Der Verständigungsschlüssel zum Hund
eBook - ePub

Der Verständigungsschlüssel zum Hund

Die vererbten Rudelstellungen der Hunde nach Philipp, Josef und Karl Werner (1810-1977) Ein anderer Blick auf die Sozialstruktur von Hunden

  1. 200 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Der Verständigungsschlüssel zum Hund

Die vererbten Rudelstellungen der Hunde nach Philipp, Josef und Karl Werner (1810-1977) Ein anderer Blick auf die Sozialstruktur von Hunden

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Stellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach einem Welpen, wenden sich an einen Züchter und dieser erklärt Ihnen, Sie müssten erst bei ihm alles über Hunde lernen, bevor er bereit wäre, Ihnen einen seiner Welpen anzuvertrauen. Genau dies ist mir, Barbara Ertel, im Juni 1968 passiert, als ich mich an den Züchter Karl Werner im hessischen Niederwalluf wandte, um dort meinen ersten Welpen zu kaufen… Auf dem mir von ihm dann ganz praktisch vermittelten Erfahrungswissen baute ich mein ganzes Leben mit Hunden auf, die ich über Jahrzehnte in Rudeln und Teilrudeln hielt. Erst über 40 Jahre später erkannte ich, wie unbekannt dieses Wissen um die Gemeinschaftsstruktur in seiner Gesamtheit selbst unter erfahrenen Hundehaltern, Wissenschaftlern, Trainern und Züchtern tatsächlich ist. Das ist einerseits erstaunlich, angesichts dessen, dass dieses Wissen in jedem einzelnen Hund angelegt ist, und gleichermaßen sein Bedürfnis und seine Fähigkeit definiert, sich auf eine bestimmte Weise in eine Gemeinschaftsstruktur einzubinden. Andererseits erklärt diese Unkenntnis aber auch die meisten der Probleme, die Hunde heutzutage im Zusammenleben mit dem Menschen haben. Ich danke allen Kritikern, deren Ignoranz gegenüber ihren Hunden mich so wütend machte, dass ich begann über mein Wissen und meine Lebenserfahrungen mit strukturierten Hunden zu schreiben, weil Hunde, so intelligent sie auch sind, nun mal nicht für sich selbst schreiben können, um damit auf ihr angeborenes Grundbedürfnis nach vererbter Struktur aufmerksam zu machen.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Der Verständigungsschlüssel zum Hund von Barbara Ertel, Silke W. Wichers im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Biowissenschaften & Wissenschaft Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Verlag
tredition
Jahr
2013
ISBN
9783849502164

