Mit Marx über Marx hinaus
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Mit Marx über Marx hinaus

Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft

  1. 616 Seiten
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Mit Marx über Marx hinaus

Zur Kritik und Korrektur von Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft

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Die vorliegende Arbeit enthält eine betont wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Marx' Theorie der bürgerlichen Gesellschaft bzw. ihrer kapitalistischen Produktionsweise, so wie diese vor allem in den drei Bänden von 'Das Kapital' ausgeführt worden ist. Diese Auseinandersetzung führt einerseits zu dem Ergebnis, dass die meisten Schritte der Marxschen Darstellung sowohl in logischer als auch empirischer Hinsicht als unzulänglich zu kritisieren sind. Das wird in umfassender und detaillierter Weise belegt, was den Hauptteil der vorliegenden Arbeit ausmacht. Andererseits zeigt die Auseinandersetzung, dass sich hinter den expliziten Ausführungen von Marx der Aufbau einer anderen Theorie verbirgt. Diese alternative Theorie, die nicht mehr der Kritik anheim fällt, wird in ihren Grundlinien offengelegt. Sie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie mit dem Wesen beginnt, in dem es um den "Heißhunger nach Mehrarbeit" geht. Dann kommt der Schein, der vom sich selbst verwertenden Kapital beherrscht wird. Danach folgen die Erscheinungen, die vom Streben nach Wohl angetrieben werden. Während sich die Prinzipien des Wesens und des Scheins verwirklichen können, kommt es beim Wohl zu einem Scheitern in dem Sinne, dass die schrankenlose Kapitalakkumulation und damit der Heißhunger nach Mehrarbeit in Gang gesetzt wird. Die alternative Theorie schließt sich damit zu einem großen Kreis.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2019
ISBN
9783748293729
II. Zur Ableitung der Wertform und des Geldes bei Marx
Thema dieses Kapitels sind die Punkte 3 und 4 des 1. Kapitels, sowie das 2. Kapitel des I. Bandes von 'Das Kapital'. Wo dies geboten erscheint, soll – der bisherigen Praxis folgend – außerdem wieder auf die entsprechenden Teile in anderen Werken von Marx eingegangen werden, also insbesondere auf die Schrift 'Zur Kritik der politischen Ökonomie' und die 'Grundrisse zur Kritik der politischen Ökonomie'. Begonnen sei jedoch mit der Ableitung der Wertform in Marx‘ Hauptwerk 'Das Kapital'.
Oben haben wir zum einen gesehen, dass es den Wert als direkten Grund des Tauschwerts nicht gibt. Marx’ weitere Argumentation, die von dieser Existenzweise des Werts ausgeht, ist daher schon deswegen mangelhaft. Um es nicht bei dieser abstrakten, der Wertform äußerlichen Kritik zu belassen, werden wir bei den folgenden Betrachtungen diesen Punkt jedoch akzeptieren und annehmen, dass es sich beim Wert um den direkten Grund des Tauschwerts handelt. Denn nur auf dieser Grundlage können wir Marx weiterer Argumentation innerlich werden.
Wenn wir den Wert als direkten Grund akzeptieren, dann nehmen wir auch hin, dass wir es noch nicht mit dem inhaltlich mittelbaren Sein zu tun bekommen. Das ändert zum zweiten aber nichts daran, dass es weiterhin um das formal mittelbare Sein gehen kann. Denn unsere Grundlage ist wie im vorigen Kapitel der einseitige Tausch einer Ware mit einer anderen. Folge davon ist, dass die Menschen, die auf dieser Ebene Vorkommen, nach wie vor als formal bestimmte Charaktermasken auftreten und daher weiterhin keine Subjekte darstellen.
Zum dritten hat sich oben gezeigt, dass der Wert auch als direkter Grund den Tauschwert nur in der Form bestimmt, dass er das Schwankungszentrum ist, um das die Tauschwerte oszillieren. Der Wert bestimmt den Tauschwert in unmittelbarer Form oder per abstrakter Identität daher nur dann, wenn Angebot und Nachfrage ausgeglichen sind. Wenn das dagegen nicht der Fall ist, gibt es Abweichungen zwischen dem Wert und dem Tauschwert, was zeigt, dass der Wert den Tauschwert nur in mittelbarer Form oder per Negation der Negation bestimmt. Darauf ist hinzuweisen, weil Marx im Folgenden davon ausgeht, dass sich der Wert ohne Abweichungen im Tauschwert ausdrückt. Das bedeutet, dass er nicht nur von den Waren als „Durchschnittsexemplaren“ ausgeht, sondern auch davon, dass Angebot und Nachfrage sich entsprechen.
