Warum Europa nicht scheitern darf
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Warum Europa nicht scheitern darf

Alpha und Omega einer Entwicklung

  1. 364 Seiten
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Warum Europa nicht scheitern darf

Alpha und Omega einer Entwicklung

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EUROPA -Mythen, die es gebarenMenschen, die es prägtenMenschen, die es zerstörtenMenschen die es neu formtenMythen, die es zerlegenMit einem Grußwort von Elmar Brok MdEP

Häufig gestellte Fragen

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Information

Teil 1

„Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung.“ Dietrich Bonhoeffer

Ein Blick zurück

Bevor man all diesen sehr aktuellen und somit eben sehr praktisch-politischen Fragen nachgeht, ist wohl zu klären, was man eigentlich unter dem Begriff „Europa“ versteht. Der Begriff selbst ist uns aus der griechischen Mythologie, der jüngeren Geschichte, aber auch aus der Geografie und der aktuellen Politik geläufig. Da sich sicher die Zusammenhänge all dieser Themenkreise und Entwicklungen nicht eindeutig und unwidersprochen erklären lassen, ist zu Beginn der Betrachtung aktueller europapolitischer Fragen der Versuch einer Art Begriffsbestimmung sicher angebracht, ohne dabei jeder Spur in „extenso“ bis zu ihren Wurzeln zu folgen.
Oft wird in aktuellen politischen Karikaturen Europa als eine auf einem Stier sitzende weibliche Person dargestellt, und zwar in der Form, wie sie dem jeweiligen Zeichner aus seiner subjektivpolitischen Sicht dazu dient, seine Betrachtung des „Problems“ zu erläutern. Der Stier schaut dann mehr oder weniger freundlich, die auf ihm sitzende „Jungfrau“ mehr oder weniger erfahren bzw. glücklich oder auch erwartungsvoll drein. Immerhin war sie einst die Geliebte des Zeus, des allmächtigen griechischen Göttervaters, der sie, in Gestalt eines Stieres, nach Kreta entführt hat. Derartige Sichtweisen entziehen sich in unserer Zeit einer konkreten Bewertung, da die diesen Bildern zugrunde liegenden „Ereignisse“ seit langem „versunken“ sind. So hat heute deren Betrachtung eher „bildungspolitischen“ Charakter. Ihre Nachhaltigkeit und damit eben auch deren aktuelle politische Präsenz sind jedoch nicht zu übersehen. Man könnte auch feststellen, dass Griechenland, so wie schon vor Jahrtausenden, auch heute für die Geschicke Europas irgendwie „maßgebend“ ist; doch dazu später mehr. Jetzt erst einmal zurück zur Gegenwart!
Die positiven wie negativen Begleiterscheinungen der Europäischen Union lassen erkennen, dass der Weg von 1945 bis in unsere Tage steinig gewesen sein muss, steinig und voller Untiefen politischer und wirtschaftlicher Art. Das, was seit der Unterzeichnung der Römischen Verträge 1957 und deren Inkraftsetzung zum 01. Januar 1958 erreicht und 2008, zum 50. Jahrestag, gefeiert wurde, ließ die Hoffnung aufkeimen, dass der europäische Nationalismus als Grundübel der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das immerhin zu zwei verheerenden Weltkriegen mit Millionen von Toten geführt hatte, endlich besiegt und damit Vergangenheit sei!
Seitens der Wirtschaft schien es möglich, mit großen Nationen wie den USA, zuerst noch der Sowjetunion und, aufkommend, der Volksrepublik (VR) China, konkurrieren zu können. Der Euro wurde eine weitere Leitwährung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und schien damit seine internationale Bewährungsprobe bestanden zu haben! Also alles gut? Leider nein! Als 2008 die internationale Finanzkrise, u. a. ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblasen in den USA und in Spanien sowie mit dem Zusammenbruch der US-Großbank „Lehman Brothers“ ihren Höhepunkt erreichte, wurden Fakten auch für die Allgemeinheit und eben nicht nur für „Insider“ an die weltwirtschaftliche Oberfläche gespült, deren Existenz bisher schlicht negiert oder gar verleugnet wurde. In der Folge dieser Entwicklung und befeuert durch die Bemühungen, überschuldete Banken weltweit zu retten, wurde diese Bankenkrise zu einem der Auslöser für eine immer dramatischere Staatsverschuldung, denn mit den „toxischen“ Papieren der Bankenwelt hatten eben nicht „nur“ Privatleute, sondern leider auch Privat- und Nationalbanken spekuliert. Aber die Gründe für diese Entwicklung und für das Problem, dieser Herr zu werden, lagen tiefer. Eine konzertierte Aktion der Länder im Euro-Raum war schon deshalb schwierig, weil selbst Staaten, die von Anfang an dabei waren, z. B. Deutschland und Frankreich, die Konvergenzkriterien „gerissen“ und sich auch noch mit Vehemenz erfolgreich gegen eine „Abmahnung“ der EZB gewehrt hatten. Zu alledem kamen dann noch die Tricks weiterer Länder, um die Aufnahme in den Euro-Raum zu erreichen. Alles Geschehnisse, die dem Gedanken an ein wirklich geeintes Europa abträglich waren. Hierauf wird später näher einzugehen sein.
