Werteorientierte Organisationsentwicklung
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Werteorientierte Organisationsentwicklung

House of Feel Good": macht Unternehmen stark und menschlich

  1. 272 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfĂŒgbar
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Werteorientierte Organisationsentwicklung

House of Feel Good": macht Unternehmen stark und menschlich

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Über dieses Buch

Die Themen Arbeit 4.0, FachkrĂ€ftemangel, Digitalisierung und Diversity-Management stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen. Mehr denn je brauchen sie resiliente Mitarbeitende, mit denen ihre Vorhaben gelingen. Es ist sinnvoll und notwendig, die dort arbeitenden Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung zu rĂŒcken - lĂ€ngst steht nicht mehr nur das Streben nach wirtschaftlichem Erfolg im Fokus. Ziel ist es, ein Miteinander zu gestalten, das von WertschĂ€tzung, Selbstverantwortung und Respekt geprĂ€gt ist. Es geht um Haltung, Teilhabe und Wirksamkeitserfahrungen, darum, dass die Mitarbeitenden gerne zur Arbeit kommen, sich mit dem Unternehmen identifizieren und engagiert im Sinne der Unternehmensziele tĂ€tig sind.Um die neuen Anforderungen meistern zu können und Unternehmen zukunftsfĂ€hig aufzustellen, braucht es FĂŒhrungskrĂ€fte und Mitarbeitende, die eine wertschĂ€tzende Unternehmenskultur stĂ€rken und gemeinsam mit Leben fĂŒllen. UnterstĂŒtzung bei diesem Prozess bietet das Konzept "House of Feel Good", das Ingrid Kadisch in diesem Buch vorstellt. Es enthĂ€lt theoretische und praxisnahe Impulse fĂŒr FĂŒhrungskrĂ€fte, Mitarbeitende und Beratende, wie sich notwendige Transformationsprozesse achtsam, nachhaltig und erfolgreich auch im wirtschaftlichen Sinne gestalten lassen.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2017
ISBN
9783743905313

Kapitel 1: Warum Werte und der Blick auf den Einzelnen in Unternehmen stĂ€rker in den Fokus rĂŒcken

Die Arbeitswelt heute ist geprĂ€gt von stĂ€ndigen, schnellen VerĂ€nderungen. Damit gehen Unsicherheit, KomplexitĂ€t und Mehrdeutigkeit einher. Wie das die Arbeitswelt verĂ€ndert, welche Herausforderungen Arbeitgeber dadurch begegnen und wie WohlfĂŒhlen am Arbeitsplatz (trotzdem) gelingen kann, sind die Themen im ersten Kapitel.
Aktuell leben wir in einer Zeit des Aufbruchs und die Entwicklung geht hin zu einer radikalen und notwendigen Transformation der Arbeitswelt. Der selbstverantwortliche und mĂŒndige Mensch ist aufgefordert, dabei mitzugestalten; er steht verstĂ€rkt im Fokus der Aufmerksamkeit. Gefragt sind Menschen mit Persönlichkeit, die in der Lage sind, eigenstĂ€ndig zu denken und zu handeln. Werte wie Partizipation, Selbstorganisation und demokratische Entscheidungsstrukturen sowie neue FĂŒhrungsmodelle werden intensiv und kontrovers diskutiert. Vor allem Start-up-Unternehmen testen neue Arbeitsformen, die auch fĂŒr den Mittelstand geeignet sein könnten. WĂ€hrend in einigen Unternehmen neue Konzepte zur Arbeitsgestaltung lĂ€ngst begeistert ausprobiert werden, stehen andere dieser Bewegung eher skeptisch und abwartend gegenĂŒber. Sind diese AnsĂ€tze doch nur alter Wein in neuen SchlĂ€uchen und geht es tatsĂ€chlich auch darum, eine andere Haltung zu finden, die zu mehr Menschlichkeit in den Unternehmen und im Miteinander beitrĂ€gt?

