Endstation Altersarmut?
eBook - ePub

Endstation Altersarmut?

Der Demografiefalle entkommen

  1. 208 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Endstation Altersarmut?

Der Demografiefalle entkommen

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Otto Lothar Nickel beleuchtet zunächst, dass seit vier Jahrzehnten in Deutschland weniger Kinder geboren werden als zur Erhaltung des Volkes erforderlich wären - mit enormen Folgen für die Sicherung im Alter. Bei den Ursachen hält er sich nicht bei der "individualistischen Lebensformen-Revolution" auf, sondern weist nach, dass das Steuer- und Sozialsystem den Lebensentwurf kinderloser Paare und den von solchen mit einem Kind massiv subventioniert. Mehr ins Detail geht die Arbeit dort, wo es um die Entstehung unseres umlage-finanzierten Rentensystems geht. Die in Grundzügen entwickelten Reformvorschläge sind revolutionär, weil sie konsequent abrücken von dem vielstimmigen Ruf nach mehr Hilfen für die Familien hin zu dem Postulat: Belasst den Eltern ihren Lohn für ihre lebenslange Leistung an ihren Kindern und verpflichtet die Kinderlosen dazu für ihr Alter selbst vorzusorgen.Zuletzt werden noch einige Anregungen gegeben, wie eine solche umwälzende Kurskorrektur politisch umgesetzt werden kann.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Endstation Altersarmut? von Otto Lothar Nickel im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Politica e relazioni internazionali & Politica. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1. Die demografische Falle

Auf der individuellen Ebene wird die Falle wie folgt erlebt: Man weiß es und es wird von allen Seiten immer wieder bewusstgemacht, dass Frauen nur ein gutes Erwerbseinkommen, mit dem sie hohe Rentenanwartschaften bzw. Pensionsansprüche „erwerben“, vor Altersarmut schützt. Deshalb strebt die Frau von heute nach einer guten Berufsausbildung, auch wenn diese länger dauert. Kinder wollen die meisten Leute trotzdem, aber dieser Wunsch ist in unserem Sozialstaat für die persönliche Daseinsvorsorge nicht entscheidend. Deshalb wird die Familiengründung verschoben, in fast einem Drittel der Fälle für immer. Das hat gesamtgesellschaftlich zur Folge, dass die sogenannten „Anwartschaften“ für die Altersvorsorge immer weniger wert werden. Es sind zunehmend ungedeckte Schecks. Deshalb hören wir von der zweiten Säule, die notwendig sei, das Ansparen von Kapital. Sparen kann aber der Durchschnittsverdiener nur, wenn er nicht auch noch für Kinder zu sorgen hat. Deshalb vermeidet er zunehmend dieses "Armutsrisiko Kinder".
Diese persönlichen Entscheidungen verschlimmern die Lage für alle. Die Folgen für die Allgemeinheit sind existenzbedrohend. Sie wurden aber nicht plötzlich spürbar, wohl aber von Jahr zu Jahr mehr.
Wie können wir einen Ausweg aus dieser Falle finden? Ein Fluchtweg soll hier aufgezeigt werden. Dazu gehört zunächst eine gründliche Analyse.

