Das Montessori-Elternbuch
eBook - ePub

Das Montessori-Elternbuch

  1. 168 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Das Montessori-Elternbuch

Angaben zum Buch
Buchvorschau
Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Wer einen Eltern-Erfolgsweg sucht wird bei seiner Suche unweigerlich auf "Montessori" stoßen. Das neuartige Elternbuch des Montessori-Pädagogen und Autors Ulrich Steenberg, lässt sich ganz ein auf Eltern und deren Kernfragen rund um einen gelingenden Familienalltag.Auf "narrative" Art – also mit bunten Alltagsgeschichten und vielen konkreten Beispielen – werden u.a. vier Grundsätze der Erziehung im Sinne Maria Montessoris anschaulich und kenntnisreich vorgestellt. Ein Buch mit Charme, erfahrungsreich geschrieben und mit hohem Aufforderungscharakter.

Häufig gestellte Fragen

Gehe einfach zum Kontobereich in den Einstellungen und klicke auf „Abo kündigen“ – ganz einfach. Nachdem du gekündigt hast, bleibt deine Mitgliedschaft für den verbleibenden Abozeitraum, den du bereits bezahlt hast, aktiv. Mehr Informationen hier.
Derzeit stehen all unsere auf Mobilgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Mit beiden Aboplänen erhältst du vollen Zugang zur Bibliothek und allen Funktionen von Perlego. Die einzigen Unterschiede bestehen im Preis und dem Abozeitraum: Mit dem Jahresabo sparst du auf 12 Monate gerechnet im Vergleich zum Monatsabo rund 30 %.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja, du hast Zugang zu Das Montessori-Elternbuch von Ulrich Steenberg im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Education & Early Childhood Education. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Jahr
2018
ISBN
9783451806230

Entwicklungsphasen – und was Eltern darüber wissen sollten

„Jetzt sagen Sie uns aber bitte klar, was wann dran ist.“ Dieses Ansinnen hört man häufig von Eltern. Sie fordern Auskunft, weil sie ihr Kind nicht überfordern wollen. Sie wollen aber andererseits auch klare Hinweise, was eine „normale“ Entwicklung ist. Hat Montessori Antworten?
Montessori selbst hat zunächst gezögert, sich den Begriff der Entwicklung zu eigen zu machen. Später unterscheidet sie dann aber doch verschiedene „Phasen der Entwicklung“ und füllt diese Phasen inhaltlich mit ihren Erkenntnissen über die sogenannten „sensiblen Perioden“.

Die Zeit vor der Geburt

Die Bedeutung vorgeburtlicher Erfahrungen

Über die vorgeburtlichen (pränatalen) psychischen Erfahrungen und deren nachgeburtliche (postnatale) Folgen konnte Montessori nicht so viel sagen, wie wir es heute dank moderner Hilfsmittel können. Doch wer sein Kind angemessen empfangen und später gut begleiten will, sollte auch über diese Phase etwas wissen. Manchmal können Eltern ihr Kind besser verstehen, wenn sie den Zusammenhang zwischen aktuellen Zuständen oder Verhaltensweisen und bestimmten Erfahrungen im Mutterleib entschlüsseln können.
Bereits im 4.–5. Schwangerschaftsmonat kann das Kind auf bestimmte Geschmacks-, Klang- oder Tasterfahrungen mit Zustimmung oder Ablehnung reagieren.4
Die Gehirnreifung des Kindes wird angeregt durch jede Art von Klang-und Bewegungserfahrungen.5 Sowohl das Bewegungsverhalten der Mutter als auch die musikalische Umgebung in der Familie haben also, so darf man annehmen, Einfluss auf die Gehirnentwicklung des Kindes.
Der Lebensrhythmus der Mutter und der des Ungeborenen stehen in einem Wechselspiel. Das lässt sich z. B. am vorgeburtlichen Schlaf-Verhalten ablesen. Dieses Wechselspiel kann für das Kind förderlich oder auch nachteilig sein. In diesem Zusammenhang ist auch das sogenannte Außensystem der Mutter, also ihre Umwelt, von wesentlicher Bedeutung. Ist die Mutter in der Schwangerschaft voller Angst oder steht sie unter Dauerstress, wirkt sich das aufs Ganze gesehen auf den biologischen Verlauf der Schwangerschaft nachteilig aus. Und es hinterlässt Spuren im kindlichen Gehirn: „Wir wissen heute zweifelsfrei, dass Stress der Mutter vor allem durch Medikamente und eine Fülle außeruteriner Einflüsse die Entwicklung von Reflexen, Motorik, Sensorik, des REM- Schlafs, ja des Gedächtnisses negativ beeinflussen, wie umgekehrt eine biologisch ausgewogene Rhythmik auch des äußeren Lebens positive Resultate zeigt“ (Baacke 1999a: 112).

