Irrtum Nr. 1: System Change
Als System verstehen wir heute ein abgrenzbares, natürliches oder künstliches „Gebilde“, das aus verschiedenen Komponenten besteht, die aufgrund bestimmter geordneter Beziehungen untereinander als gemeinsames Ganzes betrachtet werden.
Materielle (natürliche) Systeme sind real, ohne den menschlichen Einfluss entstanden und erhalten sich selbst (Quantensystem, Atom, Molekül, Lebendes System, Zelle, Organsystem, Ökosystem, Planetensystem).
künstliche Systeme sind Systeme, die vom Menschen erdacht und konstruiert wurden. Sie können materieller oder immaterieller Natur sein, sie vereinen häufig beides. Diese lassen sich wiederum unterteilen in:
technische Systeme (Beispiele: Werkzeug, Maschine, Computer)
soziale Systeme (Beispiele: Soziale Gruppe, Familie, Ethnie, Verein, Glaubensgemeinschaft, Unternehmen)
soziotechnische Systeme (Beispiele: Informationssystem, Internet).
Mischformen aus natürlichen und künstlichen Systemen:
biotechnische Systeme (Beispiele: Viehzucht, Kläranlage, Kunstherz) und
sozioökologische Systeme (Beispiele: Kulturlandschaft, Bergbaufolgelandschaft, Schutzgebiete)
Immaterielle Systeme sind nur die künstlich geschaffenen, gedanklichen Systeme, die ohne Einwirken des Menschen keine eigene Dynamik entfalten und deren Existenz von materiellen Systemen abhängt (Beispiele: Begriffssystem, Koordinatensystem, Axiomen System, Modell, Theorie).
Es drängt sich die Frage auf, ob bestimmte «Gebilde», wie beispielsweise die Politik, die Marktwirtschaft, Finanzen, Gesetze, Umwelt, überhaupt als tragfähige Systeme anerkannt werden. Diese Frage ist bis heute noch nicht abschliessend beantwortet. Systeme sind à priori nicht einfach übel, denn, wie die Geschichte zeigt, bewährte Systeme schaffen auch ein wertvolles Fundament: die Ordnung. Ob reale oder auch konstruierte Ordnung, sie beruht auf festen Gesetzmäßigkeiten, die grundsätzlich zu vorhersagbaren Wirkungen führen.
Ordnung deutet auf eine Festigung, nicht auf Veränderung und auch nicht auf eine Abkehr von funktionierenden Systemen. Ob ein «System Change» eine Gesellschaft (Volk, Land) wirklich unterstützt, ist genau zu prüfen. Genau heisst in diesem Fall mit der Lupe einer möglichst objektiven, beinahe emotionslosen Betrachtungsweise. Weder politisch Linksstehende noch die von rechts aussen sind die dominanten Entscheidungsträger; Es bedarf einer mehrheitsfähigen grossen Mitte, die bereit ist, eine Gratwanderung schwieriger Entscheidungen seiner Stimmbürger zu bewältigen.
Volkswirtschaften, Staaten und Nationen rund um den Erdball haben während Jahrtausenden ihre ureigene Kultur geprägt, Lebenserfahrung gesammelt und länderspezifische Schwerpunkte im Verhalten untereinander und zu anderen Völkern erschaffen. Jedes Volk ist heute durch seine immense Geschichte geprägt und erntet damit unter Nachbarländern gebührende Anerkennung oder nicht. Solange das dahinterstehende Wertesystem nicht kollabiert, ist an diesen bestehenden Regierungs- und Wirtschaftsformen nichts einzuwenden. Es besteht schlicht kein Bedarf, bewährte Systeme über Bord zu werfen und durch andere zu ersetzen. Die Politik, das Völkerrecht und die Zuteilungen für irdische Güter hat jedes Land, jede Nation, jeder Staat für sich und schon längst klar definiert. Ein Wechsel im Regierungsund Führungssystem würde bestenfalls Unsicherheit und Verwirrung unter den Verantwortlichen bedeuten.
Es ist zu kurz gedacht, zu glauben, dass eine totale Abkehr von etablierten teilweise bewährten Systemen, Gesetzen und bestehenden Regierungspraktiken für die Zukunft der Menschheit förderlich ist. Unsere heutige Weltordnung, mit allen ihren politischen Formen, hat sich weitgehend klar definiert. Sich darüber zu beklagen, ist weder ein Weg noch ein Ziel. Die Entwicklungsgeschichte hat uns im Verlauf der Geschichte zu dem gemacht, was wir wirklich sind und können. Mit Wissen, Erfahrung und Instinkt vernetzen wir uns im ureigenen Interesse mit dem Anderen vielleicht anfangs noch Fremden und suchen gemeinsam und mit viel Kompetenz die Lösung in einem Bündnis. Das ist für viele Fachgebiete (Finanzen, Politik, Handel, Rechtswesen, Bildung und Kultur) auch das beste Vorgehen jeder reflektierenden Nation. Denn es liegt auch in unserer Natur, dass wir unser Tun und Handeln nie selbstlos ausgrenzen und abschotten. Eher suchen wir aus persönlicher Neugier oft die Nähe und den Wettbewerb. Schon bald schliessen wir uns mit gleich orientierten Partnerländern zusammen, um persönliche, lokale und nationale Ziele in einen grösseren Kontext zu bringen. Das ist seit Jahrzehnten unser Erfolgsrezept.
In einem späteren Kapitel werden die internationalen Organisationen aufgeführt, die genau diese grösseren Zusammenschlüsse suchen und deshalb die Stärken ihrer nationalen Anliegen in der Verbindung mit den anderen Nationen erkennen.
Die Systeme innerhalb der Nationen entscheiden immer unabhängig und selbstbewusst. Das ist grundsätzlich nicht in Frage zu stellen, ist sogar unabdingbar und richtig; Alle Länder müssen ihre eigenen Werte und politischen Haltungen bewahren können. Es liegt nicht am Einzelnen, in andere Regierungen einzugreifen. Wir wissen aus der Weltgeschichte, dass solches Kräftemessen immer zu materiellem Neid, ethnischem Hass und Verachtung gegen den Konkurrenten und schlussendlich zum Krieg unter den Völkern führt.
Niemand und auch keine Institution kann Anderen eine «bessere» Welt-Ordnung vorschreiben (vgl. Ignaz Bender/ISBN). Immer, das hat die Weltgeschichte gezeigt, liegt es in der Natur der Sache, dass jedes Land, jede Staatsmacht den eigenen nationalen Interessen den Vorrang gibt, bevor andere Regierungen auftreten.
Es entsteht beispielsweise nie eine weltweite Sicherheit mit internationalen Waffengesetzen, denn immer regeln nationale Waffenfabriken den damit verbundenen Handel. Infolge der vielen gegensätzlichen Regierungssysteme wird das nie möglich sein. Menschen verhalten sich auf dem Planeten egoistisch, unberechenbar oder gar chaotisch. Sie lassen sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Einzelne oder ganze Kulturen haben das Verhalten anderer nicht zu qualifizieren.
Auch in der Beurteilung des Rechts geht die Mens...