Veränderungen in Deutschland seit den 1970er Jahren

In beiden deutschen Staaten starben mehr Menschen als geboren wurden. Prof. Dr. Herwig Birg schreibt3: „Stärker als in anderen Industrieländern werden fehlende Geburten durch Einwanderung ersetzt: Schon vor dem Zusammenbruch des Ostblocks und der anschließenden starken Zuwanderung nahm Deutschland ein Mehrfaches an Migranten auf als vergleichbare Länder:
Auf 100.000 Einwohner bezogen betrug die jährliche Zahl der Zuwanderung z.B. in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts in den USA 245, in Kanada 479, in Australien 694 und in der alten Bundesrepublik 1022. In Deutschland werden pro Jahr im Mittel 700.000 Geburten und 800.000 Zuwanderer registriert – bei rund 800.000 Sterbefällen und 600.000 Abwanderungen ins Ausland. Deutschland hat also mehr Zuwanderungen pro Jahr als Geburten im Inland, und zwar schon seit Jahrzehnten. Desinformation und Desinteresse haben zu einem falschen Selbstbild Deutschlands geführt: Es ist weltoffener als andere Länder.“
Unsere Bevölkerungszahl hat deshalb trotz der ca. 300.000 Geburten, die seit 40 Jahren zur Bestandserhaltung der Bevölkerung jährlich fehlen, noch nicht signifikant abgenommen. Wir können gegenwärtig in Europa etwas beobachten, das sich sehr ähnlich im nationalen Rahmen abspielt. Dort, wo die Wirtschaftszentren sind, wandern Menschen zu und ersetzen diejenigen, die altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Im Wirtschaftsraum Rhein-Neckar herrscht zum Beispiel noch eine beachtliche Bautätigkeit. Gleiches gilt für die Räume Stuttgart, Frankfurt, München, Hamburg und Berlin. Dort steigen die Wohnungsmieten, während in anderen Gegenden die Häuser leer stehen und abgerissen werden. Der Abriss - man spricht ja heute lieber von „zurückbauen“ - findet bereits statt, aber noch nicht überall.
In diesem Zusammenhang soll nur kurz angedeutet werden, dass es problematisch ist, wenn vorwiegend die Bundesländer und die Gemeinden die Kosten für Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen und Universitäten aufbringen müssen. Sobald zum Beispiel der IT-Spezialist in der überschuldeten Stadt Bremen ausgebildet ist, zieht er nach München und vermehrt dort den Wohlstand. Diejenigen, die notgedrungen in die Ballungsräume zuwandern, verschlimmern die Lage dort, wo sie weggezogen sind.
Wenn wir gegenwärtig beobachten, dass junge Menschen in Spanien, Griechenland, Rumänien und Bulgarien ihre Koffer packen und nach Deutschland ziehen, dann vollzieht sich diese Wanderung auch zwischen den Nationen. Eine gesunde Entwicklung ist das nicht. Die Arbeitslosigkeit in den genannten Ländern hängt auch dort teilweise mit dem fehlenden Nachwuchs zusammen, weil dadurch der Inlandsbedarf schrumpft. Weniger Kinder heißt: Einerseits suchen viele Frauen Erwerbsarbeit, aber andererseits werden weniger Lehrer und Ausbilder gebraucht, auf Dauer auch weniger Erzieherinnen, nachdem für Kleinkinderkrippen und Ganztagskindergärten zunächst mehr benötigt werden. .
Das Ganze kann man wie folgt vergleichen: Zwei alte Männer leiden an der gleichen tödlichen Krankheit. Einem von beiden wird aber noch Blut abgenommen, um dem andern zu helfen, und das nur deshalb, weil dieser dafür bezahlen kann.
Die deutsche Krankheit des mangelnden Inlandsbedarfs wird noch kaschiert durch Exportproduktion für die Welt. Das hat aber seinen Preis: Zeitweise real sinkende Nettolöhne, großer Leistungsdruck, weniger Geld und weniger Zeit für Kinder. Seit etwa 1970 investieren wir zu wenig in „Humankapital“. Dieser Begriff ist hässlich, weil er das Kapital zum Maß des Menschen macht. Ich benutze ihn trotzdem, weil er hilft, die unseres Systems zu diagnostizieren.
Wir wissen inzwischen, dass der Ostblock einschließlich der DDR in den 1980er Jahren wirtschaftlich am Ende waren, nicht weil die Menschen dümmer oder fauler waren, sondern weil die öffentlich propagierte Ideologie des Marxismus-Leninismus ein Irrtum war und das sozialistische Wirtschaftssystem ineffektiv.
Aber auch unsere gängige Ideologie der hemmungslosen Selbstverwirklichung ist eine kollektive Verantwortungslosigkeit. Diese wird allerdings leider von unserem Steuer- und Sozialversicherungssystem auch noch massiv unterstützt. Das System erweist sich als schleichendes Gift der Selbstzerstörung. Bevor wir die Konstruktionsfehler analysieren, seien zunächst noch einige Resultate genannt:
Seit über 30 Jahren fehlen in Deutschland jährlich ca. 300.000 Geburten, die notwendig wären, um die Sterbenden zu ersetzen. Der Trend verstärkt sich, weil Frauen, die nicht geboren wurden, auch keine Kinder gebären können. Weil der Wirtschaft zunehmend gut ausgebildete Arbeitskräfte fehlen, sollen die Frauen, auch die Mütter, die Lücke füllen. Kraft und Zeit, die wir für die Erwerbstätigkeit brauchen, stehen aber für das Aufziehen von Kindern nicht mehr zur Verfügung. Das ist die Falle, in der wir sitzen. Schon einmal, im II. Weltkrieg und als Deutschland danach in Trümmern lag, brauchten wir die Frauen, um die abwesenden und gefallenen Männer zu ersetzen. Im Gegensatz zu heute wuchsen aber damals wesentlich mehr Junge heran, die den Trümmerfrauen bald den Hammer aus der Hand nahmen.
Prof. Dr. Hans-Werner Sinn schreibt in seinem neuen Buch: „...Beides zusammen macht uns mit nur 8,3 jährlich Neugeborenen pro 1000 Einwohner zum Schlusslicht unter allen entwickelten Ländern der Erde. Selbst Japan hat in Relation zur Bevölkerungsgröße mehr Neugeborene als wir.“4 In einem Vortrag sagte er für das Jahr 2035 gegenüber 2014 voraus, dass es 7,3 Mill. mehr Rentner und 8.4 Mill. weniger Erwerbstätige geben wird.
Prof. Dr. Hermann Adrian: „...bis zum Jahr 2035 wird sich der Altenquotient (Zahl der Menschen über 65 Jahre geteilt durch die Zahl der Menschen im Erwerbsalter zwischen 21 und 65 Jahren) mehr als verdoppeln. Zu der Zunahme des Altenquotienten trägt auch die zunehmende Lebenserwartung der Menschen mit 30 % bei. Allerdings sind die geringen Geburtenzahlen aufgrund der verbreiteten Kinderlosigkeit und des Anteils von 1-Kind-Eltern für 70 % des Altenquotienten verantwortlich und damit der dominierende Faktor.“5
Die höhere Lebenserwartung kann man noch etwas ausgleichen, indem das Renteneintrittsalter angehoben wird. Aber ein Mensch, der nicht existiert, kann nicht dazu verpflichtet werden, länger zu arbeiten.