Zum vierten haben wir oben nicht nur erwähnt, dass Marx das mittelbare Sein des einseitigen Warentauschs vom unmittelbaren Sein der Warenzirkulation unterscheidet, weil er das Geld ableiten will. Darüber hinaus wurde sowohl schon auf den Unterschied zwischen der Argumentation per logischer Geltung und teleologischer Genesis als auch darauf hingewiesen, dass letztere nicht mit einer historischen Erklärung zusammengeworfen werden darf. Daran sei hier erinnert, weil die folgenden Ausführungen von Marx es vor allem mit der logischen Geltung zu tun haben, in deren Rahmen es um die notwendige Existenz der zu erklärenden Dinge geht und die Menschen als Charaktermasken Vorkommen. Die teleologische Genesis, bei der es um die Entstehung dieser Dinge zu tun ist und die Menschen als Subjekte auftreten, hat dagegen nur eine untergeordnete Bedeutung. Und dasselbe gilt in noch größerem Ausmaß für die historische Argumentation, die es im Unterschied zur teleologischen Genesis nicht mit der inneren, sondern mit der äußeren Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft zu tun hat.
1. Die einfache Wertform
Nachdem Marx ausgehend vom einseitigen Warentausch zunächst den Wert bestimmt hat, wendet er sich der Frage des Wertausdrucks zu. Bei dieser Frage geht es Marx einesteils nicht nur um irgendeinen Wertausdruck. Bei der Wertform ist es ihm vielmehr um einen speziellen Wertausdruck zu tun. Denn die Wertform ist dadurch gekennzeichnet, dass der Wert nicht als das in Erscheinung tritt, was er ist, sondern sich in anderer, uneigentlicher Form zeigt. Andernteils geht die Analyse des Werts der Wertform nicht nur aus rein äußerlichen darstellungstechnischen Gründen voraus. Der Wert liegt ihr auch logisch zugrunde, weil sich die Wertform dem Marxschen Anspruch nach aus dem Wert begründet. Das zeigt zum einen das folgende Zitat:
"Unsere Analyse bewies, daß die Wertform oder der Wertausdruck der Ware aus der Natur des Warenwerts entspringt, nicht umgekehrt Wert und Wertgröße aus ihrer Ausdrucksweise als Tauschwert." (I, 75; vgl. auch 62 und 95),
Diesen Anspruch bringt Marx zum anderen in der Urfassung des 'Kapital' noch deutlicher zum Ausdruck:
"Das entscheidend Wichtige aber war den inneren nothwendigen Zusammenhang zwischen Werthform, Werthsubstanz und Werthgrösse zu entdecken, d. h. ideell ausgedrückt, zu beweisen, dass die Werthform aus dem Werthbegriff entspringt." (UF, 34)
Wir haben daher im Folgenden zu prüfen, ob Marx in der Lage ist, einen "inneren nothwendigen Zusammenhang zwischen Werthform, Werthsubstanz und Werthgrösse" aufzudecken, und ob er beweisen kann, dass die Wertform als notwendige "Ausdrucksweise" oder Erscheinungsform des Werts auf überzeugende Weise aus dem Wert ableitbar ist.lxxviii
Bevor wir uns dieser Aufgabe zuwenden, sei jedoch noch auf die drei folgenden Punkte hingewiesen: Obwohl der Wert ein Ergebnis der oben betrachteten Überlegungen ist, führt uns die Frage nach dem Wertausdruck erstens zu einer neuen Thematik. Das ist der Fall, weil Marx sich – wie wir in diesem und im übernächsten Abschnitt sehen werden – bei Beantwortung dieser Frage nicht auf die Ausdrücke beschränkt, die in dem als Thema schon vorhandenen einseitigen Warentausch enthalten sind, sondern einesteils dahinter zurückfällt und andernteils weit darüber hinaus geht. Wenn Marx den Übergang zur neuen Thematik begründen würde, würde es sich bei ihr um eine Folgerung handeln, die aus dem gezogen werden kann, was wir schon haben. Da Marx keine solche Begründung liefert, handelt es sich bei der Frage nach dem Wertausdruck um einen neuen und damit neben der Ware zweiten Anfang. Er soll als solcher genauso akzeptiert werden wie der erste Anfang.lxxix