Entwicklungsdimensionen

Hier ein knapper Überblick zur vorgeburtlichen Entwicklung:

Vorgeburtliche Wahrnehmung

Das komplexe Wahrnehmungssystem ist bis zur Geburt noch nicht vollendet. Aber zahlreiche subtile Wahrnehmungsprozesse finden bereits im Mutterleib statt. Das Kind reagiert auf seine Wahrnehmungen unmittelbar, und auch seine Gehirnentwicklung wird dadurch beeinflusst.

Vorgeburtliche Bewegung

Kaum etwas ist beeindruckender, als die Bewegungsmuster beim Embryo zu beobachten. Ausgewogenheit, Gleichgewicht, Stabilität, Getragensein – das Ungeborene macht lebensbedeutsame Urerfahrungen.

Vorgeburtliche Gefühle

Wenn ihm etwas nicht schmeckt, verzieht das Ungeborene beispielsweise seinen Mund. Wenn unangenehme Töne auf sein Ohr treffen, reagiert es mit heftigen Bewegungen.

Vorgeburtliches Spielen

Tasterfahrungen (zum Beispiel mit der Nabelschnur), Daumenlutschen, Sich-Kugeln und Sich-Drehen sind leibhaftige (und lebhafte) Vorbereitungen auf das erprobende Spiel.
Was die Leistungsfähigkeit und die Intelligenz anbetrifft, wissen wir heute immerhin, dass zahlreiche Außenerfahrungen des Ungeborenen sich in seinen Gehirnstrukturen manifestieren (sog. Engramme).
Fühlen, Denken, Wollen, Handeln: Die Grundlagen von Individualität und Persönlichkeitsentwicklung werden schon vorgeburtlich beeinflusst, aber in welchem Maße, das ist (noch) nicht klar.
Über die weiteren Entwicklungsdimensionen lässt sich auch heute noch nichts Eindeutiges sagen.
Wenn Montessori all das gewusst hätte, würde sie möglicherweise im Interesse einer ganzheitlichen Entwicklung des Kindes Folgendes von Eltern erwarten:
  • Sag Ja zu deinem Kind. Wenn du es ablehnst als Mutter oder als Vater, wird es das wahrnehmen.
  • Versuche, einen ausgeglichenen Lebensrhythmus zu finden. Dein Kind wird sich dem anpassen und sich gedeihlich entwickeln.
  • Achte auf die Reize, die durch den Mutterleib hindurch auf dein Kind einwirken. Es schmeckt mit, es hört mit, es erlebt deine Bewegungen mit.
  • Was du tust oder lässt – dein Kind reagiert darauf mit Zustimmung oder mit Ablehnung.
  • Die Entwicklung deines Kindes durchläuft schon vor der Geburt ein wichtiges Stadium – nicht nur physisch, sondern auch psychisch.
  • Sei daher für dein noch ungeborenes Kind eine „Vorbereitete Umgebung“.

