Kapitel 1 – „über 400 Seiten geballte mentale Kraft“ Wer eine Sammlung von Methoden zum Mentaltraining erwartet, sollte zu einschlägiger Literatur greifen. Solche Werke wurden bereits vielfach publiziert. Eine Schulungsunterlage für Ausbildung als Mentaltrainer? Dann besser zu einem Kurs oder einer Bildungsmaßnahme. Dieses Buch ist keine komplette Beschreibung möglicher Vorgehensweisen zum Thema Mentaltraining im Sport. Wer jedoch methodische Ansätze verstehen und das damit verbundene Wissen in die tägliche Praxis seiner Sportart transferieren möchte, sollte alle Kapitel – am besten mehrfach – lesen.
Nur einzelne Kapitel, Themen oder Sportarten herauszupicken, ist die falsche Vorgehensweise. Man verliert den Gesamtblick für das Thema Mentaltraining im Sport und verzichtet auf sehr interessante, mentale Beschreibungen, Meinungen und Wissensstände der Trainer bis hin zu Episoden, Hinweisen und Kurzgeschichten zu ganz speziellen mentalen Themenstellungen.
Sportmentaltraining wird Sie komplett fesseln. Aber Vorsicht!!! Sie werden dieses Buch nie mehr aus dem Kopf bekommen. Beginnen Sie doch erst einmal, das nachfolgende Zitat zu entschlüsseln. „Frü Rekisin nud Negnukriwneben fegarn iSe am betsen Ierhn
Seniartlatnemtropr, tegelloKreniarn, ierhn Kpof oedr helon ecafnih
das Bcuh wedeir aus dem Bücagerrehl“*)
*) Die Auflösung finden Sie im Laufe dieses Buches.
Gleichberechtigung
Liebe Leser, Leserinnen oder LeserInnen, ich habe ganz intensiv versucht, eine gleichberechtigte Sprache für Frauen und Männer in diesem Buch zu finden. Es ist mir aber nicht gelungen. Auch wenn unser Handeln glücklicherweise schon viel weiter ist, unser Sprach- und Schreibvermögen ist der Gegenwart immer noch unterlegen und braucht möglicherweise ein intensives Mentaltraining, um den Rückstand aufzuholen. Die unzähligen Formulierungen wie Trainer und Trainerinnen oder Mentalcoaches und Mentalcoachinnen oder ähnliches sowie die unnötigen und unschönen grammatikalischen Wurmfortsätze richtig zu treffen, vergeudet nur Zeit und Energie und lenkt vom eigentlichen Thema „Sportmentaltraining“ ab. Selbstverständlich denke ich bei jeder Ausführung sowohl an weibliche als auch an männliche Kollegen. Aus diesem Grund versuche ich nur von gleichberechtigten Fach- oder Sportmentaltrainern zu schreiben, es sei denn, jemand bezeichnet sich selbst anders oder die Häufung im Text zwingend zum Wechsel.
Anstoß
Bisher erschienene Publikationen und Bücher beschränken sich i. d. R. auf detaillierte, sportartenübergreifende Methodenbeschreibungen und leiden vielfach unter einem deutlichen Praxisbezug. Veröffentlichungen mit einer spezifischen Darstellung der jeweiligen Sportart in Verbindung mit mentalen Facetten, fehlt dagegen der Blick „über den Zaun“, – also die Bezugnahme und der Vergleich mit anderen Sportarten. Es ist für Trainer und Verantwortliche äußerst schwer den Einsatz von Sportmentaltraining richtig zu verstehen und so die Methoden erfolgreich einzusetzen. Sowohl Trainer und Funktionäre aber auch die Sportler selbst stellen sich immer wieder die Frage „Was bringt mir Sportmentaltraining eigentlich?“ Hier ein Ausschnitt aus der langen Liste an wiederkehrenden Fragen:
? Was passiert in der Sportart an mentaler Trainingsarbeit über Leistungs- und Spielklassen hinweg?
? Können niedrigklassige Vereine, Organisation oder Einzelsportler von höherklassigen, oftmals erfolgreicheren beim Einsatz von Sportmentaltraining lernen?
Auch fehlt der Blick auf andere, ähnliche oder ganz andere Sportarten. Einfach gesagt:
? Was kann man woanders abschauen?
? Welche Ansätze lassen sich auf die eigene Sportart transferieren bzw. welche Entwicklungen müssen stattfinden, um wie andere Sportler auch erfolgreich zu sein?
