1. Vorwort
Als sich der Autor vor 35 Jahren entschlossen hat, Deutscher zu werden, hat er geschworen, im Rahmen seiner Möglichkeiten mit seinem Verhalten, Handeln, Wissen und Denken einen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Nun, nach 35 Jahren, muss er feststellen, dass die Entwicklung unserer Gesellschaft nach einem Satz seines Lehrers verlaufen ist: „An der Dummheit der Menschen und Gesellschaften ist der Herrgott gescheitert“. Zwei wesentliche Gedanken beschäftigen ihn zusätzlich sehr stark:
Der historische Vergleich mit der Zeit vor dem Ende der DDR, in der ein großer Teil der Gesellschaft in die innere Emigration gegangen war und sich in ihr privates Leben zurückgezogen hatte, nach dem Motto „der Erich [Honecker] wird es schon richten“. Ein weiterer historischer, möglicherweise nicht ganz zutreffender Vergleich: In den Jahren 1942-1944 wusste ein großer Teil der Deutschen schon, dass der Krieg verloren war und klammerte sich doch an die Hoffnung, dass der Führer noch Wunderwaffen aus dem Hut ziehen würde, da er ja „von der Vorsehung geschickt worden war“ (Im Übrigen hält sich Angela Merkel für alternativlos).
Eine letzte Parallele ist nach Ansicht des Autors mit der letzten Phase des römischen Imperiums mit der Priorität von „Brot und Spielen“ zu ziehen: Kritische politische Diskurse sind verpönt geworden und der größte Teil der Bevölkerung sehnt sich nur noch nach scheinbar möglichem beruflichen Aufstieg. Schön essen und trinken, nach Mallorca fahren, seinen Wagen vor der Tür haben und vor allem Fußball – das sind die Ziele des Deutschen.
Einer seiner Lehrer (ein Weiser) hat dem Autor beigebracht, dass mit dem Ende der kritischen Diskussion in der Gesellschaft der Beginn des Verfalls einer Zivilisation verbunden ist. Betrachtet man die letzten 13 Jahre kritisch, so muss festgestellt werden, dass der Verfall unserer Gesellschaft erheblich an Geschwindigkeit gewonnen hat. Das Bestehen auf Rechten und das gleichzeitige Ignorieren der Kehrseite, dass jedes Recht eine Pflicht beinhaltet (nach Albert Camus besteht die Freiheit nicht nur in erster Linie aus Privilegien, sondern aus Pflichten) führt dazu, dass ein Teil der Gesellschaft vergisst, seinen Beitrag zu der Entwicklung dieser Gesellschaft zu leisten. Nicht nur, dass der Respekt gegenüber den beruflichen Tätigkeiten oder dem Alter abgenommen hat, kritisch zu denken ist nicht mehr angesagt. Lieber macht man nach, was andere tun. Grundsätze der Moral werden vernachlässigt. Die Qualität bei der Auslese von Eliten hat abgenommen, wodurch diese nur noch Mittelmaß geworden sind und keinerlei Vorbildfunktion mehr haben. Kirchen sind in der Krise, die Rolle der Frauen hat sich nach jahrelangem Kampf wieder zurückentwickelt, die Demokratie ist in Gefahr. Identitätsbezogene Probleme werden verdrängt, es droht eine offene Spaltung der Gesellschaft als Konsequenz einer neoliberalen Wirtschaftspolitik. Die sogenannte Neue Generation oder Generation Merkel zeigt immer weniger Überzeugungen und steht für Beliebigkeit. Die Vorbereitungen auf eine Informationsgesellschaft, die die Voraussetzung für die Digitalisierung ist, werden nicht getroffen. Und damit verbundene Gefahren durch kriminelle Machenschaften sind kaum zu bewältigen. Zudem erscheint in der Gesellschaft ein weiteres Problemfeld, die sogenannte Diktatur der Dummen oder anders gesagt: Staat, Wirtschaft und Medien versuchen die Bevölkerung dumm oder denkfaul zu erziehen. Eine weitere Erscheinung ist die inflationäre Ausbreitung der sogenannten Gutmenschen als Retter der Gesellschaft. Diese sind aber letztendlich selbst ein Teil der Probleme. Prinzipien der Verantwortung werden vernachlässigt und sind vor allem mit zunehmender Gleichgültigkeit gegenüber den Nachbarn und deren Wohl verbunden („Was schert uns das Wohl des Nachbarn?).
