Die Souveränität der Verführung
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Die Souveränität der Verführung

und das Gedächtnis der Zelle

  1. 88 Seiten
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Die Souveränität der Verführung

und das Gedächtnis der Zelle

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Über dieses Buch

Angesichts der immer weiter voranschreitenden Forschung auf dem Gebiet der Gentechnik und Zellmanipulation, gibt Dr. Kübler die möglichen Folgen zu bedenken und stellt die Art und Weise, wie Forschung praktiziert und forciert oder einfach nur hingenommen wird, in den Kontext der aktuellen Lage in Politik, Gesellschaft und Medien. Neben den teilweise moralischen Gratwanderungen stellt er insbesondere die der Forschung zugrunde liegenden Motive zur Diskussion — und die, die ihr eigentlich zugrunde liegen sollten.

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Information

Verlag
tredition
Jahr
2015
ISBN
9783732377787
Das Begehren
Es handelt sich um vagabundierende erotische Energie auf dem Wege zum Ziel, auf der Jagd nach einer kompatiblen Seele. Frauen setzen bei der Wahl eines Partners ein Mindestmaß an Intelligenz voraus, was evolutionsbiologisch und anthropologisch ja schon einmal an und für sich schön ist.
Bei der Suche nach einer neuen erotischen Realität erscheint das weibliche Geschlecht zunächst im Vorteil. Die Frau braucht nur Ja zu sagen. Sie braucht nur begehrenswert zu sein. Verweigerte sie sich jedoch einem werbenden Mann, genügte das im Mittelalter, sich dem Vorwurf auszusetzen eine Hexe zu sein. Bizarre Geständnisse erpressten die Folterknechte der Kleriker aus den Mündern der Gemarterten, beispielsweise, dass sie mit dem Teufel Unzucht getrieben hätten.
Bamberg war im 17. Jahrhundert ein Zentrum der Hexenverbrennungen, sozusagen ein Holocaust-Zentrum im Mittelalter. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden dort binnen 20 Jahren 1000 Menschen, vorwiegend Frauen, hingerichtet. Jeder 13. Bamberger starb.
Das Vermögen der Denunzierten und Ermordeten fiel an die Kirche, die es ebenso wenig restituiert hat wie der moderne Staat die zerstörte Existenzgrundlage der zahlreichen Justizopfer auch nur annähernd adäquat restituiert. Proteste der Fachwelt – hier der Mitglieder der Rechtspflege – sind nicht in nennenswertem Umfang bekannt, weder damals noch heute.
Ein nicht unerheblicher Nebeneffekt des kirchlichen Holocausts an der Weiblichkeit des Mittelalters war die Hinrichtung der mit der Geburtenverhütung vertrauten Hebammen, der weisen Frauen. Verhütet werden sollte auf gar keinen Fall, der Souverän benötigte Untertanen zur Verfolgung seiner territorialen Ansprüche.
Die darauf folgende Bevölkerungsexplosion der Neuzeit, nach dem Verlust des mittelalterlichen Wissens der Geburtenverhütung, durch die Taten der kirchlichen Ideologen, werden bis heute unterschätzt. Nicht umsonst hält der Vatikan seine Hexenakten teilweise bis heute unter Verschluss.
Die Hexenverfolgungen waren die Entdeckung der Biopolitik am Rande des Mittelalters: Kriegszüge, Raubzüge, Pestzüge hatten den Fürsten das Menschenmaterial zerstört. Menschen waren plötzlich wertvoll und an sich kein Wegwerfartikel mehr.
Den Mächtigen gingen die Menschen aus.
Die Schönsten und Fähigsten unter ihnen wurden als Hexen verfolgt: die Hebammen. Sie wussten um die Geheimnisse der Verhütung und die Feinsteuerung der Fortpflanzung. Sie kannten schon lange vor dem 19. Jahrhundert das Speculum.
Was taten die Kleriker? Geburtenkontrolle wurde zur Unzucht mit dem Teufel erklärt.
Die Gynäkologie wurde den Frauen entrissen, die Fachfrauen exorziert oder zu Tode gefoltert.
Die Folgen: Die Gynäkologie sank auf ein erbärmliches Niveau, wovon sie sich bis heute nicht erholt hat, zumindest in einigen Ländern nicht.
E fand nun wieder eine Bevölkerungsexplosion statt, die in die Kolonien exportiert wurde oder zum damaligen Turbo-Kapitalismus führte. Wir haben heute fast acht Milliarden Menschen auf der Erde und die Lage droht außer Kontrolle zu geraten.
Die Folgen der Degradierung der Frauen als Hexen, sozusagen der Holocaust der Sexualität, für die Stabilität Europas und der Welt, können nicht überschätzt werden – sie prägen die Welt bis heute.
Der Hexenwahn war und ist eine religiös motivierte Vergewaltigung der Frau. Die monotheistischen Religionen geben dabei das weibliche Prinzip auf und manipulieren den Eros zur Erlangung universeller männlicher Macht. Es geht darum, sich die feminine Urmacht untertan zu machen, ja, sich anzueignen. Es wird den Frauen die Fähigkeit das Leben zu gebären geneidet.
Diese weibliche Urmacht widerspricht dem patriarchalischen und phallokratischen Konzept der Transzendenz. Deswegen kommt es zu Hexenjagden und rituellen Vergewaltigungen; die ist letzten Endes der gewaltsame Versuch, sich von der weiblichen Urmacht unabhängig zu machen. Der Vater verweigert der Mutter ihre Macht Leben zu gebären, weil er der alleinige Schöpfer sein will.
Es geht den Christen wie den Buddhisten um eine durch den Vater ermöglichte Wiedergeburt und damit um die Überwindung der eigenen Sterblichkeit, die in der phänomenalen Welt der Frau implizit gegenwärtig ist.
Die Historiker scheinen nach ihrer Sozialisierung, Politisierung und sonstigen Ausbildung unfähig zu sein, eine Weltgeschichte der Vergangenheit oder der erweiterten Gegenwart zu schreiben, die die Wissenschaften von der Verhaltensweise des Menschen einbezieht – sei es aus Furcht gegenüber anderen Fachgebieten oder aus Mangel an gegenwartsdiagnostischem Urteilsvermögen.
Diese noch zu schreibende Geschichtsanalyse hätte im Kern mit Globalisierung zu tun, dem Umgang des Menschen mit der Macht, mit sich selbst und mit dem Überlebenskampf immer größer werdender Menschenmassen und dem damit verbundenen Klimawandel.
Werfe man doch nur einen Blick auf die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts: Sie war eine Zeit ansteigender Mobilität der Menschen. Diese erhielt zusätzliche Schubkraft durch ein ungewöhnliches Bevölkerungswachstum, das bis heute in vielen Teilen der Welt anhält und das Klima zunehmend mit beeinflusst. Die Natur lässt sich die monströse Geburtenexplosion und den damit verbundenen Klimawandel nicht länger gefallen. Sie schlägt massiv zurück durch Klimakatastrophen nie da gewesenen Ausmaßes und erreicht damit nun wieder eine Reduktion des Menschenmaterials, verbunden mit einer zunehmenden Unfruchtbarkeit sowohl der Männer als auch der Frauen. In den sogenannten zivilisierten Ländern verläuft inzwischen jede zweite Geburt ungewöhnlich dramatisch und nicht mehr natürlich. Eine Vergewaltigung der Zelle ist hier nicht die Lösung – sie zerstört letzten Endes jedes Leben.
Es kommt die Digitalisierung fast aller Lebensbereiche hinzu, die inzwischen eine Penetrationskraft, Akzeptanz und Unverschämtheit erreicht hat, welche die Welt keineswegs immer offener und freizügiger sein lässt.
Der menschliche Körper wird zunehmend digitalisiert, teilweise werden schon vorgeburtliche DNA-Analysen durchgeführt, um Chancen zu verteilen.
Wir benötigen also neben einer Ethik der Information auch eine Ethik der Sorge um den anderen und eine Ethik der Überwachung. Schwierig ist, dass fast alle Produktions- und Migrationsabläufe heute digitalisiert und überwacht werden. Schon ruft man nach einer Überwachung der Mittelmeeranrainer und ihrer Flüchtlinge durch Drohnen. Somit gerät der Nationalstaat ebenso wie das Individuum, das in ihm lebt oder zwischen Nationalstaaten migriert, in eine tiefe Existenzkrise. Obwohl der Mensch zunehmend von Produktionsprozessen und damit von einer geregelten Einnahme ausgeschlossen wird, ist er wegen der Auflösung der Nationalstaaten und der Frivolitäten und Senilitäten der letzten Imperien zunehmend gezwungen, individuelle Lösungen oder Pseudo-Lösungen für gesellschaftlich, technologisch und klimatisch verursachte Probleme zu schaffen.
