Die Weihnacht
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Die Weihnacht

Eine Spurensuche

  1. 156 Seiten
  2. German
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Die Weihnacht

Eine Spurensuche

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Weihnachten - geheimnisvolle 13 Nächte und ein uraltes Fest. Märchen, Sagen, Sprüche und Lieder, die schon dem vorweihnachtlichen Julfest zugehörten. Und immer wieder die nicht mehr vertrauten Gestalten von Luzia, Frau Holle und Frau Perchta mit ihren heimlichen und unheimlichen Begleitern und dem spukhaften Gefolge der Natur- und Hausgeister.Ein Brückenschlag zwischen uralter Naturmagie und modernem Bewusstsein. Anregungen zur Durchdringung und Intensivierung heutiger Festgestaltung mit einem Anhang von Vorschlägen zum Feiern mit Kindern.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2015
ISBN
9783732330119
Die Zeit zwischen den Jahren
Älteren Vorstellungen zufolge unterscheiden wir zwei Jahresläufe: den des Mondes und den der Sonne. Sie sind unterschiedlich lang, weil der Mond mit seinen 29 1/2 Tagen pro „Monat“ bereits in (12 x 29 1/2 =) 354 Tagen ein Mondjahr vollendet, während das Sonnenjahr ca. 365 1/4 Tage umfasst. Die Differenz, elf ganze Tage und ein angebrochener – diese zwölf betroffenen Tage und ihre dreizehn Nächte wurden in alten Kalendern als die „13 Rauhnächte“, bzw. die „Zwölften“ aufge-führt.
Die „Rauh“- oder „Losnächte“ hatten es in sich! In altdeutschen Sa-gen werden die Wunder, aber auch das Spukgeschehen dieser Nächte beschrieben.
Zuvor eine Begriffsklärung: Im Folgenden wird des Öfteren das Wort „Anderswelt“ vorkommen. Es entstammt dem irischen, schotti-schen und walisischen Märchen- und Sagenschatz. Unter der Anderswelt wurde die Welt „hinter“ dem Schleier der Sinneswelt verstanden, jene Welt, die unsere eigene, die „Alltagswelt“ erst zustande bringt und am Leben erhält. Es ist die der Riesen, Trolle, Zwerge, Elfen, Feen, Meerfrauen und anderer Märchen- und Fabelwesen, aber auch die der 9 Engelreiche und der Verstorbenen und Ungeborenen.
Was geschah nun in den Rauhnächten? Alle möglichen, heimlichen und unheimlichen Gesellen und Gesellinnen, Geister und Geistchen der Anderswelt – bis hinab zum „Speicherpuck“, dem „bucklichten Männlein“, „Bibabutzemann“, „Klabauter“ und anderen eigentümli-chen Herrschaften – drangen ungefragt in unsere Alltagswelt ein, fuhr-werkten eine Weile darin herum und verschwanden wieder. Manche lu-den den Menschen sogar in ihre eigene Welt ein. Wer aber den goldenen Gastbecher der Anderswelt gereicht bekam, erlebte Merkwürdiges: wie sein Becher sich beim Trinken, statt leerer zu werden, weiter füllte. Und die Speisen an der Tafel der „Herrlichen“ nahmen immer nur zu statt ab, je mehr der Gast davon aß. Ströme, Flüsse und Bäche flossen dort hügelauf, den Quellen zu. Farben erklangen hörbar. Töne erschienen als überwältigende Erlebnisse und boten sich dem Auge als Tänzer oder Tänzerinnen dar. – Die Gesetze der normalen Zeitrechnung waren auf-gehoben. Ein wenig hiervon erfahren wir ja auch beim Einschlafen und Aufwachen, wenn Sekunden sich endlos zu dehnen vermögen und Stunden „sekundenschnell“ vorüber gleiten. – Wer aber jemals in der Anderswelt geweilt hatte, wurde seines Alltagslebens nicht mehr froh. Und oft entschied er sich, „fort zu gehen“. Dazu zwei Sagen:
Frau Holle und der Blinde1)
Einmal, an einem Weihnachtsnachmittag, kehrte ein blinder Buchbinder, von seinem Hund geführt von der Arbeit heim. Er hatte dabei eine weite Strecke durch einen großen Wald zu gehen und ein schlimmer Wind fuhr durch alle Wipfel. Nun wollte der Weg an diesem Tage schier kein Ende nehmen, es wurde immer einsamer und kälter um den blinden Mann und er fürchtete schließlich sein Hund habe sich verirrt.
