Veränderungen – nötig und möglich wie nie zuvor!
„Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wer, wenn nicht wir?“
John F. Kennedy
(wohl zurückzuführen auf ein jüdisches Sprichwort, zitate-online.de)
In der kulturellen Entwicklungsgeschichte der Menschheit haben vor allem diejenigen Menschen wichtige Veränderungen bewirkt, die im Großen wie im Kleinen all ihre Überzeugung und Unerschrockenheit, all ihre Klarheit und Kreativität und all ihre Kraft und Ausdauer zum Beschreiten neuer Wege und zum unbeirrten Verfolgen ihrer Visionen benutzten. Die Menschheit verdankt genau jedem dieser Einzelnen, die sich aufopferungsvoll in den Dienst der jeweiligen Sache zu stellen vermochten, ihre unglaublichen Entwicklungen und Erfolge. Fortschritt braucht Mut zum Neuen und nicht unterwürfige Konformität. Das möglichst geräuschlose Mitschwimmen in der Masse vermochte noch nie eine Verbesserung hervorzubringen. Kein Einstein dieser Welt ist jemals daraus hervorgegangen.
„Fantasie ist wichtiger als Wissen,
denn Wissen ist begrenzt“
Albert Einstein
Die eigentlichen Versager der menschlichen Geschichte sind nicht die, die nahezu regelmäßig von ihren Mitmenschen völlig alleingelassen und sogar mit Hohn und Spott bedacht in Wirklichkeit vielversprechende neue Wege ausprobieren – selbstverständlich auf dem Weg zum Erfolg mit Versuch und Irrtum, mit Rückschlägen und Misserfolg –, sondern die selbst ernannten Retter des Ewiggestrigen, die neuartige Entwicklungen großmäulig zu verhindern bemüht sind, die etwas Neues erst gar nicht zu denken bereit sind, die in Wahrheit hinter ihrer Agitation die eigene Unfähigkeit zu verbergen suchen. Das Keifen der kleinsten und schwächsten Hunde ist oft das penetranteste von allen, weil diese unentwegt die Illusion von Größe herauszubellen versuchen, was sich bei genauem Hinsehen aber durch und durch als inhaltslos und damit als vollkommen lächerlich erweist.
Was alles hätten die Menschen vor 250 Jahren (also vor etwa 10 Generationen – die letzten drei davon kennt man in der Regel) zu einer Vision von unser heutigen Zeit gesagt: mit einer Mobilität bis hin zu anderen Himmelskörpern, mit nahezu grenzenloser Telekommunikation, mit einem weltumfassenden Internet, mit all den unglaublichen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Menschen?
Im Jahr 1768 (= 2018 – 250 Jahre) hatte sich in den Jahrzehnten zuvor die Technik der Dampfmaschine durchgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt noch nicht erfunden bzw. eingeführt waren: Eisenbahn (1802), Fotografie (1826), Telefon (1876), Auto (1885), Glühbirne (1878), Röntgenstrahlen (1895), Flugzeug (1903), Antibiotikum (1928), Computer (1941), Mikrochip (1958), bemannte Raumfahrt (1961), Chip-Karte (1968), Spielkonsole (1968), E-Mail (1971), Handy (1973), Personal Computer (PC – 1971), World Wide Web (1990) und das Smartphone (1995). Im 21. Jahrhundert kamen dann zum Beispiel HD-Fernsehen, eBook-Reader, YouTube, Wikipedia, die Cloud, Navigationsgeräte, Facebook und vieles mehr hinzu.
Was also wäre 1768 mit einem Visionär geschehen, der all diese Errungenschaften vorhergesagt hätte? Man möchte es sich lieber gar nicht vorstellen. Jedenfalls wissen wir heute nichts von so einer armen Kreatur.
Natürlich kann die Menschheit völlig zu Recht stolz auf diese unglaublichen Erfolge in so unglaublich kurzer Zeit sein. Das zeigt, zu welchen Leistungen und zu welchen Veränderungen die Menschen auch in sehr kurzer Zeit in der Lage sind. Diesbezüglich hat der Mensch sicherlich die Bezeichnung „Homo sapiens machinator“, der kluge Waffen- und Maschinenbauer, verdient. Homo sapiens, ein wirklich kluger Mensch, ist er aber definitiv nicht. Zu viele menschgemachten Katastrophen pflastern seinen Weg. Was fehlt sind Einsicht und Haltung in Bezug auf das Zusammenleben der Menschen und den Umgang mit der Natur.
Das folgende Beispiel macht das deutlich: 1998 glaubten einer Emnid-Umfrage zufolge 81% der Befragten, dass AIDS im Jahre 2050 heilbar ist, während 87% davon ausgingen, dass 2050 immer noch Menschen auf der Welt an Hunger sterben. (Spiegel Spezial, 10/1998, Die Zukunft der Erde, S. 9)
Obwohl der Hunger 1998 materiell und logistisch gesehen schon längst hätte überwunden sein können – alles dafür Notwendige stand der Menschheit bereits zur Verfügung –, gingen 87% der Menschen davon aus, dass die Menschheit es auch 50 Jahre später immer noch nicht geschafft hat, dieses unglaubliche Leid zu überwinden. Das spiegelt die verheerende Selbstsicht der Menschen bezüglich ihrer eigenen gelebten Moral wieder. Dagegen aber war das Vertrauen in Forschung und Wissenschaft derart groß, dass ein seinerzeit noch völlig ungelöstes Problem von 81% der Befragten in 50 Jahren für lösbar gehalten wurde.
Wäre das Ergebnis einer solchen Umfrage heute ähnlich?
