Meine Trauer wird dich finden
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Meine Trauer wird dich finden

Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit

  1. 192 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Meine Trauer wird dich finden

Ein neuer Ansatz in der Trauerarbeit

Angaben zum Buch
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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Der führende Trauerexperte Roland Kachler hat nach dem Unfalltod seines 16-jährigen Sohnes einen neuen Weg der Trauerbewältigung gesucht und gefunden. Statt den Verstorbenen "loszulassen", zielt die Methode des Autors darauf, die Liebe für den Verstorbenen so zu bewahren, dass eine liebevolle innere Beziehung entstehen kann und auch wieder Glück erlebt werden darf. Die praktischen Übungen, Hinweise und Tipps am Ende jedes Kapitels helfen, diesen neuen Weg zu gehen. Roland Kachler hat sein seit vielen Jahren erfolgreiches Buch aktualisiert und neu bearbeitet."Der Tod beendet das Leben, aber nicht die Liebe! Die Trauer zeigt, wie sehr wir den Verstorbenen liebten und immer noch lieben. Die Trauer will, dass die Liebe weitergeht – über den Tod des geliebten Menschen hinaus. Nicht zum Loslassen, sondern zum Lieben will dieses Buch ermutigen und begleiten. Der Verstorbene bleibt eine wichtige, geliebte Person im Leben des Hinterbliebenen. Dabei wissen Trauernde sehr genau, dass die Liebe eine neue Ausdrucksweise braucht. Die Trauer ist das Gefühl, das uns hilft, eine neue Beziehung zum Verstorbenen zu finden. Sie wandelt die bisherige Weise des Liebens in eine neue, in eine innere Liebe.Ich möchte Sie als Leserin und Leser unterstützen, eine andere, aber nicht weniger intensive Beziehung zu Ihrem verstorbenen geliebten Menschen zu finden.Ich möchte Ihnen in diesem Buch Anregungen, konkrete Hilfestellungen und Übungen anbieten, wie Sie Ihre Liebe zu ihrem Verstorbenen weiterleben können." (Roland Kachler)

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783451812040
1 Trauern – mehr als Abschied­nehmen!
»Meine Liebe zu dir will bleiben«
Loslassen ist nicht nötig – Der Abschied von einem Dogma der Trauer­psychologie
Ich stehe am offenen Grab. Die Sargträger ziehen die Hölzer unter dem Sarg weg, die Seile spannen sich. Dann lassen sie den Sarg langsam ins Grab. Ich weiß, dass in diesem Holzkasten mein Sohn liegt. Nun wird es endgültig sein: Mein Sohn ist nicht mehr da. Er ist nicht mehr bei mir. Mein Entsetzen ist so groß, dass ich nicht begreife, was hier eigentlich passiert.
Das ist der letzte Abschied. Ich muss scheiden von meinem Sohn, und er von mir. Ich muss unter-scheiden, zwischen mir, dem Lebenden, und meinem Sohn, dem Toten. Ich muss loslassen. Meinen Sohn aus den Händen geben. So sagt es der Pfarrer am Grab, so sagt es die derzeitige Trauerliteratur.

Doch in meiner eigenen Trauer spüre ich mehr denn je: Ich will nicht Abschiednehmen, Loslassen schon gar nicht. Ich weiß natürlich, dass mein Sohn nicht mehr lebt und deshalb leiblich nicht mehr greifbar ist. Und dennoch und gerade deshalb möchte ich ihn nicht verlieren, sondern weiterhin eine Beziehung mit ihm leben – natürlich eine Beziehung, die anders aussieht als die zu einem lebenden Menschen.
Deshalb geht es mir in diesem Buch um ein neues Modell des Trauerns. Ein Modell, das dem Hinterbliebenen hilft, mit dem Verstorbenen und nicht ohne ihn zu leben. Nicht das Loslassen steht im Zentrum, sondern die Liebe zum Verstorbenen, die weiter reicht. Auch wenn der Tod das Leben des Verstorbenen beendet, die Liebe des Hinterbliebenen beendet er nicht.
Der Tod verändert nur die Beziehung zum Verstorbenen. In der Liebe des Hinterbliebenen lebt diese Beziehung weiter!