Wie wir sehen werden, tut Marx bei der Ableitung der Wertform zweitens so, als könnten die Waren ihre Werte selbst zum Ausdruck bringen. Daher stellt sich die Frage, wie diese Redeweise zu verstehen ist. Diesbezüglich könnte man zunächst der Meinung sein, dass die Rede von den sich als Subjekte gebärdenden Waren beim Wertausdruck genausowenig wörtlich genommen werden darf wie oben beim Warentausch, sondern nur als abkürzende Aussage im Hinblick darauf verstehen, dass der Wert von Menschen als Charaktermasken unbewusst zum Ausdruck gebracht wird. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Rede von den Warensubjekten im vorliegenden Zusammenhang insofern akzeptabler ist, als es nicht um wirkliche Vorgänge, sondern nur um Denkmöglichkeiten geht. Denn bei Wertausdrücken, die nicht wirklich existieren, sondern ausgehend von der Ware A nur denkmöglich sind, kann man sich die Vermittlung durch die Menschen in der Tat sparen.
Sofern es nicht nur um Denkmöglichkeiten, sondern um wirkliche Vorgänge zu tun ist, ist das dagegen anders. Dann kann die Rede von den ihre Werte selbst ausdrückenden Waren nur als abkürzende Ausdrucksweise dafür verstanden werden, dass Menschen diese Werte zum Ausdruck bringen. Und diese Menschen sind nicht als Subjekte, sondern als formal bestimmte Charaktermasken zu verstehen, die den Wert unbewusst zum Ausdruck bringen. Denn der Umstand, dass wir den Wert als direkten Tauschwertgrund akzeptieren, ändert nichts daran, dass wir es weiterhin mit dem einseitigen Tausch zwischen Waren zu tun haben, den es nur auf der Ebene des formal mittelbaren Seins gibt.
Auf der Basis dessen, dass wir vier Varianten der Rede vom Wert bzw. der ihn bildenden Arbeit kennen gelernt haben, sei drittens darauf hingewiesen, dass wir zunächst das Verständnis als konkrete Gemeinsamkeit zugrunde legen. Erst danach soll auf die Nicht-Gemeinsamkeit, die abstrakte Gemeinsamkeit und die abstraktifizierte konkrete Gemeinsamkeit eingegangen werden.
"Die Wertgegenständlichkeit der Waren unterscheidet sich dadurch von der Wittib Hurtig, daß man nicht weiß, wo sie zu haben ist. Im graden Gegenteil zur sinnlich groben Gegenständlichkeit der Warenkörper geht kein Atom Naturstoff in ihre Wertgegenständlichkeit ein. Man mag daher eine einzelne Ware drehen und wenden, wie man will, sie bleibt unfaßbar als Wertding. Erinnern wir uns jedoch, daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich von selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann. Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus, um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform des Werts zurückkehren." (I, 62)
In diesem Zitat behauptet Marx, dass der Wert nur als Tauschwert ausgedrückt werden kann. Damit schließt er von Anfang an die Möglichkeit aus, dass sich der Wert als Wert Ausdruck verschafft. Zur Begründung dieses Schrittes bemüht Marx einerseits ein „man“, das um die „Wertgegenständlichkeit“ „nicht weiß“ und deshalb den Wert als solchen gar nicht kennt. Er bezieht sich damit offensichtlich auf eine Ebene des unmittelbaren Seins, auf der Menschen als Subjekte agieren. Denn nur in diesem Fall spielt das Wissen und das