Das kranke System
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Das kranke System

Von der Krankheitswirtschaft zum Menschenkümmern - Plädoyer für einen neuen Zugang zu Pflege und Medizin

  1. 132 Seiten
  2. German
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Das kranke System

Von der Krankheitswirtschaft zum Menschenkümmern - Plädoyer für einen neuen Zugang zu Pflege und Medizin

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Über dieses Buch

Das Gesundheitssystem ist krank, aber noch zu heilen. SeineÖkonomisierung hat nicht nur den Beruf des Arztes zu einem›Geschäftsmodell‹ auf einem ›Medizinmarkt‹ gemacht, sondernriskiert, zu einem ›unlogischen‹, inhumanen und ungerechtenVersorgungssystem zu führen, ohne seine ökonomischen Ziele zuerreichen.Dr. Bernhard Stein zeigt die Schwachstellen unseresGesundheitsversorgungssystems auf, das in seinem aktuellen Zustandnicht dazu geeignet ist, die gesellschaftlichen Anforderungenzukünftig noch zu bewältigen. Die medizinische Versorgung derBevölkerung kann nicht an Wachstums- undRationalisierungsmaßstäben allein ausgerichtet werden.Der Autor plädiert dafür, die Krise als Chance für einegrundlegende Neuausrichtung zu verstehen und stellt ein Konzeptvor, in dessen Zentrum die Metamorphose des Akut-Krankenhausesalter Schule in eine schlanke, modulare und regional vernetzteStruktur steht - unter dem Leitmotiv ›ambulant vor stationär‹ und›Synergie statt Konkurrenz‹. Das stellt die Menschen wieder in denMittelpunkt und führt angesichts der ausufernden Kosten desGeschäftsmodells › Gesundheit‹ von der industriell-keynesianischenHerangehensweise weg.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2014
ISBN
9783849598709
Analyse des Existierenden – Spiralen in den Abgrund
a.
Was ist passiert?
Die heutige Medizin stellt, unter dem Impuls einer starken Ökonomisierung und Angleichung an industrielles Management, die akute Erkrankung und deren rasche, technisch und ökonomisch aufwendige Behandlung in den Mittelpunkt. Mehr noch, die gesamte Lebens- und Krankheitsgeschichte eines Menschen wird wie eine Aufeinanderfolge akuter Erkrankungen gesehen, wobei die soziale, psychologische und individuelle Dimension in den Hintergrund gerät.
Der Beruf des Arztes und des Pflegers, der auf einer menschlichen Zuwendung zum Patienten basiert und Vertrauen und Anteilnahme erfordert, wird zu einem Geschäftsmodell des marktwirtschaftlichen Tauschgeschäftes von Dienstleistungen (MAIO). Er wird entwertet und entkernt durch pseudoevidente Handlungsanweisungen, die die Arbeit mithilfe eines aus der Industrie entnommenen Arsenals von Prozessschritten und Therapiemodulen zu kosteneffizienten und erfolgsorientierten Konsumgütern werden lässt. (MAIO)
Die Medizin hat sich seit 100 Jahren immer wertfrei und wissenschaftlich gegeben, aber letztendlich mehr die Karte des bedingungslosen technischen und pharmakologischen Fortschritts, und weniger der sozialen oder gesellschaftlichen, gar globalen Weiterentwicklung gespielt.
Die rein quantitativen Probleme durch medizinischen Fortschritt und demografische Entwicklung, wie Zunahme alter und chronisch kranker Menschen, führen in eine Spirale, aus der eine dreifach brisante Problematik entsteht:
  • Die zunehmende Diskrepanz zwischen dem Anspruch einer gleichen und bezahlbaren Medizin trotz sozialer und regionaler Diskrepanzen und der Realität. Wenn wir bislang glauben, das gilt nur für Süd- und Osteuropa sowie die Dritte Welt, die ja so weit weg sind, werden wir rasch feststellen, dass der Riss sich innerhalb unserer Länder, Frankreich, Deutschland, befindet – regional und auch sozial
  • Diese Entwicklung geschieht zulasten chronischer und Alterserkrankungen, die medizinisch und ökonomisch in der Logik von akuten Erkrankungen über- oder fehltherapiert werden und weder von einer konsequenten Prävention noch alternativen und weniger invasiven Pflegekonzepten profitieren.
  • Begleitet und verstärkt wird dieses durch eine Entwicklung in Wissenschaft und Medizin, die weite Teile des medizinischen Mainstreams beeinflusst, im Sinne eines ständig wachsenden Medizinmarktes. Mit teuren Scheininnovationen in der Medikamentenbehandlung und neuen Befindlichkeitsstörungen, denen Krankheitswert suggeriert wird.
Folgen sind:
  • Fehlanreize und vor allem Fehlinvestitionen in einen weiterhin überdimensionierten, teuren Akut-Krankenhausbereich, der sich nicht adäquat an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen kann,
  • die Entwicklung einer weitgehend privat finanzierten, aber lukrativen Lifestyle Medizin,
  • die Vernachlässigung und unzureichende Entwicklung bei Pflege und Behandlung chronischer und Alterserkrankungen sowie des ambulanten Sektors,
