"Pars fructuaria"
eBook - ePub

"Pars fructuaria"

Studie zu NebengebÀuden mit Speicherfunktion auf römerzeitlichen Villae im Tagebaugebiet Hambacher Forst- mit Vergleichen aus den germanischen und britannischen Provinzen

  1. 692 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfĂŒgbar
eBook - ePub

"Pars fructuaria"

Studie zu NebengebÀuden mit Speicherfunktion auf römerzeitlichen Villae im Tagebaugebiet Hambacher Forst- mit Vergleichen aus den germanischen und britannischen Provinzen

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

"Pars fructuaria" ist eine Studie zu den NebengebÀuden römerzeitlicher Bauernhöfe, der "Villa rustica" ausgehend von den Grabungsbefunden des Tagebaugebietes Hambacher Forst zwischen Köln und Aachen und wurde 2013 als Inauguraldissertation von der UniversitÀt zu Köln angenommen. Die Studie wurde gefördert durch die Stiftung ArchÀologie im rheinischen Braunkohlenrevier.

HĂ€ufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kĂŒndigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekĂŒndigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft fĂŒr den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf MobilgerĂ€te reagierenden ePub-BĂŒcher zum Download ĂŒber die App zur VerfĂŒgung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die ĂŒbrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden AboplÀnen erhÀltst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst fĂŒr LehrbĂŒcher, bei dem du fĂŒr weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhĂ€ltst. Mit ĂŒber 1 Million BĂŒchern zu ĂŒber 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nÀchsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu "Pars fructuaria" von Tobias Schubert im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten BĂŒchern aus Biowissenschaften & Wissenschaft Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir ĂŒber 1 Million BĂŒcher zur VerfĂŒgung.

Information

Verlag
tredition
Jahr
2016
ISBN
9783734569906

1. Einleitung

„Panem et circenses“, so wird meistens die HerrschaftsausĂŒbung der römischen Kaiser in der Kurzform zusammengefasst. Diese Arbeit befasst sich damit, woher das Brot kam. Die Landwirtschaft ist, und dass hat sich seit den Tagen der ersten Ackerbauern und ViehzĂŒchter nicht geĂ€ndert, nach wie vor die Grundlage jeder menschlichen Gesellschaft. Dies trifft ins besondere auch auf die Gesellschaft der römischen Zeit zu, da mit dieser erstmals eine stĂ€dtische, hoch differenzierte Kultur, deren Erwerbsschwerpunkt nicht im lĂ€ndlichen Bereich lag, in die Bereiche nördlich der Alpen vordringt. Die Kernzelle römischer Landwirtschaft, die Villa rustica, ist zwar seit langem bekannt, jedoch beschrĂ€nkte sich, auch unter dem Eindruck der prĂ€chtigen, aus Italien bekannten Landwohnsitze der stĂ€dtisch-römischen Oberschicht, die Forschung oft weniger auf die funktionalen Aspekte der Anlagen als landwirtschaftliche Betriebe als auf die architektonischen und kulturellen Aspekte der HauptgebĂ€ude. Anhand dieser versucht man vielfach zu Aussagen zu BesitzverhĂ€ltnissen, Wirtschaftsweise und Einbindung ins ökonomische und politische System zu kommen. Dabei hat schon der römische Schriftsteller Marcus Terrentius Varro gespottet: “. . . du nennst es Villa ohne Speicher fĂŒr die Ernte ...”1. Obwohl ursprĂŒnglich der Versuch unternommen werden sollte, die NebengebĂ€ude der niedergermanischen Villae im Vergleich mit anderen Provinzen komplett auf ihre Funktion hin zu untersuchen, so konzentrierte sich die Arbeit schnell auf die vermeintlich am einfachsten zu identifizierenden NebengebĂ€ude der Villae, die Speicher- und WirtschaftsgebĂ€ude, die sich als sehr viel differenzierter zeigten, als angenommen. Daher, so zeigt auch der vom römischen Agraschriftsteller Columella entlehnte Titel, legt diese Arbeit ihren Schwerpunkt auf die GebĂ€ude mit Speicherfunktion und den Aspekt der Einlagerung von Erntegut auf den römischen Villae des Untersuchungsbereiches, ohne dabei jedoch sicher zu identifizierende damit in Zusammenhang stehende GebĂ€ude zu ignorieren. Dabei ist gerade die Erforschung der landwirtschaftlichen Strukturen der römischen Zeit in Zeiten knappes Kassen, in denen man auch die Relevanz seiner Forschung rechtfertigen muss, ein Thema von Wichtigkeit. Vor dem Hintergrund einer wachsenden Weltbevölkerung und eines nach wie vor, gerade in EntwicklungslĂ€ndern, großen Verlustes von Erntegut durch nicht zur VerfĂŒgung stehende moderne, energiegestĂŒtzte Lagermöglichkeiten 2kann die Untersuchung der Frage, wie die römische Kultur diese Problematik energieneutral zu lösen versucht hat, Impulse zur Lösung aktueller Probleme der Nahrungsmittellagerung liefern.

