Conviction Integrity Proposals on Pennsylvania
36 Quelle: The Innocence Project
45. Kuhhandel hinter Gittern
A us Krimis sind Ihnen amerikanische Gerichtsverfahren vielleicht gut bekannt und auch die außergerichtlichen ‘Verhandlungen’ zwischen Staatsanwalt und Verteidigung mit dem Ziel, es gar nicht erst zu einer Gerichtsverhandlung kommen zu las- sen. Im amerikanischen nennt man das ‘Plea Bargain’, in dem der Ange- klagte sich zu den Anklagepunkten oder zumindest zu einem Teil davon schuldig bekennt und damit ein vermeintlich milderes Strafmaß in Kauf nimmt. Lassen Sie uns das einmal an einem Beispiel verdeutlichen.
Angenommen eine Person, gerne bereits polizeilich bekannt, ĂŒberfĂ€llt ein LadengeschĂ€ft und rĂ€umt die Kasse aus. Als die Polizei eintrifft ist nicht nur die Kasse leer, sondern liegt auch der Ladenbesitzer erschossen auf dem Boden. Am nĂ€chsten Tag wird der vermeintliche TĂ€ter auf Grund von Zeugenaussagen festgenommen und in Folge wegen Mordes angeklagt. Nehmen wir nun weiter an, dass sich beim TĂ€ter die Tatwaffe nicht finden lĂ€sst und sich auch sonst keine Spuren finden lassen, die den VerdĂ€chtigen eindeutig als TĂ€ter fĂŒr den Mord ĂŒberfĂŒhren wĂŒrden.
Nun kommt der juristische Kuhhandel ins Spiel. Der Staatsanwalt weiß, dass es schwierig werden wird, eine Verurteilung wegen Mordes herbeizufĂŒhren. Der Verteidiger weiß, dass er einen Freispruch nicht erzielen kann, dazu waren die Beweise in unserem Beispiel zumindest fĂŒr den Überfall zu eindeutig und das Vorstrafenregister zu lang. Also gehen die Parteien in ‘Verhandlungen’.
Der Staatsanwalt nimmt die Anklage wegen Mordes mit Todesstrafe zurĂŒck und bietet Totschlag und 25 Jahre GefĂ€ngnis an. Der Verteidiger bietet Körperverletzung mit Todesfolge und 10 Jahre Haft an. Am Ende einigt man sich auf einen Mittelweg von schwerer Körperverletzung mit Todesfolge und einer Verurteilung zu 15 Jahren. Jetzt muss nur noch der Angeklagte ĂŒberzeugt werden, dass er mit dem Ergebnis ein SchnĂ€ppchen gemacht hat.
Mangels besserer Alternativen und aus Angst, womöglich doch noch die Todesstrafe zu bekommen, unterschreibt der Angeklagte sein EinverstĂ€ndnis zum ‘Verhandlungsergebnis’. Es gehört zum Regelwerk eines Plea Bargains, dieses hinterher juristisch nicht mehr angreifbar zu machen.
Mit der Unterschrift wird auch gleich jegliche Berufung oder Revision ausgeschlossen, ebenso ist auch meist eine vorzeitige Entlassung auf BewĂ€hrung nicht möglich. Auch ist das Strafmaß dann mehr oder weniger fix und der Angeklagte braucht nur noch die Haft antreten. Soweit so gut.
Was aber, wenn der Beschuldigte den Ladenbesitzer gar nicht erschossen hat, sondern es einen ganz anderen Hintergrund hatte? Wenn der Beschuldigte zudem das U.S. Rechtssystem nicht klar kennt, und wer tut das schon, ist ihm vielleicht nicht klar, worauf er sich einlĂ€sst. Pech gehabt (‘Bad Luck’) wĂŒrde so mancher hartgesottener BĂŒrger als AnhĂ€nger einer Null-Toleranz Politik wohl sagen.
Was hier wie ein Ausnahmefall klingt, ist aber bei bundesstaatlichen FĂ€llen die Regel. 98% aller Federal Cases werden durch Plea Bargains ‘geregelt’37. Wozu es dann ĂŒberhaupt noch föderale Gerichte gibt, mögen Sie sich vielleicht fragen?
Vermut...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Widmung
  3. Titelblatt
  4. Urheberrecht
  5. Inhaltsverzeichnis
  6. Vorwort
  7. Teil I: Wildnis und Großstadtlichter
  8. Teil II: Reich und Arm
  9. Teil III: Politikzirkus
  10. Teil IV: Showtime
  11. Teil V: Law and Order
  12. Teil VI: Evolution, Ökonomie und Ökologie