Versöhnte Welt
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Versöhnte Welt

Wie wir Jesu Tod "für uns" verstehen können

  1. 284 Seiten
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Versöhnte Welt

Wie wir Jesu Tod "für uns" verstehen können

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Viele Menschen stellen sich die Frage, wie der Tod Jesu am Kreuz mit der Vergebung der Sünden und der Versöhnung der Welt zusammenhängt. Musste Gottes Sohn am Kreuz sterben, damit die Welt mit Gott versöhnt sein kann? Der Autor gibt folgende Antwort: Von Gottes Liebe ist sein Leiden nicht zu trennen. Denn indem Gott den Menschen ihr Leben lässt, setzt er sich ihrer Gottlosigkeit aus. Darunter leidet er. Er weicht diesem Leiden nicht aus, weil er die Menschen so sehr liebt, dass er ihnen dennoch ihr Leben lässt. Dies zeigt sich an Jesus Christus. Seine Kreuzigung war nicht Gottes Wille in dem Sinne, dass Gott sie sich wünschte. Gottes Wille war allein die Liebe zu seinen Geschöpfen. Diese Liebe aber hatte den Preis des Leidens und Sterbens seines Sohnes. Doch ist dieses Leiden von Gottes Ewigkeit her immer schon ein überwundenes Leiden, wie Jesu Auferweckung von den Toten kundtut.Dies alles wird im ersten Teil des Buches ausführlich biblisch begründet und im zweiten Teil systematisch entfaltet. Folgende Fragen werden unter anderem beantwortet: Was ist Sünde? Was bedeutet es, dass Jesus stellvertretend für uns starb? Was ist Freiheit und was macht uns frei? Was folgt aus Jesu Tod für die christliche Ethik? Was bedeutet es, wenn Christen behaupten, dass sich allein in Jesus Christus die Versöhnung der Welt ereignet hat?Das Buch wendet sich an theologische Laien und Theologen gleichermaßen. Es ist im Haupttext allgemeinverständlich geschrieben. In Exkursen erfolgt eine theologische Vertiefung. Zusammenfassende Thesen, ein Glossar theologischer Fachbegriffe und ein Sachregister bieten Verstehenshilfen für theologische Laien.

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Information

1. Einleitung
Eine versöhnte Welt ist ein Menschheitstraum. Menschen und Völker, die versöhnt sind mit sich selbst, mit ihrer Geschichte, mit den anderen Menschen und Völkern, mit der Natur. Kein Hadern mehr mit sich selbst, kein Aufbegehren gegen das eigene Schicksal, kein zerstörerischer Streit, keine Rücksichtslosigkeit gegenüber den Mitgeschöpfen, kein Unrecht, kein Krieg, keine Vertreibung. Stattdessen streitet man in fairer Weise um die Wahrheit, lernt voneinander, nimmt Dunkles aus der Vergangenheit als Teil der eigenen Geschichte an. Man unterstützt sich gegenseitig im Lebenskampf, teilt die vorhandenen Güter untereinander auf und vernichtet alle Waffen, weil sie nicht mehr benötigt werden. Kurzum: Eine versöhnte Welt wäre von innerem und äußerem Frieden geprägt. Aber eine solche Welt ist eben nur ein Traum, eine Illusion. Keine realistische Möglichkeit. Oder doch? Jedenfalls verschiebt der christliche Glaube eine versöhnte Welt nicht einfach in ein fernes Jenseits, sondern geht von der erstaunlichen Tatsache aus, dass sich die Versöhnung der Welt bereits ereignet hat. Auch dann, wenn sie bei uns, bei den Menschen, denen sie gilt, noch nicht angekommen ist.
Der Apostel Paulus macht in seinem zweiten Brief an die Korinther (2Kor 5,14-21) grundlegende Aussagen über die Versöhnung. Dabei geht es ihm vorrangig um die Versöhnung der Menschen mit Gott, die aber immer ein versöhntes Miteinander der Menschen mit sich bringt. Diese umfassende Versöhnung gründet nach Paulus nicht in einem Akt des Glaubens oder Handelns von Menschen, sondern in einem Akt Gottes: Gott hat durch Jesus Christus die Welt mit sich versöhnt (V 18f). Die Versöhnung hat sich darin ereignet, dass Jesus Christus für die Menschen gestorben und auferstanden ist (V 14f) und an ihrer Stelle „zur Sünde gemacht” wurde (V 21). Dieses geschichtliche Ereignis hat nach Paulus bis heute weitreichende Folgen für die Welt: Die mit Gott versöhnten Menschen lebten zwar bisher unversöhnt mit Gott und miteinander. Als solche unversöhnt Lebenden sind sie aber zusammen mit Jesus Christus „gestorben” (V 14), damit sie fortan ein neues, versöhntes Leben führen, mit dem sie Jesus Christus dienen (V 15.17). Dieses versöhnte Leben besteht in der beständigen Gemeinschaft der Menschen mit Gott und miteinander (V 21).