1.1. Fragestellung

Durch den seit 1978 stattfindenden Braunkohlenabbau im Tagebauverfahren in der rheinischen LĂ¶ĂŸbörde zwischen Köln und Aachen wurde es erstmals nötig und möglich, eine gesamte Kulturlandschaft geschlossen zu untersuchen. FĂŒr die ArchĂ€ologie der römischen Provinzen bedeutete dies auch, sich hier verstĂ€rkt mit der zivilen lĂ€ndlichen römischen Besiedlung befassen zu können, wohingegen der Schwerpunkt der Forschung vorher vor allem auf den stĂ€dtischen und militĂ€rischen Strukturen lag. So beklagt Kunow3 noch Anfang der 1990er Jahre zurecht fĂŒr den deutschsprachigen Teil der Germania Inferior, das die einzig vorliegende monographische Publikation einer römischen Villa rustica im Bereich der sĂŒdlichen Germania inferior die der Villa von Köln-MĂŒngersdorf4 durch Fremersdorff sei. Dies hat sich mit den monographischen Arbeiten von Hallmann-Preuß5, Kaszhab-Olschewski6, Kiesling7 und BrĂŒggler8 nun, zwanzig Jahre spĂ€ter, grundlegend geĂ€ndert, soweit es den Bereich des Braunkohlentagebaus Hambach betrifft. DarĂŒber hinaus erfolgte mit den Arbeiten von Gaitzsch9, Lenz10 und Heimberg11 der Versuch einen grundlegenden strukturellen Einordnung der lĂ€ndlichen römerzeitlichen Besiedlung und ihrer Entwicklung. WĂ€hrend sich Gaitzsch dabei auf Aussagen zum Bereich des Hambacher Forstes beschrĂ€nkt, Lenz zur benachbarten Aldenhovener Platte, ist erst von Heimberg der Versuch unternommen worden, die gewonnen Erkenntnisse zu einer Gesamtaussage ĂŒber die Villae der gesamte niedergermanische Provinz zusammenzufassen. Hierbei legte Heimberg einen breiten Katalog von Haupt- und NebengebĂ€uden der Villae der Niedergermanischen Provinz vor und unternahm eine Typengliederung, eine differenzierte Betrachtung der Vergesellschaftung von GebĂ€udetypen miteinander und eine differenzierte Betrachtung der GebĂ€udetypen an sich unterblieb jedoch, ebenso eine zeitliche Differenzierung ins besondere innerhalb der Steinbauperioden. Daher stellten sich zu Beginn der Arbeit zunĂ€chst folgende Fragen:
1. Sind anhand des Grabungsbefundes differenzierte Aussagen zu den NebengebÀuden der einzelnen Villae möglich?
2. Sind Aussagen zur Rekonstruktion, der Bauweise und FunktionalitÀt der NebengebÀude möglich?
3. Sind NebengebÀude der Villae einmal errichtet worden, oder lassen sich regelhaft verschiedene Bauphasen innerhalb der GebÀude identifizieren? Und wenn ja, ist die Funktion der GebÀude einheitlich oder ist innerhalb der GebÀude ein Funktionswandel zu erkennen?
4. Sind bestimmte NebengebĂ€ude regelhaft miteinander vergesellschaftet und welche SchlĂŒsse lassen sich daraus ziehen?
5. Sind dieses Regelhaftigkeiten auch außerhalb des Bereiches des Hambacher Forstes in der ĂŒbrigen Provinz Niedergermanien zu beobachten und wenn ja, welche SchlĂŒsse lassen sich daraus ableiten?
6. Sind selbe Regelhaftigkeiten auch in den zum Vergleich herangezogenen Villae der benachbarten Provinz Obergermanien und in Britannien zu beobachten, und wenn ja, welche SchlĂŒsse lassen sich daraus ableiten?
7. Welche SchlĂŒsse lassen sich möglicherweise ziehen, wenn dies nicht der Fall ist?
Die Untersuchung legt ihren Schwerpunkt unter Beibehaltung der oben genannten Fragestellung jedoch aus den GrĂŒnden der tatsĂ€chlichen Ergebnisse auf die vermutlichen Wirtschafts- und SpeichergebĂ€ude im Baubestand der verschiedenen Villa- FundplĂ€tze, da diese sich als sehr viel differenzierter erwiesen als bisher angenommen.

