Geschlossene Kreise in der Führung

Weil beim Führen Verbindlichkeit zählt

Peter Osterwalder

• Verlag: tredition
• Jahr: 2019
• ISBN:
  9783749780402
• Thema: Technology & Engineering
• Thema: Engineering General

Was macht kompetente Führung aus? Verbindlichkeit. Diese steht für verantwortliches Denken und Handeln.Der Autor zeigt anhand konkreter Situationen aus der Praxis auf, dass und warum es oft an der verbindlichen Umsetzung von Projekten und Aufträgen mangelt, und was zu tun ist, damit diese gute Umsetzungschancen haben.Das profunde Wissen des Autors und seine langjährigen Erfahrungen als Führungskraft und als Unternehmensberater treffen in diesem Buch auf die Erfahrungen der Leser und Leserinnen. Nebst vielen methodischen Hinweisen bietet sich immer wieder die Möglichkeit für die Reflexion von eigenem Führungsverhalten.

Was hat das Ganze mit Leadership 4.0 zu tun?

Digitalisierung⁷¹ betrifft verschiedene Gebiete, wie zum Beispiel neue Technologien, neue Angebote und Services, veränderte Abläufe, mobile Arbeitsplätze, neue Geschäftsmodelle, neue Berufsbilder. Dies bringt veränderte Anforderungen an die Arbeit mit sich und verlangt neue Kompetenzen der Arbeitskräfte, die man gesamthaft noch gar nicht einschätzen kann.

Digitalisierung im Werkstattbereich

Aus meiner Praxiserfahrung im Automobilbereich möchte ich das Thema Digitalisierung kurz am Beispiel des Serviceannahmeprozesses veranschaulichen.

Von jeher läuft der Annahmeprozess mit der Terminvereinbarung über ein Telefonat, eine Mail, ein SMS oder persönlich an der Kundentheke.

Danach wird der Auftrag vorbereitet, vor der Ausführung werden die nötigen Ersatzteile bestellt.

Der Kunde übergibt das Fahrzeug, im speziellen Fall erfolgt eine sogenannte Dialogannahme am Fahrzeug.

Jetzt erst kann der endgültige Auftrag spezifiziert und erstellt werden.

Die Werkstattleistung kann beginnen.

Seit einiger Zeit haben Kunden die Möglichkeit von der Digitalisierung der Prozesse zu profitieren.

Durch die Konnektivität sind die Fahrzeuge mit dem Hersteller und mit den Werkstätten vernetzt. Das betreffende Autohaus hat somit Zugriff auf die Daten der vernetzten Fahrzeuge, die in die Werkstatt gebracht werden.

Die Sensorik im Fahrzeug sammelt eine Vielzahl von Daten.

Dank der Telematik ist der Kunde über den Betriebszustand seines Fahrzeugs informiert.

All diese Vorinformationen haben einen klaren Einfluss auf den Serviceprozess. Da der Kunde und die Werkstatt schon vor Kontaktaufnahme mit dem Autohaus einiges über den Zustand des Fahrzeuges wissen, kann sich der gesamte Serviceprozess verkürzen. Aufgrund der erwähnten Datensituation kann der Auftrag schon im Vorfeld bearbeitet werden. Ersatzteile können viel früher bestellt werden, und die Kapazitätsplanung der Werkstatt wird erleichtert. Der Serviceprozess wird insgesamt effizienter.

Und wie könnte die etwas weiter entfernte Zukunft aussehen?

Das autonom fahrende Auto sendet den Servicebedarf automatisch an das Autohaus und fährt dann selbständig zur Werkstatt.

Die gesamte Entwicklung in diesem Bereich kann man im Moment noch gar nicht abschätzen. Solche Veränderungen werden sicher einen starken Einfluss auf die Prozess-Abwicklung haben, aber auch ganz neue Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeitenden erfordern.

Vielleicht führt die Digitalisierung einzelner Teilschritte im Prozess dazu, dass Kundenberater künftig wieder mehr Zeit haben für das, was ihre Kunden und Kundinnen wirklich brauchen, nämlich die persönliche Beratung und eine damit verbundene professionelle Kommunikation.

Arbeitswelt 4.0

In Anlehnung an die Bezeichnung Industrie 4.0 spricht man seit einigen Jahren von der Arbeitswelt 4.0. Bezogen auf diese neue Arbeitswelt wird in vielen Publikationen auch das Thema Führung behandelt. Es geht dann sinngemäss um Führung 4.0.

Hier einige Fragen in diesem Zusammenhang:

• In welche Richtung werden sich Produkte und Dienstleistungen entwickeln?

• Was wissen wir darüber, was vermuten wir, was wissen wir nicht?

• Wie müssen künftig die Kernprozesse in einer Organisation aussehen?

• Welches ist in der Arbeitswelt 4.0 die künftige Rolle von Führungskräften?

• Wie soll man vor diesem Hintergrund das Management der Kompetenzen gestalten?

• Was bedeutet das Ganze für die Kultur der betreffenden Organisation, zum Beispiel für die Zusammenarbeit?

• Welche Konsequenzen haben die aktuellen Veränderungen für das Projektmanagement?

