Rom kämpft um den Rhein
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Rom kämpft um den Rhein

Teil II - Caesars Kriege gegen die Belger 57 v.Chr. - 51 v.Chr.

  1. 204 Seiten
  2. German
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Rom kämpft um den Rhein

Teil II - Caesars Kriege gegen die Belger 57 v.Chr. - 51 v.Chr.

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Über dieses Buch

Der vorliegende Teil II der Buchreihe "Rom kämpft um den Rhein" ist nach der Schilderung des Krieges gegen die Helvetier und Sweben im Teil I der Versuch, die historischen Ereignisse zu untersuchen, die sich während der Unterwerfung des belgischen Stammesverbandes abspielten. Das gesamte Geschehen ist unter dem Begriff "Gallischer Krieg" allgemein bekannt und anerkannt. Der Autor beleuchtet diese Vorgänge kritisch und auf die jeweiligen Volksgruppen bezogen. Alles, was wir über diesen Krieg und die beteiligten Stämme wissen, stammt aus der Feder Caesars, der zugleich Feldherr und Autor war. Obwohl die heute bekannte Geschichte über diesen Krieg als eine zusammenhängende und logische Handlung präsentiert wird, lässt sie bei näherer Betrachtung eine Menge Zweifel aufkommen. Jeder einzelne Band dieser Buchreihe wird einem Stammesverband gewidmet. Während Caesar seine Geschichte als Abfolge einer Kette von Feldzügen geschrieben hat, sollen die Darstellungen in den drei Büchern die Kriegsgeschichte der belgischen und germanischen Stämme zusammenhängend nachvollziehen, kritisch beleuchten und bewerten. Dem von göttlichen und machtpolitischen Motiven gelenktem Handeln Caesars soll durch eine Parteinahme für die betroffenen Völker deren verzweifeltes Ringen um Freiheit und Unabhängigkeit ein höherer Stellenwert eingeräumt werden. Soweit das Buch "De Bello Gallico" es zulässt, werden die Motive des Handelns der angegriffenen Stämme, die politischen und militärischen Fähigkeiten ihrer Anführer besonders herausgestellt.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2020
ISBN
9783347002913
Caesar überfällt die Suessionen
Die Bildung der belgischen Koalition
Der Winter 58 v.Chr./57 v.Chr. kam und mit ihm wuchsen die Befürchtungen vor einem Überfall der Römer im kommenden Frühjahr stetig. Die südbelgischen Stammesführer vermuteten zurecht, da die wichtigsten Wege von Besançon und Bibracte alle in ihre Länder an der Oise und Aisne führten, dass sie ab kommenden Frühling, bzw. bis zum Sommeranfang, von den Römern für einen Vormarsch nach Norden genutzt werden könnten. Zuerst würde es die Suessionen und die Bellovaker treffen. Letztere waren zeitweise Verbündete der Haeduer im Krieg gegen Ariovist gewesen und dennoch im Zweifel darüber, ob sie dieser ehemalige Bund vor den Römer schützen könne.
Von einem bestimmten Landtag der Belger, der sich dieses Themas einer möglichen römischen Invasion angenommen haben könnte, wissen wir von zwei remischen Aristokraten, Iccius und Andecumborius, die Caesar von diesem Ereignis erzählten. Diesem Landtag waren gewiss viele Treffen zwischen den Stammesführern vorausgegangen. Eine solch große Stammesgruppe für ein gemeinsames Kriegsaufgebot zu gewinnen, war ein schwieriges Unterfangen. Zu viele unterschiedliche Interessen, Ansprüche und Differenzen waren zu berücksichtigen.
Doch gab es ganz sicher solche formellen und wahrscheinlich weit mehr informelle Treffen der führenden Aristokraten aus allen Stämmen. Sie tauschten ihre Meinungen aus. Als deutlich wurde, dass die meisten Anführer es als ihre Pflicht ansahen, Würde, Ehre und Gesetze ihrer Stämme zu verteidigen, begannen sie damit, ihre Bauern auf den Kriegsdienst vorzubereiten.