Was Eltern „im Nachhinein“ tun können

Viele Eltern, vornehmlich Mütter, werden bei Problemen des Kindes oft zu spät nach dem Verlauf der Schwangerschaft gefragt.6 Einschlafstörungen, nicht zu beruhigendes Schreien oder eine auffällig starke Motorik können durchaus ihre Ursache in der Schwangerschaftsphase haben.
Eine gute (Montessori-)Kinderkrippe ist daher nicht nur vernetzt mit Hebammen, Kinderärzten und Fachdiensten, sie wird auch bereits im ersten Gespräch nach pränatalen Erfahrungen fragen.
Bei Einschlafstörungen z. B. muss man den pränatalen Schlaf- und Wachrhythmus der Mutter genau kennen, weil sich das Baby diesem vorgeburtlich angepasst hat. Hat es etwa während der Schwangerschaft ein hohes Maß an Unausgeglichenheit und Unausgewogenheit gegeben, so kann sich dies auch im Schlaf-Wach-Rhythmus niederschlagen.
Die Bewegungsmuster von Kindern sind durchaus verschieden. Das könnte Konsequenzen fordern für die Art, wie das Baby getragen wird. Passt die Trageweise (Tuch, Korb usw.) nicht zum Bewegungsmuster, ist der kleine „Tragling“ leichter unruhig – oder aber er gibt auf und reduziert seine vitalen Funktionen auf das Überlebensnotwendige, wie dies bei dem höchst zweifelhaften und zum „Ruhigstellen“ des Säuglings unverständlicherweise sogar von einigen Hebammen empfohlenen „Pucken“7 oftmals geschieht. Das Pucken aktiviert bei Säuglingen ein psychisches Überlebensmuster: In seinem „betonierten“ Zustand von Überwärmung bedroht, reduziert das Kind jede Aktivität, selbst das Schreien. Diesen Zustand mit der Bewegungs- und Geborgenheitserfahrung im Uterus zu vergleichen, ist fast zynisch. Montessori kannte diese seinerzeit übliche Methode. Und ihre Philosophie der freien Bewegung als einer Voraussetzung für die Ausbildung der Persönlichkeit stellt dazu jedenfalls einen klaren Gegenpol dar.
An der für den Mutterleib typischen Geborgenheitserfahrung sollte es auch nach der Geburt nicht fehlen. Dabei sind in einer ersten Phase die körperliche Nähe und die Wärme der Mutter bedeutsam – wie sie genau gestaltet werden kann, wird sie selbst sicher am besten spüren. Ferner ist das Stillen ein Ritual, das höchste gegenseitige Sensibilität mit sich bringt und deshalb optimaler Bedingungen bedarf.
Die Bedürfnisse der einzelnen Kinder nach körperlicher Nähe sind unterschiedlich. Oft wird gefragt, ob das Kind im elterlichen Bett mitschlafen soll. Wann der Zeitpunkt gekommen ist, das Baby zum Einschlafen in seine eigene Wiege zu legen – in der ersten Phase ist sie einem Bettchen vorzuziehen – müssen die Eltern behutsam erspüren. Und auch bei der Auswahl des Kinderbettchens sollte dann größte Sorgfalt walten. Als Grundregel kann hier Montessoris Forderung gelten: Abwarten und beobachten.
Der erste und beste Ratgeber ist hier wohl die mütterliche Intuition. Daher ist es gut, wenn Mütter eher ihren Gefühlen als irgendwelchen Büchern folgen. Eine erfahrene Hebamme kann ihr dabei zur Seite stehen.

Die ersten drei Lebensjahre

Merkmale der Entwicklungsphasen nach Montessori

Maria Montessori hat die Entwicklung des jungen Menschen als eine Abfolge von vier aufeinanderfolgenden Phasen beschrieben, die jeweils etwa sechs Lebensjahre umfassen. Bei der Abfolge dieser Phasen sieht sie einen rhythmischen Wechseln von „formativen“ (oder auch „labilen“) und „stabilen“ Phasen.
In den formativen (also aufbauenden) Entwicklungsabschnitten steht das Kind vor besonders vielfältigen und bedeutsamen Entwicklungsaufgaben. Es braucht, um diese erfüllen zu können, viel psychische und physische Kraft. Gleichzeitig ist es in hohem Maße labil, d. h. körperlich und seelisch leichter aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Die erste Phase (von der Geburt bis etwa zum 6. Lebensjahr) wird noch einmal in zwei Abschnitte unterteilt, die jeweils ca. drei Jahre umfassen.