1.2. NaturrÀumliche Voraussetzungen

Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf den als villa rustica angesprochenen ganz oder teilweise ergrabenen, bislang nicht monographisch aufgearbeiteten FundplĂ€tzen des mittleren der drei großen rheinischen Braunkohlentagebaue Frimmersdorf, Hambacher Forst und Weisweiler, des Hambacher Forstes. Der Hambacher Forst oder BĂŒrgewald12 liegt zwischen Elsdorf im Osten und JĂŒlich im Westen zwischen den TĂ€lern der Erft im Osten und der Rur im Westen im Bereich der JĂŒlicher LĂ¶ĂŸbörde. Der Bereich der Bördelandschaft wird seit dem Neolithikum landwirtschaftlich-ackerbaulich genutzt, der Bereich des Hambacher Forstes jedoch wird ab der SpĂ€tantike zunehmend wieder bewaldet und nicht mehr ackerbaulich genutzt. Geologisch werden die aus tertiĂ€ren Mooren entstandenen mĂ€chtigen Braunkohlenschichten von pleistozĂ€enen Kies- und Sandgeröllen von Ur-Maas und Ur-Rhein ĂŒberlagert13, ĂŒber denen sich Auenlehme und Fluglöss abgelagert haben. Die KiesbĂ€nder enthalten an vielen Stellen große Mengen an Eisen- und ManganausfĂ€llungen14. Mit dem Beginn der ackerbaulichen Nutzung im Neolithikum setzt eine beginnende Kolluvienbildung in den tiefer gelegenen Bereichen der Börde fĂŒhrt, ins besondere den GewĂ€ssertĂ€lern, fĂŒhrt. Dies fĂŒhrte zu einer Entgliederrung der Landschaft und Bodenabtrag in den höher gelegenen Gebieten15. Die BodengĂŒte der fruchtbaren LĂ¶ĂŸschichten nimmt von Nord nach SĂŒd hin ab16, im Bereich des heutigen Hambacher Forstes bestehen die deckenden Schichten aus sogenannten Pseudogley-Parabraunerden, die Folge einer seit dem Neolithikum einsetzenden Vergleyung von Schwarzerdeschichten. Damit geht eine Entkalkung und VersĂ€uerung der Böden einher, die im Falle des Hambacher Forstes durch die Bewaldung noch zusĂ€tzlich verstĂ€rkt wird17. Demzufolge muss angenommen werden, dass der Prozess bereits in römischer Zeit im Gange war. Bei Pseudogleyen handelt es sich um StaunĂ€sseböden, die in den klimatischen Nassphasen schnell verschlammen, in Trockenphase sehr schnell sehr fest werden und daher kaum zu bearbeiten sind. Ob es sich bei den Böden des Hambacher Forstes bereits zur römischen Zeit eher um Ackerland schlechter QualitĂ€t handelte, wie unter anderem BrĂŒggler und Janssen18 annehmen, oder ob die BodenqualitĂ€t insgesamt noch im guten Bereich lag, ist nicht mit Sicherheit zu erschließen, wohl fanden sich aber auch Bereiche guter Böden19. Diese beschrĂ€nkten sich, sofern das erschließbar war, jedoch auf ausgesprochen kleine Bereiche, sodass Heide und Schalich in ihrem Bericht von 1977 zum Schluss kommen, dass die Menge des ertragreichen Ackerbodens selbst bei sorgfĂ€ltiger Trennung eine Rekultivierung nur als Waldland ermöglicht20. Topographisch scheidet der Hambacher Forst die LĂ€ufe der in den Rhein entwĂ€ssernden Erft und und in die Maas entwĂ€sserten Rur. In römischer Zeit war das Gebiet durch viele BachlĂ€ufe zergliedert, von denen einige vermutlich bedingt schiffbar waren und in die Erft entwĂ€sserten. Neben Braunkohle, deren oberste Lagen möglic...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Vorwort
  4. Gliederung
  5. 1. Einleitung
  6. 2. Grundlagen römischer Landwirtschaft
  7. 3. Grundlagen der Untersuchung römischer Speicherbauten
  8. 4. Untersuchte FundplÀtze
  9. 5. GebÀude
  10. 6. GebÀudevergesellschaftung der Villae im Untersuchungsbereich
  11. 7. Regionaler und ĂŒberregionaler Vergleich
  12. 8. KapazitÀts- und FlÀchenberechnung der untersuchten Villae des Hambacher Forstes
  13. 9. Bauliche Rekonstruktion
  14. 10. Gesamtbetrachtung der GebÀude
  15. 11. Auswertung
  16. Fußnoten
  17. Literaturverzeichnis
  18. Befundkatalog
  19. Fundkatalog
  20. Tafeln