Lieben & Verzeihen
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Lieben & Verzeihen

Wie sich Paare wiederfinden

  1. 240 Seiten
  2. German
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Lieben & Verzeihen

Wie sich Paare wiederfinden

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Um Verzeihung zu bitten oder aus tiefstem Herzen zu vergeben sind entscheidende Fähigkeiten, wenn die Liebe dauern soll. Der bekannte Paartherapeut zeigt anhand von Fallgeschichten und Übungen für Paare, wie Versöhnung gelingen kann. In fünf Stufen beschreibt er den Weg des Verzeihens und wie wir das Tor für die Rückkehr der Liebe und für neue Nähe öffnen können.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783451811975

Zur Praxis des Verzeihens – Teamwork für die Liebe und Paartherapie

Der ungarische Psychotherapeut und Weggefährte Sigmund Freuds, Sándor Ferenzci, hat einen prägnanten Satz formuliert, der heute immer öfter zitiert wird: »Sie wollen sich lieben und wissen nicht, wie …«. Dieser Satz könnte noch zugespitzt werden: Sie wollen einander verzeihen und wissen nicht, wie …
Spannend, fast verblüffend ist dem gegenüber die Meinung der 16-jährigen Lara:
»Auf deine Frage, wie es mir mit dem Versöhnen und Verzeihen geht: Also, mir geht es schon manchmal so, dass ich ins Schweigen verfalle, wenn ich in irgendeiner Weise enttäuscht wurde. Aber richtig wütend werde ich eigentlich nicht, ich versuche halt die Probleme oder Missverständnisse anders als mit Geschrei zu lösen. Ich spreche dann mit den betroffenen Personen über das Problem und versuche, es so zu lösen. Bis jetzt hat das auch immer ganz gut geklappt. Ich würde also von mir selbst sagen, dass ich jemand bin, der gut verzeihen und sich wieder mit anderen versöhnen kann.
Ich meine, man sollte sein Leben nicht mit Streitereien verplempern, immerhin sind 1 Minute Streit 60 Sekunden wunderbare Zeit des Lebens.
Wenn man also Streitereien umgehen kann, versuche ich das auch. Auf der anderen Seite aber denke ich, dass in einer Beziehung ein Streit durchaus auch positive Seiten haben kann, da das Versöhnen dann auch wieder viel mehr Spaß macht.«
Ist das nur jugendlicher Idealismus oder reine Naivität oder ist Lara schon so reif und besonnen – vielleicht als Folge einer sehr viel »verzeihenderen« Erziehung? Warum können wir Erwachsene nicht einfach auch wie Lara sein?
Tatsächlich wollen viele ihrem Partner nach einer Verfehlung trotz alldem wieder verzeihen und wissen doch oft nicht, wie sie das innerlich bewältigen sollen. Zu viel an inneren Fragen und Zweifeln, an Ängsten und Herausforderungen ist damit verbunden. Oft haben die Streitenden sich in einem Labyrinth von gegenseitigen Anklagen verirrt und finden keinen Ausweg aus dem Dornengestrüpp wechselseitiger Verletzungen. In der Folge die Verletzungen und Kränkungen zu verdrängen und unter den Teppich zu kehren ist gefährlich. Sie tauchen dann unvermutet an anderer Stelle wieder auf, und es ist noch schwerer, sie zu verzeihen. Ergeben sich die Partner aber der Resignation, wird ihre Liebe bald absterben. Nicht Streit noch Enttäuschung, sondern Unverzeihlichkeit ist der schlimmste Feind der Liebe.
Um aber wirklich verzeihen zu können, müssen wir in der Regel einen inneren Prozess durchmachen, mit bestimmten aufeinanderfolgenden Schritten, vergleichbar der Bewältigung von Trauer- oder Schockerlebnissen. Verzeihen ist demnach das Ergebnis nicht eines spontanen Entschlusses, sondern seelischer Entwicklungsarbeit. Um dabei nicht erneut in die Irre zu gehen oder durch erneute gegenseitige Attacken noch mehr Verletzungen davonzutragen, ist es ungemein hilfreich, sich als Paar in eine Therapie zu begeben. Statistiken zur Wirksamkeit einer Paartherapie belegen, dass etwa 70 Prozent der Paare sich wieder aussöhnen und zusammenbleiben (Grawe, Donati, Bernauer 1994).
Frauen und Männer, die in die Paartherapie kommen, sind etwas Besonderes, weil sie mehr als andere Zeit, Kraft und Geld in ihre Liebe investieren. Sie suchen nach der Stimmigkeit ihrer Beziehung, sie ringen um die Wahrheit ihrer Gefühle, sie prüfen die Echtheit und den eigentlichen Wert ihres Zusammenseins. Leider beginnen viele damit erst sehr spät, manche zu spät.
Viele Liebende werden erst im Streit mit dem Geliebten zu Tätern: Sie führen oft einen (Klein-)Krieg, der großen
Schaden anrichtet, beim Partner und bei den Kindern. Sie greifen an und meinen doch, sich nur zu verteidigen. Und noch weiter: Opfer und Täter »verknoten« sich derart, dass auch das Opfer zum Täter wird. Für Außenstehende ist häufig nicht erkennbar, wer der Schuldige ist. Im Teufelskreis gegenseitiger Anklage geht die Chance zur Versöhnung verloren. Oft scheint es, als ob die Streitenden in der Therapie gar nicht die Versöhnung, sondern vielmehr den Schuldspruch für den Anderen suchen.
Für den Einstieg in die Praxis des Verzeihens ist es hilfreich, mit dem Partner das Gemeinsame am Projekt Liebe und Versöhnung herauszuarbeiten. Denn bei aller Zwietracht und Verletztheit wollen letzten Endes beide die Versöhnung, aber allein dieses Einlenken auf das gemeinsame Ziel fällt schon schwer. Freunde, Therapeuten, Selbsthilfegruppen für Paare können dabei nützliche Wegbegleiter sein. Sie sollten neutral sein, das heißt nicht einseitig Partei für einen der beiden ergreifen. Denn es gilt immer, die Anteile Beider herauszuarbeiten. Weil das wehtut, steht am Anfang ebendiese Suche nach dem Gemeinsamen und Verbindenden.
  • Gemeinsam ist beiden Partnern, dass sie nach einem Weg suchen, aber die Orientierung verloren haben. Sie suchen nach dem richtigen Verhalten, nach der Stimmigkeit der Gefühle und nach dem Sinn der Beziehung. Sie suchen nach Erfüllung ihrer Bedürfnisse, nach Frieden in der Liebe, um irgendwo zu Hause und geborgen zu sein.
  • Gemeinsam ist ihnen, dass sie eine geschärfte Wahrnehmung für die Fehler des Anderen entwickelt haben, aber durch die meist unkritische eigene Selbstwahrnehmung, durch die eigenen blinden Flecken die Sicht auf den richtigen Weg verloren haben. Sie suchen beim Anderen und nicht bei sich selbst. Sie suchen Frieden und haben ihn nicht in sich.
  • Gemeinsam ist ihnen, dass sie die Kluft zwischen der hellen und der dunklen Seite schließen wollen. Beide lieben die helle Seite des Partners und wollen ihn deshalb nicht verlieren.
  • Gemeinsam ist ihnen, dass sie in den meisten Fällen als Ziel Verzeihen und Versöhnen vor Augen haben.
Die Paartherapie als eine Hilfsmöglichkeit konzentriert sich in besonderer Weise auf die Themen Verzeihen, Vergeben, Versöhnen und Wiedergutmachen. Denn bevor nach heftigen Streitigkeiten und Krisen der liebevolle Austausch zwischen den Partnern wieder fließen kann, sind meist viele Übergriffe zu verzeihen und wiedergutzumachen. So stehen sich in dieser Arbeit Selbstbehauptung auf der einen und Verzeihen und Nachgeben auf der anderen Seite in einem Spannungsfeld gegenüber. In ihrem Ringen um das Verzeihen ist die Paartherapie deshalb aber nicht nur schwer und traurig, sondern auch spannend, aufregend, manchmal dramatisch, auch abenteuerlich. Vor allem zeigt sie eine Besonderheit – neben vielen anderen – im Vergleich zu allen anderen Psychotherapiebereichen: Streitende Partner bringen mehrheitlich die innere Überzeugung mit, dass hauptsächlich der Andere das Problem darstellt. Er sei der »Übeltäter oder gar der Gestörte«, der um Verzeihung zu bitten habe, der Therapie und Hilfe brauche. Insgeheim hält jeder sich selbst für den besseren Partner. Es sei »das anspruchsvollste technische Problem der Eheberatung, jemandem zu helfen, der die Schwierigkeiten beim Ehepartner sieht«, haben daher die Psychoanalytiker Rubin und Gertrude Blanck schon 1978 festgestellt.
Paararbeit als Teamwork im Rahmen der Paarsynthese erfüllt in Wirklichkeit eine Doppelfunktion: Sie leistet sowohl Einzeltherapie als auch Paartherapie, und zwar zu gleichen Teilen. In den meisten Fällen bedürfen die Streitenden nicht nur einer konstruktiven Streitkultur und besseren Kommunikation miteinander, sondern auch der Aufarbeitung ihrer eigenen innerseelischen Konflikte. Jeder der beiden Partner bringt seine eigene Geschichte, seine Fehlerhaftigkeit und seine typischen Kränkungsmuster mit, die er in der Kindheit erworben hat und nun am Partner abarbeitet. Die Paartherapie erfordert deshalb immer auch eine Einzeltherapie im Angesicht des Partners. Anders ist sie weder denkbar noch sinnvoll. Viele Laien, aber auch Fachleute wie Psychotherapeuten missverstehen dagegen die Paartherapie häufig als reine Kommunikations- und Systemtherapie. Sie nehmen irrtümlich an, eine Paartherapie sei nur eine Art Rettungsunternehmen für zerrüttete Beziehungen, aber mit wirklicher therapeutischer Arbeit nicht gleichzusetzen. Deshalb wird die Paartherapie auch nicht von den Krankenkassen bezahlt. Das ist ein Irrtum von folgenschwerer Tragweite: Viele seelische Fehlentwicklungen, Neurosen und Psychosen, vor allem aber auch Beziehungsstörungen bei heutigen Erwachsenen haben ihre frühe Ursache in den zerrütteten Beziehungen ihrer Eltern. Deren nie verzeihende und unversöhnliche Haltung prägt die Seelen ihrer Kinder und schafft Streitverhalten, Kränkungsmuster und teilweise sogar traumatische Bahnungen bis zu den Enkeln.
Nur wenig auf dieser Welt macht daher so viel Sinn, wie Frieden zwischen den streitenden Liebenden zu stiften. Ich empfinde viel Glück und noch mehr Dankbarkeit, dass ich diesen Beruf ausüben darf, den Frieden suchenden Paaren dabei zu helfen, sich wieder zu versöhnen. Gelingt es uns gemeinsam, dann gibt es andächtige Momente des Staunens vor diesem Wunder der Liebe.
Der durchaus anstrengende, aber lohnende Weg dahin führt über nur fünf Stufen, die auf diesem Weg des Verzeihens zu erklimmen sind. Es ist kein weiter Weg und doch kann er schwer werden und lange dauern, wenngleich im Fortschreiten die Glücksgefühle mehr und mehr überwiegen.
Eine intensive Fortbildung im Projekt Liebe und Verzeihung beginnt. Doch soll sie schließlich mehr und mehr vom Paar selbst übernommen werden. Die Partner lernen Schritt für Schritt, einander heilsam zu begleiten. Dazu gibt ihnen die Paarsynthese eine Art Gebrauchsanweisung für Verzeihensarbeit an die Hand. Es handelt sich um die sogenannte therapeutische Treppe. Sie stammt aus der Arbeit mit Paaren und dient als roter Faden für die seelische Aufarbeitung von Kränkungen. Sie hilft, einen Ausweg aus dem Labyrinth gegenseitiger Anklagen zu finden und den Prozess des Verzeihens konsequent zu begleiten.
Ein wichtiger Teil dieses Weges zur Verzeihung führt also über eine Treppe mit fünf Stufen oder Stationen: Anhören, Bearbeiten, Verständigen, Verzeihen/​Versöhnen, Wiedergutmachen. Der Streit des Paares, sei es eine aktuelle Krise oder schwelende Konflikte, bildet dabei den Ausgangspunkt. Leider führen diese Stufen nicht gleich nach oben in den unbeschwerten Neuanfang, sondern erst einmal hinab in die Tiefe der früheren und frühesten Krisen und Verletzungen, bis zurück zu den Kindheitskränkungen. Gerade diese müssen angehört, begriffen und gemeinsam bearbeitet werden, damit schließlich eine gemeinsame Verständigung über die gegenseitige Verflechtung in den aktuellen Konfliktmustern möglich wird. Erst dann führen die Stufen nach oben, hin zu einer verzeihenden Versöhnung, die für beide Partner wirklich sinnvoll ist. Auf der letzten Stufe nach oben beginnt dann der kreative Neubeginn der Beziehung durch eine Wiedergutmachung der zugefügten Kränkungen und Verletzungen.
Jede dieser fünf Stufen umfasst wichtige Stationen gemeinsamer Paararbeit, die das Paar eine nach der anderen erklimmt. Dabei werden seelische Prozesse in Gang gesetzt, die sinnvoll aufeinander aufbauen und schließlich eine Weiterentwicklung der Paarbeziehung möglich machen. Jeder dieser Prozesse wird von wichtigen Fragen eingeleitet, die die Partner sich gegenseitig oder gemeinsam beantworten.
Der Weg des Paares zum Verzeihen in fünf Stufen
Der Weg des Paares zum Verzeihen in fünf Stufen – ein Überblick
1. Anhören: Gegenseitige Verletzungen begreifen und würdigen
Welche Verletzungen sind zwischen uns vorgekommen?
Wie tief leidet jeder von uns und wie gehen wir mit diesem Leiden um?
2. Bearbeiten: Eigene Verletzungen aus der Kindheit verstehen
Woher kennen wir beide aus früherer Zeit solche Verletzungen?
Wie haben wir damals darunter gelitten?
Wie »verknoten« wir beide uns aufgrund der damaligen
Verletzungen heute in unseren aktuellen Verletzungen?
3. Verständigen: Gemeinsame »Verknotung« in Konfliktmustern erkennen
Wie und was können wir beide voneinander lernen, statt zu streiten?
4. Verzeihen und Versöhnen: Sinn finden auf dem Weg der Reifung
Wohin soll dieser Lernprozess des Verzeihens uns führen?
Welchen Sinn macht es, dich um Verzeihung zu bitten/​dir Verzeihung zu gewähren?
In was für einer Welt wollen wir leben?
5. Wiedergutmachen: Kreativer Aufbruch der Beziehung Was wollen und können wir beide miteinander einüben?
Was davon können wir in die Welt tragen?
Damit beginnt eine mögliche Zusammenarbeit zwischen streitenden Partnern und Therapeuten, die die klassische Form der Paartherapie mit wöchentlichen oder 14-tägigen Sitzungen abändert und statt der üblichen Therapie eine Art Teamwork initiiert: Therapeuten und Paar verabreden nach dem »Reißverschluss-Prinzip« wechselnde Sitzungen, einmal mit dem Therapeuten zusammen und einmal zu Hause allein. Ist das Paar schon fortgeschritten, können die Sitzungen mit dem Therapeuten reduziert und kann die Sitzungsfrequenz zu Hause aufgestockt werden. Zu Hause wird jeweils das Thema der vorausgegangenen gemeinsamen Sitzung vertieft und einzelne Schritte daraus werden wiederholt. Wichtig daran ist, dass das Paar den Termin zu Hause mit derselben Regelmäßigkeit und inneren Konsequenz wahrnimmt wie den Termin beim Therapeuten.
Um also den Weg des Verzeihens zu beschreiten, beginnen wir mit der ersten der fünf Stufen, denen jeweils tiefer führende Fragen vorangestellt sind:

Anhören: Gegenseitige Verletzungen begreifen und würdigen

Was an Verletzungen zwischen uns ist geschehen?
Wie tief leidet jeder von uns und wie gehen wir mit diesem Leiden um?
Verzeihen bedeutet, einen Neuanfang zu wagen. Der beginnt entgegen den Erwartungen nicht mit einer Entschuldigung oder der Bitte um Verzeihung. Wichtige Schritte gehen diesem angestrebten Ziel voraus. Verzeihen beginnt in Wirklichkeit damit, dass die Partner sich die gegenseitige Not erst einmal anhören und die beiderseitigen Wunden würdigen. Zunächst möglicherweise unter Kontrolle der Therapeuten, setzen sich die Partner einander gegenüber und üben aktives Zuhören. Der eine erzählt eine halbe Stunde lang von seinen Kränkungen und Klagen, aber ohne Anklage, Angriff oder Beleidigung, während der andere konzentriert zuhört und Verständnisfragen stellt. Unter keinen Umständen soll er Gegenargumente anbringen, eine Diskussion anzetteln, aggressiv oder beleidigt reagieren. Dann werden die Rollen getauscht.
Vor einem sinnvollen Neuanfang des Paares, verbunden mit sinnvollem Verzeihen, steht zunächst die notwendige Aufarbeitung der vorausgegangenen Partnerkrisen. Das bedeutet, die Verletzungen und Kränkungen, die als Hindernisse einer Versöhnung und weiteren Entfaltung beider Partner im Wege stehen, ernst zu nehmen. Das bedeutet auch, dass Klagen, Anklagen, Kritik, Kummer und Schmerz, aber auch Zorn und Wut ernst genommen, nicht weggeredet, bagatellisiert oder geleugnet werden. Das bedeutet auch, dass es nicht nur um einfaches Anhören geht, in de...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelinformationen
  2. Impressum
  3. Vorwort
  4. Zwischen Verzeihen und Selbstachtung – im Strudel seelischer Grenzen
  5. Zur Psychologie des Verzeihen – Ordnung im Chaos der Gefühle
  6. Zur Praxis des Verzeihens: Teamwork für die Liebe und Paartherapie
  7. Schlussbemerkung
  8. Anhang
  9. [Informationen zum Buch]
  10. [Informationen zum Autor]