Bewusstsein eine Rolle. Und diese Ebene stellt er nicht im Rahmen einer Argumentation per teleologischer Genesis als begründete Erscheinungen dar. Anstatt eine solche Darlegung zu liefern, die erst zu den fertigen Verhältnissen hinführt, geht Marx vielmehr schon von diesen Verhältnissen aus. Andererseits argumentiert er damit, dass die „Wertgegenständlichkeit“ einen Charakter hat, der „rein gesellschaftlich“ ist und die deshalb „nur im Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann“. Auf dieser Ebene ist nicht das Maßstab, was die Subjekte wissen und wollen, sondern das, was von der „Wertgegenständlichkeit“ bzw. dem Wert aus gesehen möglich ist. Auf ihr wird daher eher logisch auf eine Weise argumentiert, die an die Argumentation per logischer Geltung erinnert.lxxx
Marx’ Beschränkung auf die Tauschwertausdrücke des Werts ist von beiden Begründungen aus gesehen zu kritisieren. Bezogen auf die erste Argumentation ist zum einen darauf hinzuweisen, dass es falsch ist, die Menschen als Subjekte auf einer Ebene ins Spiel zu bringen, auf der es weiterhin um das formal mittelbare Sein geht und Geld noch nicht existiert. Denn auf der Ebene, auf der es noch um den einseitigen Tausch geht, kommen die Menschen nur als Charaktermasken vor. Aber auch wenn man die Menschen als Subjekte akzeptiert, ist zum zweiten Kritik vorzubringen. Zwar ist klar, dass die als Subjekte zu verstehenden Menschen, die den Wert nicht kennen, diesen nicht als das ausdrücken können, was er ist. Das führt als Erklärung der Wertform aber deshalb nicht weiter, weil diese Menschen den Wert nicht nur nicht als Wert, sondern auch nicht als Wertform und damit überhaupt nicht ausdrücken können. Sie können zwar die Dinge als Waren behandeln und ihnen damit einen bestimmten Tauschwert zuweisen. Sie können ihnen aber keinen Tauschwert geben, der als Ausdruck des Werts verstanden werden kann. Wenn man vom Wunder absieht, wäre das nämlich nur auf Basis eines Wertinstinktes möglich, den es – wie oben auf der Seite 58 schon gesehen – jedoch nicht gibt. Auf diese Punkt werden wir später (vgl. S. 174 und 185ff.) noch genauer eingehen.
Oben haben wir gesehen, dass Marx auch im Zusammenhang mit den Charaktermasken von „Willensverhältnissen“ redet. (vgl. S. 23) Da man auf dieser Grundlage meinen könnte, dass Marx auch hier von Charaktermasken spricht und wir daher zu besseren Ergebnissen kommen, weil diese das, was sie ausführen, eben unbewusst ausführen, sei zum dritten darauf hingewiesen, dass dem nicht zugestimmt werden kann. Zwar kann auf dieser Grundlage die erste, eher empirische Kritik nicht mehr vorgebracht werden. Es bleibt aber bei der zweiten, eher logischen Kritik. Denn die Charaktermasken, die es auf Basis des einseitigen Tauschs eigener mit fremder Ware gibt, unterscheiden sich von den Subjekten nur in Bezug darauf, dass sie einen Zweck unmittelbar anstreben, den die Subjekte mittelbar verfolgen. Das bedeutet, dass für die Menschen als Charaktermasken Vergleichbares gilt wie für sie als Subjekte. Sie können in ihren bewusstlosen Handlungen den Wert nur zum Ausdruck bringen, wenn ihnen dieser Wert als ein auszudrückender Inhalt klar vorausgesetzt ist. Würde es an dieser Voraussetzung fehlen, wäre nicht abzusehen, wie man durch eine Argumentation per logischer Geltung in der Lage sein sollte, mit Notwendigkeit auf die Handlung zu schließen, in der der Wert auf unbewusste Weise zum Ausdruck gebracht wird.