In den letzten 13 Jahren stellt man eine ausgeprägte Entwicklung hin zu einem wirtschaftspolitischen neoliberalen System fest. Angela Merkel wollte und will eine sogenannte „marktkonforme Demokratie“. Allein dieser Begriff stellt das Primat der Wirtschaft dar. Dabei werden die sozialen und ethischen Gesichtspunkte vernachlässigt. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere die Globalisierung und die freien Marktzugänge weltweit als Dogmen gepredigt, zur Bekämpfung von Armut, sozialem Elend und Diktaturen, ohne jedoch den Preis der Globalisierung für die sozial Schwächeren zu nennen. Die Chimäre der Wohltaten der Globalisierung führte mehr denn je zu einer Spaltung von Arm und Reich nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland. Allein innerhalb der letzten 13 Jahre stieg die Anzahl der Armen auf 14 Millionen Menschen, die Zahl der überschuldeten Bürger beträgt trotz angeblichen Wirtschaftsbooms immer noch circa sieben Millionen (nicht weil sie zu viel ausgeben, sondern weil das Einkommen zu niedrig ist). Drei Millionen Bürger benötigen drei Jobs parallel um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Offiziell gelten 7,5 Millionen Deutsche (ohne Ausländer) als strukturelle Analphabeten, davon können 300.000 ihren Namen nicht schreiben. Offiziell gibt es 350.000 Obdachlose (die tatsächliche Zahl beträgt ein Vielfaches davon), davon sind 30.000 Straßenkinder, von denen ein größter Teil wegen sexueller Belästigung von zuhause weggelaufen ist. 2 Millionen Kinder gehen ohne Frühstück zu Schule. Bei der Altersversorgung werden auch gegenüber Beamten Versprechen abgegeben, die einer nachhaltigen Prüfung nicht standhalten.
Demgegenüber ist die Anzahl der Millionäre in den letzten 13 Jahren um zwei Millionen auf 2,5 Millionen gestiegen. Die Zahl der Milliardäre von 50 auf 135.
Und vor allem hat sich in den letzten 13 Jahren bei den Reichen und den Unternehmen der Volkssport „Steuern sparen um jeden Preis“ entwickelt. Die Möglichkeiten zur Steuerersparnis bzw. -vermeidung sind bei Unternehmens-ansiedlungen wichtiger geworden als die reine Wettbewerbsfähigkeit des Standorts.
Angesichts bevorstehender Industrierevolutionen (Digitalisierung und Gentechnologie) ist der heute bekannte Arbeitsmarkt in seiner Gesamtheit nicht mehr aufrechtzuerhalten. Hier verweist der Autor auf das Gutachten des Club of Rome. Wenn ein Teil der Arbeit nicht mehr durch den 8-Stundentag bestimmt wird, sondern eher projektbezogen ist, wird es notwendig, eine Absicherung des Lebensunterhalts der Bevölkerung zu erreichen. Daher sollten neue Ansätze vorgestellt, diskutiert und ggf. implementiert werden. Eine dieser Möglichkeiten stellt die sogenannte Anti-Fragilitätsökonomie dar.
Nach Meinung des Autors haben wir alle (inkl. dem Autor selbst) uns 13 Jahre lang ausgeruht und wichtige Zeit verschlafen. Es geht nicht darum, dass die politische Elite alle diese Probleme hätte lösen sollen, vielmehr hätte sie den politischen Diskurs in allen Punkten führen müssen, um diese langfristigen Projekte auf die Schiene zu bringen. Der Autor beabsichtigt mit diesem Buch nicht als Oberlehrer aufzutreten, sondern er versucht der Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten, der uns alle betrifft. Auch wenn die Erkenntnisse sehr schmerzhaft sind. Der Autor hat sich in diesem Buch nicht auf Informationen bezogen, die er in seinen früheren Tätigkeiten gewonnen hat, sondern ausschließlich auf öffentlich zugängliche Informationen.
Der Autor ist fest davon überzeugt, dass diese Gesellschaft dazu in der Lage ist, sich aus der Lethargie und dem Wohlfühlgefühl zu erheben und die nötige Energie aufbringen kann, um die verlorene Zeit aufzuholen. In Deutschland gibt es eine ausreichende Zahl von Mahnern, seien es Philosophen, Soziologen, Ethiker oder Ökonomen mit Weltruf, um die die Welt uns beneidet. Man müsste nur auf sie hören. Sie sprechen leise und treten kaum im Fernsehen auf.
Sollte der Autor durch seine Ausführungen andere in ihrer persönlichen Ehre getroffen haben, so war dies mit Sicherheit nicht beabsichtigt. Der Autor bittet um Nachsicht.
2. Gesellschaft und Entwicklung der Gesellschaft
2.1 Vorbemerkung
Die Gesellschaft hat sich in den letzten 13 Jahren mehr um die Probleme, Wünsche und Entwicklungen am Rande der Gesellschaft bemüht als um den größten Teil bzw. die Mitte der Gesellschaft. Die fortschreitende Individualisierung der Gesellschaft hat die soziokulturellen und religiösen Probleme gesteigert und keinen Lösungen zugeführt. Dazu kam, begünstigt durch die Politik, eine Abnahme des kritischen Denkens in der Bevölkerung. Sei es im älteren Teil der Gesellschaft, sei es beim Durchschnitt oder der Jugend. Mit der Abnahme des kritischen Denkens ging der Irrglaube einher, dass das Land für die Menschen da sei und selbstverständlich das Land alle Probleme löst („Mutti sorgt für alle“).
