Teil 1 – Markus erzählt, wie er in die Geschichte hineingeraten ist
Von Markus Coenen
„Jeder möchte die Welt verbessern und jeder könnte es auch, wenn er nur bei sich selber anfangen wollte.“
- Karl Heinrich Waggerl -
Eigentlich ein ganz normaler Montag…
„Alles klar Georg, wir hören uns in vier Wochen. Danke.“
15: 36 Uhr an einem eigentlich ganz normalen Montag. Wie an Montagen üblich notierte ich meine ToDos und terminierte sie für die nächste Woche und den nächsten Montag – dem Tag, an dem der nächste Jour fixe mit Georg anstehen würde.
Während ich ein wenig in meinem Todoisten (dem Tool meiner Wahl für diesen Zweck) herumschrieb, realisierte ich plötzlich: 90 Tage waren um! 90 Tage, seitdem Georg und ich uns auf den Weg gemacht hatten, um aus mir einen echten Unternehmer zu machen.
Was das genau bedeuten soll, ein „echter Unternehmer“ zu sein – davon habe ich auch heute nur eine recht vage Vorstellung. Ob ich es geworden bin? Dieses Urteil möchte und werde ich anderen überlassen. Mit Gewissheit kann ich jedoch beschreiben, was sich für mich geändert hat. Und da kann ich behaupten: Ich verfüge nun über das Vermögen, mein Unternehmen zu steuern.
Kaum zu glauben, was in den letzten 90 Tagen alles passiert ist. Der Blick aus dem Fenster meines Büros hat sich kaum verändert. Die Prozesse und Strukturen meiner Arbeit hingegen sehen erheblich anders aus.
Ich nehme mir meinen Kaffeebecher, den ich nun seit sicher vier Jahren benutze, und erinnere mich zurück an das Wochenende, an dem die Geschichte begann.
Anfrage für einen Vortrag
„Hast du Lust, über dein Thema und die Art deiner Honorarvereinbarungen einen kurzen Vortrag zu halten?“
Diese Frage erreichte ich mich im Oktober 2017 zu einem Zeitpunkt, als ich meine Spezialisierung seit etwa einem Jahr gefunden hatte: Letztendlich hatte ich mich für das Thema Buchcoaching und Buchmarketing entschieden. Ich war damals seit zwei Jahrzehnten Unternehmer. Vielleicht wäre auch „Selbstständiger“ die bessere und treffendere Bezeichnung gewesen.
Bevor ich die Mewes-Strategie kennenlernte und mich wirklich spitz fokussierte, bedeutete Spezialisierung für mich, mich auf maximal vier oder fünf Ideen und Projekte zu beschränken. Damit war ich insgesamt recht erfolgreich, letztlich aber doch unzufrieden, weil eine klare Richtung fehlte. Ich ließ mich leiten von einem bunten Strauß an Interessen, erlag dem Shiny-Object-Syndrom: Ständig richtete ich meine Aufmerksamkeit auf Neues, immer wieder witterte ich das schnelle Geld in einem neuen schlauen und gut automatisierten Prozess.
Mein größtes Talent dürfte darin liegen, die Wünsche meiner Kunden zu verstehen und verständlich für Dritte zu übersetzen. Am Ende war es das, wofür ich schon immer gut bezahlt wurde. So schaffte ich es immerhin, die Kosten einigermaßen reinzuholen und einen kleinen Gewinn zu machen. Allerdings lagen die Kosten nahezu im fünfstelligen Bereich, ein für meine Verhältnisse bedrückend hoher Betrag. Mir war klar, dass ich an meiner Strategie etwas ändern musste.
In dieser Situation erhielt ich also jene Einladung, vor einer Gruppe von Strategieberatern einen Vortrag zu halten. Na klar hatte ich Lust dazu!
Wir vereinbarten ihn für den 7. April 2018 in Siegburg.
Suche und Neugier – die Zusammenkunft
Der Vortrag war erfolgreich. Das zumindest belegen die Anfragen, die ich gleich danach erhielt. Noch am gleichen Nachmittag hatte ich zwei Zusagen für eine Zusammenarbeit so gut wie in der Tasche. Und da ahnte ich nicht, was noch auf mich zukommen sollte.
Ich hatte meine Sachen gerade eingepackt, als mich einer der Teilnehmer ansprach. Bis dahin hatte ich ihn nur aus der Ecke wahrgenommen, in der die „grauen Eminenzen“ saßen. „Interessanter Vortrag“, sprach er mich an. „Glauben Sie, dass man damit auch mich und meine Methode über ein Buch positionieren könnte?“
Das waren Georgs erste Worte. Der Anfang einer Geschichte, die mein Unternehmerleben gründlich verändern sollte. Zunächst witterte ich jedoch schlicht und einfach einen weiteren Auftrag. Meine Geldsorgen habe ich bereits angedeutet. Diese latent präsenten Existenzängste, verbunden mit den positiven Emotionen, die der Vortrag ausgelöst hatte, ließen mich hoffnungsvoll nachfragen: „Um was geht es denn?“
Aufbauend auf der Mewes-Strategie, antwortete Georg Rohde, habe er ein Steuerungssystem entwickelt, mit dem Unternehmer ihr Unternehmen erfolgreich lenken können: die Balance E. „Ich mache Ihnen ein Angebot“, fuhr er fort. „Mithilfe meiner Balance E zeige ich Ihnen in 20 Minuten, wo Sie unternehmerisch stehen, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen und welcher zentrale Engpass Ihr Unternehmen aktuell daran hindert, bessere Ergebnisse zu erzielen.“
Den Engpass in 20 Minuten aufspüren? Na klar, bestimmt! Lass ihn mal erzählen… Irgendetwas in dieser Art mochte ich gedacht haben. Aber da ich ohnehin in Siegburg übernachten würde und es vielleicht einen Auftrag zu gewinnen gab, stimmte ich zu.
So verabredeten wir uns für 20 Uhr in der Hotelbar.
Das Motiv – Yes-Modus ohne Blumenwiese
Die Veranstaltung nahm ihren Lauf, weitere Vorträge standen auf dem Programm. Immer wieder erwischte ich mich dabei, dass meine Gedanken abschweiften. Irgendwie hatte mich dieses Tool, diese geheimnisvolle Balance E doch neugierig gemacht. War es vielleicht doch dazu geeignet, mir für mein Geschäft Orientierung zu geben, meinen aktuellen Engpass aufzuzeigen?
Meine Motivlage war recht klar. Schon immer hatte ich eine Vorstellung von dem, was ich nicht tun oder sein wollte. Zum Beispiel wollte ich nicht abhängig sein. Oder mich nicht ständig darum sorgen, ob in der Buchhaltung alles richtig lief. Und natürlich wollte ich Fehler vermeiden, etwa in der Entwicklung meiner Ideen und Projekte. Doch was genau wollte ich tun? Was ich suchte, war Klarheit in Zielen und Strategie.
In den Stunden bis zum Abend entwickelte ich eine diffuse Hoffnung, diese Klarheit zu bekommen. Verstärkt wurde dieses Gefühl durch einen Umstand, den ich erst im Laufe des Tages einordnen konnte. Er hing mit dieser Gruppe zusammen, die aus Beratern besteht, die ihre Prozesse und Leistungen auf Basis der Mewes-Strategie aufbauen. Irgendetwas war bei dieser Gruppe anders. Ganz anders, als ich es bisher gewohnt war.
Zunächst war ich von einem dieser üblichen Netzwerktreffen ausgegangen, die ich noch nie mochte. Ich hatte zugesagt, weil ich das Treffen zur Akquise nutzen wollte. Naja, und weil ich als Redner besser werden wollte. Ansonsten hatte ich keine größeren Erwartungen, sondern mich eher auf Zurückhaltung und gegenseitiges Misstrauen, vielleicht auch ein Hauen und Stechen eingestellt. Ich würde meinen Vortrag halten, so hatte ich mir vorgenommen, und mich aus allem anderen heraushalten.
Doch es kam ganz anders. Ich erlebte diese Gruppe als wohltuenden Gegenpol zu den Beratertreffen, wie ich sie kenne. Keiner der Teilnehmer war nur darauf bedacht, so wenig wie möglich zu geben und so viel wie möglich mitzunehmen. Stattdessen wurde in der Gruppe fröhlich das gesamte eigene Wissen rausgehauen. Niemand schien sich zunächst für den eigenen Vorteil zu interessieren. Ich erinnere, dass ich gefragt wurde: „Waren unsere Impulse und Antworten für dich nützlich?“
Was für eine großartige Frage! Sie war tatsächlich ernst gemeint, was mich wirklich überraschte. Jeder Teilnehmer hatte ein ehrliches Interesse am Nutzen des anderen.
Die Haltung der Gruppe stimmte mit dem überein, was ich als „Yes-Modus“ bezeichne und wovon ich mich schon seit längerem in meinen Podcasts und Projekten leiten lasse. Gemeint ist damit die Art und Weise, in der ich mit meinen Kunden, meinen Partnern und eigentlich mit Jedem umgehen möchte. Was ich in dieser Beratergruppe erlebt habe, war die Realisierung dieses Yes-Modus. Ganz ohne Blumenwiese und Esoterik.
Und so keimte die Hoffnung: Vielleicht könnte das, was dieser Herr Rohde (wir waren da noch nicht beim Du) mir über seine Balance E gesagt hat, sogar ernst gemeint sein. Es schien mir inzwischen im Bereich des Möglichen zu liegen.
20 schicksalhafte Minuten
Kurz hatte ich noch überlegt, im Zimmer zu bleiben, krank zu sein und mich dem Abend zu entziehen. Das lag weniger am Treffen mit Georg und dem Test, dem er mich mit seiner Balance E unterziehen wollte. Was mich abschreckte, war eher der Gedanke an die Gesellschaft, der ich danach beiwohnen würde. Am Ende überzeugte mich, dass es bereits den ganzen Tag über schon anders gelaufen war als bei jenen tollen „Visitenkartenpartys“. Also machte ich mich einige Minuten vor Acht auf den Weg.
Gegen 20: 22 Uhr fühlte ich mich dann sprichwörtlich nackt – nackt was meine betriebliche oder unternehmerische Situation anbelangte. Im – von Georg erschaffenen und so benannten – „Balance-E-Radar“ sah das so aus:
Wie treffend dieses Netzdiagramm nicht nur meine betriebliche, sondern auch meine persönliche Situation abbildete, verstand und realisierte ich erst viele Monate später.
Bleiben wir also zunächst im Businesskontext: Warum verdiene ich Geld, und warum bin ich nicht in der Lage es richtig einzusetzen? Wo liegt die Ursache, dass ich nicht ruhig schlafen kann, wenn ich an meine Liquidität denke, obwohl doch alles gut läuft? Wie gestalte ich meine Kundenbeziehungen, und wie hängt das mit dem Ergebnis ...