Sicherlich kann dies nur in einem bestimmten Rahmen stattfinden. Organisatorische und finanzielle Möglichkeiten geben hierbei die Grenzen vor. Es ist wichtig zu erkennen, was nötig ist, um diese Grenzen zu überwinden. Daher soll das Buch auch aufzeigen, was unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist, um mit Hilfe geistiger Trainingseinheiten erfolgreich zu sein.
Um generelle Erkenntnisse für die Sportarten zu erlangen, wären Analysen aller Sportarten und dies nicht nur bundes-, sondern weltweit notwendig. Aus logistischen Gründen wurde die Betrachtung auf erfolgreiche, lokale Sportarten begrenzt. Erstaunlicherweise ergab die erste Recherche allein über 50 erfolgreiche Sportarten im Umkreis der Coburger Veste. Der Leser dieses Buches stellt sich sicherlich die Frage, ob eine Untersuchung des Themas Sportmentaltraining im Umfeld des Coburger Wahrzeichens repräsentativ ist. Sicherlich sind Schwerpunkte gerade in den Ballsportarten zu finden, jedoch gibt es über 100 weitere, erfolgreiche Sportarten. Mehr als die Hälfte sind auch überörtlich erfolgreich. Spitzenleistungen werden z. B. in Spielklassen wie Bundes- oder Regionalligen, bei überregionalen Turnieren, Bayerischen oder Deutschen Meisterschaften oder auch in Landes- und Nationalkadern erbracht.
Auch der Bereich für Anfänger und Freizeitsportler ist hier zu finden. Eine Analyse zeigt, dass die Schwerpunkte in anderen Regionen anders gesetzt werden. Ausschlaggebend sind hier räumliche Voraussetzungen wie Sportstätten oder -anlagen, regionale Besonderheiten, Leistungszentren, spezielle Trainer aber auch Sponsoring und Unterstützung durch die Politik. In Summe sind fast immer die gleichen Sportarten zu finden, nur die Leistungsklassen unterscheiden sich. Daher sind die Erkenntnisse aus diesem Buch jederzeit auf andere Regionen portierbar.
Dieses Buch hilft Trainern, Sportlern und Verantwortlichen Sportmentaltraining richtig einzuordnen, einen Vergleich zwischen den Sportarten zu erhalten, bestimmte Erkenntnisse unter den Sportarten zu vererben und damit Verständnis und Einführung von Sportmentaltraining vorantreiben. Auch wenn der Fokus auf das Mental-training im Leistungssport gerichtet ist und die Funktionen des Sportmentaltrainings intensiv behandelt werden, soll keinesfalls Sportpsychologie allgemein und die gute Arbeit der Sportpsychologen infrage gestellt werden, sondern dazu beitragen, Sportmentaltraining begreifbar und anwendbar zu machen. Da die Begriffe Sportmentaltraining und der Sportpsychologie oft synonym verwendet werden, werden diese auch in diesem Buch gleichermaßen angewandt. Dies ist zwar fachlich und methodisch gesehen nicht ganz korrekt, spiegelt aber die in der Studie gemachten Erfahrungen wider und soll dazu führen, ein einheitliches Verständnis zu entwickeln.
Genereller Aufbau im Buch
Vorstellung und Vorbemerkung in Kapitel 1
Kapitel 2 – „Die Bedeutung von Sportmentaltraining“ soll das Thema vorstellen und beschreiben, die nachfolgenden Kapitel richtig einordnen und einen unmittelbaren Bezug zwischen Leistungserbringung und der „Kopfarbeit“ herstellen.
Im Kapitel 3 – „Methoden, Verfahren und Innovationen“ werden die später angesprochenen Methoden grundlegend erklärt. Die nachfolgend dargestellten mentalen As-pekte, Fragen und Aussagen sollen hierdurch besser verstanden werden.
Kapitel 4 – Studie „Einsatz von Sportmentaltraining“ beschreibt Entstehung und Vorgehen der Erhebung. Welche Auslöser standen zu Beginn, auf welchen räumlichen Bereich beschränkt sich die Auswahl der Interviewten und letztendlich mit welchen Fragestellun genwurde versucht dem Phänomen „Sportmentaltraining“ auf den Grund zu gehen.
„Was geht in den Köpfen vor?“ beschreibt im Kapitel 5 die allgemeinen Erkenntnisse zu allen untersuchten Sportarten. Ausgelöst durch die Antworten aus den Interviews enthält dieser Teil eine Komprimierung allge...