Mein Ich-Gewicht
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Mein Ich-Gewicht

Wie das Unbewusste hilft, das richtige Gewicht zu finden

  1. 224 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
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Mein Ich-Gewicht

Wie das Unbewusste hilft, das richtige Gewicht zu finden

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Über dieses Buch

Heilversprechende Diäten, die das Idealgewicht bringen sollen, gibt es zu Genüge. Nur – sie nutzen erwiesenermaßen nichts. Im Gegenteil, durch den gefürchteten Jojo-Effekt landet man letztendlich bei mehr Pfunden!Die Psychologin Maja Storch zeigt mit ihrem revolutionären Ansatz des Ich-Gewichts, wie wir dem entgegensteuern können. Denn nur wenn es uns gelingt, unser Unbewusstes ins Boot zu holen, finden wir auch die richtige Motivation und schließlich unser wirkliches Ich-Gewicht. Amüsant und wissenschaftlich fundiert führt uns die Autorin in sieben nachvollziehbaren Schritten zu unserem eigenen Wohlfühlgewicht.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783451808449

Kapitel 1

Die Willenskraft

Was ist eigentlich Willenskraft?

Weil das Thema Gewicht, Fitness und Gesundheit im Alltagsverständnis sehr an die Vorstellung von Willenskraft gekoppelt ist, lohnt es sich, diesen Begriff einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Viele Menschen, die bei sich feststellen, dass es ihnen nicht gelingt, dreimal täglich Rohkostsalat mit Sellerieraspeln und ungezuckertem Ziegenhartkäse zu sich zu nehmen, bringen ihre kostbare Lebenszeit damit zu, sich mit einem latenten Schuldgefühl zu plagen. Dieses Schuldgefühl resultiert in vielen Fällen aus einer falschen Vorstellung davon, was Willenskraft ausmacht. »Wenn ich nur wollte, dann könnte ich schon.« Oder: »Reiß Dich doch einfach mal zusammen.« Oder: »Was dir halt einfach fehlt ist die Selbstdisziplin.« Kennen Sie solche Äußerungen? Die Schuldgefühle wegen mangelnder Willenskraft legen sich über das Leben mancher Menschen wie ein feiner unsichtbarer Staub. Sie beeinflussen die gesamte Lebensführung und auch die gesamte Lebensqualität. Ganz prekär wird die Sachlage dann, wenn man anfängt, Schuldgefühle wegen der Schuldgefühle zu entwickeln.
Beispiel: Ich bin morgens mit einer Schale Milchkaffee und der Samstagszeitung im Bett geblieben, anstatt joggen zu gehen. Und anstatt das zu genießen, habe ich ein schlechtes Gewissen, das dauernd wie ein feines Sirren in der Luft liegt. Darum habe ich jetzt zusätzlich ein schlechtes Gewissen, dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Das muss nicht sein. Lassen Sie sich zum Einstieg von der Weisheit des Alters ­inspirieren.
Lebensbilanz einer 85–jährigen Frau
»Wenn ich mein Leben noch mal leben könnte, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde mich entspannen. Ich würde bis zum Äußersten gehen. Ich würde alberner sein als bei diesem Trip. Ich weiß einige Dinge, die ich ernster nehmen würde. Ich würde verrückter sein. Ich würde weniger hygienisch sein. Ich würde mehr Chancen wahrnehmen. Ich würde mehr unternehmen. Ich würde mehr Berge besteigen, in mehr Flüssen schwimmen und mehr Sonnenuntergänge beobachten. Ich würde mehr Eis und weniger Spinat essen. Ich würde mehr aktuelle Probleme und weniger eingebildete haben.
Das Leben ist mit einer Reise zu vergleichen. Ich habe meine Lebensreise immer mit zu viel und zu schwerem Gepäck unternommen.
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich im Frühling früher anfangen, barfuß zu laufen und im Herbst später damit aufhören. Ich würde öfter die Schule schwänzen. Ich würde gute Noten nur aus Versehen schreiben. Ich würde öfter Karussell fahren. Ich würde mehr Gänseblümchen pflücken. Wenn Du Dich andauernd nur schindest, vergisst Du sehr bald, dass es so wunderbare Dinge gibt wie zum Beispiel einen Bach, der Geschichten erzählt, und einen Vogel, der singt.«
Quelle: Kaiser (1994)
Die alte Dame spricht das Faktum an, dass es offenbar möglich ist, auf eine Art zu leben, die vorwiegend mit guten Gefühlen behaftet ist. Das möchte der Mensch auch, der am Samstagmorgen das Joggen ausfallen lässt und mit Milchkaffe und Zeitung im Bett bleibt. Es gelingt ihm jedoch nicht, obwohl er sich redlich Mühe gibt. Wie lässt sich das erklären? Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir den Begriff Willenskraft näher bestimmen.

Selbstkontrolle und Selbstregulation – zwei Arten von Willenskraft

Wenn wir im alltäglichen Sprachgebrauch von Willenskraft sprechen, verbinden wir meistens einen ganz bestimmten Vorgang damit, den jeder Mensch an sich selbst schon einmal erlebt hat. Wir können nämlich beobachten, dass wir uns durch eine bestimmte Form von innerpsychischem Prozess selbst dazu zwingen können, etwas zu tun, das wir eigentlich nicht gerne tun. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn ich mich dran mache, einen Karton voller Quittungsbelege alphabetisch zu sortieren und für die Steuererklärung vorzubereiten. Dies ist auch dann der Fall, wenn ich mich für die Krebsvorsorge anmelden soll. Wenn die Freundin anruft und über ihre Pollenallergie klagt, kann es durchaus sein, dass ich durch dieses Telefonat von einer anderen, eigentlich angenehmeren oder dringlicheren Tätigkeit abgehalten werde und ich während des Zuhörens dauernd das Gefühl habe, einen konkurrierenden Handlungsimpuls unterdrücken zu müssen. Ist es Ihnen nicht auch schon passiert, dass Sie eine Einladung erhalten haben zu einer Veranstaltung, zu der Sie eigentlich gar keine Lust haben? »Ich muss halt«, sagt man sich dann und geht hin, hat aber das dringende Gefühl, damit dem eigenen Bedürfnis entgegen zu handeln. Man glaubt, in der Lage zu sein, sich mit Willenskraft zu etwas zwingen zu können. Diese Art von Willenskraft besteht darin, eigene Wünsche zugunsten anderer Handlungsvorsätze zurückzustellen.
Menschen, die sich immer wieder aufs Neue, mehr oder weniger erfolglos, mit der Absicht herumschlagen, regelmäßig Sport zu treiben, machen ähnliche Beobachtungen hinsichtlich ihrer Wünsche und ihrer Willenskraft. Der Morgen ist nasskalt, das Bett ist gemütlich warm, und der Vorsatz heißt: »Walken gehen.« Wenn der Wille siegt – so die Alltagserfahrung –, dann schaffe ich es, den Wunsch, mich noch einmal in die Decken zu kuscheln, zu besiegen und stattdessen aufzustehen und meinen Vorsatz in Handlung umzusetzen. Wenn der Wille nicht siegt, wenn es an Willenskraft mangelt, dann bleibe ich liegen, und der sportliche Vorsatz wird nicht in Handlung umgesetzt. Jemand, der sich vorgenommen hat, der Figur zuliebe auf Süßigkeiten zu verzichten, kennt ähnliche Phänomene. Die Tüte mit Gummibärchen lockt, der Wille hält mich zurück. Die Gummibärchen duften lecker, der Wille hält mich immer noch zurück. Die Gummibärchen leuchten und funkeln, sie kichern und winken – der Wille wird schwächer. Die Gummibärchen kichern lauter und lauter, der Wille wird schwächer und schwächer, und schon bewegt sich die Hand, gegen meinen Willen, und schwupps, verschwinden die ersten Gummibärchen im Mund. All das gegen meinen ausgesprochenen Willen. Es ist fast so, als sei man von einem bösen Geist besessen oder von irgendeiner heimtückischen Instanz bewohnt, einem Schweinehund zum Beispiel. Wenn dem nicht so ist, weil es im Lichte der Wissenschaft weder böse Geister noch Schweinhunde gibt, dann kann es nur so sein, dass die Willensschwäche zur eigenen Persönlichkeit gehört. Und ist man so ein willensschwaches Bündel von Fleischeslust, ist die Assoziation zu Sünde und Schuld nicht weit. Diese Assoziationskette stellt eine hervorragende Quelle für prächtige, nachhaltige und deutlich wahrnehmbare Schuldgefühle dar. Man sieht: Versagende Willenskraft liefert eine sichere Basis für die Entstehung von Schuldgefühlen.
Die Schuldgefühle beruhen auf der Vorstellung, dass Willenskraft darin besteht, einen einmal gefassten Vorsatz gegen konkurrierende Handlungsimpulse durchzusetzen, auch wenn es schwierig wird. Die Fähigkeit dazu nenne ich in diesem Buch die Selbstkontrolle. Andere, häufig verwendete Begriffe für diese Fähigkeit des Menschen sind zum Beispiel Selbstdisziplin oder Selbstüberwindung. Egal, welches Wort dafür Verwendung findet, gemeint ist immer die Fähigkeit, etwas zu tun, das im Moment nicht angenehm ist und das mit der erfolgreichen Unterdrückung eines konkurrierenden Handlungsimpulses zu tun hat.
Außer der Selbstkontrolle gibt es jedoch noch eine andere Art, Handlungen auszuführen. Diese Art des Handelns nenne ich in diesem Buch die Selbstregulation. Damit wird eine Art beschrieben, Handlungen auszuführen, nämlich so, dass sie leicht fallen. Wenn Tante Martha zum Pfingstkarpfen einlädt, können wir das mit Selbstregulation regeln, falls wir Tante Martha gern haben, falls ihr Karpfen toll schmeckt und falls wir an Pfingsten sowieso nichts anderes vorhaben. Wenn Tante Martha jedoch ein stachliges Kinn hat, ihr Karpfen ein modriger Graus ist und wir über Pfingsten eigentlich auf Fuerteventura relaxen wollen, dann muss die Selbstkontrolle her, um Pfingsten bei Tante Martha zu verbringen.
Im Alltagsverständnis kommt Willenskraft dann zum Einsatz, wenn wir gegen die Vorstellung von angenehmen Pfingsten handeln. Wenn wir sowieso das tun, was wir gerne tun, benötigen wir keine Willenskraft, denn dann regeln sich die Dinge ja von selbst. So die landläufige Meinung. Man kann die Sache mit der Willenskraft aber auch ganz anders sehen. Ich mache Ihnen einen alternativen Vorschlag, wie sich Willenskraft definieren lässt. Die Definition, die ich vorschlage, hat insgesamt drei Vorteile. Der erste Vorteil liegt darin, dass sie Schuldgefühle vermindert. Der zweite Vorteil liegt darin, dass die Definition ohne abstruse innere Instanzen wie Schweinhunde, willensschwaches Fleisch oder böse Geister auskommt. Der dritte Vorteil liegt darin, dass Sie sich selbst zum Urheber und zur Urheberin Ihrer eigenen Handlungen ernennen können, dass Sie ein klares Konzept davon haben, wie Ihre Handlungen zustande kommen, und dass planbar wird, welche Maßnahmen Sie ergreifen können, um ihre Handlungen mit Ihren Wünschen zu koordinieren.
Wie sieht diese alternative Definition aus, und wie kann ich die alternative Art von Willenskraft selbst erzeugen? Wie wir bisher gesehen haben, gibt es zwei Möglichkeiten, Handlung hervorzurufen: eine, die mit Kontrolle und Zwang zu tun hat, und eine einfache, selbstregulierte. Bei der landläufigen Vorstellung von Willenskraft bleibt Ihnen nur die Selbstkontrolle übrig, wenn in Ihnen mehrere Handlungsimpulse gleichzeitig auftauchen. Es gibt jedoch auch eine andere Möglichkeit, mit konkurrierenden Handlungsimpulsen umzugehen. Diese Möglichkeit besteht darin, die innere Konfliktsituation so zu bearbeiten, dass sie in eine Handlung mündet, die mithilfe von Selbstregulation – also auf einfache und angenehme Art – ausgeführt werden kann. Willenskraft wäre nach dieser Definition dann gegeben, wenn ich im Sinne einer selbstgewählten Alternative handle und es mir gelingt, die Vielfalt meiner innerpsychischen Handlungsimpulse so zu koordinieren, dass ich in der Lage bin, die Handlung auszuführen, die ich mir vorgenommen habe. Und das, ohne Zwang auf mich oder psychische Teile meiner selbst auszuüben. Willenskraft hat in diesem Fall wenig mit Zwang und Überwindung zu tun hat, sondern viel mehr mit Treue zu sich selbst, mit Gefühl für den eigenen inneren Kern und der Fähigkeit, authentisch und frei zu handeln.
Das hört sich paradiesisch an? Zu schön, um wahr zu sein? So einfach kann es doch nicht gehen? Schön und ziemlich angenehm ist diese Lösung in der Tat. Einfach herzustellen – das sage ich ausdrücklich gleich zu Beginn – ist sie keineswegs. Die Lösung, Willenskraft dadurch zu erzeugen, dass ich konkurrierende Handlungsimpulse synchronisiere, so dass Handlung über Selbstregulation vonstattengeht, erfordert einiges an Wissen über den Aufbau unseres psychischen Systems und einiges an Synchronisierungsarbeit. Aber es zahlt sich aus, sich dieses Wissen anzueignen, denn es winkt reicher Lohn. Zunächst befassen wir uns mit der Frage, wie es überhaupt so weit kommen kann, dass wir konkurrierende Handlungsimpulse verspüren. Hierzu müssen wir uns anschauen, über welche innerpsychischen Vorrichtungen wir verfügen, um Handlung zu planen und auszuführen.

Die Bastelstube im Gehirn

Zur Einführung in diese Thematik brauchen wir eine Vorstellung davon, wie sich das menschliche Gehirn im Laufe der Evolution herausgebildet hat. Es ist irreführend, sich die Funktionsweise des Gehirns so vorzustellen, als sei es eine geplante Apparatur, wie sie zum Beispiel in den Ingenieurwissenschaften konsequent und systematisch entwickelt wird. Wenn eine Gruppe von Ingenieurinnen und Ingenieuren den Auftrag bekommt, die beste Kaffeemaschine aller Zeiten zu entwickeln, dann wird sich ein Team zusammensetzen und eine Lösung entwickeln, die systematisch aufgebaut ist. Die Evolution geht anders vor. Ich habe hierzu beim Nobelpreisträger Eric Kandel ein illustratives Zitat gefunden.
Im Gegensatz zum Ingenieur schafft die Evolution nichts, was komplett neu wäre. Sie bedient sich des bereits Vorhandenen, indem sie ein System entweder so umwandelt, dass es eine neue Funktion erhält, oder mehrere Systeme so kombiniert, dass ein komplexes System entsteht. Wenn wir einen Vergleich ziehen wollen, haben wir es hier nicht mit Ingenieursarbeit, sondern mit einer Bastelei oder mit Flickwerk zu tun, bricolage sagen wir in Frankreich.
(Jacob, zit. n. Kandel, 2006, S. 259).
Wir haben also kein Meisterwerk der Ingenieurswissenschaft zur Verfügung, sondern eher ein Meisterwerk der Improvisation, etwas, das an die African Queen aus dem gleichnamigen Film mit Humphrey Bogart und Catherine Hepburn erinnert. Ein Vehikel, das viele zusammengeflickte Geheimnisse birgt und das nur einer richtig steuern kann: der Besitzer oder die Besitzerin selbst. Auf der African Queen zu fahren geht anders als auf einem Luxusdampfer. Mal muss man gegen den Kessel treten, mal muss man Gin über ein Ventil gießen. Bei Regen muss eine Plane über dem Feuer aufgespannt werden, und es kann auch sein, dass ein neues Blatt für die Schiffsschraube selbst zurechtgehämmert werden muss. Immer gibt es etwas zu tun, immer muss man aufmerksam sein und sich um die Macken der alten Lady kümmern. Sie lohnt die Mühen, indem sie redlich ihre Arbeit tut. Auch wenn Sie lieber einen Luxusdampfer mit modernster Bordelektronik hätten – das Jammern nützt nichts. Was Ihr Gehirn anbelangt, sind Sie auf der African Queen unterwegs. Und wie Sie möglicherweise wissen, haben Humphrey Bogart und Catherine Hepburn mit der African Queen ein topmodernes Schlachtschiff erfolgreich versenkt. Will sagen: Wer gelernt hat, sein Gehirn richtig zu benutzen, ist zu sehr viel mehr in der Lage, als man sich auf Anhieb träumen lässt.
Was hat die African Queen mit Willenskraft zu tun? Die biologisch-evolutionär gebastelten Voraussetzungen, die alle Menschen mitbringen, haben Konsequenzen für die Planung und Durchführung von Handlungen. Es kann tröstlich sein, sich diesen Umstand ab und zu in Erinnerung zu rufen, wenn wieder einmal alle guten Vorsätze gescheitert und sämtliche pädagogischen Interventionen ins Leere gelaufen sind. Dann muss man eben schauen, an welcher Stelle der Bastelstube ein Isolierband angebracht werden muss und wo nochmal eine Schweißnaht neu gesetzt werden muss. Um zu verstehen, was damit gemeint ist, betrachten wir die Systeme des Gehirns genauer, die an der Handlungssteuerung und an der Organisation von konkurrierenden Handlungsimpulsen wesentlich beteiligt sind.
Die evolutionäre Bastelstube hat uns in dieser Hinsicht eine doppelte Hinterlassenschaft beschert. Es handelt sich hierbei um zwei Systeme, aufgrund derer Handlungen hervorgebracht werden können. Das wäre an und für sich nichts Schlechtes, denn auch viele Maschinen verfügen über zwei Systeme, die den Motor in Betrieb halten. Dies ist für Notfälle vorgesehen, damit ein System einspringen kann, wenn das andere ausfällt. In einem Flugzeug gibt es zum Beispiel solch eine Vorrichtung. Auch in einem Betrieb, zum Beispiel in einem Krankenhaus, arbeitet man mit solchen »Fall-back«-Sicherungen, wenn im Keller die Notstromaggregate stehen, die bei einem Stromausfall dafür sorgen, dass eine Notbeleuchtung brennt und dass die Herz-Lungenmaschinen weiter funktionieren. Diese Art von doppelter Absicherung, die von den Ingenieurwissenschaften entwickelt wurde, ist aufeinander abgestimmt. Das eine System kann die Funktionen des anderen Systems weitgehend deckungsgleich ersetzen.
Die evolutionäre Bastelei im Gehirn hat zwar auch ein Doppelsystem zur Handlungssteuerung hervorgebracht, aber keines, dessen Funktionsweisen ideal zueinander passen. Die beiden Systeme arbeiten nach verschiedenen Prinzipien und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Weil das so ist, kann es vorkommen, dass das eine System »hü« sagt und das andere »hott«. Und dann beginnt die Synchronisierungsarbeit. Wir wollen uns im Folgenden die Unterschiede zwischen den beiden Systemen im Detail betrachten.