Der Wert der Familie hat stetig und in dramatischer Weise abgenommen und die Wertorientierung findet nicht mehr in der Familie statt sondern es wird erwartet, dass die Gesellschaft diese Wertorientierung übernimmt. Das stete Propagieren von Rechten sowie von Menschenrechten hat das Bewusstsein darüber in den Hintergrund gedrängt, dass zu jedem Recht eine Pflicht gehört. Dies hat wiederum dazu geführt, dass ein Großteil der Tabus gebrochen wurde, insbesondere hinsichtlich sozial schwächerer Gruppen, Kranken, sozial Abgehängten sowie der Natur. Die Moral wurde mehr oder weniger als eine Art Opium für das Volk gesehen. Demgegenüber ist eine Zunahme einer konservativen Auslegung des Islam zu verzeichnen. Die Auslegung beeinflusst die Gesellschaft, ob direkt oder indirekt, in stärkerem Maße als die Mehrheit es wahr haben will.
Die Krise der Kirchen schwächt einen großen Teil des Christentums erheblich und somit auch einen wesentlichen Teil der westlichen Identität. Zudem wurde die zunehmende Mittelmäßigkeit der Eliten eine richtige Bedrohung für die Zukunft der sogenannten „entwickelten Gesellschaften“. Das Ablehnen von Höchstleistungen sowie eine strengere Auswahl der Eliten führen zu einer Verschiebung der Leistungsfähigkeit der westlich orientierten Gesellschaften zugunsten des asiatischen Teils der Welt.
Damit verbunden ist gerade in den letzten 13 Jahren eine Abnahme der Attraktivität des westlich orientierten politischen, gesellschaftlichen und sozialen Modells gegenüber anderen Modellen zu verzeichnen. Selbst in westlich orientierten Gesellschaften haben Tendenzen zugenommen, die die politisch orientierten Systeme, und somit auch die Demokratie, in Frage stellen.
Sehr viele bekannte Soziologen, Philosophen und Nationalökonomen vertreten die Meinung, dass sich westlich orientierte Gesellschaften im Niedergang befinden. Soweit will der Autor nicht gehen, warnt jedoch vor Anzeichen, die sich in der Geschichte als verheerend erwiesen haben.
Die Globalisierung hat nicht nur positive Seiten, sie ist auch mit erheblichen sozialen Kosten verbunden. Diese Kosten werden bewusst verschwiegen oder minimalisiert indem man ein sogenanntes Weltwirtschaftswunder prophezeit. Dies wird laut namhaften Ökonomen, Soziologen und Philosophen nicht eintreten, denn mit der Verwischung von Grenzen werden Uridentitäten bedroht. Dies wiederum wird dazu führen, dass die Bevölkerung durch Ängste, basierend auf realen Entwicklungen, oder gefühlte Ängste in die Gegenrichtung treibt.
Die politische Klasse (definiert: Jeder, der seinen Lebensunterhalt durch das politische System verdient) und die gesellschaftliche Elite, die sich in diesem politischen Umfeld tummelt (das kann auch sogenannte Sachverständige und Professoren betreffen) haben vergessen die Wünsche, Ängste, Hoffnungen eines großen Teils der Gesellschaft zu hören, weswegen sich diese Menschen verraten fühlen. Dazu kommt, dass die objektive Qualifikation dieser Klasse nachweislich auf ein Mittelmaß zurückgegangen ist. Außerdem wurde das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche System künstlich und undurchsichtig gemacht, so dass der Durchschnittsbürger aus der Mitte nur noch für einfache Lösungen zu gewinnen ist.
Die fehlgeleitete Ordnungswut von Juristen, die alles regeln, bewerten und normieren wollen, führt dazu, dass das System selbst für Juristen nicht mehr nachvollziehbar ist. Das Streben der politischen Klasse, der Elite, der Wirtschaft und der Behörden alles zu regeln, hat laut führenden Soziologen ein Ziel: die Massen zu verdummen. Dies bietet den Regierenden (Wirtschaft, Politik, Behörden und sonstige) die Chance einer besseren Steuerung der Massen der Bevölkerung. Diese wird nicht mehr und nicht weniger als eine Art Schafherde angesehen. In den letzten 13 Jahren kam es zu einer regelrechten Inflation an Zuwendung an die Ränder der Gesellschaft, zu Lasten einer schweigenden Mehrheit. So wurden die sexuell anders Orientierten hofiert und salonfähig gemacht, das Gleiche galt für die Ausländer, für politische Islamisten und andere Randgruppen. Der Wert der Familie sowie konservative Werte wurden mehr denn je an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Verheerend kamen noch die erhebliche Erstarkung einer sogenannten Täterjustiz und eine Vernachlässigung der Rolle der Opfer hinzu.
In den letzten 13 Jahren wurden die Kritiker systematisch diffamiert, in eine Ecke gedrängt und mit dem Vorwurf der Inkompetenz sowie mit moralisch abwertenden Bezeichnungen belegt. Insbesondere die Zunahme der Beleidigung von Kritikern hat körperliche und geistige Verletzungen hervorgerufen.
In den letzten 13 Jahren wurde durch große amerikanische Konzerne das Recht auf Informationsselbstbestimmung zerstört. Mit krimineller Energie und unter dem Vorwand der Zunahm...