Die vierte industrielle Revolution bedeutet viele und schnelle Veränderungen, die man zum Teil noch gar nicht einschätzen kann.⁷² «Das Digitale ist der Treiber der vierten industriellen Revolution. Das Digitale ist aber nicht nur Technik – es ist eine neue Art, Unternehmen zu führen. Deshalb geht es weniger um die Entwicklung einer digitalen Strategie, sondern um die fundamentale Integration des Digitalen in die Geschäftstätigkeit – in Produktion, Vertrieb, Einkauf, Marketing. Neu dabei ist die Geschwindigkeit der Umwälzung. Marktideen und Wettbewerber kommen aus dem Nichts und über Nacht.» ⁷³

Führung 4.0

In verschiedenen Untersuchungen über Führung 4.0 wird immer wieder das sogenannte VUKA-Modell erwähnt⁷⁴:

Volatilität	Unsicherheit
Komplexität	Ambiguität

Volatilität steht für ständige Schwankungen und Bewegungen. Die Geschwindigkeit der Veränderungsprozesse kann dabei die notwendige Lern- und Anpassungsgeschwindigkeit übertreffen.

Unsicherheit bedeutet, dass es nur sehr vage abzuschätzen ist, wie und in welche Richtung bestimmte Inhalte sich entwickeln werden.

Komplexität bedeutet, dass viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, die sich mehr oder weniger stark gegenseitig beeinflussen.

Ambiguität meint Doppel- beziehungsweise Mehrdeutigkeit.

Das VUKA-Modell wird sehr oft als Instrument verwendet, um besser mit diffusen künftigen Szenarien umgehen zu können. Man findet in den betreffenden Studien sehr ähnliche Schlussfolgerungen in Bezug das Thema Führung. Meist werden die folgenden Aspekte genannt⁷⁵:

Vertrauen in die Mitarbeitenden

Da viele Themen nur schwer einschätzbar sind, tut man gut daran, Mitarbeitende (die häufig jünger sind) mit ihrem Potenzial und ihren Begabungen heranzuziehen, zum Beispiel in Projekten. Im digitalen Serviceprozess ist es unabdingbar, junge MechatronikExperten in die Gestaltung der Prozesse aktiv einzubinden, unabhängig von der Hierarchie. Kontrolle sollte in einem solchen Kontext zunächst in den Hintergrund treten. Vorgesetzte sollten vielmehr Moderatoren oder Coaches ihrer Mitarbeitenden sein.⁷⁶

Agilität

Agilität ist ein vielschichtiger Begriff und umfasst verschiedene Methoden. Im Zentrum steht immer die schnelle Anpassung im Vorgehen. Dies hat Auswirkungen auf das Projektmanagement. Statt am Anfang mit viel Aufwand um einen Projektauftrag zu ringen, werden Projektmitarbeitende beauftragt, mit Mut und Kreativität eine erste Ideenlandschaft zu entwerfen. Auf der Basis dieser Ideenlandschaft wird dann erst ein konkreter Projektauftrag erarbeitet. Ein vielversprechendes Vorgehen in diesem Zusammenhang ist die Scrum-Methode, die aus der Softwareentwicklung stammt.⁷⁷

Offenheit und Partizipation

Was neu besonders zählt ist die Begeisterung, die Kompetenz und die Leidenschaft für ein Thema. Mitarbeitende sollen verstärkt ihr Wissen, ihre Erfahrung und ihre kreativen Ideen aktiv und motiviert einbringen können. So werden sie gefordert und gefördert. Aus diesem Grunde sollten Menschen aus verschiedenen Bereichen einer Organisation sich gut vernetzen und zusammenarbeiten, unabhängig von der Hierarchie.

Prozessorientierung versus Ergebnisorientierung

Im Vordergrund steht das Wie im Vorgehen. Bei vielen Vorhaben kann man nicht vorhersagen, was sich im Ergebnis letztlich entwickeln wird. Man muss prozessorientiert vorgehen, sprich ausprobieren und austesten, ganz nach dem Prinzip von Trial and Error.

Flexibilität

Mit Flexibilität sind zum Beispiel neue Arbeitsformen gemeint, auch mobile Arbeitsplätze und Home Office Arbeit. Es spielt dann keine Rolle mehr, wo bestimmte Aufgaben und Leistungen erbracht werden, ob zuhause oder in der Firma oder vielleicht sogar an einem schönen Bergsee.

Geschickt Navigieren - Der «Führungs-Hybrid»

In manchen aktuellen Trendstudien über die Arbeitswelt 4.0 gewinnt man den Eindruck, Führungskräfte seien eigentlich nur noch Coaches und Moderatoren ihrer Mitarbeitenden. Vertrauen solle die klassische Kontrolle ersetzen. Selbstorganisation sei das neue Schlüsselwort. Man müsse Mitarbeitende einfach machen und laufen lassen.

Welche Bedeutung hat vor diesem Hintergrund das...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Titelblatt
• Urheberrechte
• Inhalt
• Einleitung
• Einige Grundgedanken über Führung
• Das Prinzip des geschlossenen Kreises
• Aufträge erteilen – und nachhaltig verfolgen
• Rückmeldungen an Kunden - verlässlich und zeitnah
• Die Unternehmenskultur verändern – mit Konsequenz zum Erfolg
• Strategische Themen erfolgreich umsetzen - Stäbe und Linie gemeinsam
• Schulungen und Coachings – keine Massnahme ohne Diagnose
• Neue Instrumente einführen - die Gunst der Stunde
• Teamentwicklung ernstgemeint – nicht als Alibi
• Change-Management - Drive und Besonnenheit
• Führen heisst fordern - Fokus und Abgrenzung
• Entscheidungen treffen - Mut und Vorsicht
• Gesprächsführung mit Mehrwert - verständlich und verbindlich
• Vermutungen überprüfen - Fakten versus Annahmen
• Prozesse analysieren - Licht am Ende des Tunnels
• Eigene Zukunftspläne - Ruhe und Geduld
• Selbstführung - Achtung vor sich selbst
• Kollegiales Lernen – Vielfalt der Perspektiven
• Was hat das Ganze mit Leadership 4.0 zu tun?
• Epilog
• Dank
• Literatur