Frühblüherlyrik

Reiselieder Rheinstromschnellen

Thomas Michels

• Verlag: tredition
• Jahr: 2014
• ISBN:
  9783849579371
• Thema: Literatura
• Thema: Poesía

Die >Frühblüherlyrik KompensatorenlyrikLyrikwerkbuch< (in Kürze).

Rheinstromschnellen

Anriss der Geschichte des deutschen Vers von den Anfängen bis heute dem Verlauf des Rheins von der Quelle bis zur Mündung in grob zeitlichem Nacheinander folgend unter Einbindung freier Rhythmen Friedrich Hölderlins aus der Hymne >Der Rhein<, wie auch der Zitierung einzelner Textpassagen aus Horst Johannes Tümmers Strombeschreibung >Der Rhein<. Um den Rheinkreislauf von der Quelle zur Mündung und zurück über die Wolken zur Quelle zu vermitteln, wurden Mündungselemente in die Beschreibung des Flussbeginns eingebracht und vice versa. Die an den unterschiedlichen Flussstationen festgemachten Begebenheiten sind persönlich erlebte oder historisch belegte Ereignisse…, und - lieber Leser – Stromschnellen, durch Hindernisse bedingt, neigen dazu, wie diese selbst, widerborstig und störrisch zu sein!

Stabreim

Die erste Zeile des Hildebrand-Lieds, um 800

Ik gihorta dat seggen,

in tiefsten Tiefen träufeln Tropfen,

die Bäuche der Berge gebären

Hölderlin, 1770-1843,>der Rhein<, freie Rhythmen

jetzt aber, drin im Gebirg,

tief unter den silbernen Gipfeln,

und unter fröhlichem Grün,

wo die Wälder schaudernd zu ihm

und der Felsen Häupter übereinander

hinab schauen, taglang, dort,

im kältesten Abgrund hört

ich um Erlösung jammern

Bachbett betoniert, seitlich gefasst,

Freispiegelstollen, Sammelstausee,

Lai da Tuma, Toma-See,

Via mala, schroffe Schlucht,

Gletschermühlen, Strudeltöpfe,

Wasserurkraft,

am Stromende Rohöltanks in Legion,

Raffinerien, Schiffsleiber ohne Zahl,

Welthafen Rotterdam, Kampf der Verlandung,

Hafenbeckenbaggerschlick,

dreiundzwanzig Millionen Kubikmeter

Flusssediment, hoch kontaminiert

mit Endosulfan, Parathion,

Aldrin, Endrin, Dieldrin,

den Jüngling, es hörten ihn, wie er tobt‘,

und die Mutter Erd anklagt‘

und den Donnerer, der ihn gezeuget,

erbarmend die Eltern,

doch es wollen und wirken Wasser den Weg,

sie rieseln rauschend aus Rissen und Rinnen,

sie fließen flutend aus Firn und aus Fels,

Isodrin, Benzol bereichert,

Blei, Cadmium, Quecksilber, Chrom beschwert,

fünfzehntausend Tonnen Phosphate,

EDTA, NTA, Carboxylate,

gesüßt mit Dikegulac, durch Chloride versalzt,

die Sterblichen flohn von dem Ort,

denn furchtbar war, da lichtlos er

in den Fesseln sich wälzte,

das Rasen des Halbgotts.

Druckstollen, Wasserschloss, Druckschacht,

Kavernenturbinenkraftwerkzentrale,

dreihundertdreißigtausend Kilowatt Leistung.

Drum ist ein Jauchzen sein Wort.

Nicht liebt er, wie andere Kinder,

in Wickelbanden zu weinen;

denn wo die Ufer zuerst

an die Seite ihm schleichen, die krummen,

und durstig umwindend ihn,

den Unbedachten, zu ziehen

und wohl zu behüten begehren,

im eigenen Zahne, lachend

zerreißt er die Schlangen und stürzt

mit der Beut‘, und wenn in der Eil

ein Größerer ihn nicht zähmt,

ihn wachsen lässt: wie ein Blitz, muss er

die Erde spalten, und wie Bezauberte f...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Widmung
• Titelblatt
• Urheberrecht
• Inhalt
• Präparierkurs I
• Hoch über Ebringen
• Tennenbach
• Goldgelber Mond
• Glottertal
• Ruhiger Mittag
• Lynette
• Riddle
• Vase
• Entglitten
• Zu mir
• Erdweib
• Liberté
• Chien provençal
• Zikadenlieder
• Toskana
• Diano Castello
• Ineinander
• Verjüngungscreme
• Kastanienlaub
• Reiselieder
• Rheinstromschnellen