Die Wirklichkeit spricht eine klare Sprache: 2017 ist die Zahl der Hungernden gegenüber den vorhergehenden Jahren wieder gestiegen. Etwa jeder neunte Mensch hat nicht genug Nahrhaftes zu essen. („Uno Bericht – Weltweit hungern 821 Millionen Menschen, 11.9.2018, spiegel.de)
Genau die in der Umfrage deutlich werdende Einstellung muss sich heute komplett verändern. Denn „der Fisch stinkt vom Kopf her“, und zwar vom Kopf eines jeden Einzelnen, der so wenig Vertrauen in das humanitäre Potenzial des Menschen hat und dadurch bereits in seinem Denken Untätigkeit provoziert, was die bisherige weit verbreitete Starre im Handeln erklärt. Das zeigt unmissverständlich, wie wichtig eine Veränderung des menschlichen Denkens ist.
„Wir müssen die Änderung sein,
die wir in der Welt sehen wollen.“
Mahatma Gandhi
Natürlich sind die Menschen auch zu ähnlich umfangreichen und zeitnahen Veränderungen im zwischenmenschlichen und gesellschaftlichen Bereich in der Lage, wie sie dies in in Bezug auf die Fortentwicklung von Waffen, Werkzeug und Techniken eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Die unverzichtbare Voraussetzung dafür allerdings ist, dass sie sinnvolle Veränderungen im humanitären Bereich überhaupt wollen und zulassen. Bisher waren die meisten von ihnen dazu nicht bereit.
Albert Schweizer bemerkte zu Recht: „Die größte Entscheidung deines Lebens liegt darin, dass du dein Leben ändern kannst, indem du deine Geisteshaltung änderst.“ Und Albert Einstein hierzu: „Eine neue Art von Denken ist notwendig, wenn die Menschheit weiterleben will.“
Wann, wenn nicht jetzt, ändern die Menschen ihre Geisteshaltung?
Die heute notwendigen Veränderungen sind genau genommen wesentlich einfacher als alle vergangenen technischen Errungenschaften, weil die Menschheit bereits heute über das notwendige Know-how und die entsprechende Technik verfügt. Es ist – wie oben gezeigt – an erster Stelle das Denken der Menschen, das einer sofortigen Korrektur bedarf. Auf dieser Grundlage erfolgt dann das Handeln in konstruktiver Kooperation, und zwar genau dort, wo man steht, mit dem, was man kann, und mit denen, die mitmachen. Auf diese Weise lassen sich die Menschheit und die Welt vor dem Schlimmsten bewahren und künftig in eine fruchtbare Richtung bewegen, wenn einerseits jeder einzelne Mensch seine Haltung verändert und andererseits die Gesellschaft als Ganze neue Wege beschreitet.
Der Ausblick
Der Aufgabenberg zu Beginn des 21. Jahrhunderts
erscheint auf den ersten, oberflächlichen Blick
als für sinnvolle Lösungen viel zu gewaltig.
Auf den zweiten Blick aber lässt sich erkennen,
dass der vom Menschen schon längst verursachte Mist,
dass also die Altlasten den weitaus größten Teil ausmachen.
Das eigentliche Problem
sind also gar nicht die aktuell notwendigen Veränderungen
im Denken und Handeln der Menschen.
Wie sähe dann eine Welt aus,
in der nicht Einseitigkeit und Egoismus bestimmten,
in der Klugheit im Dienste der Aufgaben im Mittelpunkt stünde?
Wie sähe eine Welt aus,
in der Vielsichtigkeit und Globale Intelligenz,
in der die Goldene Regel und Kooperation gelebt würden?
Die Vorstellung davon
verspricht ein lohnenswertes Leben,
jenseits all des heutigen Wahnsinns.
Wenn aber das Ziel lohnenswert ist
und der grundlegende Wandel faktisch nicht das Problem,
warum dann nicht sofort beginnen – unbeirrt und zielstrebig?
Um die Altlasten
kann sich im zweiten Schritt gekümmert werden.
Dann ist dieses Unterfangen viel Erfolg versprechender.
Die Analyse des Wahnsinns zu Beginn des 21. Jahrhunderts (s. u. a. den Band „Das Ende des Wahnsinns“) gipfelt in der Erkenntnis – wie oben bereits erwähnt –, dass Einseitigkeit und übertriebene Ichbezogenheit die häufigste Ursache für die menschgemachten Probleme sind. Der Schlüssel für die notwendigen Veränderungen in nahezu allen Bereichen menschlichen Lebens liegt also in der Überwindung der Einseitigkeit – hin zur Vielsichtigkeit – und in der Überwindung der Ichbezogenheit – hin zu Globaler Intelligenz und fruchtbarer Kooperation.
„Auch eine schwere Tür
hat nur einen kleinen Schlüssel nötig.“
Charles Dickens (1812-1870), englischer Schriftsteller
Die Veränderung des eigenen Denkens und seiner grundsätzlichen inneren Haltung sind das über allem stehende elementare erste Ziel und damit der Beginn von Veränderungen. Das ist weder unerreichbar noch etwas, wovor man in die Knie gehen müsste. Es ist allerdings unverzichtbar, dieses als Ziel zu erkennen und anzuerkennen, bevor man es dann mit allen zur Verfügung stehenden Kräften zu erreichen bzw. umzusetzen versucht.
Von dem gewaltigen globalen Problemberg, der in der Vergangenheit stark gewachsen ist, darf man sich zu keinem Zeitpunkt abschrecken lassen: nicht im Vorfeld und nicht am Anfang seiner Bemühungen. Beginnt man nämlich mit der Veränderung seines Denkens und seiner Haltung, dann wird sich das Verhalten, das zu diesen Altlasten geführt hat, nicht weiter fortsetzen. Bereits das ist der entscheidende „Phasensprung“, der je nach Problem...