Die unterlassenen „Investitionen“ in unsere Zukunft

Adrian hat berechnet, dass in Deutschland im Durchschnitt ca. 440.000 € für einen jungen Menschen aufgewendet werden, bis er ins Erwerbsleben eintritt. Wenn wir uns nun seit 1973 jährlich die Aufwendungen für ca. 300.000 Kinder erspart, besser gesagt auszugeben verweigert haben, dann sind 5,28 Billionen € nicht investiert worden. Trotzdem haben wir die Staatsverschuldung auf über 2,2 Billionen € anwachsen lassen (Stand 2014). Das sind pro Kopf über 26.000 € und bezogen auf einen Erwerbstätigen ca. 53.000 €.
Die Bevölkerung hat allerdings kaum abgenommen. Wo ist also hier ein Problem? Haben nun doch diejenigen Recht, die wie unsere Bundeskanzlerin sagen: „Wir öffnen unser Land für Einwanderer.“? So meint man, können wir uns das Aufziehen von Kindern teilweise ersparen.
Warum musste aber schon Bundeskanzler Schröder unser Volk auffordern, die Ärmel hochzukrempeln und mehr zu arbeiten? Durch die Harz IV-Reformen und alle Begleitmaßnahmen wurden die Sozialhilfe reduziert, die Arbeitslosenhilfe gestrafft und die Reallöhne gesenkt. Überall fehlt inzwischen das Geld, um Straßen, Schulen und andere öffentliche Gebäude instand zu halten.
Warum ging es bis in die 1995er Jahre trotzdem immer noch (scheinbar) aufwärts? Weil sich eine Volkswirtschaft wie ein Schwungrad verhält. Sie läuft noch eine Weile weiter, auch wenn die Antriebskräfte nachlassen. In gleicher Weise muss man, hat sich das Tempo erst einmal verlangsamt, lange Zeit Energie zuführen, bis wieder die gewünschte Geschwindigkeit erreicht ist.
Als man ab 1970 deutlich weniger Kinder aufzog, führte das zunächst noch zur Steigerung des Lebensstandards, weil man weniger Aufwand für den Nachwuchs hatte. Ab 1995 machten sich dann die fehlenden Investitionen in Humanvermögen bemerkbar. An das ständige Aufwärts hatte man sich aber gewöhnt und nun reichte es an allen Ecken nicht mehr. Adrian schreibt:6
„Die 68-er Generation hinterlässt ein zerrüttetes Land!
1. Trotz eines großen Wirtschaftswachstums zusätzliche Staats-Schulden in Höhe von 50 % BIP aufgehäuft und nie etwas zurückgezahlt, weil man zu faul war, für den gewünschten Wohlstand lange genug zu arbeiten.
2. Eine Umstellung der Sozialsysteme auf Kapitaldeckung nicht in Angriff genommen, obwohl von 1970 bis 1995 der Altenquotient sehr niedrig war und in diesem Zeitraum genügend Spielraum hierfür vorhanden gewesen wäre.
3. Riesige verdeckte Schulden in den Sozialkassen angehäuft,
obwohl sie im Wesentlichen nur ihre eigenen Eltern unterstützen mussten. Der Anteil kinderloser Rentner betrug im Zeitraum 1970 bis 1995 nur wenige Prozent.
4. Fast alles Staatseigentum verkauft, so dass nachfolgende Generationen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Über den Autor
  3. Über das Buch
  4. Impressum
  5. Titel
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. Einleitung
  8. 1. Die demografische Falle
  9. 2. Familien und Kinder im Würgegriff unseres Steuer- und Sozialsystems
  10. 3. Was müssen wir ändern?
  11. 4. Der gerechte und volkserhaltende Sozialstaat
  12. 5. Zusammenfassung
  13. 6. Einwurf: Das bedingungslose Grundeinkommen
  14. 7. Wahlrecht ab Geburt
  15. 8. Politische Öffentlichkeitsarbeit
  16. 9. Wer kann helfen?
  17. 10. Schlussbemerkung
  18. Literaturverzeichnis
  19. Danksagung
  20. Fußnoten