1.1 Leistungsdruck und VerÀnderungen

Die Situation von FĂŒhrungskrĂ€ften und Mitarbeitenden in Unternehmen ist geprĂ€gt von einem starken Zeit- und Leistungsdruck. Das Handeln zielt vor allem auf wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum ab. Viele sind unzufrieden und berichten von Situationen, in denen sie sich nicht wahrgenommen und wertgeschĂ€tzt fĂŒhlen. Sie haben den Eindruck, dass sie in immer weniger Zeit immer mehr leisten sollen und insgesamt wenig Einfluss auf ihre Arbeitsbedingungen nehmen können. Hinzu kommt, dass sich die Unternehmen in einem kontinuierlichen VerĂ€nderungsprozess befinden. Die Mitarbeitenden haben den Eindruck, dass es keine geplanten VerĂ€nderungen mehr gibt, die irgendwann abgeschlossen sind. Vielmehr berichten sie, dass sich ein Wandel an den nĂ€chsten anschließt oder gar mehrere parallel ablaufen. Eine Umstrukturierung schließt sich an die nĂ€chste an. Es ist erforderlich, in kurzer Zeit Neues zu integrieren, sich wieder zu stabilisieren und erneut auszurichten. Doch dafĂŒr haben Unternehmen und Mitarbeitende nicht die notwendige Ruhe. StĂ€ndig sind sie mit Anforderungen konfrontiert, die es zum Teil ohne entsprechende Vorerfahrungen zu meistern gilt. Um dennoch im Arbeitsalltag und am Markt bestehen zu können, brauchen Unternehmen sowohl eine hohe FlexibilitĂ€t als auch eine ausgeprĂ€gte Robustheit.
Als Reaktion auf diese ZustĂ€nde tauchen immer neue Konzepte auf, die die bisherige Arbeitswelt und ihre gĂŒltigen Gesetze infrage stellen. Auch dies trĂ€gt zur Verunsicherung der Mitarbeitenden bei. Wie sie damit umgehen und welche BewĂ€ltigungsstrategien sie einsetzen, gestaltet sich ganz unterschiedlich: Auf der einen Seite finden sich diejenigen, die sich mit den aktuellen Bedingungen arrangiert haben und einfach mit ihrem Job Geld verdienen wollen. Sie sind nicht daran interessiert, ĂŒber den Tellerrand zu schauen oder sich mit neuen Ideen einzubringen, sondern machen Dienst nach Vorschrift. Viel zu oft haben sie in der Vergangenheit erlebt, dass ihr Engagement nicht gewĂŒrdigt wurde, am Ende nur Mehrarbeit fĂŒr sie entstanden ist oder/und nicht der Effekt auftrat, den sie sich erhofft hatten. Doch nicht alle Mitarbeitende haben die gleichen AnsprĂŒche an ihre Arbeit, was auch vollkommen in Ordnung ist.
Auf der anderen Seite stehen die Mitarbeitenden, die mit dem hadern, was sie ĂŒber die Zeit durch viele VerĂ€nderungsprozesse im Unternehmen verloren haben. Das kann zum Beispiel die SolidaritĂ€t mit den Kolleginnen und Kollegen, die familiĂ€re AtmosphĂ€re oder gemeinsame Rituale sein. Sie tun sich schwer damit, in VerĂ€nderungsprozessen Chancen und Möglichkeiten zu entdecken, die sie konstruktiv fĂŒr sich nutzen können. Ihr Misstrauen gegenĂŒber neuen Konzepten ist groß und sie befĂŒrchten, erneut enttĂ€uscht zu werden. HĂ€ufig sind Sarkasmus und Bitterkeit BewĂ€ltigungsmuster, mit denen sie sich vor drohenden neuen Verlusten schĂŒtzen. Wieder andere Mitarbeitende wollen sich aktiv beteiligen, dabei aber ihre eigenen BedĂŒrfnisse nicht außer Acht lassen. Ihnen ist Ausgewogenheit und Balance wichtig. Ihnen geht es darum, Beruf, Familie und Freizeit unter einen Hut zu bekommen.
Die unterschiedlichen Arten, mit den Unsicherheiten, UnwĂ€gbarkeiten und stĂ€ndigen VerĂ€nderungen umzugehen, beruhen unter anderem auf den GlaubenssĂ€tzen und Erfahrungen, die die Menschen in den Unternehmen in sich tragen. Das Spektrum reicht von „Die anderen machen sowieso, was sie wollen, ich habe eh keine Chance, etwas zu verĂ€ndern“ bis hin zu „Jede VerĂ€nderung bietet mir Chancen zu wachsen“.

1.1.1 Wandel als einzige Konstante

Apropos Blick ĂŒber den Tellerrand: Nicht nur die Arbeitswelt, sondern das ganze Leben ist heute „VUCA“. Diese AbkĂŒrzung steht fĂŒr volatility (VerĂ€nderlichkeit), uncertainty (Unsicherheit), complexity (KomplexitĂ€t) und ambiguity (Mehrdeutigkeit). Hinzu kommen weitere Faktoren wie die fortschreitende Digitalisierung und neue Anforderungen an Gesellschaft und Unternehmen, etwa durch die alternde Bevölkerung. Sie sorgen dafĂŒr, dass der Einzelne in seiner tĂ€glichen Erlebenswelt mit vielen Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert wird. Auch wenn der Überblick phasenweise verloren geht, kann er durch aufmerksames, bewusstes Innehalten, Gewahrsein und Reflexion immer wieder zurĂŒckgewonnen werden.
VerÀnderlichkeit
Allgemein bezeichnet das Wort „VolatilitĂ€t“ (lat. „volatilis“ fĂŒr „fliegend“, „flĂŒchtig“) in der Statistik die Schwankungsbreite von Werten ĂŒber einen gewissen Zeitraum. Übertragen auf die Arbeitswelt bedeutet dies eine geringe Halbwertszeit, was Entscheidungen, ganze Projekte und Maßnahmen angeht. Kaum vorhanden, sind viele Informationen und Erkenntnisse auch schon wieder hinfĂ€llig oder treffen zumindest nicht mehr voll und ganz zu, PrioritĂ€ten verĂ€ndern sich. KontinuitĂ€t, VerlĂ€sslichkeit und Verbindlichkeit bleiben hĂ€ufig auf der Strecke.
Da die meisten Menschen gut und schnell ĂŒber digitale Medien erreichbar sind, ist es deutlich einfacher geworden, Termine mit anderen zu verschieben. Auf der einen Seite hat dies den Vorteil, flexibel auf sich Ă€ndernde Situationen eingehen zu können. Auf der anderen Seite leidet darunter auch schon mal die Verbindlichkeit und VerlĂ€sslichkeit. Wer kennt nicht das GefĂŒhl, mal eben verschoben worden zu sein.
Alles befindet sich stĂ€ndig im Wandel, nichts bleibt, wie es ist – das scheint zumindest der vorherrschende Eindruck zu sein, den die meisten Menschen in unserer Zeit haben. Immer mehr Ungeplantes, Unvorhersehbares muss gleichzeitig bewĂ€ltigt werden.
Unsicherheit
Dadurch, dass stĂ€ndig alles in Bewegung ist, entsteht eine FĂŒlle von Unsicherheiten. Planungssicherheit und feste QualitĂ€tsanforderungen sind Schnee von gestern. Zu bedenken ist, dass Unsicherheit auch Ungewissheit bedeutet. Kaum etwas lĂ€sst sich noch vorhersehen, verlĂ€ssliche Prognosen sind unmöglich. Das Definieren langfristiger Ziele erscheint sinnlos, Ă€ndern sich doch stĂ€ndig die inneren und Ă€ußeren Anforderungen. Auch Kennzahlen haben eine geringe Halbwertszeit und bieten wenig Kontrolle.
Das bedeutet in Bezug auf Arbeit: eigene AnsprĂŒche, etwa an die QualitĂ€t der Ergebnisse, und die eigenen Vorstellungen, wie Arbeit zu gestalten ist, lassen sich aufgrund der Rahmenbedingungen kaum umsetzen. Die in den Unternehmen vorgegebenen Ziele passen nicht mehr zu den vorhandenen Ressourcen. Dies löst innere Wertekonflikte aus, die in der Regel mit einer hohen emotionalen Erregung einhergehen. Dies wiederum erleben viele als dauerhafte Belastung ohne Zeiten der Entspannung und Ruhe.
KomplexitÀt