Auffällig war in diesen Wochen und Monaten die Reisetätigkeit nicht nur von Edlen aus den belgischen, sondern auch aus den benachbarten keltischen Stämmen der Senonen, Parisier, Melder und Trikassen. Warum wohl tauchten sie so zahlreich bei den nördlichen Nachbarn auf? Nicht alle wirkten wie harmlose Besucher. Es gab einige, die sehr auffällig die Vorzüge eines Bündnisses mit den Römern priesen. Andere bemühten sich, Konflikte zwischen den führenden Familien auszunutzen und den Angehörigen einer unterlegenen Partei Unterstützung gegen die überlegene zu versprechen – zu dem Preis, sich den Römern anzuschließen. Und tatsächlich fanden sich in allen Stämmen Edle, die solchen verlockenden Angeboten nicht abgeneigt waren. Zwischen den führenden Familien eines Stammes gab es immer wieder genügend Rivalitäten um die Macht. Auch zwischen den belgischen Stämmen herrschten nicht nur Eintracht und Wohlwollen. Im Laufe der Zeit hatten sich starke und schwache, ärmere und reichere Stämme herausgebildet. Manche hatten Schutzbündnisse mit kleineren Stämmen aufgebaut, andere streckten die Macht aus nach den Ländern über dem Kanal oder über keltische Nachbarn. Die Stammesgesellschaften waren kleinteilig organisiert und duldeten keine Überlegenheit eines Mitglieds über alle anderen. Es herrschten also in den belgischen Gebieten ähnliche Bedingungen und Beziehungen vor wie in den keltischen. Deshalb konnten die Besucher aus dem Süden relativ leicht von den Römern gesteuert, aber auch von den besuchten Aristokraten erkannt werden.
„Den Senonen und allen gallischen Grenznachbarn der Belger trug er auf, zu erkunden, was bei ihnen vorgehe, und es ihm zu berichten“. (liber II,2)
Diejenigen unter den Belgern, und das war noch immer die Mehrheit, die ihre Freiheit unter allen Umständen verteidigen wollten, versuchten, ohne das Gastrecht zu verletzen, die keltischen Besucher aus ihren Häusern auszuschließen. Aber manche Tür und manches Ohr konnten für ein nobles Geschenk dennoch geöffnet werden. Es war nicht zu übersehen, dass hier in den Gebieten der Belger erkundet wurde, ob und welche militärischen Maßnahmen sie ergreifen würden.
Ungeachtet dieser von den Römern gesteuerten Kundschaftertätigkeit bereitete sich der harte Kern der Aristokraten weiter auf einen Abwehrkampf vor. Aus der Ernte des Jahres 58 v.Chr. wurde die Bevorratung für die Haufen der Krieger und ihrer Begleitmannschaften unter Einbeziehung des Großteils der Bevölkerung betrieben. Die Stammesführer und ihre Räte begannen, sich dem Thema eines Feldzuges intensiv zu widmen. Sie besprachen ihre Sorgen und wie sie zu teilen seien. Solches geschah in der Regel auf den Things in den Gauen. Was die Edlen wussten, gaben sie an die versammelten freien Bauern weiter. Sie prüften die Stimmungen und berieten sich über die Maßnahmen für den Fall der Fälle. In den Gauthings wurden die Männer bestimmt, die auf dem Stammesthing ihre jeweiligen Clan-Interessen zu vertreten hatten. Für den Kriegsfall wählte man die Anführer der Hundertschaften. Alle Stämme hielten bis zum Frühjahr Things ab. Die versammelten Männer machten deutlich, dass sie den Römern nicht gestatten würden, ihre Gebiete zu besetzen und sie zu unterwerfen. Dieser Wille dominierte zumindest am Anfang die allgemeine Stimmung.
Man kann sicher sein, dass es im neuen Jahr 57 v.Chr., dem der Konsuln P. Cornelius Lentulus Spinther und Q. Caecilius Metellus Nepos, wahrscheinlich zur Tag-Nacht-Gleiche im Frühjahr, schließlich gelang, einen letzten entscheidenden Landtag aller belgischen Stämme vielleicht in das Oppidum Noviodunum (Pommiers), einzuberufen. Die Führer der Stämme und Gaue tauschten ihre Informationen über die römische Streitmacht in den sequanischen und haeduischen Winterlagern aus. Edle und Händler, die sich an keltischen Höfen aufgehalten und umgeschaut hatten, brachten neue Einzelheiten in die Versammlung ein. Dazu gehörte, dass die Römer überall Gerüchte über eine belgische Verschwörung gegen Caesar verbreiteten. Damit begründeten sie eine Mobilisierung der Legionen für einen nahen Feldzug. Es half auch nichts, darüber zu sprechen, wie denn ein freies Volk eine Verschwörung und einen Aufstand gegen einen fremden Eroberer bilden kann, der in ihren Ländern noch kein Herrschaftsrecht hatte.
Die Stammesfürsten führten, das dürfte sicher sein, schwere und strittige Gespräche im Landtag, aber voller Verantwortung für das Überleben der Stämme. Schließlich hatten es die Belger mit einem Gegner zu tun, der ihnen in Zahlen der Kämpfer und Waffen weit überlegen war. In der Führung solch großer Streitkräfte aus allen Stämmen waren die Edlen der Belger nicht besonders geübt. Sie hatten zwar alle bereits Erfahrungen in verschiedenen Kämpfen untereinander, mit den Britanniern oder keltischen Nachbarn gesammelt, aber meist handelte es sich um Feldzüge mit einigen Tausend Kriegern. Für die einzelnen Stämme war schon eine römische Legion allein ein echtes Problem. Am Ende des Landtages und nach vielen Opfern für die Götter des Krieges und der Fruchtbarkeit wurde der Beschluss gefasst, in wenigen Wochen eine Heerschau durchzuführen und sich dem Kampf zu stellen. Es ging darum, die Freiheit der Stämme zu erhalten und nicht, wie es viele keltische taten, sich kampflos den Römern zu ergeben. Es ging darum, ererbte Rechte und Besitztümer zu erhalten.
Die Römer verbreiteten unter den Kelten das Gerücht, die Germanen und Belger, die sich gegen das römische Volk verschworen hätten, müssten über den Rhein getrieben werden. Nur so bekämen sie wieder ihre uralten Gebiete zurück. Das war ein werbewirksamer Gedanke, versprach er doch nachrückenden Kelten Haus und Hof.
Gerade unter diesem äußeren Druck musste es den römerfeindlichen Belgern darum gehen, den Verschwörern in den eigenen Reihen zuvorzukommen und den rechtmäßigen Führern ihre Stellung zu sichern. Anhand der nachfolgenden Entwicklungen kann erkannt werden, dass es auf diesem wichtigen Landtag nicht zu einer einheitlichen, d.h. von allen maßgebenden Anführern mitgetragenen Entscheidung gekommen war. Spannungen blieben bestehen, sogar Brüche waren zu verzeichnen, wie sich bald herausstellen wird.
Einige hohe Aristokraten, Römerfreunde allesamt, versuchten, die Geschlossenheit des Verbandes zu sprengen. Sie kamen überwiegend aus dem Stamm der Suessionen, der von König Galba geführt wurde. Dessen Macht, die sich auch über Gebiete in Britannien erstreckte, war ihnen zu groß geworden. Schließlich zogen sich diese Männer, weil sie sich nicht durchsetzen konnten, aus dem Landtag zurück auf ihre Herrensitze im überwiegend östlichen Stammesgebiet zwischen der Aisne und Marne.
Es war nicht so, wie es uns Caesar durch die beiden remischen Vornehmen übermitteln lässt, dass sich alle belgischen Stämme an der Koalition beteiligt hätten. Noch weniger glaubhaft ist seine Aussage über zusätzliche Waffenhilfen von germanischen Verbänden. Galbas Einfluss erstreckte sich in erster Linie über die südbelgischen Stämme, d.h. derjenigen, die südlich der Wasserscheide der Seine lebten. Das waren die Suessionen, Bellovaker, Veliokassen, Kaleter und Bellovaker. Die Ambianer an der Somme hatten sich noch nicht entscheiden können.
Galbas Rivale innerhalb des Stammesverbandes, der Nervier Boduognatus und dessen Klientelstämme der Viromanduer und Atrebaten, wollten sich vorerst nicht am Krieg beteiligen. Sie formierten sich unter einer eigenen Führung. Angeblich hatte es auch Widerstand gegen Galba bei den Bellovakern gegeben. Schließlich beugten sie sich. Diese Koalition war bereits während ihrer Entstehung geschwächt, weil sich ausgerechnet in Galbas Stammesland eine Verschwörung gebildet hatte, die sich den Römern anzudienen beeilte. Bewundernswert ist, dass Galba in dieser Lage dennoch zu den Waffen griff. Denn der Ruf Caesars war längst vorausgeeilt und man wusste, dass er furchterregend war, dass er über unerschöpfliche Hilfsquellen verfügte und das seine militärische Macht bisher als unüberwindlich galt und deshalb jeden Gegner abschrecken musste. Doch Galba stellte sich dagegen. Er schien nicht zurückzuschrecken vor der Übermacht. Sein Mittel, so hoffte er, war ein kleineres, aber außerordentlich tapferes und diszipliniertes Heer, dass ihm treu ergeben war.
König Galba wird uns von Caesar namentlich überliefert. Das kam in seinen Schriften sehr selten vor. Er soll das Königtum von seinem Vorgänger, Diviciacus, übernommen haben. Auch dieser Mann beherrschte außer den Suessionen schon britannische und keltische Stämme. Vielleicht war es am Beginn des Krieges noch ein gewisser Respekt vor den Gegnern, der Caesar veranlasste, uns Namen zu nennen. Mit zunehmendem Erfolg unterließ er das häufig. Auffällig ist, dass die erwähnten Anführer lateinische oder latinisierte keltische Namen trugen. Ein Galba diente sogar in Caesars Heer. Und ein Diviciacus ist uns als Haeduer gut bekannt. Wahrscheinlich hat Caesar diese Namen, weil er sich belgische nicht merken konnte oder wollte, während der nachträglichen Aufzeichnungen erfunden. Legt man germanische Wurzeln zugrunde, könnten sie einen Hinweis auf „galauba-, *galaubaz, germ., Vertrauen erweckend“ sein - dem Manne, dem man vertraute.
Da es keine stehenden Heere gab, wurden vorerst die Treffpunkte und Sammelpunkte in den Stammesgebieten bestimmt, meist waren das die Hauptsiedlungen oder wichtigsten Oppida. Danach rückten die Aufgebote über die Oise und Aisne in die Ebene um Laon. Galba wusste, dass die Römer über die gut ausgebauten Heerwege herankommen würden, die von Durocorter (Reims) nach Norden bis Bavay führten. Und da die römerfreundlichen Aristokraten seines Stammes die Grenzgebiete zu den keltischen Stämmen innehatten, konnte er sein Heer dort nicht aufstellen. Deshalb hatte er sich nördlich der Aisne in der suessionischen Ebene um Laon positioniert.
Caesar verbreitete nach wie vor Gerüchte über einen belgischen Aufstand, den er unbedingt niederzuschlagen berufen war. Ohne sich vorher mit den Beschuldigten in Verbindung gesetzt zu haben, schickte er die Legionen nach Norden. In seinen Commentarii schrieb er:
„Alle (gallischen Nachbarn, d Verf.) meldeten gleichlautend, man biete Truppen auf und ziehe ein Heer zusammen. Da nun hielt er es für richtig, ohne Zögern bei ihnen einzumarschieren. Er sorgte für Getreide, brach nach elf Tagen auf und erreichte in etwa 15 Tagen das Gebiet der Belger.“ (liber II,2)
In seinen Winterquartieren um Besançon kam der Statthalter, wie er sagt, zu einer Zeit an, in der es genug Grünfutter gab. Das könnte etwa Ende April gewesen sein. Um den Abmarsch vor Ort vorzubereiten, brauchte er noch etwa 2 Wochen. Die Befehle dazu hatte er bereits viele Wochen früher ausgearbeitet und an Labienus, dem Kommandanten, überbringen lassen. Die Legionen wussten deshalb schon, was auf sie zukam. Um in diesem Feldzug sicher zu gehen, hatte er noch zwei Legionen aus jungen Rekruten seiner Provinz Gallia Cisalpina ausheben lassen. Zum Sommeranfang sollte der Legat Quintus Pedius diese Streitkräfte nach Besançon führen.
Der Überfall auf die belgische Koalition
Die Kräfte der Koalition
Die Streitmacht der belgischen Koalition wurde von König Galba in die Ebene um Laon geführt. Gesichert ist aus Caesars Darlegungen nur, dass sie überwiegend aus Suessionen und Bellovakern bestand. Im Verlauf des Feldzuges ist von Galba keine Rede mehr und dessen Heer wird von Caesar nur noch „die Belger“ genannt. Was nach dem Feldzug aus Galba wurde, erwähnte er nicht. Caesar suchte auch keine Begegnung mit diesem Heerführer, so wie er sich beispielsweise mit dem Swebenkönig Ariovist vor der Schlacht im Elsass getroffen hatte. Offensichtlich war er sich von Anfang an seiner Überlegenheit gegenüber Galba sicher. Ein Treffen hätte diesen Mann aufwerten können.
Die suessionischen und bellovakischen Haufen, vielleicht unterstützt von einigen Scharen der Veliokassen, Caleten und Ambianer, konnten sich zahlenmäßig nicht mit den acht Legionen der Römer messen. Galba wurde bereits geschwächt von seinen ehemaligen Gefolgsleuten, von Caesar Remer genannt. Sie hatten die Kriegerscharen ihrer Gaue zurückgehalten. Für den römischen Statthalter bildete das belgische Heer deshalb keine ernsthafte militärische Gefahr. Doch muste er unbedingt einen Gegner haben, der für das römische Volk eine Gefahr darstellte. Wie sollte er sonst seinen Einmarsch in das Land der Suessionen begründen?
Diese Gefahr ließ Caesar aus den Mündern der beiden Vornehmen Iccius und Andecumborius fließen. So behauptet er es jedenfalls. Der zahlenmäßige Umfang des feindlichen Heeres ist keine Erfindung Caesars, sondern eine Größe, die von angeblichen Kennern der belgischen Verhältnisse bezeugt wurde. Wir erfahren nachfolgende Einzelheiten. Auf dem schon erwähnten entscheidenden Landtag der belgischen Stämme wurden angeblich Zusagen gemacht, die jedem Stamm ein bestimmtes Kontingent von Kriegern abforderte. Die Zahlen erfahren wir aus Buch II, 4. Demnach sicherten die Stämme dem Koalitionsheer zu:
Bellovaker
60.000 Bewaffnete
Suessionen
50.000 Bewaffnete
Nervier
50.000 Bewaffnete
Atrebaten
15.000 Bewaffnete
Ambianer
10.000 Bewaffnete
Moriner
25.000 Bewaffnete
Menapier
9.000 Bewaffnete
Kaleter
10.000 Bewaffnete
Veliokassen
10.000 Bewaffnete
Viromanduer
10.000 Bewaffnete
Atuatuker
19.000 Bewaffnete
Germanen
40.000 Bewaffnete
308.000 Bewaffnete sollte die Koalition aufbringen, um das römische Volk anzugreifen. Jeder Leser des „De Bello Gallico“ müsste eine Gänsehaut beim Anblick dieser Zahlen bekommen haben. Ein solch riesiges Heer, noch dazu aus tapferen Kriegern bestehend, wie der Verfasser selbst es niederschrieb, stellte wirklich eine ernsthafte Gefahr für die römische Republik dar. Diese Gefahr abzuwehren, würde alle früheren Kriege und Schlachten gegen die Kimbern und Teutonen unter Marius in den Schatten stellen.
Dem heutigen Leser müsste es angesichts der im Laufe von 2000 Jahren niedergeschriebenen europäischen Geschichte nach Caesar erschüttern, dass ein so berühmter Feldherr solche „Fake-News“ (vorgetäuschte Wahrheiten), wie man heute sagt, in die Welt setzen konnte.
Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Hannibal, der Rom mit etwa 50.000 Soldaten, 9.000 Reitern und 37 Kriegselefanten angriff. Oder an die Schlacht von Aquae Sextiae 102 v.Chr., in der Gaius Marius 32.000 Legionäre gegen etwa 30.000 Teutonen und Ambronen antreten ließ. In der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern 451, unweit des Suessionenlandes, standen 45.000 Kämpfer des Weströmischen Reiches 40.000 der Armee Attilas gegenüber. In der Schlacht von Poitiers kämp...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. Caesar plant eine neue Provinz Gallien
  7. Der belgische Stammesverband
  8. Caesar überfällt die Suessionen
  9. Caesar überfällt die Bellovaker
  10. Der Überfall auf die Ambianer
  11. Der Überfall auf die Nervier 57 V. Chr.
  12. Kriege des Jahres 56 V.Chr.
  13. Kriege des Jahres 55 V.Chr.
  14. Kriege des Jahres 54 V.Chr.
  15. Feldzug gegen die Nervier 53 V.Chr.
  16. Überfall auf die Menapier 53v.Chr.
  17. Der Keltenaufstand 52 V.Chr.
  18. Die Zeit nach dem Aufstand
  19. Der Bellovakeraufstand 51 V.Chr.
  20. Abbildungsverzeichnis