Dass dieses Leben noch keine umfassende Realität ist, liegt offen zutage. Aber die Versöhnung ist geschehen. Gott hat diese unversöhnte Welt mit sich versöhnt. Dass die Menschen dies nicht wahrnehmen, dass sie es nicht glauben und deshalb unversöhnt weiterleben, steht auf einem anderen Blatt. Wir können nach Paulus nur dazu einladen, sich mit Gott versöhnen zu lassen (V 20). Und wir können versuchen, dieses Versöhnungsgeschehen zu verstehen und den Menschen verständlich zu machen. Ihnen zu erklären: Was hat Jesu Tod am Kreuz mit der Versöhnung der Welt zu tun? Wieso hat sich mit dem Tod des Wanderpredigers Jesus in einem unbedeutenden Winkel der Welt die Versöhnung dieser Welt ereignet? Um diese und viele benachbarte Fragen geht es in diesem Buch.
1.1. Das unverstandene Evangelium
Das Verständnisproblem ist offensichtlich kein Einzelfall. Ein langjähriger Christ gestand mir: „Warum Jesus zu unserer Erlösung gekreuzigt wurde, das habe ich noch nie verstanden. Das konnte mir noch keiner erklären.” Und in einem Gesprächskreis interessierter und gern diskutierender Christinnen und Christen wird von vielen die Meinung vertreten, Jesu Tod sei für das Heil bedeutungslos. Auch im Alten Testament werde doch berichtet, dass Gott Sünden vergibt – lange bevor Jesus lebte und starb. Und auch im Islam sei Allah barmherzig und vergebe die Sünden. Eine Frau dieses Kreises beschreibt ihre Gefühle beim Gedanken an den gekreuzigten Jesus so: „Diesen Gekreuzigten fand ich schon als Kind so furchtbar, das hat mich richtig aufgeregt.” Das verbreitete Unverständnis für die kirchliche Lehre, dass Jesu Kreuzestod erlösende Wirkung habe, ist aber nicht neu. Schon Goethe lässt in seinem Roman „Wilhelm Meisters Lehrjahre” eine Herrnhuter Schwester – er nennt sie die „schöne Seele” – sagen: „Es war mir auch eine Bibelwahrheit, daß das Blut Jesu Christi uns von allen Sünden reinige. Nun aber bemerkte ich erst, daß ich diesen so oft wiederholten Spruch noch nie verstanden hatte. Die Fragen: Was heißt das? Wie soll das geschehen? arbeiteten Tag und Nacht in mir sich durch”1.
Die Fragen stellen sich auch heute noch: Was hat Jesu qualvoller Tod am Kreuz vor 2000 Jahren mit der Vergebung unserer Sünden im 21. Jahrhundert zu tun? Kann Gott nicht auch ohne dieses „Opfer” seines Sohnes Sünden vergeben? Und hat er das nicht gegenüber seinem Volk Israel immer wieder getan, schon lange vor Jesu Leben und Sterben? Was bedeutet es, wenn Jesus als „Gottes Lamm” bezeichnet wird, „das der Welt Sünde trägt”, sie „hinwegnimmt” (Joh 1,29)? Man mag Jesu Tod vielleicht noch als verehrungswürdige Lebenshingabe eines Liebenden verstehen, der konsequent an seiner Zuwendung zu „Zöllnern und Sündern” festhielt, auch als er von den Mächtigen dafür angeklagt wurde, und der sogar den Tod auf sich nahm um seiner Liebe willen. Aber dass ein Zusammenhang bestehen soll zwischen dem Tod Jesu am Kreuz und der Gnade Gottes, der Erlösung der Menschen vor ihm und nach ihm bis zu uns heute – das einzusehen fällt vielen Menschen schwer, und zwar nicht nur kirchenfernen, sondern auch christlich geprägten Menschen mit vielfältigen kirchlichen Erfahrungen.