1 Einleitung

S tellen Sie sich vor, Sie sind auf der Suche nach einem Welpen, wenden sich an einen Züchter und dieser erklärt Ihnen, Sie müssten erst bei ihm alles über Hunde lernen, bevor er bereit wäre, Ihnen einen seiner Welpen anzuvertrauen.
Genau dies ist mir, Barbara Ertel, im Juni 1968 passiert, als ich mich an die Zuchtstätte Pflänzerland im hessischen Niederwalluf wandte, um dort meinen ersten Welpen zu kaufen.
Als damals 19-jährige junge Frau wollte ich unbedingt einen Hund und erklärte mich deshalb einverstanden, mich von dem Züchter Karl Werner (1902-1977) unterrichten zu lassen, nicht wissend, wie entscheidend das, was ich dort lernen würde, meine Sicht auf Hunde prägen würde, und noch viel weniger ahnend, dass ich selbst über 40 Jahre später anderen dieses Wissen vermitteln und ein Buch darüber schreiben würde.
In diesem Buch geht es nicht um eine Theorie sondern um das reine gelebte Erfahrungswissen der männlichen Linie der Familie Werner. Diese besaß einen Schlüssel für das Verständigungssystem von Hunden, den sie als vererbte Rudelstellung bezeichnete.
Außerdem geht es um die Erfahrungen, die ich mit der praktisch gelebten Anwendung dieses Wissens in 44 Jahren Hundehaltung gemacht habe und um die Erkenntnisse, die ich seit dem Sommer 2011 über die Folgen der Nichtberücksichtigung dieses Wissens gewonnen habe.
Mein Entschluss, über die vererbten Rudelstellungen zu schreiben, entstand aus dem Wunsch, dieses Wissen zu bewahren und zum Wohl von Hunden zu verbreiten.
Der Begriff „vererbte Rudelstellung“ bietet dabei in der heutigen Zeit einige Angriffsflächen, die sich durch eine zeitgemäßere Wortwahl wie etwa „natürlich angelegte Position im Verband“ vermeiden ließen.
Die Weigerung, diesem Zeitgeist sprachlich zu folgen, hat zwei Gründe.
Zum einen sollen damit der Mensch und seine Vorfahren gewürdigt werden, denen ich dieses Wissen verdanke, der Züchter Karl Werner, dessen Vater und Großvater.
Zum anderen erscheint es mir unangemessen, meine Sprache an die von Menschen anzupassen, deren - angeblich wissenschaftlich fundierte - Ausdrucksweise dazu dient, Hundeleid zu verleugnen, um damit ausgerechnet bei diesen nicht anzuecken.
So soll schon zu Beginn erwähnt werden, dass einige der hier verwendeten Begriffe bisher der Allgemeinheit unbekannt waren. Diese wurden mir so von Karl Werner überliefert. Andere Begriffe werden hier anders verwendet als man es aus Wissenschaft und Hundeliteratur gewohnt ist. Das liegt schlicht daran, dass ich mich nie aus theoretischer Sicht mit dem Thema Hund befasst und so einfach Worte aus meiner Sprachwelt gewählt habe, um Hundeverhalten zu beschreiben und zu erklären.
Alle diese Begriffe sind im Glossar am Ende des Buches und an passender Stelle im Text erklärt.
Nach dem folgenden Abschnitt über die Entstehungsgeschichte dieses Buches werden zunächst die wichtigen grundlegenden Begriffe erläutert, bevor im 2. Kapitel dann die verschiedenen Formen des Gemeinschaftsgefüges von Hunden vorgestellt werden. Das 3. Kapitel besteht aus einer Beschreibung der sieben Geburtsstellungen und im 4. Kapitel gibt es Hinweise zur Haltung und Führung von Hunden unter Berücksichtigung der Rudelstellung für Einzel- und Mehrhundehalter. Kapitel 5 ist verschiedenen Aspekten zum Thema Zucht gewidmet. Das Buch endet mit einer kurzen Darstellung des derzeitigen Zustandes von Haushunden aus Sicht des Wissens um die vererbten Rudelstellungen.
1.1 Historie
Es ist unbekannt, wann und wo das Wissen über die vererbten Rudelstellungen entstand, wie weit verbreitet es einmal war und wo es vielleicht – unter welchem Namen auch immer - noch genutzt wird.
Teile des Wissens werden zumindest von einigen Jagdhund-Meuteführern auf der iberischen Halbinsel genutzt. Dort ist unter anderem ein System bekannt, bei dem Hundegruppen aus sechs verschiedenen Rängen zusammengesetzt werden, die im Wesentlichen1 den hier beschriebenen Stellungen entsprechen.
In die deutschsprachige wissenschaftliche Literatur scheint das Wissen jedenfalls in seiner Gesamtheit bisher keinen Eingang gefunden zu haben.
Die einzige mir bekannte Quelle für dieses Wissen ist Karl Werner.
Schon Philipp Werner, der 1810 geborene Großvater von Karl Werner, kaufte Welpen von solchen Züchtern ein, die sich bei der Aufzucht nach seinen Empfehlungen richteten. Diese Welpen vergesellschaftete er zunächst nach Kriterien, die er als „vererbte Rudelstellung“ bezeichnete, in Gruppen und bildete diese Lebensgemeinschaften dann für ihre zukünftigen Aufgaben für Jagd, Landwirtschaft und menschliche Gesellschaft aus. Schließlich wurden diese Hunde nach Einweisung der dortigen Hundeführer den neuen Eigentümern als arbeitsfähige Rudel oder Teilrudel übergeben.