Kapitel 2

Das adaptive Unbewusste und der bewusste Verstand

In diesem Kapitel werde ich über die theoretischen Hintergründe sprechen, auf denen das Wissen zur Erzeugung von selbstregulierender Willenskraft aufbaut. In Kapitel 2 geht es noch nicht um Abnehmen, Fitness und Schönheit, sondern um Nervenzellen, Lernen und die Wirkung von Sprache. Auch wenn das Ganze zu Beginn vielleicht etwas trocken wirkt – sobald es an die Umsetzung geht, wird Ihnen das Wissen aus Kapitel 2 hochwillkommen sein!
Die F...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Cover]
  2. [Titel]
  3. [Impressum]
  4. Einleitung
  5. Hinweise zum Gebrauch dieses Buches
  6. Kapitel 1: Die Willenskraft
  7. Kapitel 2: Das adaptive Unbewusste und der bewusste Verstand
  8. Kapitel 3: Die zwei Bewertungssysteme des adaptiven Unbewussten und des bewussten Verstandes
  9. Kapitel 4: Die Quellen der Idealvorstellungen oder gute Gründe und fremde Gründe
  10. Kapitel 5: Gute Gründe mit Willenskraft versehen
  11. Kapitel 6: Die Zielpyramide
  12. Kapitel 7: Von Kathedralen und Schwarzwälder Kirschtorten: Ab sofort wird alles anders!
  13. Kapitel 8: Ja und jetzt? Gewicht und Stress
  14. Literatur
  15. Über die Autorin
  16. Mein Ich-Gewicht