Auf dem Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin fand eine Veranstaltung über biblische Texte statt, die göttliche Gewalt schildern. Das Podium war besetzt mit der moderierenden Pastorin, einer Theologieprofessorin, einem Theologieprofessor sowie einem Historiker, der ein kulturhistorisches Buch über die Bibel geschrieben hatte. Eine peinliche Situation entstand, als die Moderatorin eine Publikumsfrage nach der Bedeutung des gewaltsamen Kreuzestodes Jesu verlas. Weder die Professorin noch der Professor sahen sich in der Lage, zu der Frage etwas zu sagen. Nach einigen peinlichen Sekunden des Schweigens ergriff schließlich der sich als Agnostiker bekennende Historiker das Wort und sagte ein paar Sätze aus seiner kulturhistorischen Perspektive, ohne allerdings die Frage nach dem Sinn des Kreuzestodes zu beantworten. Daraufhin ging die Moderatorin zur nächsten Publikumsfrage über. Als diese beantwortet war, meldete sich der Theologieprofessor zu Wort, weil er die vorausgegangene Frage nach dem Kreuzestod nicht unbeantwortet stehenlassen wollte. Bezug nehmend auf die in den Evangelien überlieferten verschiedenen Worte Jesu am Kreuz legte er dar, dass es unterschiedliche Deutungen des Kreuzestodes im Neuen Testament gebe. Er fasste aber nicht den Kern dieser Deutungen oder auch nur einer von ihnen zusammen und erklärte auch nicht, wie er selbst Jesu Kreuzestod verstand. So blieb die Frage letztlich doch unbeantwortet.
Es fällt der kirchlichen Theologie und Verkündigung offensichtlich schwer, die entscheidende christologische* und soteriologische* Frage allgemein verständlich und einleuchtend zu beantworten, die Frage nämlich, inwiefern Jesus Christus der „Heiland” oder „Retter der Welt” (Joh 4,42) ist. Mitunter wird die Aussage, dass „Christus für unsere Sünden gestorben ist” (1Kor 15,3), nur formelhaft wiederholt, ohne gedeutet zu werden. In wohl den meisten Predigten werden die entsprechenden biblischen Formulierungen immer wieder ohne Erklärung aufgegriffen und nachgesprochen, ohne dass auch nur der Versuch einer Erklärung gemacht wird. „Sprachlosigkeit herrscht, wenn der zur Formel erstarrte Satz ,gestorben für unsere Sünden’ interpretiert werden soll”2. Zwar gibt es gerade in jüngerer Zeit viele theologische Untersuchungen zum Thema, was zu begrüßen ist. Doch scheint trotz manch guter und weiterführender Ergebnisse der Sinn des Kreuzestodes Jesu nicht so verdeutlicht worden zu sein, dass er allgemein als ein Ereignis verständlich geworden ist, das für das christliche Selbstverständnis entscheidend und unaufgebbar ist.
Dieses Offenlassen entscheidender christologischer Aussagen kann aber dazu führen – und zwar auch bei jenen, welche die biblischen Formeln treu wiederholen –, dass Jesus Christus verstanden wird lediglich als Offenbarer Gottes im Sinne eines großen Verkündigers und ethischen* Vorbilds, mag er auch geglaubt werden als Erlöser, durch dessen Tod Versöhnung mit Gott geschehen ist. Die versöhnende Bedeutung seines Todes am Kreuz wird dann zwar behauptet, hat aber keine Relevanz für das Gottesverständnis. Gott erscheint dann als Schöpfer und als barmherziger, gnädiger Gott, der die Sünden der Menschen vergibt, ohne dass man darüber Auskunft zu geben vermag, wozu Gottes Sohn am Kreuz von Golgatha gestorben ist und was dieser Tod eigentlich für unser Verstehen Gottes bedeutet. Ein Gott aber, den man auch ohne Bezugnahme auf den Kreuzestod seines Sohnes verstehen kann, ist für viele Menschen von dem im Islam verehrten barmherzigen und Sünden vergebenden Gott kaum oder gar nicht mehr zu unterscheiden.
1.2. Das verständliche Evangelium
Die Absicht dieses Buches ist, einer theologisch interessierten Leserschaft über das Fachpublikum hinaus eine wissenschaftlich fundierte Deutung des Todes Jesu am Kreuz zu bieten, auf dass – mit den Worten von Goethes „schöner Seele” – aus der „oft wiederholten” „Bibelwahrheit” eine verstandene Bibelwahrheit werde. Es geht mir um eine Erklärung des Todes Jesu, die nicht nur dem theologischen Experten einleuchtet, sondern in ihren Grundlagen prinzipiell jedem Menschen relativ leicht und ohne diffizile Erörterungen verständlich zu machen ist und die dennoch den wissenschaftlichen Kriterien theologischen Arbeitens entspricht. Die heutigen Verstehensvoraussetzungen müssen dabei berücksichtigt werden, freilich ohne den theologischen Gehalt zu reduzieren oder zu vereinfachen. Deshalb habe ich das Buch so angelegt:
Der Haupttext bietet zunächst in Kapitel 2 allgemeinverständliche Auslegungen wichtiger Schriftstellen des Neuen Testaments, welche die Grundlage der theologischen Erkenntnis bilden. Daran schließt sich in Kapitel 3 eine ebenso allgemeinverständliche systematische Entfaltung der Konsequenzen an, die sich aus den Schriftauslegungen ergeben. Ich gehe davon aus, dass die theologischen Inhalte sich so ausdrücken lassen, dass sie anschaulich, lebensnah und darum verständlich formuliert werden können.
In den Haupttext sind Kursivtexte eingestreut. In ihnen habe ich mich von der rationalen Gedankenführung gelöst und erfahrungsorientiert weitergedacht, dabei auch persönlich gesprochen. Die Erfahrungsebene ermöglicht einen anderen Zugang zur theologischen Wahrheit als die rein rational argumentierende Ebene. Sie nimmt unser Erleben ernst und knüpft daran an. Dabei sollen nicht unsere Erfahrungen die biblischen Interpretationen und theologischen Erkenntnisse dominieren. Vielmehr sollen in einem wechselseitigen Prozess unsere Erfahrungen die biblischen Texte und theologischen Erkenntnisse zu erschließen helfen und zugleich die biblischen Texte und theologischen Erkenntnisse unsere Erfahrungen einer neuen Interpretation zuführen.
In den Exkursen und Anmerkungen wird die wissenschaftliche Diskussion geführt und werden Hinweise auf die verwendete Literatur gegeben. Diese Abschnitte sind für diejenigen relevant, die intensiver in die Materie eindringen und über weitere Fragestellungen nachdenken wollen oder wissenschaftlich interessiert sind. Die Aussagen des Haupttextes sind aber in jedem Fall auch ohne diese Abschnitte verständlich, so dass sie nicht mitgelesen werden müssen. Die in Umschrift1 wiedergegebenen hebräischen und griechischen Begriffe dienen der Verdeutlichung für diejenigen, die der biblischen Sprachen mächtig sind. Die Begriffe sind durchweg ins Deutsche übersetzt.
Die Thesen in Kapitel 4 versuchen, die Bedeutung des Todes Jesu als Versöhnungsgeschehen in 31 leicht verständlichen Gedankenschritten zu erklären. So soll das zuvor Erarbeitete zu elementarisiert werden. Diese Thesen sind zwar Ergebnis des zuvor Erarbeiteten und fassen es in gewisser Weise zusammen, beantworten aber nicht alle Fragen und bedürfen daher der Begründung, Erläuterung und Vertiefung durch den Haupttext. Der Haupttext bietet zudem eine Vielzahl weiterer Gedankengänge, die in den Thesen nicht berücksichtigt sind. Wer sich schnell informieren möchte, kann die Thesen auch am Anfang lesen und sich dann in einzelnen Kapiteln des Haupttextes näher informieren.
Am Schluss (Kapitel 5) werfe ich noch einmal einen erfahrungsorientierten persönlichen Blick auf Tod und Auferstehung Jesu unter dem besonderen Aspekt der von ihm ausgehenden Befreiung.
Die angefügte Erklärung der Fachbegriffe erläutert die verwendeten theologischen Fremdwörter. Diese Begriffe sind im Text bei ihrem erstmaligen Vorkommen und danach immer dann mit einem Sternchen (*) gekennzeichnet, wenn sie länger nicht im im Text vorkamen.
Das Sachregister schließlich dient dem schnellen Auffinden eines Themas, so dass gesuchte Informationen schneller gefunden und gebliebene Unklarheiten leichter beseitigt werden können.
Der Aufriss zeigt, dass zunächst die biblischen Texte ernst genommen und ausgelegt werden. Um der besseren Lesbarkeit des Textes willen habe ich die biblischen Belegstellen teilweise nur in den Anmerkungen aufgeführt. Dies soll ihr Gewicht aber nicht mindern. Sie sollten vielmehr mitgelesen werden, um die biblische Fundierung der Argumentation nachvollziehen zu können. Ich greife dabei auf die Ergebnisse der exegetischen* Forschung zurück, konzentriere mich jedoch auf einige grundlegende neutestamentliche Bibeltexte und Deutungsmuster. Es werden also nicht alle in Frage kommenden Schriften, Texte und Motive des Neuen Testaments berücksichtigt; dies bleibt der fachwissenschaftlichen Analyse vorbehalten. Auch die exegetische Diskussion kann im Rahmen der hier vorgelegten systematisierenden Gesamtschau nur ansatzweise geführt werden2. Dennoch ist es der Anspruch des biblischen Teils, am Gesamtzeugnis des Alten und Neuen Testaments nicht vorbeizugehen. Der auf die biblische Grundlegung folgende systematische Teil entfaltet das neutestamentliche Zeugnis im Hinblick auf seine theologischen Konsequenzen und greift einige mit der Deutung des Kreuzestodes Jesu besonders eng verbundene Fragestellungen auf. Es liegt in der Natur der Sache, dass auch hier manche Problemstellungen nur angerissen werden können. Wenn dies zum selbstständigen Weiterdenken anregt, haben die Erörterungen ihren Zweck erfüllt.
Wie die biblischen Texte, so sollen auch die gegenwärtigen Verstehensvoraussetzungen und -hindernisse ernst genommen werden. Die neutestamentliche Botschaft soll in ihrer Vielfalt, aber auch in ihrer Einheit so ausgedrückt werden, dass sie uns Heutigen verständlich ist. Dies bedeutet nicht, dass unsere Denkkategorien und Erfahrungen das Kriterium für die Geltung der biblischen Texte darstellen3. Vielmehr müssen umgekehrt die hinter den biblischen Texten stehenden Denkkategorien und Erfahrungen so in unsere Zeit „übersetzt” werden, dass sie unsere Denkgewohnheiten und Erfahrungswelten bereichern und gegebenenfalls korrigieren. Dazu braucht es den Mut, traditionelle Sachverhalte in neuer Weise zur Sprache zu bringen. Denn „die Begegnung mit Jesus ist unter den Koordinaten unserer Zeit zu vermitteln. Jesus heischt nach Gegenwart, Gehör, lebendiger Wahrnehmung. Doch was heißt ,er heischt danach’? Damit, Wege sachgemäßer Neuformulierung zu finden, stehen wir erst am Anfang”4.
Dem Versuch, eine systematisierende Gesamtschau des neutestamentlichen Zeugnisses vom Kreuzestod Jesu vorzulegen, kann man den Vorwurf der Harmonisierung machen. Aber schon jede Exegese* einer einzelnen neutestamentlichen Schrift beinhaltet ein „systematischkonstruktives Moment”5. Die Suche nach der Einheit in der Vielfalt des Zeugnisses ist aber auch deshalb unvermeidlich, weil die Theologie in der Verantwortung steht, die Fragen der Menschen ernst zu nehmen und nach befriedigenden Antworten zu suchen, ohne sich in der Vielheit einzelner Aspekte zu verlieren, die sich möglicherweise auch noch widersprechen. Insofern geht es nicht nur um das „Gesamtverständnis”6 einer neutestamentlichen Schrift hinsichtlich des Kreuzestodes Jesu, sondern auch um „einen Gesamtzusammenhang […], bei dem in einer durchreflektierten Weise zum Ausdruck gebracht wird, was christlicher Glaube ist und beinhaltet”7. Dennoch behält die Vielfalt der neutestamentlichen Deutungen des Kreuzestodes ihr Recht; denn „der Spannungsreichtum ist ein wesentliches Kennzeichen der urchristlichen Überlieferung”8 und „durchaus positiv als Beleg für einen intensiven Sinndeutungsprozeß zu werten”9, in welchem gerade die Spannungen „neue, produktive Deutungsanreize bieten”10. Einheit und Vielfalt der neutestamentlichen Zeugnisse haben somit ihre je eigene Bedeutung. Denn die Einheit der Zeugnisse darf nicht zur Fixierung auf ein allein gültiges Deutungsmodell führen un...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Widmung
  5. Einladung zum Lesen
  6. Inhalt
  7. 1. Einleitung
  8. 2. Biblische Grundlagen
  9. 3. Systematische Entfaltung
  10. 4. Wie wir Jesu Tod am Kreuz verstehen können (Thesen)
  11. 5. Schluss: Wie Jesu Tod am Kreuz uns frei macht
  12. Erklärung der Fachbegriffe
  13. Sachregister
  14. Anmerkungen
  15. Literatur