Grundlegende Charakteristika der ersten drei Jahre

Die ersten drei Lebensjahre sind von besonderer Bedeutung. Sie sind, um es mit einem Ausdruck Montessoris zu sagen, die Zeit des „psychischen Embryos“ und einer lebhaften Aktivität dessen, was sie den „absorbierenden Geist“ nennt.
„War das Kind vor der Geburt wesentlich ein physischer, so ist das Neugeborene nunmehr ein psychischer Embryo. Wie sich in der vorgeburtlichen Periode im physischen Embryo die Organe jedes für sich getrennt entwickeln, so entwickeln sich in dieser nachgeburtlichen Periode alle Funktionen getrennt. Es besteht also noch keine Einheit in der Personalität. Aber alle Potenziale sind bereits vorhanden.
In dieser Periode findet eine Art Erwachen von Potenzialitäten statt, die dann die enorme schöpferische Arbeit des Kindes leiten müssen: des geistigen Embryos“ (Montessori 1972a: 65).
Und den kindlichen Geist als „absorbierenden Geist“ charakterisiert sie folgendermaßen:
„Viele […] Dinge erlernt das Kind mit erstaunlicher Schnelligkeit. Es macht sich alles aus seiner Umgebung zu eigen: Gewohnheiten, Sitten, Religion prägen sich fest in seinen Verstand ein“ (Montessori 1972a: 22).
In seinen ersten Lebensjahren ist der kindliche Geist also gewissermaßen wie ein Schwamm, der sich vollsaugt mit all dem, was ihm in seiner Umgebung angeboten wird. Das kleine Kind muss sich nicht anstrengen, muss keine mühevolle Willensleistung vollbringen, es lernt unbewusst, aber zugleich in unglaublicher Intensität. Dabei ist es – und das ist die Grenze des Vergleichs – jedoch nicht teilnahmslos und passiv, wie dies ein Schwamm wäre. Vielmehr benutzt es alle Möglichkeiten seiner Wahrnehmung.
So erwirbt das Kind „im Laufe seiner Entwicklung nicht nur die menschlichen Fähigkeiten, die Kraft, die Intelligenz, die Sprache; es passt gleichzeitig auch das Wesen, das es aufbaut, den Umweltbedingungen an“ (Montessori 1972a: 56).
Die Erkenntnisse der heutigen Neurophysiologie unterstützen Montessoris Aussagen:
„Es ist dies die einzige Zeit, in der sich die äußeren Einflüsse […] in der Ausbildung des Gehirns direkt niederschlagen können, d. h., in anatomischen Veränderungen, in festen Verknüpfungen zwischen den wachsenden Gehirnzellen“ (Vester 1978: 38).
Der Neurologe Johannes Dichgans stellt fest:
„Was zunimmt, ist die Dichte der Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen. […] Dies geschieht in Auseinandersetzung mit der visuellen Umwelt, wobei Gebrauch und Nichtgebrauch über die Art und Dichte der später funktionalen Verknüpfungen und den Untergang anderer Potentialitäten entscheiden“ (Dichgans 1994: 235f).
Was das Gehirnwachstum betrifft, findet 50 % der Substanzzunahme während des gesamten nachgeburtliche...

Inhaltsverzeichnis

  1. Das Montessori-Elternbuch
  2. Impressum
  3. Vorwort
  4. Zur Einstimmung
  5. Die „vier Wahrheiten“
  6. Entwicklungsphasen – und was Eltern darüber wissen sollten
  7. Kinder nutzen ihre Zeit: Sensible Phasen
  8. Freiheit braucht Verantwortung: Der Montessori-Weg
  9. Montessori-Praxis und Familienalltag – Was Eltern für ihr Kind tun können
  10. Das beste pädagogische Angebot für Ihr Kind
  11. Aktueller denn je …
  12. Maria Montessori – ein Leben für Kinder
  13. Anhang
  14. Anmerkungen
  15. Über den Autor