Zum vierten sei schließlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir auch dann zu keinem für Marx positiven Urteil kommen, wenn wir akzeptieren, dass die als Subjekte zu verstehenden Menschen in der Lage sind, den Wert ungeachtet dessen, dass sie ihn gar nicht kennen, in einer uneigentlichen Form zum Ausdruck zu bringen, die dadurch charakterisiert ist, dass sie den Wert als solchen verdeckt. Denn auf dieser Grundlage wäre immer noch festzuhalten, dass gar nicht mit dem Wert argumentiert wird, sondern die Wertform nur aus dem fehlenden Bewusstsein des Werts heraus erklärt wird. Damit steht fest, dass Marx sein Beweisziel schon aus diesem Grund verfehlt. Und darauf ist vor allem deswegen hinzuweisen, weil Marx gerade damit, dass er die Wertform ausgehend vom Wert erklären will, zeigen möchte, dass dieser uneigentliche Ausdruck des Werts nicht Folge, sondern Grund der Unbekanntheit des Werts ist.lxxxi
Wenn wir uns nun die zweite Begründung vornehmen, in der tatsächlich mit dem Wert argumentiert wird, versteht sich auf der Basis dessen, dass wir den Wert als ein bestimmtes Quantum vergegenständlichter gesellschaftlich notwendiger Durchschnittsarbeit kennen gelernt haben, keineswegs „von selbst“, dass es den Ausdruck des Werts als Wert nicht geben kann. Obwohl der Wert nicht von Natur aus gegeben, sondern „rein gesellschaftlich ist“, ist im Gegenteil von ihm als solchem aus betrachtet nicht einzusehen, warum er sich nicht als Wert und damit als das ausdrücken können soll, was er ist, also als soundsoviel gesellschaftlich notwendige Arbeit. Diesen Ausdruck schließt Marx einfach aus, ohne dafür auch nur das mindeste Argument vorzubringen. Er geht einfach davon aus, dass sich der Wert nur als Tauschwert ausdrücken kann.lxxxii
Wenn wir auf die obigen Überlegungen zurückblicken, können wir festhalten, dass schon der ersten Folgerung von Marx keinerlei Notwendigkeit zukommt. Dass es nur Tauschwertausdrücke des Werts geben kann, ist kein Schluss, sondern eine bloße Behauptung. Es sei deshalb geprüft, ob es dabei bleibt oder ob Marx noch überzeugendere Gründe für seinen Ausschluss des Wertausdrucks des Werts vorzubringen hat.lxxxiii
Marx setzt seine Darstellung, die letztlich zur Erklärung des Geldes führen soll, dadurch fort, dass er auf den "einfachsten Wertausdruck" (I, 62) eingeht, der in der Form des „Wertverhältnisses einer Ware, zu einer einzigen verschiedenartigen Ware, gleichgültig welcher“ (I, 62) vorliegt. Genauer gesprochen behandelt er die "einfache, einzelne oder zufällige Wertform" (vgl. I, 63):
"x Ware A = y Ware B oder: x Ware A ist y Ware B wert.
(20 Ellen Leinwand = 1 Rock oder: 20 Ellen Leinwand sind 1 Rock wert.)",
in der der Wert der Ware A von vornherein in Gestalt der Ware B in Erscheinung tritt. Damit zeigt sich auf der einen Seite, dass Marx die Argumentation mit den Subjekten verlässt und wieder zu dem zurückkehrt, was vom Wert aus gesehen denkbar ist. Auf der anderen Seite ist gerade auf dieser Grundlage unklar, warum er den Wert der Ware A nicht als gesellschaftlich notwendige Arbeit auftreten lässt, sondern in der Gestalt der Ware B und damit in anderer Form präsentiert. Weil er unmittelbar mit der einfachen Wertform beginnt und es daher keinerlei Begründung gibt, erfahren wir nicht, warum das notwendig und der Ausdruck des Werts in seiner eigentlichen Fo...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrechte
  4. Inhalt
  5. Vorwort:
  6. I. Zur Ableitung des Werts bei Marx
  7. II. Zur Ableitung der Wertform und des Geldes bei Marx
  8. III. Der Marxsche Geldbegriff
  9. IV. Zur Ableitung der allgemeinen Formel des Kapitals
  10. V. Das Kapital als sich selbst verwertender Wert
  11. VI. Von der allgemeinen Formel des Kapitals zum industriellen Kapital
  12. VII. Der Kauf von Arbeitskraft und Produktionsmitteln
  13. VIII. Der Wert der Ware Arbeitskraft
  14. IX. Der sich mit der Warenform der Arbeitskraft verbindende Schein
  15. X. Die Produktion von Mehrwert
  16. XI. Die Produktion von mehr Mehrwert
  17. XII. Die Zirkulation des Kapitals
  18. XIII. Die Verwandlung des Mehrwerts in Profit
  19. XIV. Die Verwandlung des Profits in Durchschnittsprofit
  20. XV. Das kaufmännische Kapital
  21. XVI. Die Verwandlung des Surplusprofits in Grundrente
  22. XVII. Das zinstragende Kapital
  23. XVIII. Die Revenuen und ihre Quellen
  24. XIX. Fazit
  25. Endnoten
  26. Literaturverzeichnis: