Paradies im Alltag
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Paradies im Alltag

Paare gestalten das Glück ihrer Liebe

  1. 256 Seiten
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Paradies im Alltag

Paare gestalten das Glück ihrer Liebe

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Über dieses Buch

Miteinander glücklich werden - jeden TagLiebesbeziehung und Liebesglück zu gestalten ist die Lebensaufgabe. Sich um das Glück zu kümmern, damit es nicht verkümmert, ist die Herausforderung an die Liebenden. Paradies und Alltag – wie bewältigen Liebende diesen Widerspruch?Michael Cöllen vermittelt mit seinem "Lernmodell Liebe" auf der Basis von Paarsynthese Wege und Werkzeuge, die hohen Gefühle der Liebe auch im Alltag vertiefen und zukunftsfähig gestalten zu können. Er stellt Paarkonferenzen vor, die Paaren eine hilfreiche Struktur im Alltagsstress oder im Chaos der Gefühle geben und die für das Glücksempfinden sensibilisieren. Zahlreiche Rituale und Übungen der Liebe laden dazu ein, kreatives Potenzial zur Gestaltung von Glück zu entfalten.

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Information

1. Kapitel: Zum Verstehen von Glück

Das Glück der Liebenden ist nicht in der Freiheit von Hindernissen und Enttäuschungen oder in der Abwesenheit von Unglück zu suchen. Selbst bei größten Schmerzen und Anstrengungen können wir Glück empfinden (Liedloff 2009). Liebesglück braucht als kleine Schwester die Fähigkeit zur Frustrationstoleranz, notfalls auch Umwege in Kauf zu nehmen, aber das Ziel trotz Beschwerden nicht aus den Augen zu verlieren.
Bewusst oder unbewusst, ausgesprochen oder unausgesprochen ist Liebesglück mit einer hohen Erwartung verbunden, mit einer besonderen Erwartung, die sonst nirgendwo auf der Welt an jemanden gerichtet wird.
Liebende suchen nach einem Glück, das Körper, Geist und Seele umspannt. Gesucht ist ein Dreiklang, der die Liebenden in gegenseitiger Resonanz verbindet. Diese drei Dimensionen menschlichen Seins wirken dann wie Klangkörper, die fein aufeinander abgestimmt sind.
Damit wird Liebe zum Brennpunkt von Welterleben.
Alles, was menschliche Existenz ausmacht, tritt hier in Erscheinung. Individuelle, gesellschaftliche und existenzielle Bedürfnisse mischen sich, kollidieren und explodieren oft im Zentrum der kleinsten sozialen Einheit, die es gibt – im Paar. Das ist auch der Grund dafür, dass das Liebesglück der Paare nicht nur im kleinen privaten Bereich und nicht auf Dauer isoliert von seiner Umwelt definiert werden kann.

Die Vielfalt von Glück

Da sich so viele menschliche Phänomene im Paar bündeln, wird allerdings der Begriff von Liebe und Liebesglück dementsprechend inflationär gebraucht, infrage gestellt oder gar gemieden – und bleibt doch einzigartig. So schreibt Hermann Hesse: »Unter den Wörtern gibt es bevorzugte und gemiedene, es gibt alltägliche, die man tausendmal verwendet, ohne eine Abnutzung zu fürchten, und andere, festliche, die man, so sehr man sie lieben möge, nur mit Bedacht und Schonung, mit der dem Festlichen zukommenden Seltenheit und Auserwähltheit sagt und schreibt. Zu ihnen gehört für mich das Wort Glück.« (1970, S.10f)
Tatsächlich sind die Worte Liebe und Glück mit Vorsicht, mit Andacht und Ehrfurcht zu gebrauchen. Und besonders dann, wenn sie verbunden werden zu einem Begriff – zu Liebesglück. Auch in der Wiederholung soll die Ehrfurcht bleiben.
Zunächst ist zu klären, wie wir umgehen können mit der geradezu babylonischen Sprachverwirrung um das einfache Wort Glück. Das führt schon zwischen zwei Liebenden häufig zu vielen Auseinandersetzungen. Es kann nicht verwundern, wenn eigentlich die ganze Welt sich uneins ist über das richtige Glücksverstehen. Selbst das Wissen von hundert Glücksforschern aus aller Welt, zusammengetragen in dem Buch Glück – The World Book of Happiness (Bormans 2012), führt zu keiner wirklichen Einigkeit über dieses doch weltumspannende Phänomen.
Exkurs: Ergebnisse aus der Forschung zum Phänomen menschlichen Glücks
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Glück kommen hauptsächlich aus den Gebieten der Positiven Psychologie, der Emotionsforschung und der Gesundheitspsychologie.
Eine übergreifende Definition, die alle Aspekte erfasst, gibt es nicht.
Eine einfache Definition lautet: Glück ist definiert als stark positive Emotion verbunden mit dauerhafter und intensiver Zufriedenheit. Eine Unterscheidung wird zum Beispiel getroffen zwischen lebensgeschichtlich erworbenem Glück und aktuellem Glückserleben.
Aktuelles Glückserleben wird getragen von: Begeisterungsfähigkeit, Vitalpräsenz/Achtsamkeit, positivem Denken, Selbstwertgefühl/Selbstwirksamkeit, Extraversion/sozialer Aufgeschlossenheit, Flexibilität, Sinnfindung.
Lebensgeschichtlich erworbenes Glück wird getragen von: Innerlichkeit und Spiritualität, positiver Grundeinstelllung, konkreten Glückserfahrungen, Lebenszufriedenheit, Bewusstsein erreichter Ziele, Freiheit/Autonomie, Frustrationstoleranz/Integration von Widersprüchen, Selbstdisziplin/Selbstwirksamkeit, sozialem Engagement und Verantwortung.
Sehr verschiedene Autoren aus sehr verschiedenen Epochen kommen immerhin zu ähnlichen Ergebnissen:
Aristoteles (384–322 v.Chr.) benennt als Glücksfaktoren (Lebens-)Lust, Verantwortungsbewusstsein in Freiheit (Tugend) und die Suche nach Sinn (forschende Philosophie). Epikur (341–271 v.Chr.) benennt die Abwesenheit von körperlichem Schmerz und seelischen Beschwerden einerseits und Tugend als Einsicht für ein lustvolles Leben.
Thomas von Aquin (1225–1274) führt an, dass Trägheit traurig macht.
Nach Sigmund Freud (1856–1939) ist ein Mensch gesund, wenn er Arbeitsfähigkeit, Genussfähigkeit und Liebesfähigkeit besitzt. Aber zum Glück wird es erst dann, wenn es ihm gelingt, darüber hinaus Harmonie zwischen den eigenen inneren Instanzen von Es, Ich und Über-Ich herzustellen. Das erfordert, die eigenen Triebbedürfnisse mit den moralischen und sachlichen Zwängen so erwachsen auszusteuern, dass keine unlösbaren Konflikte entstehen. Mit anderen Worten also, zu lernen, mit sich selbst und der Umwelt im Einklang zu leben.
Für Victor Frankl (1905–1997) steht der Mensch als sinnbestimmtes Wesen und dessen Einsicht in Sinnhaftigkeit im Vordergrund von Glückserleben.
Nach Stefan Klein liegt die Glücksformel (2013) in einem ganzen Glückssystem aus Gehirn, Begehren, Genuss, Lust, Liebe, Leidenschaft und Selbstüberwindung der eigenen Schattenseiten.
Gunther Schmidt (Vortrag CD Auditorium 2011) erklärt, dass es nicht die Außenbedingungen seien, die das Glück ausmachen, sondern vor allem drei Faktoren: Selbstwirksamkeit, soziale Beziehungen (Sexualität) und Sinnzusammenhang.