Die aktuelle Situation lĂ€sst sich nicht allein mit dem stĂ€ndigen Wandel begrĂŒnden, sondern sie hĂ€ngt auch mit der gestiegenen KomplexitĂ€t in der (Arbeits)Welt zusammen. So entstehen zum Beispiel neue Netzwerke ĂŒber LĂ€ndergrenzen hinweg, wodurch sich bislang ungeahnte Chancen und Möglichkeiten eröffnen. Immer mehr Bereiche sind miteinander verbunden, der Einzelne steht vor ganz anderen Herausforderungen und in einem komplett verĂ€nderten WirkungsgefĂŒge. Das macht den eigenen Arbeitsbereich unkontrollierbar und immer undurchschaubarer. Der Einzelne wird mit unvorhersehbaren Ereignissen konfrontiert und muss darauf schnell, kreativ und besonnen reagieren.
Unsere Gesellschaft hat einen Grad an KomplexitÀt erreicht, der schwer zu erfassen ist: Die Folgen einer Handlung lassen sich kaum noch abschÀtzen, weil die AbhÀngigkeiten zwischen den unterschiedlichsten Faktoren immer mehr und immer dichter werden.
Mehrdeutigkeit
Mit der zunehmenden KomplexitĂ€t eng verbunden ist, dass sich immer hĂ€ufiger WidersprĂŒchlichkeiten und Mehrdeutigkeiten auftun. Dies erschwert klare EinschĂ€tzungen. Entscheidungen sind somit immer hĂ€ufiger sowohl mit Unsicherheiten als auch mit Dilemmata behaftet. Die eine richtige Entscheidung kann es also nicht geben, weil es gilt, vielerlei Auswirkungen gegeneinander abzuwiegen und die vielfĂ€ltigen Aspekte sinnvoll zu priorisieren. HĂ€ufig geht es darum festzulegen, welche Werte in einer bestimmten Situation ausschlaggebend sind – das kann allerdings schon sehr bald wieder ganz anders aussehen, wenn neue Einflussfaktoren und ZusammenhĂ€nge hinzukommen. Wie kann der Einzelne trotz VerĂ€nderungen der eigenen Wertehoheiten in unterschiedlichen Situationen von anderen als glaubhaft und zuverlĂ€ssig erlebt werden?
Unsere Welt bietet mehr Möglichkeiten denn je. Egal, ob es um KonsumgĂŒter, Bildungsangebote, Lebenspartner oder Meinungen geht – nie hatten wir mehr Auswahl als heute. Jede Entscheidung beruht darauf, Pro und Kontra abzuwĂ€gen. Doch je mehr Informationen und je mehr Alternativen verfĂŒgbar sind, desto mehr Argumente stehen im Raum und desto ausgeprĂ€gter kann die Unentschiedenheit sein und als Überforderung erlebt werden. Nie war es so klar ersichtlich wie jetzt: Es gibt keine eindeutigen Wahrheiten, Schwarz-Weiß-Denken reicht nicht aus. Oft sind Grautöne oder ein Sowohl-als-auch gefragt. ZusĂ€tzlich ist in mehrdeutigen Situationen eine gute Verbindung zu sich selbst und zur eigenen Intuition ausschlaggebend, um sowohl handlungsfĂ€hig zu bleiben als auch stimmige Entscheidungen treffen zu können.
Neue Herausforderungen fĂŒr FĂŒhrung und Zusammenarbeit
Es geht darum, die eigene Selbststeuerung zu erhalten, und darum, sich nicht lĂ€hmen zu lassen von der UnĂŒbersichtlichkeit, der Unsicherheit und der Unvorhersehbarkeit. Hier eine kleine Auswahl von Einflussfaktoren, die die Unternehmen in Zukunft fordern werden:
‱Durch die zunehmende Automatisierung fallen ArbeitsplĂ€tze weg, neue ArbeitsplĂ€tze kommen hinzu.
‱Die FĂ€higkeit zur Selbstorganisation und Selbststeuerung der Mitarbeitenden wird immer wichtiger.
‱Klare Arbeitszeiten und rĂ€umliche Grenzen von Unternehmen lösen sich auf.
‱Es entsteht eine neue Kultur des Miteinanders, in der Kooperation, Offenheit und das Teilen von Ressourcen zentrale Bestandteile sind.
‱Die AnsprĂŒche an die Organisation, an die FĂŒhrung und an die Arbeit selbst steigen und Ă€ndern sich. Menschen möchten sich als selbstwirksam erfahren und Wohlbefinden auch am Arbeitsplatz erleben.
‱FĂŒhrung ist gefordert, ihr SelbstverstĂ€ndnis kritisch zu hinterfragen, zudem braucht es ein neues VerstĂ€ndnis von AutoritĂ€t.
Um in der heutigen Welt und unter den gegebenen UmstĂ€nden bestehen zu können, sind ein Umdenken und eine werteorientierte Haltung hilfreich – sowohl bei den Unternehmen und ihrer FĂŒhrung als auch bei Mitarbeitenden.
Unternehmen, die sich auf den Weg machen, die genannten AnsĂ€tze umzusetzen, fest zu verankern und mit Leben zu fĂŒllen, können neue Anforderungen meistern und sich am Markt durchsetzen. Grundlage dafĂŒr ist Vertrauen – in sich selbst, in andere und in die Welt. Durch Vertrauen reduziert sich KomplexitĂ€t. Vertrauen ermutigt zu handeln, selbst wenn in einer Situation nicht alle relevanten Faktoren samt ihren Auswirkungen bekannt sind (mehr hierzu folgt in Kapitel 1.2.2). Wer die Herausforderungen annimmt, sich auf den Weg macht und mitgestaltet, entwickelt sich weiter. Dabei ist es wichtig, sich die eigenen StĂ€rken und Ressourcen bewusst zu machen und ĂŒber die eigene Fachlichkeit hinaus an seiner Persönlichkeit zu arbeiten. Wer stehen bleibt und vor Angst erstarrt, wird möglicherweise ĂŒberholt und ĂŒberlaufen.
Digitalisierung
Ein weiterer Faktor, der die Situation in den Unternehmen bestimmt, ist der digitale Wandel. Ohne Computer und Internet wĂŒrde die Arbeit in vielen Unternehmen stillstehen. Die Mitarbeitenden sind ĂŒber soziale Netzwerke verbunden und tauschen sich darĂŒber aus, moderne Hard- und Software erleichtern ArbeitsablĂ€ufe und Absprachen. Neue Technologien tragen auch dazu bei, dass die Mitarbeitenden flexibler und unabhĂ€ngig vom Aufenthaltsort tĂ€tig werden können. DarĂŒber hinaus entstehen durch die Digitalisierung neue ArbeitsplĂ€tze, zuvor unbekannte Berufsfelder entwickeln sich. Social-Media-Manager, Bloggerinnen oder Medientechnologen werden heute und in Zukunft gebraucht, obwohl es sie vor einigen Jahren noch gar nicht gab.
Allerdings ist die Digitalisierung auch mit Risiken verbunden. So kann der Einsatz einer intelligenten Software menschliche Arbeit in einigen Bereichen ĂŒberflĂŒssig machen oder finanziell abwerten. Man denke hier nur an die Einkaufsmöglichkeiten online: Es ist nicht verwunderlich, dass viele kleine KaufhĂ€user dem Wettbewerbsdruck nicht lĂ€nger standhalten können und schließen. Hinzu kommt die viel zitierte stĂ€ndige Erreichbarkeit. Mitarbeitende, die immer auf Abruf stehen, leiden hĂ€ufig unter starkem Stress und kommen nicht zur Ruhe. Auch der Anspruch an die FlexibilitĂ€t des Einzelnen steigt, denn hĂ€ufig fallen im Zuge der Digitalisierung neue Aufgaben an, die zusĂ€tzlich zu erledigen sind, oder eine neue Software wird eingesetzt, was ebenfalls anfangs mehr Aufwand erfordert. Die Folge von dem entstehenden negativ wirkenden Stress (Distress) und erhöhten Druck sind Erkrankungen wie Burnout und Angsterkrankungen bis hin zu Depressionen. Viele Menschen können in ihrer sogenannten Freizeit nicht mehr abschalten und denken stĂ€ndig an ihre Arbeitsbelastungen. Entspannung und Erholung fehlen, Körper und Geist sind permanent ĂŒberfordert. Ganze Unternehmen befinden sich im Überforderungsmodus. Auch das Thema Datenschutz spielt