Kaum schien die Währungskrise so einigermaßen überschaubar und – vielleicht sogar – beherrschbar, da brach der Flüchtlingsstrom, der, im Wesentlichen aus Afrika kommend, schon latent vorhanden war, mit voller Wucht aus dem Vorderen Orient über Europa herein. Jetzt wurde mit einem Mal fast brutal deutlich, dass es mit der Solidarität innerhalb der EU dramatisch schlecht bestellt ist. Nicht, dass alle Mitglieder prüften, was denn zur Bewältigung dieser Krise zu tun sei, nein, es wurde nur darüber diskutiert, wie man sich am besten abschotten könnte, wie man erreichen kann, dass am besten alle Flüchtlinge nach Deutschland geschickt würden und wie und wo man am besten Mauern errichten könne! Dabei ging es immer um Werte, die es zu verteidigen gelte. Werte? Welche Werte? In Europa wohl die, die wir so ganz allgemein als die des christlichen Abendlandes ansehen. Aber wo kommen die her? Werden sie in Europa, oder konkreter, innerhalb der EU wirklich gelebt? Diese Flüchtlingswelle scheint mit all den Fragen, die sie aufwirft und die beantwortet werden müssen, die EU zu lähmen, wenn nicht gar zu zerreißen! Darf das passieren? Doch wohl nicht! Aber wie ist dieser Entwicklung beizukommen? Zuerst wird man feststellen müssen, dass all die Kompromisse auf dem Weg von der EWG hin zur EU und deren zahlenmäßigen „Erweiterung“ nicht zu Ende verhandelt waren. Konkursrecht für Staaten fehlt, geregelte Austrittsmöglichkeiten aus dem Euro sind nicht vertraglich vereinbart und die Sicherung der Außengrenzen wird zwar vertraglich in den Schengen- und Dublin-Abkommen festgelegt, aber nicht das Verfahren, wie dies erreicht werden soll bzw. kann.
Eine große deutsche Sonntagszeitung beschäftigte sich im Dezember 2015 mit der Frage, ob und, wenn ja, welche in der Vergangenheit liegenden Zusammenhänge und Fakten im Geschichtsunterricht an deutschen Schulen vermittelt werden. Hintergrund war die Frage, ob die heutige Schüler- aber auch Geschichtslehrergeneration in der Lage sei, die Problematik der gegenwärtigen politischen Lage in Europa und vor allem deren möglicherweise katastrophalen Konsequenzen eines Zerfalls der EU zu beurteilen. Die offensichtlich negative Beantwortung dieser Frage ist zumindest bedrückend. Hierzu gehört natürlich auch der Versuch, die Frage zu beantworten, was die Wurzeln unserer heutigen europäischen Realität sind, wie und warum vor allem sie so zustande kam und was zu tun ist, das mühsam Errungene zu bewahren und weiter zu entwickeln.
Warum aber haben sich Männer wie z. B. Jean Monet und Robert Schuman darangemacht, eine in weit zurückliegender Vergangenheit geborene Zwietracht aufzulösen und den Versuch eines grundsätzlichen Neuanfangs gewagt? Darf die so ausgelöste epochale Entwicklung in der Tagespolitik späterer Jahre untergehen?
Jetzt, da dieses Buch entsteht, ist zu erkennen, dass womöglich alle Bemühungen um einen geeinten Kontinent umsonst gewesen sein könnten. Ganz aktuell (23.06.2016) hat ein Referendum in Großbritannien ergeben, dass dessen Bürger wollen, dass das UK aus der EU austritt. Warum dieser Austritt, warum eine Rückkehr nationaler, ja teils nationalistischer Tendenzen in einer ganzen Reihe von EU-Mitglieds-Staaten?
Fragen über Fragen. Dieses kleine Büchlein soll Antworten versuchen und vor allem die wachrütteln, die mit den Geschehnissen der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, geschweige denn mit weiter zurück im Dunkel der Geschichte liegenden Epochen kaum etwas anfangen können, oder, schlimmer noch, diese nicht kennen und/oder damit nichts mehr zu tun haben wollen.
„Die zentrale Stellung des Menschen in der abendländischen Philosophie und Theologie scheint mir der Kern der eigentlichen europäischen Kultur in allen ihren Ausdrucksformen zu sein.“
Dr. Konrad Adenauer, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1949-1963.

Die kulturelle Basis Europas

Folgt man diversen Deutungsversuchen, dann ist die entführte „Europa“ wohl „die (Frau) mit der weiten Sicht“. Einige Etymologen gehen allerdings davon aus, dass der ursprünglich aus einer semitischen Sprache stammende Begriff durch mehrere sprachliche „Übernahmen“ zu „erob“ gleich „dunkel“ oder „Abend“ wurde, woraus wiederum ein Hinweis auf das „Abendland“ gegeben wäre. Ein interessanter Erklärungsansatz, wenngleich umstritten. Weniger geheimnisvoll ist da die schon erwähnte Erklärung, vom Göttervater, und der von ihm entführten Tochter des phönizischen Königs Agenor, die „Europa“ hieß. Eine in sich schlüssige und allein stimmige Erklärung für die Herkunft des Begriffes „Europa“ gibt es wohl bis heute nicht.
Ganz anders Ferdinand Seibt: „Europa ist nicht die Erfindung moderner Politiker. Es entstand auch nicht 1952 mit den Vorläufern der Römischen Verträge. Europa besteht als politische Größe seit mehr als tausend Jahren. Es unterscheidet sich allerdings von jenem alten, vom klassischen Europa in der antiken Welt vor zweivor dreitausend Jahren, das man gern als seine Grundlage bezeichnet, benannt nach der Jungfrau, die der Stier von Asien nach Kreta entführte. Doch die antike Mythologie ist letztlich kein hinreichender Beitrag zur neueren europäischen Selbstdefinition.“ Mit diesen Worten beginnt Ferdinand Seibt sein Werk mit dem Titel „Die Begründung Europas“5.

Die griechische Hochkultur

und deren Einfluss auf die weitere Entwicklung in der Region, die wir heute „Europa“ nennen
Es kann vor dem Hintergrund dessen, was dieses Buch bezwecken will, nicht auf all die überragenden Repräsentanten der griechischen Geistes- und Naturwissenschaft im Einzelnen eingegangen werden – das würde den Rahmen sprengen. Einige Gedankengänge bzw. Reflexionen dieser unsterblichen Männer müssen allerdings schon dargestellt bzw. erläutert werden. Dabei zeigt allein unser heutiger Sprachgebrauch, wie selbstverständlich, wenn auch meist unbewusst, wir manche unserer Einstellungen und Bewertungen aus der griechischen Mythologie schöpfen. Auf wen im einzelnen Sprachgebrauch und ähnliches zurückzuführen sind, mag der interessierte Europäer im Anhang nachlesen.
Einen wohl ersten geografischen Hinweis auf „Europa“ findet man offenbar bei Herodot, dem laut Cicero als „Vater der Geschichtsschreibung“ geltenden griechischen Gelehrten, der im 5. vorchristlichen Jahrhundert lebte. Er bezog diesen Begriff erstmals auf die Räume, die nördlich des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres liegen und gab ihm so auch eine Art „geografischer“ Einordnung, vielleicht sogar Bedeutung. Es gab ja schließlich auch eine Besiedlung all dieser Gebiete rund um das Mittelmeer und wohl auch um das Schwarze Meer durch die Griechen. „Die Griechen“, das war nicht etwa ein wie auch immer gearteter Staat, sondern dies waren eher die jeweiligen Stadtstaaten, von denen, aus demographischen oder auch sonstigen lebenswidrigen Gründen, Menschen „auswanderten, um sich neue Lebensräume zu suchen“6. Damit ist festzuhalten, dass der Einfluss Griechenlands auf unser heutiges Leben bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich der griechischen Antike und damit einer uralten Hochkultur geschuldet und damit eher philosophisch als länderbezogen oder gar politisch gewesen ist. Die europäische Gegenwart sieht da ganz anders aus!
So viel zu griechischen Philosophen, Denkern und Politikern. Es soll hier einfach festgehalten werden, inwieweit diese noch – bewusst oder unbewusst – unser Denken und Handeln beeinflussen. So leben wir bis heute im „Abendland“, der aus damaliger griechischer Sicht der untergehenden Sonne am nächsten gelegenen Teil Europas. In diesem „Abendland“ haben sich die griechischen Ansätze bzw. auch Maxime eines demokratisch verfassten Staates nachhaltig realisiert usw. Im Anhang wird näher auf diese kulturhistorischen Zusammenhänge eingegangen.

Das römische Weltreich

und der Einfluss seiner Philosophen und Politiker bis in unsere Zeit
Ganz anders das Römische Reich, das neben seinem ebenfalls überragenden philosophischen Einfluss auch geografisch nachhaltige, uns bis heute beeinflussende Entwicklungen, nicht zuletzt auch machtpolitischer, sprich kriegerischer Art, in Gang gesetzt hat. Während sich die Griechen im Altertum im Wesentlichen um die Küsten des Mittelmeeres „kümmerten“ – Alexander der Große war Makedonier und spielt in unseren Überlegungen zu Europa trotz seiner bemerkenswerten Eroberungen keine spezielle Rolle –, dehnten die Römer ihren Machtbereich bis hin nach Großbritannien und Germanien im Norden, Frankreich im Westen und auf die Iberische Halbinsel im Süden Europas sowie in den Norden des afrikanischen Kontinents aus. Hier entstand ein Staatsgebilde, das nach einheitlichen Regeln aufgebaut war und wohl auch funktionierte. Nicht zuletzt eine kluge Politik, die die Eliten der Unterworfenen förderte und deren Bewohner zu römischen Bürgern machte, bewirkte eine erstaunliche Stabilität dieses Staatswesens, das auch durch ein den gesamten Staat zusammenführendes Straßennetz sowie Aquädukte, Brücken und beeindruckende Städte gekennzeichnet war7.
Wer waren aber die großen, die bedeutenden Denker und Staatsmänner dieses Kulturbereiches und Staatswesens? Sie alle, die über Jahrhunderte das damalige – geografische – Europa dominierten bzw. beeinflussten, hier zu nennen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Ich verweise hierzu auf den Anhang, wo zu diesem Thema interessante Stichworte zu finden sind.
Am Anfang der für uns noch heute so bedeutenden Entwicklung soll dabei deren Ausgangspunkt, nämlich die Gründung Roms, stehen. Als Schüler lernten wir: „753 – Rom kroch aus dem Ei.“ Bis 507 v. Chr. bestand das von dort regierte Königreich. Insgesamt sieben Könige hinterließen mehr oder weniger nachhaltige Spuren. Kulturell war es stark von den Etruskern beeinflusst, einem Volk, dessen Herkunft und innere Strukturen bis heute Rätsel aufgeben. Es folgte das Zeitalter der Republik, in der jeweils zwei Konsuln an der Spitze des Staates standen; sie wurden für jeweils ein Jahr gewählt. Außerdem gab es Senatoren, die in der Regel auf Lebenszeit gewählt wurden und über großen Einfluss verfügten; sie bildeten gemeinsam den „Senat“ (It. Fremdwörterduden „Rat der Alten“).
Den Übergang von der Republik zum Kaiserreich kann man mit Cäsar „personalisieren“. Allein sein Name – Cäsar, Kaiser, Zar – prägte bis in die Neuzeit hinein „moderne“ Staatsformen. Nach Feldzügen in Gallien und in Afrika und der abschließenden Auseinandersetzung mit seinem „Mitregenten“ wurde er auf dem Höhepunkt seiner Macht in Rom ermordet.
Stärker im Bewusstsein der heutigen Menschen als einzelne der im Anhang erwähnten Persönlichkeiten, ist die Tatsache, dass vor allem das Rechts- und Staatswesen Europas stark vom Römischen Recht geprägt ist. Das gilt vor allem für elementare „antike“ zivil- und strafrechtliche Verfahrensvorschriften, die vom Grundsatz her in die modernen Rechtsnormen eingeflossen sind. So war das „Römische Recht“ in unterschiedlicher Ausprägung seit seiner Entstehung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von ausschlaggebender Bedeutung für die Rechtsprechung in weiten Teilen Europas, also auch im Deutschen Reich. Erst mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) 1900 wurde einheitliches deutsches bürgerliches Recht geschaffen. Nicht zu übersehen ist hier auch das „Kanonische Recht“, also das kodifizierte Kirchenrecht. Promovierte ein Jurist an einer deutschen Universität, so erhielt er, wenn die Voraussetzungen gegeben waren, den Titel „Dr. beider Rechte“. So stammt offenbar auch der heute noch gültige Rechtsgrundsatz „Verträge müssen eingehalten werden“ (pacta sunt servanda) aus dem kanonischen, also Kirchenrecht. Selbst in diesem BGB, das am 01. Januar 1900 in Kraft gesetzt wurde, sind klare Grundsätze des römischen und wohl auch kanonischen Rechts erkennbar. So galt schon beim römischen Kaiser Justinian I., dass der den Beweis erbringen muss, der etwas behauptet, nicht der, der leugnet. Und im Grundsatz, „im Zweifel für den Angeklagten“ mag der römische Rechtsgrundsatz „in Zweifelsfällen ist immer die wohlwollendere Auslegung vorzuziehen“, nachwirken. Auch dass nicht zweimal in derselben Sache entschieden wird, geht offenbar auf römisches Recht zurück.
Aber auch die Macht und die Gestaltungskraft der Römer waren endlich. 395 n. Chr. wurde das Imperium Romanum, wenn auch nicht rechtlich, so doch faktisch in zwei Teile geteilt.

Untergang des Römischen Reiches

(um 480 n. Chr. Westrom; 1453 n. Chr. Ostrom)
„Westrom“ wurde von Rom, aber auch oft von Ravenna und teils von Mailand aus regiert. Warum „Westrom“ bereits um 480 n. Chr. unterging, ist in der Altertumswissenschaft umstritten. Sowohl äußere als auch innere Umstände und Geschehnisse werden dafür verantwortlich gemacht. Vom Einfall der Hunnen und Perser bis hin zu Bürgerkriegen und Dekadenz der römischen Gesellschaft reichen die Begründungen. Aber auch die germanischen Stämme haben sicher das Ihre dazu beigetragen. Auf jeden Fall starb 480 n. Chr. mit Julius Nepos der letzte von „Ostrom“ anerkannte weströmische Kaiser.
„Ostrom“, auch „Byzantinisches Reich“ genannt, hielt sich dagegen bis 1453 n. Chr., hatte dann allerdings den muslimischen Heeren des Sultans Mehmed II. nichts mehr entgegenzusetzen; Konstantinopel, auch Byzanz und heute Istanbul genannt, fiel in die Hände der Osmanen. Allerdings war das „Byzantinische Reich“ auch schon im Laufe der Jahrhunderte, also nach der Trennung von „Westrom“ kein einheitliches geographisches Gebilde. Im Kampf gegen arabische Heere konnte man sich letztlich nicht behaupten. Die Einnahme von Konstantinopel war da nur der letzte osmanisch-muslimische „Streich“!
Trotzdem steht fest, dass da...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Titel
  4. Widmung
  5. Grußwort
  6. Inhalt
  7. Vorwort
  8. Einführung
  9. Teil 1
  10. Teil 2
  11. Teil 3
  12. Anhang
  13. Sonstiges:
  14. Bibliographie
  15. Namensregister
  16. Über den Autor
  17. Danksagung
  18. Fußnoten