Nach Philipp Werner, dessen Todesdatum unbekannt ist, übernahmen dessen Sohn, Josef Werner (1862-1940) und später der Enkel, Karl Werner, dieses Geschäft, das, bis es im 2. Weltkrieg zum Erliegen kam, wohl recht erfolgreich war. Jedenfalls erinnere ich mich an zahlreiche Dokumente und Dankesschreiben an den Wänden des Arbeitszimmers von Herrn Werner. Sie reichten bis ins Jahr 1844 zurück und stammten von verschiedenen Adelshäusern und anderen, teilweise bekannten Persönlichkeiten aus ganz Europa, die ihre Zufriedenheit mit den harmonischen und hervorragend zu führenden Rudeln äußerten.
Bisher verliefen die Recherchen über den Verbleib dieser Dokumente und auch der Aufzeichnungen der Herren Werner über das Wissen zur vererbten Rudelstellung leider erfolglos.
Nach dem 2. Weltkrieg züchtete der Gärtnermeister Karl Werner selbst Hunde. Er gilt als einer der Pioniere der Eurasierzucht.
Im Juni 1968 wandte ich mich an ihn, weil ich einen Welpen suchte. Nachdem ich mich auf seine Forderung, von ihm sein Wissen über Hunde zu lernen, eingelassen hatte, begleitete ich ihn bis September 1969 zu zahlreichen Zuchtstätten verschiedener Rassen, die dieser damals in Hessen, Rheinlandpfalz, dem nördlichen Baden Württemberg und in Nord-Westbayern betreute.
Anhand von fast 60 Würfen, die ich regelmäßig mehrfach über Tage beobachtete, lernte ich, wie man die Geburtsstellung eines Hundes erkennen kann. Jeder Hund ist mit einer von sieben Geburtsstellungen zur Welt gekommen, die er sein Leben lang behält, ähnlich, wie er auch unveränderbar sein Geschlecht behält.
Dadurch, dass ich die Welpen von der Geburt bis zu ihrer Abgabe wiederholt beobachten durfte, konnte ich die kontinuierliche Entwicklung aus der jeweiligen Geburtsstellung der Tiere verfolgen und mir so die Merkmale einprägen, die ein Erkennen der Stellung ermöglichen.
Hierbei hatte ich den Vorteil, nicht nur von einem erfahrenen Züchter angeleitet und korrigiert zu werden, sondern vor allem konnte ich an Würfen lernen, die aus Rudelstellungssicht perfekt bzw. akzeptabel waren.2 Herr Werner erklärte mir, wie Würfe anhand der vorhandenen Stellungen zu bewerten und einer von drei Kategorien zuzuordnen sind. Außerdem erfuhr ich, welche Stellungen man am besten verpaart, und was Züchter in den ersten Wochen beachten müssen, damit die Welpen nach der Geburt nicht durcheinander gebracht werden und sich optimal, ihrer Stellung entsprechend, entwickeln können.
Nachdem ich meine Lehrzeit erfolgreich absolviert hatte, bekam ich schließlich im September 1969 meinen Welpen, einen Nachrang-Leithund, den ich Wolf nannte, aus dem, wie ich heute weiß, letzten Wurf des Züchters Karl Werner. Der Präsident des Zuchtvereins ProEurasier e.V., Herr Guhrmann, hat freundlicherweise für mich in den alten Zuchtbüchern nachgelesen. Demnach begann Karl Werner 1963 mit der Zucht der Rasse Eurasier. Sein erster Wurf ist dort allerdings als E-Wurf eingetragen, woraus zu schließen ist, dass Herr Werner bereits vorher schon gezüchtet hatte. 1969 meldete Karl Werner dem Verband die Auflösung der Zucht.
Fasziniert vom Wesen Hund und seinem strukturierten Gemeinschaftsgefüge, baute ich mir, ausgehend von diesem Welpen, sehr schnell ein komplettes Rudel aus sieben Hunden verschiedener Geburtsstellungen auf, das ich über Jahrzehnte aufrecht erhielt, indem ich, wenn ein Hund verstarb, ihn wieder durch einen Hund derselben Stellung ersetzte. Hierbei handelte es sich um verschiedene Rassen.
Außerdem beobachtete ich zwischen 1970 und 1989 in Spanien, Rumänien, Bulgarien und der Türkei verwilderte Straßenhundpopulationen in der freien Natur, wo ich wiederholt Bestätigungen für die Richtigkeit des von Herrn Werner gelehrten Wissens erhielt.
Für mich ist dieses rein praktische Wissen die Basis meines gesamten Lebens mit Hunden. Es hatte sich während meines Berufslebens kaum eine Gelegenheit ergeben, mich mit anderen Hundehaltern über die vererbten Rudelstellungen auszutauschen. Gründe dafür waren unter anderem, dass ich selbst weder wegen meiner Hunde noch mit ihnen jemals Probleme hatte, und, dass ich aufgrund meiner Begegnung mit Karl Werner ganz selbstverständlich annahm, dass dieses Wissen in Fachkreisen bekannt sei.
Erst als ich wegen veränderter Lebensumstände nur noch einen Hund halten konnte und den Wohnort wechselte, suchte ich auf einer Internetplattform für Hundehalter nach passenden Kontakten für meinen Einzelhund. Nach und nach wurde mir beim Lesen der vielen Themen über die verschiedenen Probleme mit und wegen Hunden allmählich klar, dass das Wissen über die vererbte Rudelstellung bei Haushunden anscheinend nicht nur unbekannt war, sondern als befremdlich wahrgenommen und teilweise sogar als Unfug abgetan wurde.