Auf einmal legte das Tier sich nieder und sprach mit menschlichen Worten: „Weißt du, dass Frau Holle heute Nacht in den Wald kommt?“
„Hast du mit ihr zu reden?“ fragte der Blinde erstaunt.
„Nein, aber ich habe dich heute ein ganzes Jahr lang geführt“, sagte der Hund, „jetzt hab du einmal Geduld und gib mir, dass ich eine Stunde mit den Meinen spielen kann! Sie kommen alle in den Hollenwald!“
Da mußte der Mann, frierend an einen Stamm gelehnt, warten, bis sein Führer wiederkam. Er schalt erst noch, aber es war zu verstehen, dass auch solch ein Tier seine Freude haben will. Zwischen Weihnacht und Neujahr verstehen sie alle einan-der, verstehen sogar die Sprache der Menschen und es heißt, dass sie in den Tagen mehr wissen als unsereins, dafür, dass sie ein Jahr stumme Diener der Menschen waren.
Als der Blinde nun hoffte, dass ein gut Teil der Stunde vorüber sei, kam der Hund wieder vorbei. „Da musst noch Geduld haben“, sagte der Hund zu seinem Herrn, „es sind noch nicht alle da, wir sind zu früh gekommen.“
Der Mann mochte nichts erwidern, um dem Tier die Freude nicht zu verderben; wie er dabei aber horchend den Kopf zu ihm niederbeugte, geschah ihm, wie es allen Blinden bei Frau Holles Kommen geschieht, er konnte den Hund auf einmal wie einen Schatten sehen. Und als er den Kopf wieder hob, war ihm, als stünde rundum der Tannenwald wie eine Schar begrünter Kreuze da, und er erblickte oben in den Wipfeln den Mond, um den mit hellen Gliedern viele Nebel tanzten. Aber der Blinde sah noch mehr, er sah, wie ein ganzes Schiff mit Tannenbäumen und Lichtern vom Himmel näher schwebte und sich auf einer weißen Waldwiese, die vor ihm lag, niederließ.
Und der Mann, der viele Jahre ohne Augenlicht gewesen war, erblickte tausend Tiere, die von weither gekommen waren, um Frau Holle zu begrüßen, er erblickte die Elfen mit weißen Gliedern, die im Mondlicht tanzten. Und er lief über den Festplatz auf das Schiff zu und schrie vor Erstaunen: „Ich habe mein Augenlicht wieder, ich sehe dich, Frau Holle!“
Da schritt die schöne Frau selbst an ihm vorüber, und als sie ihn so rufen hörte, trat sie näher und fragte: „Bist du blind gewesen, armer Mann?“
„Ja“, rief der Buchbinder, „ja, ich bin blind gewesen und kann dich sehen, wie ist das herrlich!“
Aber die Frau warnte ihn: „Lieber Mann, hoffe nicht zu früh, es ist nur in den Zwölften, dass du zu sehen vermagst.“
„Ich bin aber so glücklich, dass ich sehen kann“, rief der Mann, „ach, kannst du mir denn nicht für immer mein Augenlicht wiedergeben?“ Es war ihm alles so herrlich rundum, voller Lichter und köstlichen Glanzes, voll schöner und tanzender Menschen, voll Wagen und freundlicher Tiere, voll ragender Bäume und leuchtender Blumen, die mitten im Schnee aufwuchsen. Den armen Mann dünkte, dass sein Leben immer und zu allen Stunden so prächtig sein würde wie in dieser. „Ach“, rief er, „hätte ich doch mein Augenlicht für immer –“, den schlimmen Alltag hatte er ganz vergessen, „kannst du mir nicht helfen, dass es so bleibt?“
Für immer kann ich dir nicht helfen“, antwortete sie traurig, „aber ich kann dich wählen lassen, ob du das Jahr hindurch alles Leben und Leid der Menschen erblicken, oder aber, ob du in den Zwölften zu uns kommen willst.“
Da weiß ich genau, was ich zu wünschen habe“, schrie der Mann aufgeregt, ihm schien das Jahr so viel länger als die kurze Spanne der Feiertage. „Da weiß ich gewiss, was ich erwähle: Gib mir das Jahr frei, Frau Holle, ein ganzes Jahr über möchte ich so offene Augen wie zu dieser Stunde haben.“
Da seufzten die Tiere, sie meinten vielleicht, der Fremde hätte sich anders ent-scheiden müssen. Aber Frau Holle strich ihm schon über die Augen: „So werde für deine Welt sehend, und blind für uns“, sagte sie. Und das Dunkel fiel auf die Lider des Mannes, weil er noch auf Frau Holles Wiese stand.
Und die schöne Königin rief seinen Hund, der kam gehorsam, führte den Mann in seine Stadt heim, und er war längs des Weges blind wie vorher. Aber als er zu den Menschen kam, erhellten sich seine Augen langsam, so wie es ihm die gütige Frau versprochen hatte. Und als das neue Jahr begann, lebte er mit klaren Augen, ein Genesener, unter den Seinen.
Es ist jedoch an dem, dass der Mann die Sehnsucht nach dem Frauhollenzug seit jener Nacht nicht mehr verlieren kann und dass er, wie alle Menschen, die lange blind waren, im Alltag alle Armut und Krankheit doppelt genug erkennt. Und er ist schwermütig und wortkarg geblieben und kann die Feier der Zwölften und den Zug der schönen überirdischen Frau, den er einmal gesehen hat, zu keiner Stunde vergessen.
(H. Fr. Blunk)
Das Abenteuer des Conle
Conle der Rotschopf, ein Sohn des Conn von den Hundert Schlachten, war mit seinem Vater eines Tags auf den Höhen von Uisnech, als er eine Frau in einem seltsamen Kleid sah. «Wo kommst du her, Weib?» fragte er. Und die Frau erwi-derte:
«Ich komme aus dem Land des Lebens, wo es weder Tod noch Sünde noch Mis-setat gibt. Wir feiern den ganzen Tag über, ohne dass man vorlegen oder nachschen-ken muss. Wir sind freundlich miteinander und kennen keinen Streit. Wir wohnen in einem großen Feenhügel, und nach diesem werden wir das Volk von den Feenhü-geln genannt.»
«Mit wem sprichst du da?» sagte Conn zu seinem Sohn, denn er sah die Frau nicht. Und das Weib erwiderte: «Er spricht mit einer schönen jungen Frau edler Herkunft, auf die wartet weder Tod noch Alter. Ich habe mich in Conle den Rot-schopf verliebt, und ich befehle ihm, zur Ebene der Freuden zu kommen, wo Boad-hagh für immer König ist, ein König in einem Land ohne Weinen und Klagen, seit-dem er dort herrscht. Komm mit mir, Conle Rotschopf mit dem schönen Nacken und den Augen wie eine Kerzenflamme. Eine goldene Krone über deinem gesunden Ge-sicht wird das Kennzeichen deiner Königsschaft sein. Wenn du mit mir kommst, wird sich dein Aussehen nicht verändern, du wirst immer jung und schön sein, bis zum Tag des Jüngsten Gerichts.»
Da sprach Conn zu seinem Druiden, Corann mit Namen, da doch alle die Frau, die Conle allein zu sehen vermochte, hatten reden hören:
«Hilf mir Corann, geübt im Singen und groß an Geschicklichkeit. Ich fühle mich überwältigt von einer Gewalt, wie ich ihr noch nie begegnet bin, seit man mich zum König machte, unsichtbare Gestalten überwältigen mich, schleppen mit Zauber mei-nen schönen Sohn fort. Von meiner Seite ist er gerissen durch den Zauber der Frauen.»
Da sang der Druide einen Zauber gegen die Stimme der Frau, so dass keiner sie mehr hören konnte, und auch Conle sah sie jetzt nicht mehr.
Als die Frau aber durch den mächtigen Gesang des Druiden vertrieben wurde, warf sie Conle einen Apfel zu. Und noch einen Monat nach diesem Vorfall war Conle ohne Essen und Trinken und verlangte nach keiner Speise, außer nach seinem Apfel. Wieviel er jedoch auch essen mochte, der Apfel wurde nicht weniger, vielmehr blieb er immer ein ganzer Apfel. Dann ergriff Conle Sehnsucht nach der Frau, die er gesehen hatte.
Eines Tages, als der Monat herum war, stand Conle neben seinem Vater in der Ebene von Archommin. Da sah er wieder die Frau kommen, und sie sagte zu ihm: «Auf einem Hochthron sitzt Conle unter den gewöhnlichen Sterblichen und lebt sei-nem Tod entgegen. Das unsterbliche Leben lädt dich ein. Wir rufen dich zu Tethras Volk, das...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Urheberrecht
  3. Titel
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Einleitung
  6. Geschichtlicher Rückblick
  7. Die Zeit zwischen den Jahren
  8. Die Schwellen
  9. Die Festvorbereitung
  10. Das Doppelantlitz der Weihnacht
  11. Der Wilde Jäger
  12. Nikolaus
  13. Luzia
  14. Stephan und Staffan
  15. Lucia und Staffan
  16. Perchta
  17. Nerthus
  18. Die Große Mutter
  19. Die germanische Weihnacht – das Julfest
  20. Mutterkult, Jul und Christentum
  21. Anhang