in der digitalisierten Arbeitswelt eine immer grĂ¶ĂŸere Rolle. Arbeitnehmende und Arbeitgeber verlassen sich darauf, dass ihre Daten sicher sind. In diesem Zusammenhang tauchen viele neue Fragen auf, was zu bedenken ist, welche Gefahren bestehen und wie Schutz gewĂ€hrleistet werden kann. Auch der Einzelne ist aufgefordert, sich selbst zu schĂŒtzen und zu verhindern, dass er aufgrund seiner AktivitĂ€ten in den Social Media „glĂ€sern“ wird, sei es auf Xing, Facebook oder Twitter.
Die Digitalisierung wird kĂŒnftig ArbeitsablĂ€ufe weiter vereinfachen und die Arbeitskraft der Menschen in vielen Bereichen ersetzen. Doch sie eröffnet auch neue Wege, Arbeit flexibler zu gestalten und die Mitarbeitenden zu entlasten. Damit im Ergebnis die Vorteile die Nachteile ĂŒberwiegen, braucht es eine achtsame und verantwortungsbewusste FĂŒhrung. Gute Selbststeuerung und ausgeprĂ€gte Selbstverantwortung sind gefragt, die gewĂ€hrleisten, dass der Einzelne sich genug Zeiten der Erholung und Entspannung verschafft (siehe Workshop „Zeit der Reife“ in Kapitel 5.2.3).
AgilitÀt
AgilitĂ€t ist eine weitere Eigenschaft, die es Unternehmen und Organisationen erleichtert, sich mit dem Wandel fortzuentwickeln und neue Anforderungen zu erfĂŒllen. Dieser Begriff beschreibt die FĂ€higkeit, VerĂ€nderungen und Ereignisse in der Unternehmensumwelt wahrzunehmen, um flexibel auf neue Bedarfe und Chancen zu reagieren sowie unter verĂ€nderten UmstĂ€nden zĂŒgig angemessen agieren zu können. Je dynamischer und unsicherer das Umfeld, desto wichtiger ist es, agil zu sein. Ein Unternehmen gefĂ€hrdet unter UmstĂ€nden seine Existenz, wenn es sich zu sehr an Vorgaben, Regeln und Verfahrensanweisungen klammert und dabei ĂŒbersieht, dass sich das Außen verĂ€ndert. Denn das fĂŒhrt meistens dazu, dass es zu langsam reagiert oder zu starr ist, um Schritt halten zu können.
AgilitÀt bedeutet daher in erster Linie wandlungsfÀhig zu sein und sich anpassen zu können. Dazu braucht ein Unternehmen flexible Strukturen und interdisziplinÀr zusammengesetzte Teams, in denen ganz unterschiedliches Know-how zusammenwirken kann. Diese Teams sollten in der Lage sein, weitestgehend selbstorganisiert und mit viel Eigenverantwortung zu arbeiten. Will ein Unternehmen seine AgilitÀt ausbauen, sind also immer strukturelle und prozessuale Anpassungen, in der Regel auch grundlegende kulturelle und rechtliche VerÀnderungen erforderlich.
Mit dem bloßen Abbau von Hierarchien ist noch nicht viel gewonnen. Es ist wichtig, die Mitarbeitenden bei solch entscheidenden VerĂ€nderungen frĂŒhzeitig einzubeziehen. Der unternehmerische Wandel wird, wenn er nachhaltig wirken soll, tiefgreifend und umfassend ausfallen. Daher empfiehlt es sich, auch externe ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorwort
  6. Kapitel 1: Warum Werte und der Blick auf den Einzelnen in Unternehmen stĂ€rker in den Fokus rĂŒcken
  7. Kapitel 2: Starke FĂŒhrungskrĂ€fte, starke Mitarbeitende
  8. Kapitel 3: „House of Feel Good“ – das Fundament
  9. Kapitel 4: Das „House of Feel Good“ in der Praxis
  10. Kapitel 5: Wenn Werte beflĂŒgeln
  11. Nachwort: Der Blick nach vorne – Feel the Good Management!
  12. Dank
  13. Literaturverzeichnis
  14. Glossar
  15. Anhang
  16. FuÎČnoten