Die Kraft liegt im Augenblick
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Die Kraft liegt im Augenblick

Mit Achtsamkeit Depressionen lindern

  1. 160 Seiten
  2. German
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Die Kraft liegt im Augenblick

Mit Achtsamkeit Depressionen lindern

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Über dieses Buch

Wer zu Depressionen neigt, macht sich normalerweise durch dunkle Gedanken und Vorstellungen selbst das Leben noch schwerer. Doch wie kommt man aus der Grübelfalle raus? Eine aufmerksame, freundliche, nicht wertende Haltung gegenüber jeglicher Erfahrung, auch gegenüber den schwierigen Gedanken und Gefühlen, das bedeutet Achtsamkeit – und das kann eingeübt werden. Hier werden in gut verständlicher Sprache und mit vielen Beispielen von Betroffenen achtsamkeitsbasierte Möglichkeiten dargestellt und mit praktischen Übungen vertieft.

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Information

Kapitel 1

Die berühmte Dame in Schwarz

»Ich habe das Gefühl, dass mein Boot da unten in der Tiefe
gegen etwas gestoßen ist, gegen etwas Großes.
Und nichts geschieht!
Nichts ... Stille ... Wellen ...
– Nichts geschieht?
Oder ist alles geschehen,
und wir stehen jetzt, still, im neuen Leben?«
(Juan Ramón Jiménez)

Besuch von einem unerwünschten Gast

Zuerst dachte Mark, dass es nur Stress sei. Er wachte in den frühen Morgenstunden auf, grübelte mehrere Stunden am Tag über schwierige Situationen im Büro nach, aß nur noch aus Pflichtgefühl und konnte sich zunehmend schlechter konzentrieren. Allmählich befiel ihn jedoch auch ein Gefühl von Sinnlosigkeit und er empfand immer weniger Freude an seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Basketballspielen. Hatte er früher gerne Telefonanrufe entgegengenommen, zuckte er nun bei jedem Klingeln des Telefons zusammen – die Vorstellung, dass jemand etwas von ihm wollte, jagte ihm unerklärliche Versagensängste ein. Als er sich zu erschöpft fühlte, um arbeiten gehen zu können, suchte er einen Psychotherapeuten auf.
Auch Sylvia hatte den Eindruck, nichts mehr richtig genießen zu können. Neben der Trennung von ihrem Partner hatte sie den Umzug in eine andere Stadt zu bewältigen, wo sie sich zunächst unbehaglich und isoliert fühlte. Auch wenn sie wusste, dass Trennungen und Ortswechsel nichts Außergewöhnliches sind, schämte sie sich zunehmend für ihre Lebenssituation und musste sich immer wieder nach ihrer Schuld an den vergangenen Ereignissen fragen. Da sie von Tag zu Tag weniger Energie hatte, blieb sie schließlich die meiste Zeit im Bett liegen, wo es ihr noch am erträglichsten schien. Erst nach mehreren Monaten konnte sie sich eingestehen, dass sie an Depressionen litt, und professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Seitdem treten die depressiven Phasen in Abständen von wenigen Jahren immer wieder auf. Sylvia weiß inzwischen, wie sie mit den Symptomen am besten umgehen kann; dennoch fühlt sie sich immer wieder aus der Bahn geworfen.
Depressionen sind sehr häufige seelische Erkrankungen, an denen fast jeder fünfte Mensch im Lauf seines Lebens leidet. Fast sechs Millionen Menschen in Deutschland haben behandlungsbedürftige Symptome einer Depression, also mehr als das Dreifache der Einwohnerzahl einer Großstadt wie Hamburg. Frauen sind fast doppelt so häufig betroffen wie Männer. Dabei unterscheiden sich Depressionen grundlegend von Stimmungsschwankungen im Alltag, was für Außenstehende jedoch nicht immer leicht nachvollziehbar ist.
Betroffene erzählen oft, dass sie sich in depressivem Zustand wie in einer anderen Welt fühlen – alles, was das »normale« Leben ausmacht, wirkt unerreichbar fern. Das hängt unter anderem auch damit zusammen, dass sich Depressionen auf viele Bereiche auswirken: Denken, Fühlen, Verhalten und körperliche Empfindungen können gleichzeitig betroffen sein, was meistens eine große Belastung für den erkrankten Menschen darstellt. Wenn Sie selbst oder nahe Angehörige bereits Erfahrungen mit Depressionen gesammelt haben, ist Ihnen vielleicht am eindrücklichsten eine Veränderung des Gefühlslebens aufgefallen: Niedergeschlagenheit oder emotionale Leere machen sich breit, oder das ganze Befinden ist von Schwermut geprägt. Vergnügen und Interesse an früheren Alltagsfreuden bleiben aus, und manchmal gelingt es kaum, sich zu alltäglichen Handlungen wie Haarewaschen oder Einkaufen aufzuraffen. Vielen Betroffenen fällt es schwer, sich zu konzentrieren, sodass bereits Gespräche oder das Lesen der Zeitung als Herausforderung erlebt werden. Während einige unruhig in der Wohnung auf- und ablaufen, gelingt es anderen kaum, das Bett zu verlassen, so stark ist das Gefühl von Schwere und Kraftlosigkeit. Viele Menschen haben kaum mehr Appetit und verlieren Gewicht; seltener werden Depressionen auch von ungewöhnlich großem Hunger begleitet. Das sexuelle Lustempfinden ist oft verringert oder gar nicht mehr vorhanden. Häufig ist die Stimmung am Morgen auf dem Tiefpunkt und bessert sich im Laufe des Tages etwas. So können einige Betroffene abends eine etwas optimistischere Sicht auf die Dinge entwickeln, werden jedoch häufig in den frühen Morgenstunden wieder von Grübelattacken geplagt. Nur selten macht die Depression vor dem Denken Halt. So scheinen in depressiven Phasen fast immer auch ungünstige Denkmuster und Vorstellungen über die eigene Person und die Welt eine Rolle zu spielen. Manche laufen ganz automatisch auf unterschwelliger Ebene ab, andere drängen sich immer wieder als zweifelnde, anklagende und urteilende Selbstgespräche ins Bewusstsein. Typisch sind hierbei Gedanken wie: »Hätte ich nicht doch das Jobangebot annehmen/die Beziehung halten/den Kaufvertrag unterschreiben müssen?«, »Ich bin auf ganzer Linie gescheitert.«, »Ich bin eine Niete.«, »Es wird nie wieder besser werden…« Manchmal werden Minderwertigkeitsgefühle und Hoffnungslosigkeit so groß, dass Gedanken an den Tod auftauchen. Aus Scham, aus Angst, zur Last zu fallen, oder aus Resignation wenden sich viele Betroffene mit ihrer inneren Not nicht an Angehörige. Hier ist es jedoch hilfreich, als Außenstehender genaue Fragen zu stellen, um die Situation des Betroffenen einschätzen zu können und ggf. zu professioneller Hilfe zu ermutigen.
Der Psychoanalytiker Carl Gustav Jung sprach von der Depression als einer »Dame in Schwarz«, die man lieber als Gast zu Tisch laden und anhören solle, als sie vertreiben zu wollen. Wer verschiedene Menschen mit Depression kennt, weiß, dass die »Dame in Schwarz« ganz unterschiedlich auftreten kann. Manchmal schleicht sie sich leise ins Zimmer und scheint das Licht zu dämpfen, manchmal nimmt sie resolut Platz, nimmt mit schriller Stimme alle Aufmerksamkeit in Anspruch und nichts bleibt mehr wie es war.
Wichtig erscheint mir an dem Bild, dass sich in Phasen der Niedergeschlagenheit womöglich auch eine Chance verbirgt. Das mag vielleicht zunächst schwer vorstellbar sein: Depressionen scheinen oft jede Freude am Leben zu ersticken, lassen das ganze Dasein sinnlos erscheinen, rauben jede Hoffnung auf Besserung und verbreiten nicht selten ein starkes Gefühl von Lähmung, Erschöpfung oder unerträglicher Anspannung.
Dennoch können Depressionen immer auch Veränderungen anstoßen: anregen, innezuhalten, sich aus belastenden Kreisläufen herauszuziehen, im Leben neu auszurichten, eigene Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und sich auf die Suche nach denjenigen Dingen zu begeben, die über die aktuelle Verzweiflung hinausragen und dem Leben Sinn verschaffen können.
Noch etwas anderes macht das Bild von der »Dame in Schwarz« wertvoll: Der depressive Mensch ist der Gastgeber, doch er ist nicht die Depression. Immer ist da ein Abstand zwischen demjenigen, der unter dem Quälgeist »Depression« leidet, und der Depression selbst; die beiden sind zwei verschiedene Einheiten.
Depressionen mögen eine große Belastung und Zumutung im wahrsten Wortsinn sein – sie bleiben unser Gegenüber und wir können Wege des Umgangs mit ihnen finden.

Die Gesichter der Depression

Wann aber spricht man von Depressionen und wann sollten wir eher von einem vorübergehenden Stimmungstief oder kurzzeitiger Erschöpfung ausgehen?
Die Kriterien für eine depressive Episode sind nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) dann erfüllt, wenn sich seit mindestens zwei Wochen mindestens zwei Hauptsymptome (Niedergeschlagenheit, Interessenverlust und Antriebslosigkeit) und mindestens zwei zusätzliche Symptome wie z. B. Konzentrationsschwierigkeiten und Gefühle von Wertlosigkeit in den Alltag eingeschlichen haben. Treten mindestens zwei Hauptsymptome und vier zusätzliche Symptome gleichzeitig auf, spricht man von einer mittelschweren depressiven Episode. Wenn alle drei Hauptsymptome und mindestens fünf zusätzliche Symptome erfüllt sind, gilt die Depression als schwer. Bei einer leichten Depression können in der Regel noch alle Lebensbereiche (z. B. Arbeit, soziale Kontakte, Freizeit) bewältigt werden. Bei einer mittelgradigen Depression ist die Funktionsfähigkeit in zumindest einem Lebensbereich (z. B. Arbeit) beeinträchtigt. Bei einer schweren Depression erfährt der Betroffene in nahezu allen Lebensbereichen Einschränkungen seiner Funktionsfähigkeit.
Treten depressive Phasen immer wieder auf, spricht man von einer sogenannten rezidivierenden depressiven Störung. Der Abstand zwischen den Phasen ist ganz unterschiedlich; im Schnitt liegen fünf Jahre zwischen zwei depressiven Episoden. Daneben gibt es eine anhaltende, etwas mildere depressive Verstimmung, Dysthymie genannt, die mindestens zwei Jahre besteht und nicht die Schwerekriterien einer depressiven Episode erfüllt. Tritt während einer Dysthymie gleichzeitig eine Depression auf, spricht man von einer »Double Depression«. Außerdem gibt es Depressionen, die mit Phasen ungewöhnlich gehobener Stimmung abwechseln, sogenannte bipolare Störungen. Manchmal entstehen leichtere Formen einer depressiven Verstimmung, die nicht alle Schwerekriterien für eine Depression erfüllen, nach einem einschneidenden Ereignis oder in Zusammenhang mit längeren Belastungen. Das können ganz unterschiedliche Ursachen wie z. B. der Tod eines Angehörigen oder ein Unfall, Arbeitslosigkeit, Belastungen am Arbeitsplatz oder Eheprobleme sein. Man spricht dann von einer Anpassungsstörung.

Was macht uns so anfällig für Depressionen?

Warum kann es uns so leicht passieren, von der »Dame in Schwarz« besucht zu werden, selbst dann, wenn wir im Grunde über alles zu verfügen scheinen, was wir im Leben brauchen, und keine schweren Verluste betrauern oder drohende Gefahren bewältigen müssen?
Hier gibt es zum einen eine erblich bedingte Anfälligkeit, unter ungünstigen Umständen eher an einer Depression zu erkranken. So hat man bei...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Cover]
  2. [Titel]
  3. [Impressum]
  4. Einleitung
  5. Kapitel 1: Die berühmte Dame in Schwarz
  6. Kapitel 2: Wege aus der Depression
  7. Kapitel 3: Der Schatz der Achtsamkeit
  8. Kapitel 4: Im Augenblick ankommen
  9. Kapitel 5: Lebendigkeit über die Sinne
  10. Kapitel 6: Der Körper als Gefährte
  11. Kapitel 7: Gedanken sind Vorschläge
  12. Kapitel 8: Leben mit Emotionen
  13. Kapitel 9: Das Licht im Innern
  14. Kapitel 10: Die Expedition ins Leben wagen
  15. Anhang
  16. Über die Autorin