  • die Monopolisierung der Medizin und Pflege durch ein Expertentum, seit 20 Jahren ergänzt und zunehmend dominiert durch Geschwader von spezialisierten Managern, Ökonomen und Qualitätsmanagern, mit dem Ergebnis einer durchaus effizienten Spitzenmedizin, aber der Schaffung einer Mehr-Klassen-Medizin und der zunehmenden Entmündigung der Nicht-Experten und Patienten.
Während sich Politik, Öffentlichkeit, aber auch Berufsverbände oft auf die Spitzenmedizin und den medizinischen Fortschritt konzentrieren, wird vergessen, dass sich ca. 90 Prozent der medizinischen Versorgung der Bevölkerung in ihrer Region, vor ihrer Haustür und außerhalb von Universitätszentren abspielt.
Gerade die Region ist der erste Leidtragende von Defiziten in der Versorgungskette, gleichzeitig aber auch von besonderer Bedeutung bei der Prävention und Behandlung chronischer Krankheiten und des Alters. Sie stellt ein Schlüsselelement unseres Gesundheitssystems für die Zukunft dar.
Will die Gesellschaft ein Abwenden von der Krankheitswirtschaft hin zu einem tragfähigen und innovativen
Konzept der Gesundheitsversorgung anstreben, so funktioniert dieses nur unter der Voraussetzung einer Gesamtphilosophie und eines Gesamtkonzeptes, welches die Herzen, Köpfe und Brieftaschen der Menschen, der Experten und Entscheider erreichen kann.
3.
These:
Unter dem Eindruck spektakulärer Erfolge der Akut-Medizin monopolisiert eine bestimmte Sicht der Medizin unser Leben. Leiden, Leben und Krankheit werden unter dem Blickwinkel der akuten Störung und deren technologisch-pharmakologischen Behandlung mit maximalem finanziellem und technischem Einsatz gesehen. Auf der Strecke bleibt eine sozial ausgewogene, regionale Versorgung, die den Menschen bewusst in seinem Lebenskontext und seiner individuellen Verantwortung belässt.
b.
Philosophische und ethische Fragen
In der Rückschau hatten sowohl Naturvölker, alte Kulturen als auch die Menschen bis zum Mittelalter eines gemeinsam: Krankheit, Tod und Heilung gehörten in einen höheren Rahmen, ein allgemeines Weltbild, und waren Ausdruck eines Ungleichgewichts in diesem System. Heilung hatte daher den Charakter der Versöhnung mit einer höheren Macht. (SCHIPPERGES)
Im Mittelalter war sowohl in der christlichen als auch der arabischen Welt Heilung mit dem ewigen Heil und Krankenfürsorge mit Seelsorge verbunden. Die Pflege folgte den Grundsätzen der menschlichen Fürsorge, die Medizin war sozusagen ein Begleit- und Rahmenprogramm, zu dem im Grunde vorbestimmten Schicksal. Der Mensch selbst war in diesem System einerseits stark verantwortlich für sein Leben und sein Heil, sein Ansprechpartner war die höhere Macht, die sein Glaubens- und Lebenssystem bestimmte. Gleichzeitig lastete auf ihm nicht allein die Verantwortung für sein Schicksal und seine körperliche und seelische Gesundheit.
Die Aufklärung und Entwicklung der Naturwissenschaften verhalfen der Medizin zu ungeahnten Erkenntnissen und Erfolgen sowie zu einer komplett veränderten Sichtweise des Lebens. Alle Lebens- und Denkprozesse wurden in biologische und biochemische Vorgänge zerlegt, die sich einerseits verstehen und beeinflussen lassen, begleitet von der technologischen Revolution der Kommunikationsmedien und einer scheinbaren Verfügbarkeit von Information und Wissen für jedermann.
Die Säkularisierung der Gesellschaften geht einher mit diesen Entwicklungen und gibt dem modernen Menschen nun die Verantwortung für das Große und Ganze auf, in Vertretung einer höheren Macht. Mit dem Effekt für den Einzelnen, dass er nun ganz für sein Leben, seine Gesundheit, Krankheit und seinen Tod verantwortlich ist, dieses aber zunehmend an Experten delegiert. Angesichts der naturwissenschaftlichen Komplexität und der Rasanz der Wissenschaften verliert der Mensch rasch die Bodenhaftung zu seinem Körper und versucht dieses Manko mit drei Gegenmaßnahmen zu kompensieren, die uns die neue Welt geschenkt hat:
  • Die Wissens- oder besser Halbwissens-Revolution durch die moderne Kommunikation, die den Menschen suggeriert, sie könnten den Dingen nun in Echtzeit folgen und alle Prozesse auch als Nicht-Fachmann durchschauen.
  • Die Verrechtlichung des gesamten Lebens, die zur Folge hat, dass die Jurisprudenz als Gegengewicht zu einer höheren Macht hier auf Erden für Gerechtigkeit zu sorgen hat.
  • Die Ökonomisierung von Krankheit, Medizin und Pflege ist die letzte und wohl die am tiefsten greifende Veränderung in dieser Entwicklung. Analog zu allen anderen Lebensbereichen kommt hier ein Prozess mit einer Präzision und Durchschlags...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Prolog: Absturz oder Neustart
  6. Analyse des Existierenden – Spiralen in den Abgrund
  7. Change – vom Kopf auf die Füße
  8. Fazit
  9. Eine Vision – Epilog
  10. Bibliographie