Es geht eben nicht nur um Loslassen und Abschiednehmen, auch wenn das nach der gültigen Trauerpsychologie das Ziel jeder Trauer ist und sein soll. Die Trauer, so der wissenschaftliche Konsens, ist die Emotion des Abschieds. Die Trauer hilft dem Hinterbliebenen, den Verstorbenen loszulassen. Diesen die ganze Trauerpsychologie auch heute noch bestimmenden Grundgedanken formulierte Sigmund Freud schon 1913 in seiner Schrift »Totem und Tabu« wie folgt: »Die Trauer hat eine ganz bestimmte psychische Aufgabe zu erledigen, sie soll die Erinnerungen und Erwartungen der Überlebenden von den Toten ablösen.« (Freud, Gesammelte Werke, Bd. IX, S. 82).In seiner für die Psychologie der Trauer sehr einflussreichen Schrift »Trauer und Melancholie« (Freud, Gesammelte Werke, Bd. X) vertieft Freud diesen Ansatz weiter. Die Ablösung erfordert vom Trauernden sehr viel Energie. Deshalb wird dieser Prozess von Freud als »Trauerarbeit« beschrieben. Die bisherige Trauerpsychologie empfiehlt daher nachdrücklich:

– Lerne den Tod des Verstorbenen als Realität zu sehen!
– Akzeptiere, dass der Verstorbene nicht mehr da ist!
– Lasse den Verstorbenen los!
– Nimm Abschied von ihm und dem bisherigen gemeinsamen Leben!
– Lerne ohne den Verstorbenen zu leben!
– Baue ein neues Leben ohne den Verstorbenen auf!

Auch ich habe als Psychotherapeut immer in diesem Sinn beraten: »Nehmen Sie Abschied! Lassen Sie los. Beerdigen Sie Ihren Angehörigen. Suchen Sie nach neuen und anderen Lebenszielen und nach neuen Beziehungen.« Oft habe ich den Betroffenen Abschiedsrituale vorgeschlagen, in der Hoffnung, dass der Trauernde »endlich« loslassen kann.
Ich habe natürlich wahrgenommen, dass Trauernde sich dabei nicht richtig verstanden fühlten und sich nicht selten gegen mein Drängen auf Loslassen wehrten. Aber ich dachte, das sei ein vorübergehender Widerstand und der Betroffene sei noch nicht »so weit«, für dieses Abschiednehmen. Mit Hilfe der Psychotherapie sollte er zum Loslassen gelangen, schließlich meinte ich als Psychologe zu wissen, was in der Trauerarbeit nötig und hilfreich ist. Dabei argumentierte ich durchaus in Übereinstimmung mit der gesamten Trauerliteratur. Ich wusste es nicht besser. Ich selbst hatte bis dahin keinen eigenen schweren Verlust erlebt und kannte von daher die tiefen Gefühle von Trauernden nicht aus eigener Erfahrung.
Die kleinen, weniger schweren Verluste, die ich bis dahin erlebt hatte, waren im Loslassen durchaus bewältigt. Für leichtere Verluste mögen die bisherigen Trauermodelle und Empfehlungen ausreichen. Nicht aber für schwere, schmerzliche Verluste von sehr nahe stehenden Menschen.
So fühlte ich mich in meiner eigenen Trauer um meinen Sohn dann auch von der gängigen Trauerliteratur nicht verstanden. Wirkliche Hilfe erfuhr ich dort nicht. Im Gegenteil: Mein Ärger über die Psychologie, über die Trauerratgeber wurde immer größer. Warum wird dort meine ungeheure Sehnsucht nach meinem Sohn nicht gesehen, geschweige denn verstanden? Warum wird dort nicht akzeptiert, dass ich nicht loslassen will? Ich will doch festhalten, natürlich nicht den Toten, der vor mir im Sarg liegt, nicht den Leichnam. Aber etwas anderes – nämlich das Wesen, die Gestalt, die Person, das Du des geliebten Menschen. Warum hilft dazu die Trauerliteratur nicht? Warum unterstützt sie mich nicht dabei, eine andere, neue, aber nicht weniger intensive Beziehung zu meinem Sohn zu finden?

Für diese Sehnsucht nach einer inneren Beziehung möchte ich Hilfestellungen geben, nicht zum Loslassen! Und ich weiß inzwischen, dass viele Trauernde genau darin Begleitung suchen, von der Trauerpsychologie in dieser Hinsicht aber alleine gelassen werden.
Deshalb schreibe ich dieses Buch – als Hilfe für andere Menschen in diesem ganz anders verstandenen Trauerprozess und als Beschreibung meines eigenen Weges zu einer neuen Beziehung zu meinem Sohn. Dafür habe ich mich von den gängigen Vorstellungen der Trauerpsychologie gelöst und mich meinen eigenen Erfahrungen überlassen. Ich habe mit anderen Trauernden geredet, deren Verlust zwei, acht oder über zwanzig Jahre zurückliegt. Immer wieder habe ich bei mir und anderen entdeckt, dass die Beziehung zum Verstorbenen nicht zu Ende ist. Sie geht weiter, anders zwar, aber nicht mit weniger Nähe, nicht mit weniger Liebe – im Gegenteil.
Wie erleichtert war ich, als ich dann bei meinen Recherchen auf neuere amerikanische Trauerliteratur stieß, in der ich mich in meinen Erfahrungen bestätigt sah. Dennis Klass und dessen Kollegen (Klass, Silverman u. Nickman, 1996) haben in vielen empirischen Untersuchungen gezeigt, dass trauernde Eltern oder trauernde Geschwister, Witwer und Witwen und trauernde Partner die Beziehung zum Verstorbenen weiterleben.
So wurde mir mehr und mehr deutlich: Trauern ist nicht nur die Emotion des Abschieds, sondern Trauer ist das Gefühl, das Hinterbliebenen hilft, eine neue Beziehung zum Verstorbenen zu finden.

Ihr Widerstreben gegen das Loslassen ist in Ordnung. Nehmen Sie sich hier in Ihren Gefühlen und Wünschen ernst, was immer auch Trauerratgeber oder andere wie Psychologen, Ärzte, Angehörige oder Freunde sagen mögen.
Ihre Gefühle sagen Ihnen richtigerweise: Loslassen und Abschiednehmen ist nur ein Teil des Trauerns – aber nicht alles!
Muss ich die Liebe zurücknehmen?
In der Trauer drücken wir unseren Schmerz dar...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Cover]
  2. [Titel]
  3. [Impressum]
  4. [Inhalt]
  5. Vorwort | »Meine Liebe weiterleben«
  6. 1 Trauern – mehr als Abschiednehmen! | »Meine Liebe zu dir will bleiben«
  7. 2 Es bleibt aber die Liebe – Trauer als kreative Beziehungsarbeit | »In meiner Liebe bleibst du mir nahe«
  8. 3 Die Trauer sucht einen guten Ort | »Da werde ich dich immer finden«
  9. 4 Am offenen Sarg – die erste Begegnung mit dem Verstorbenen | »Du bist nicht tot, bleib bei mir«
  10. 5 Leben mit den Orten der Präsenz des Verstorbenen | »Dorthin, wo du bist, zieht es meine Seele«
  11. 6 Leben mit der Erinnerung | »Was ich mit dir erlebt habe, geht nie verloren«
  12. 7 Leben mit den Symbolen der Natur | »Du bleibst bei mir in den Bäumen, im Wind und in den Sternen«
  13. 8 Leben mit der Transzendenz | »Du gehst nie verloren, weil du aufgehoben bist im Unendlichen«
  14. 9 Leben mit dem inneren Begleiter | »Weil ich dich liebe, lebst du in meinem Herzen«
  15. 10 In Beziehung bleiben | »Die Liebe lässt uns miteinander leben«
  16. 11 Leben in der Hoffnung | »Eines Tages werden wir uns sehen und uns in die Arme fallen«
  17. Quellennachweise
  18. Literatur
  19. Der Autor