Man darf hier ohne Übertreibung sagen, dass die Krise der Organe und Institutionen, die die menschlichen Belange vertreten sollten, das augenfälligste Problem des 21. Jahrhunderts ist. Vielleicht schätzen auch deswegen so viele Menschen die Digitalisierung sozialer Netzwerke, weil dies die einzige soziale Welt ist, die sie haben, die sie kennen und in der sie sich ein wenig heimisch fühlen dürfen.
Den Technologen und Technokraten darf man ins Stammbuch schreiben, was der Historiker – also auch auf diese kann man nicht ganz verzichten – Tony Judt gesagt hat:
Und wenn wir sonst nichts aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben, sollten wir zumindest begreifen, dass die angeblich perfekten Lösungen die furchtbarsten Konsequenzen hervorbringen. Die schrittweise Verbesserung unbefriedigender Zustände ist das Beste, was wir uns erhoffen können und anstreben sollten.8
Mit anderen Worten: Die Geschichte lehrt uns Demut und rät uns zur Mäßigung und zum Verzicht auf Selbstermächtigung.
Und er sagte kurz vor seinem Tode noch etwas, auf die Frage, ob er ein Abgleiten in den Totalitarismus befürchte: Das tue er nicht, aber er beobachte aktuell einen Verlust der Überzeugung, ein Schwinden des Glaubens an die offene, demokratische Gesellschaft, ein Gefühl der Resignation. Er glaube allerdings auch, dass wir in den nächsten 15 Jahren eine Rückkehr des politischen Engagements erleben werden, dass sich junge Leute organisieren und ihrer Empörung über die politische Stagnation der vergangenen 25 Jahre Ausdruck verleihen werden. Also sei er gegenwärtig pessimistisch, auf mittlere Sicht jedoch optimistisch.9
Im Grunde geht es um die Modalitäten des Erkennens, Begehrens, und Zusammenkommens. Die unverbindlichste und dennoch intimste Form ist der One-Night-Stand:
Der Begriff kommt ursprünglich aus der Theaterbranche und bedeutet einmaliges Gastspiel. Heutzutage ist damit eine sexuelle Kurzbeziehung gemeint, die nur eine Nacht oder sogar noch kürzer andauert, oft zwischen einander nicht näher bekannten Personen und ohne die Absicht, eine längere emotionale Beziehung einzugehen.
Doch ist zweifelhaft, ob der ONS den Interessen der Frauen und Männer nützt, denn worum geht es? Um die Suche, Bestätigung und Vermeidung des Alleinseins.
Oft können das die Partner längerer Beziehungen nicht mehr leisten: Monogamie als Gefängnis der Lust und als Grab der Sehnsüchte. Heute wird dagegen die Polyamorie eingesetzt – mit wechselndem Erfolg, denn die Sehnsüchte nach Abhängigkeit, das Bedürfnis gebettet und beschützt zu werden, sind stark.
Es geht auch um die Befriedigung der Grundbedürfnisse: Sex, Nahrung, Schlaf, Geborgenheit und Glück. Dazu bedarf es einer geeigneten Dosis von dopaminergen Neurotransmitter-Impulsen im Bereich des Nucleus praeopticus medialis des Hypothalamus. Mit dem AMEFI-Prinzip ist das kaum vereinbar: Alles mit einem für immer. Sobald sich beide Kommunikationspartner über das Ziel der sexuellen Kommunikation verbal oder non-verbal einig sind, bedarf es noch einer Örtlichkeit, um eine intime Situation zu schaffen, in der ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Die Liaison der Sphären
  7. Liebe als Versuch der Wiederherstellung einer verlorenen Einheit
  8. Das Ovum – das Prinzip Ei:
  9. Das Begehren
  10. Das Spiel des Lebens
  11. Quellen und wissenschaftliche Literatur: