Literacy
eBook - ePub

Literacy

Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur

  1. 136 Seiten
  2. German
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Literacy

Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

Sylvia Näger eröffnet einen besonderen Zugang zur Welt des Erzählens, Lesens, Deutens und Zuhörens und veranschaulicht, welche Lernchancen mit unterschiedlichen Literacy-Aktivitäten verbunden sind und wie diese bei Kindern im Alltag gefördert werden können. Jetzt in überarbeiteter Neuauflage, erweitert z.B, um das Thema Mehrsprachigkeit.

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Information

Jahr
2013
ISBN
9783451800207

Abbildung
In diesem Kapitel erfahren Sie
  • welche Grundfertigkeiten und Fähigkeiten unter Literacy zu verstehen sind
  • wie sich frühe Literacy-Erfahrungen entwickeln
  • welche Aspekte Literacy-Erziehung in Kindertageseinrichtungen beinhaltet

Zum Begriff Literacy

Eine Schlüsselqualifikation, die auch im Zeitalter der elektronischen Medien unverzichtbar ist, ist die Fähigkeit, durch Sprache und Schrift zu kommunizieren. In der aktuellen Diskussion wird diese Kompetenz als »Literacy« bezeichnet.
Der englische Begriff »Literacy« meint im engeren Sinne die Kompetenz, lesen und schreiben zu können. Im weiteren Sinne gebraucht, bezieht er alle Erfahrungen und Grundfertigkeiten rund um Erzähl-, Sprach- und Schriftkultur mit ein. Was sind das für Grundfertigkeiten? Nach Ulich (2008) handelt es sich dabei um Fähigkeiten »wie Textverständnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit, Lesefreude, Vertrautheit mit Büchern, die Fähigkeit, sich schriftlich auszudrücken, die Vertrautheit mit Schriftsprache oder mit ›literarischer‹ Sprache oder sogar Medienkompetenz.«
Diese Fähigkeiten entwickeln sich in den ersten Lebensjahren. Manche Kinder hören schon früh eine Gutenachtgeschichte, leben aber (vielleicht als Einzelkind) in einem relativ schweigsamen Haushalt. Andere Kinder sind stets von Sprache umgeben, Geschichtenerzählen gehört zum familialen Alltag. Schriftsprache hat dagegen allerdings keine Bedeutung –, dass man Botschaften und Nachrichten auf Zetteln oder in Briefen notieren kann, gehört nicht zu ihrer Erfahrungswelt. In anderen Familien kommt täglich eine Zeitung ins Haus, aber über diese Buchstabenseiten wird nicht gesprochen. Ankommende E-Mails oder eine SMS prägen die Stimmung in einigen Familien, ohne dass die Kinder wissen, warum. Wenn ein Kind mit drei Jahren fröhlich das McDonald’s Logo erkennt, sind einige Eltern erfreut, andere nicht. All dies sind Literacy-Erfahrungen, die Kinder in der frühen Kindheit machen. Erfahrungen mit Sprache, Schrift und Bildern – und jede dieser Erfahrungen bildet einen Mosaikstein bei der Entwicklung der Schreib- und Lesefähigkeit.

Entwicklung früher Literacy-Erfahrungen

Kinder lernen lange vor dem Schuleintritt sehr viel über das Schreiben und Lesen, indem sie beobachten, welchen Stellenwert Reden, Schreiben, Lesen, das Festhalten von Informationen in ihrer Umgebung haben. Nach Haug-Schnabel und Bensel (2011, S. 50) handelt es sich dabei um sensible Phasen für bestimmte Entwicklungsvorlieben, in denen Kinder auf der Suche nach Entwicklungsanreizen sind. Es sind vielfältige, frühe Erfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen. Bereits im Säuglingsalter sammelt das Baby erste Erfahrungen, z. B. wie die Bezugspersonen auf seine Artikulationen, auf sein Schreien oder Lächeln, reagieren – mit einem Schnuller oder eben mit sprachlicher Zuwendung.
Aus welchem Grund aber werden Schriften und Zeichen im weiteren Entwicklungsverlauf für Kinder so interessant? Haug-Schnabel und Bensel (a.a.O.) verweisen als Antwort auf diese Frage auf den Film »Ins Schreiben hinein« von Donata Elschenbroich. Demnach begeben sich Kinder an vielen Orten auf Spurensuche nach Symbolen und Zeichen:
»Ein Grund wird sein, dass vier bis fünf Jahre Sozialisation dem Kind gezeigt haben, dass es sich lohnt, Informationen festzuhalten, damit sie längerfristig zur Verfügung stehen, auch wenn der Informant gerade nicht präsent ist« (a.a.O., S. 113). Ein weiterer Grund für das starke Interesse an Zeichen und Symbolen besteht darin, dass Kindern die Bedeutung von Schrift, Zeichen und Symbolen als Mittel des Miteinanderkommunizierens deutlich wird. »Schrift wird somit als Möglichkeit verstanden, sich austauschen und etwas weitergeben zu können. Diese Stufe der kindlichen Entwicklung rekapituliert wohl die Entstehung der Schriftlichkeit im Laufe der Menschheitsgeschichte« (a.a.O., S. 51).
Erste schriftliche Begriffe werden von Kindern zunächst bildhaft dargestellt. Zu einem späteren Zeitpunkt wählen sie für ihre Vorstellungen abstrakte Zeichen, die der jeweiligen Kultur entsprechen (a.a.O., S. 50). Die Bezugspersonen sollten in dieser Phase die besonderen Schriftzeichen der Kinder akzeptieren und keine Korrekturen vornehmen, zumal es nicht um starre Lernprogramme oder korrekte Schreibweisen geht, sondern um die Förderung des kindlichen Interesses an Schrift und Sprache. Kinder profitieren von kompetenten Schriftnutzern, die im Alltag selbstverständlich mit Schrift umgehen, die ihnen ermöglichen, ihre Beobachtungen und Feststellungen zu erproben und Gelegenheit geben, die Funktionen und die Struktur der Schrift zu entdecken.
Besonders unterstützend wirken sich auch körperliche Nähe und Zuwendung auf die Lernmotivation des Kindes aus. Das Bilderbuch ist das Medium, bei dem Kinder erste Erfahrungen mit der Lese- und Schriftkultur sammeln, und ermöglicht sensible Zugewandtheit und körperliche Nähe beim Vorlesen und Betrachten der Bilder. Nach Ulich (2003, S. 10) handelt es sich hier um eine besondere Form des Dialogs – vom einfachen Benennen der sichtbaren Gegenstände über Beschreibungen, Umschreibungen, die Herstellung von Zusammenhängen zwischen Bildern und Textstellen bis hin zu Deutungen und der Darstellung persönlicher Sichtweisen. Diese Form des Dialogs zwischen Kind und Erwachsenem ermöglicht eine spezifische Erzählsituation, in der das Zwiegespräch und die Beziehung im Mittelpunkt stehen: Es geht um das Formulieren und das Nachdenken über Zusammenhänge, das Präzisieren von Gemeintem und nicht zuletzt um den kreativen Umgang mit Sprache. Gemeinsam mit anderen die Bedeutung von Texten und Bildern auszuhandeln ist eine Kommunikationsform, die Kinder im Umgang mit Literatur erfahren. Je selbstverständlicher sie erleben, dass Bücher, Zeitungen und alle Arten von Printmedien genutzt werden, dass Schrift und Sprache als Kommunikationsmittel bedeutsam sind, desto mehr werden sie sich für die Welt der Buchstaben interessieren und ihre eigenen Erfahrungen machen wollen.
Frühe Literacy-Erfahrungen unterstützen Kinder zudem in der Entwicklung ihrer phonologischen Bewusstheit – nach Kammermeyer (2004) eine wichtige Vorläuferfähigkeit für den Schriftspracherwerb in der Grundschule. »Unter phonologischer Bewusstheit versteht man die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit von der Bedeutung einer Mitteilung abzuwenden und auf den formalen Aspekt der Sprache zu lenken. Sie zeigt sich in der Fähigkeit, Wörter in Silben zu gliedern (z. B. Gi-se-la), Reime zu erkennen (z. B. Kanne Tanne Wanne Wald), Laute herauszuhören (z. B. Michael beginnt mit M).«
Die phonologische Bewusstheit ist somit eine Voraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache, denn Schreiben ist die Umwandlung gesprochener Laute in Schriftzeichen, und Lesen erfordert es, Schriftzeichen in Laute umsetzen zu können.
Abbildung
(nach: Nickel 2010)

Welche Wege führen zu Literacy?

Blickt man in die Geschichte der Elementarpädagogik zurück, lässt sich unschwer erkennen, dass es schon immer ein Ziel war, Kindern den Umgang mit Sprache und Schrift zu ermöglichen: Friedrich Fröbels Sicht der frühkindlichen Entwicklung beinhaltet Anregungen zur Sprachpflege. Maria Montessori sieht einen wesentlichen Grundsatz in der Spracherziehung. Sie fordert, Sprache in Verbindung mit konkreten Handlungen zu vermitteln. Die Schreib- und Leseerziehung Montessoris ist bekannt geworden – literale Erziehung ist hier ein selbstverständlicher Bestandteil der Sprachbildung.

Spielerischer und selbstbildender Zugang des Kindes

Bilderbuchbetrachtung, Vorlesen, intensive Kommunikation mit den Kindern – all das gehört heute in vielen Kindertagesstätten ganz selbstverständlich zum Alltag dazu, sodass die Frage aufkommen könnte, ob der Begriff »Literacy« nicht nur ein neuer Name für bewährte und altbekannte sprachfördernde Praktiken ist?
Die Auseinandersetzung mit der sprachlich-literalen Bildung und der Entwicklung der Schriftsprachkompetenz von Kindern ist ein zentraler Aspekt im Bildungsauftrag des Kindergartens. Erkenntnisse der Lernforschung aber auch der Hirnforschung haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, frühkindliche Bildungsprozesse anzuregen. Eine der Schlüsselqualifikationen, die Kinder zukünftig benötigen werden, ist die Lesekompetenz. Als Schlüsselqualifikation wird das Lesen auch in den PISA-Studien bezeichnet. Lesen, so machten die Studien deutlich, ist auch in der multimedialen Welt das Medium, um Ziele zu erreichen, Wissen zu erweitern, Lösungen zu finden und am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Deutschlands Schülerinnen und Schüler haben im Bereich der Lesefähigkeit ein schlechtes Zeugnis ausgestellt bekommen – und auch im Bereich der Lesemotivation sind sie auf den hinteren Rängen: 43 Prozent der untersuchten Jugendlichen gaben an, nicht aus Freude zu lesen, sondern nur, wenn es denn eben sein muss.
Doch wann geht diese Freude verloren? Denn Kinder zeigen bereits ab dem dritten Lebensjahr enormes Interesse an Zeichen, Schrift und (Vor-)Lesen. Die Bildungspläne und -empfehlungen, die die Umsetzung des Bildungsauftrags im elementarpädagogischen Bereich festschreiben, greifen dieses kindliche Interesse auf und formulieren Ziele der sprachlich-literalen Grundbildung.
In Tageseinrichtungen bieten sich viele Möglichkeiten, die sprachliche Bildung und die Heranführung der Kinder an schriftsprachliche Kompetenzen durch vielfältige Arrangements in lustbetonte und angemessene Lernerfahrungen umzusetzen. Ein literales Klima, die Integration literaler Grunderfahrungen und eine sprachlich stimulierende Umgebung sichern Kindern einen spielerischen und selbstbildenden Zugang zu Literacy. Literacy-Erziehung in Kindertageseinrichtungen ist alltägliche Bildungsarbeit und beinhaltet:

Die lautliche Seite der Sprache zu beachten (Laut, Silbe, Reim, Sprachmelodie = Prosodie und Sprachrhythmus)
Das sprachliche Bildungspotenzial lyrischer Kinderliteratur zu nutzen
Durch intensives Vorlesen und Erzählen das Sprachbewusstsein und Sprachverständnis der Kinder zu fördern
Mithilfe literarischer Texte das Interesse an Sprache zu steigern
Den Unterschied zwischen mündlicher und schriftlicher Sprache zu thematisieren, d. h. durch Vorlesen den Kindern Verständnis für die andere Gestalt, den anderen Klang schriftlicher Texte zu vermitteln
Bilderbücher dialogisch zu betrachten
Texte szenisch zu spielen und zu lesen
Den Kindern zu ermöglichen, Schreiben und Schrift entdeckend zu erfahren und Symbole als sprachliche Zeichen zu verstehen
Medien kompetent zu nutzen
Zwei- und Mehrsprachigkeit zu schätzen
Durch einen selbstverständlichen – sichtbaren und erlebbaren – Umgang mit Literatur, Schrift und Zeichen in der Einrichtung ein literales Klima zu schaffen

Die pädagogische Fachkraft als Entwicklungsbegleiterin

In der Kita gilt es, Methoden und Materialien zu integrieren, die Kinder in der Entwicklung ihrer Sprachkompetenz anregen, das Interesse und die Begeisterung an Zeichen, Schrift und Vorlesen bei Kindern und Eltern zu fördern und damit die Lust an Geschichten und die Liebe zu Büchern zu wecken.
...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Titelinformationen]
  2. [Impressum]
  3. Vorwort
  4. 1 Was ist Literacy?
  5. 2 Mit offenen Ohren – Zuhören und Wahrnehmen
  6. 3 Reim und Rhythmus – Speichermedien für Sprache
  7. 4 »Noch eine Geschichte bitte!«
  8. 5 Ein Bild vor Augen, eine Geschichte im Ohr
  9. 6 »Und dann traf der Kobold das kleine Huhn«
  10. 7 Bilderbuchkino, auditive Medien, CD-ROM und Apps
  11. 8 »Ich bin der Kasper und du das Krokodil«
  12. 9 Logos, Piktogramme, Bilderschriften …
  13. 10 Buchstaben, Worte und Sätze …
  14. 11 Ein literarisierendes Klima in der Kita schaffen
  15. 12 Auswahlbibliographie