Für Hilarion Petzold (1993) baut menschliches Glück letztlich auf den Säulen menschlicher Identität auf: Körper, Netzwerk, Arbeit, Wertewelt, Mitwelt.
Von Mihaly Csikszentmihalyi (2001) erfahren wir, dass das »Geheimnis des Glücks« im Flow-System beziehungsweise in der Fähigkeit zum Flow-Erleben liegt. Vereinfacht meint das die lustvolle Konzentration, gerichtet auf höchste Anstrengung für ein Ziel in einer bestimmten Zeit wie Sport, Klettern, Wandern.
Sonja Lyubomirsky (2014) konstatiert aufgrund ihrer Untersuchungen einen genetisch kodierten Glückspunkt. Ähnlich wie Kollegen der Neurophysiologie definiert sie Glück damit auch als neuronales Muster. Das bewirkt im Übrigen, dass wir uns an Glück gewöhnen und es dann als solches nicht mehr wahrnehmen (Hedonistische Adaption). Tendenziell achten Menschen mehr auf Unglück aus Gründen der Vorbeugung von Gefahren. Einzelbedingungen wie Ehe, Kinder, Karriere und Wohlstand stehen dabei im Vordergrund und werden überbewertet. Familie, Freundeskreis, Hobby und Entdeckungsreisen machen langfristig zufrieden und helfen, Unglück zu überstehen. Widersprüchlich dabei ist, dass Menschen zu ihrem Glück nach Besitz streben, sich dabei aber oft verausgaben, zum Beispiel für den Hauskauf. Mieter sind in der Regel glücklicher, so die Untersuchung. Das größte Unglück ist für Menschen, keine Beziehung zu haben und keine Möglichkeit zur Kommunikation. Der sexuelle Trieb als Glücksfaktor unterliegt der genetischen Adaption, deshalb lässt das Begehren nach.
Ruut Veenhofen hat in dem Buch Glück – The World Book of Happiness mit über 100 Glücksforschern (Bormans 2012) das derzeitige Wissen über Glück zusammengetragen. Danach ist Glück das Hauptziel der modernen Gesellschaft. Gleichzeitig wächst die moralische Forderung, dass immer mehr Menschen am größeren Glück teilhaben sollen. Glück wird damit zur politischen Agenda. Glück meint übergreifend Wohlbefinden, Lebensqualität und subjektive Wertschätzung des Lebens. Die Messungen zum Glück wurden durchgeführt anhand von Befragungen zur Zufriedenheit mit dem Leben als Ganzem. Die Antworten wurden auf einer Skala von 0 bis 10 eingeordnet. Der Welt-Durchschnitt des Glücksquotienten liegt demnach bei 7,2 Punkten. Von insgesamt 148 befragten Nationen liegen fünf Länder bei acht Punkten und mehr, darunter Costa Rica und die Schweiz. 26 Länder liegen bei 7 bis 8 Punkten, darunter so gegensätzliche wie Honduras, Mexiko, Nicaragua, aber auch Deutschland (7,1), Belgien, Panama, Österreich und Zypern. Als« Glücksfaktoren« wurden herausgefiltert: die Qualität der Gesellschaft verbunden mit Wohlfahrt, sozialer Gleichheit, politischer Freiheit, kultureller Vielfalt und moralischer Ordnung. Als Zweites entscheidet die soziale Position verbunden mit Besitz, politischem Einfluss und familiären Bindungen. Als Drittes sind entscheidend die individuellen Fähigkeiten verbunden mit körperlicher Fitness, seelischer Stärke, sozialen und geistigen Fähigkeiten.
Zusammengefasst gelten als Hauptfaktoren für Glück:
Gesundheit, Bildung, Wohlstand, Sicherheit, soziale Einbettung, Freiheit und Genussfähigkeit.
Im gleichen Buch kommt Christopher Peterson allerdings zu einer wichtigen Differenzierung: Danach hängt Glück nicht allein in besonderer Weise am Wohlstand, sondern vielmehr daran, dass dieser Wohlstand mit anderen geteilt wird. Seine radikale These deshalb: »Glück kann man kaufen – wenn man sein Geld für andere ausgibt« (S. 18).
Michael Cöllen nennt als Fundament für das Glück der Partner die fünf Dialogsäulen, die das Paar tragen: Körper, Gefühl, Sprache, Sinnfindung und Zeit im intensiven Austausch (1997/2013).
John Gottman (2004) begründet aus seinen Untersuchungen, dass diejenigen Paare glücklich bleiben und zukunftsfähig sind, die sich an die 5:1-Formel halten: Für eine Kritik muss fünf Mal Lob ausgesprochen werden, um das seelische Befinden positiv auszugleichen.
Vor allem ein Ergebnis, allerdings das einzige, besticht in der klaren Aussage fast aller Forscher, dass Glück nämlich zu lernen, zu üben oder zu trainieren sei (Focus 51/12, Zeit-Magazin 33/2013). Dieses Ergebnis stimmt wiederum mit der Erkenntnis vieler Philosophen, Denker und Weltanschauungen von der Antike bis heute überein.
Die Übersicht zeigt aber auch deutlich: Je nach eigener Überzeugung treten ganz unterschiedliche Ergebnisse in den Vordergrund. Das verwundert nicht, denn zum Beispiel die spirituellen Erkenntnisse aus der buddhistischen Lehre zum Glück sind mit den Ergebnissen der experimentellen oder der medizinischen Glücksforschung im Westen kaum zu vergleichen. Einrichtungen wie das Institut für europäische Glücksforschung in Wien oder das Institut für Glücksforschung in München setzen ganz andere Akzente als zum Beispiel die vom Dalai Lama einberufene Konferenz über das Glück (Ricard 2007).
Bei unseren Überlegungen für das spezielle Glück von Paaren nutzen wir die oben beschriebenen Ergebnisse.
Die Verwirrung beginnt schon damit, dass darunter ganz verschiedene Erscheinungsformen verstanden werden: So sprechen wir vom großen Glück, aber auch vom kleinen Glück, vom stillen Glück, vom schnellen Glück, sprechen vom zerbrechlichen Glück und vom vergänglichen, vom unfassbaren Glück, vom verbotenen Glück, vom heimlichen Glück, von unerwartetem Glück, vom tiefen Glück, vom verlorenen Glück, vom unverhofften Glück und vom unglaublichen Glück, aber auch vom erarbeiteten Glück. Und wir sprechen auch vom Glück im Unglück.
Glück mag auch bedeuten, mitten in einem Krieg oder in einer Katastrophe zusammen gerettet zu werden. Ebenso ist es Glück, gemeinsam mit der Liebsten eine blaue Stunde zu erleben oder gemeinsam den erregenden Höhepunkt zu erleben, der Körper und Seele miteinander verschmelzen lässt. Ein anderes Liebesglück mag sein, sein Enkelkind beim Gestilltwerden zu erleben, mit dir eine Hummel mitten in der Sonnenblume auf dem Balkon zu beobachten, nach harter Arbeit den gemeinsamen Erfolg zu genießen, in Frieden mit sich selbst und dir zu sein, die eigene und deine Kraft zu spüren, Dankbarkeit zu fühlen füreinander …
Hier tauchen viele Fragen auf: Ist kleines Glück wie das Betrachten einer einzelnen Kirschblüte nur Kitsch? Oder die gemeinsame Teestunde banal? Zählt großes Glück mehr als kleines Glück? Kann auch ein ganzes Volk glücklich sein? Sind Kinder glücklicher als Erwachsene? Können wir auch glücklich sterben?
Schon immer streben wir Menschen, damals wie heute, nach Glück. Das wird deutlich in Zitaten, die aus der Antike stammen und heute noch verwendet werden. Deutlich wird darin, wie unterschiedlich, gegensätzlich und widersprüchlich Glück verstanden wurde und noch wird. Eine feste Definition dafür gibt es bis heute nicht. Aber diese Zitate sind ein guter Spiegel für das menschliche Begehren, Glück verstehen zu wollen:
»Jeder ist seines Glückes Schmied«, ist wohl das bekannteste davon und wird Appius Claudius (von 340–273 v.Chr.) vor Christus zugeschrieben (fabrum esse suae quemque fortunae). Das ließe sich dann natürlich auch umdrehen in: »Jeder ist der Schmied seines Unglücks.« Noch älter ist das Zitat »Das Glück gehört dem Tüchtigen« (fortes fortuna adjuvat) und stammt von Simonides von Keos (556–467 v.Chr.) und wurde gerne von Graf Moltke zitiert. »Jeder soll nach seiner Façon selig werden« – und nicht »sein Glück mit Füßen treten«, stammt von Friedrich dem Großen (1712– 1786). »Dem Glück nicht trauen« oder »Glück und Glas, wie leicht bricht das« – alle diese Weisheiten waren frühere Ratgeber im Umgang mit dem Glück. Leo Tolstoi (1828– 1910) differenziert (Tagebücher 1892): »Das Leben kann kein anderes Ziel haben als das Glück, Freude. Nur dieses Ziel – Freude – ist des Lebens völlig würdig.« Der Dalai Lama erklärt, dass er annehme, der Zweck unserer Existenz sei, glücklich zu sein. Beide setzen sie damit natürlich einen ganz besonderen Akzent, indem sie dem Glück einen Zweck beziehungsweise Sinn und Ziel unterlegen.
Auch wenn diese Zitate den Eindruck erwecken, dass jeder auf der Welt weiß, wie Glück überall und immer als Begriff zu verstehen ist, gibt es doch große und oft extreme Widersprüche in dem, was Menschen mit Glück meinen. Besonders Partner können sich darüber völlig zerstreiten.

Glück wandelt sich mit dem Zeitgeist

Erschwerend kommt hinzu, dass wir Menschen in jeder Altersstufe einen anderen Fokus von Glück haben. Das Glück der 20-Jährigen kann nicht gleichgesetzt werden mit dem der 60-Jährigen. Leider ist es oft ein Missverstehen, dass die 70-Jährigen meinen, sie müssten den 30-Jährigen sagen, was denn das richtige Glück sei. Das Verstehen von Glück wandelt sich sogar mit den Zeiten, sogar mit der Mode. Das ist menschlich.
Für das Glück gibt es keine Zauberformel.
Sind die Liebenden dann wirklich frei und Herr ihrer selbst, um ihr (Liebes-)Glück zu bestimmen?
Die Freiheit, sein Glück selbst zu bestimmen, ist – historisch betrachtet – relativ neu. In der westlichen Kultur wurden dafür unendliche Kriege geführt, viel menschliches Blut vergossen und Revolutionen angeführt. Das Liebesglück von Homosexuellen unterliegt heute noch vielerorts staatlicher Restriktion im Vergleich zur heterosexuellen Lebensgestaltung. In anderen Kontinenten und Kulturen fließt deshalb heute noch Blut.
Der vorherrschende Zeitgeist der jeweiligen Gesellschaft und Kultur bestimmt sehr stark das jeweilige Glücksstreben und auch das intime Liebeserleben der Partner.
Unsere aktuelle Begriffskultur als Spiegel dieses Zeitgeistes wie zum Beispiel Gewinnoptimierung, Selbstoptimierung (Retzer 2010), Globalisierung, Beschleunigungs- und Steigerungsgesellschaft (Rosa 2011), narzisstische Gesellschaft (Altmeyer 2000, Maaz 2012), Mobilität, Gewinngarantie – sie macht deutlich, dass es kaum noch Nischen für Liebesglück gibt. Es wird versucht, das Gemeinwohl heute durch Anleitung zur Maximalentfaltung der Privatnutzung herzustellen, meint Stefan Klein (Vortrag CD Auditorium 2011). Um es dennoch zu erhaschen, verhilft die moderne Medizin durch Gehirn-Doping und Testosteronspritzen zur Stärkung männlicher Aggression für maximale Durchsetzung. Wirtschaftsunternehmen unterwerfen zur Gewinnmaximierung das menschliche Sein dem digitalen Takt, Arbeitskraft wird zum menschlichen Kapital, der moderne Sklavenhandel mit Frauen und Kindern stellt alle Verbrechen dieser Art aus früheren Zeiten in den Schatten. Der gesteigerte Missbrauch im Kapitalismus führt zu einer immer größeren Asozialisierung mit immer mehr Armen und wenigen Reichen. So kritisiert ein Banker die eigene Branche für »… Selbstbedienungsmentalität und Starkultur. In manchen Großbanken regierten Managementfürsten. Vorstände verdienten das 110-fache eines einfachen Angestellten« (Hamburger Abendblatt 15.1.14). In der Folge greift immer mehr Zukunftsangst um sich, die Sorge um die Existenzsicherung beherrscht mehr und mehr nicht nur Einzelne, Paare und Familien, sondern Kommunen und Städte, ganze Nationen. Sind wir dann noch frei?
Die Soziologin Eva Illouz zeigt mit bestechender Klarheit die gesellschaftlichen und privaten Konsequenzen auf und spricht deshalb von einer sehr »ernüchterten Befürwortung der Moderne«. An einem von vie...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Titelinformationen]
  2. [Impressum]
  3. Einleitung: Besinnung und Zentrierung
  4. 1. Kapitel: Zum Verstehen von Glück
  5. 2. Kapitel: Zur Dynamik glücklicher Paare
  6. 3. Kapitel: Zur Krisendynamik unglücklicher Paare
  7. 4. Kapitel: Liebesglück gestalten – der Weg, die Werkzeuge und das Ziel
  8. 5. Kapitel: Paradies im Alltag – das ABC der Liebe
  9. 12 Glücksthesen für Paare
  10. Literatur
  11. Wegweiser: Anleitungen, Rituale und Übungen zum Glücklichwerden mit dem Partner
  12. Stichwortverzeichnis
  13. [Informationen zum Autor]