Gleichzeitig begannen sich jedoch auch Hundehalter, Trainer und Züchter näher für das Wissen zu interessieren und es in dem ihnen möglichen Rahmen für ihre Hunde umzusetzen.
Das machte mir Mut und ich beschloss, einen Weg zu finden, dieses Wissen zu bewahren und zu verbreiten, um zukünftig Hunden das Leben zu erleichtern.
Hierzu habe ich im Mai 2012 eine Internetpräsenz geschaffen und einen Verein gegründet, dessen Ziel neben dem dauerhaften Erhalt der Dokumentationen auf der Homepage vor allem die Schaffung und Erhaltung eines strukturierten Rudels als Lehr- und Anschauungsobjekt für alle Interessierten ist.
Dieses Buch ist ein weiterer Schritt, das Wissen allgemeinverständlich weiterzugeben.
Hierzu erscheint es nötig, zunächst den Begriff „vererbte Rudelstellung“ zu erläutern.
1.2 Erklärung des Begriffs „vererbte Rudelstellungen“
Der Begriff „vererbte Rudelstellungen“ wurde von den Herren Werner als Bezeichnung für eine Art Verständigungsschlüssel verwendet, der auf der Unterscheidung von sieben Hundetypen, den vererbten Geburtsstellungen, beruht, die jeweils optimal nur genau einen von sieben bestimmbaren Aufgabenbereichen innerhalb der sozialen Gemeinschaft ausfüllen können und wollen.
Diese Gemeinschaft wurde von den Herren Werner als Rudel bezeichnet.
Der Begriff Stellung hat hierbei praktisch kaum etwas mit einer Rangordnung im Sinne veralteter Dominanztheorien zu tun, sondern bezeichnet lediglich sowohl die zu besetzende Position als auch den Hund, der diese einnimmt. Hierbei hat jede Stellung bestimmte Aufgaben und alle Stellungen sind prinzipiell gleichwertig und gleich wichtig.
Die Aufgaben beziehen sich auf das soziale Miteinander, vornehmlich die Kommunikation, Einbindung in die Gemeinschaft, gegenseitige Führung und Sicherung, sowie die Verteilung von Aufgaben, deren Erledigung überlebenswichtig für die Gemeinschaft ist, wie Jagd und Verteidigung.
Hunde, die ihre Gemeinschaft aus einer solchen Grundstruktur mit sieben verschiedenen Geburtsstellungen aufbauen, haben gegenüber anders zusammengesetzten Verbänden große Vorteile.
Durch das hohe Maß an Koordination und Disziplin werden Konflikte aggressionsarm und ohne Verletzungsabsicht und - gefahr gelöst. Hierdurch werden Energie und andere Ressourcen gespart, die so vermehrt in eine effiziente Nahrungsbeschaffung, Verteidigung und Aufzucht des Nachwuchses gesteckt werden können.
Vererbte Rudelstellung bedeutet demnach vor allem die Fähigkeit zur und das Bedürfnis nach Einbindung in eine bestimmte Gemeinschaftsstruktur. Diese besondere Struktur scheint bisher von der Wissenschaft in ihrer Komplexität nicht vollständig thematisiert worden zu sein. Zwar werden immer wieder einmal einzelne Phänomene dieser Struktur beschrieben, sie erfährt in ihrer Gesamtheit aber meines Wissens bisher keine Würdigung. Ebenso finden sich Beschreibungen von Verhaltensweisen, die aus der Geburtsstellung resultieren. Diese werden in der Regel aber als Ausdruck individueller Begabungen oder Charaktereigenschaften gedeutet, was meiner Meinung nach eine unzutreffende Interpretation darstellt, die auf der Nichtberücksichtung des Gemeinschaftswissens aus der vererbten Rudelstellung beruht.
Die Rudelstellung steht nicht nur neben anderen Merkmalen, wie Rasse, Geschlecht, individuelle Begabungen und Eigenschaften, sondern überlagert diese, wann immer es um die Bildung und Aufrechterhaltung der Gemeinschaftsstruktur geht.
Die Herren Werner sind über Generationen davon ausgegangen, dass die Stellungen vererbt sind. Wählt man bestimmte Stellungen als Elterntiere und hat im Hausbestand entsprechende Voraussetzungen geschaffen,3 lässt sich weitaus häufiger, als es durch Zufall erklärbar wäre, vorhersagen, welche Stellungen geboren werden.
In solchen Würfen ist eine eindeutige Zuordnung eines Welpen zu einer Stellung in der Regel kurz nach der Geburt4 möglich, also schneller als die Feststellung der Rasse und ebenso eindeutig wie die des Geschlechts. Ein Hund behält lebenslänglich erkennbar die Stellung, in die er hineingeboren wurde.
Es würde mich freuen, wenn die Wissenschaft eine plausible Erklärung für die Entstehung der jedenfalls bei der Geburt vorhandenen Stellungen findet. Bis dahin halte ich – auch um den Herren Werner ein würdiges Andenken zu bewahren - an der Formulierung „vererbte Rudelstellung“ fest.

2 Formen der Sozialstruktur bei Haushun...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckel
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. In Erinnerung
  6. Danksagungen
  7. 1. Einleitung
  8. 2. Formen der Sozialstruktur bei Haushunden
  9. 3. Beschreibung der Stellungen
  10. 4. Hundehaltung unter Beachtung der Rudelstellung
  11. 5. Zucht
  12. 6. Bestandsaufnahme und Ausblick
  13. Anhang
  14. Glossar
  15. Fußnote