Das Innere Kind in der Paarbeziehung
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Das Innere Kind in der Paarbeziehung

  1. 176 Seiten
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Das Innere Kind in der Paarbeziehung

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Die Innere Kind-Arbeit können Frauen und Männer für sich oder gemeinsam mit ihrem Partner für die Betrachtung ihrer Beziehung einsetzen. Peter Bartning setzt die Phasen in Paarbeziehungen von Verliebtheit, Anpassung, Kampf, Verhandlung und Lösungssuche in Bezug zu den Erlebensphasen der Inneren Kinder der Partner. Durch den bewussten Zugang zu und Umgang mit den Inneren Kindern können Paare Konflikte verstehen lernen und zu Lösungen und stimmiger Entwicklung ihrer Liebe finden.

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Information

Jahr
2016
ISBN
9783451809927

Die Inneren Kinder und unsere Konflikte

Wie kann es sein, dass man mit dem Menschen, den man eigentlich am liebsten mag, immer wieder in Streit gerät? Es ist nur natürlich, dass der geliebte Mensch so wichtig ist – bewusst und unterbewusst in den Augen des Inneren Kindes –, dass man sehr viel Wert darauf legt, für den Liebsten der beste, tollste, bewundernswerteste Mensch zu sein. In der Verliebheitsphase wird das ja auch genau so erlebt, doch bei geringsten Störungen kann es sein, dass der Innere Säugling seine Bedürfnisse anmeldet, beispielsweise wenn die gewohnte Zuwendung nur kurze Zeit nicht gegeben wird. Dann kann das eben noch liebevolle Gespräch urplötzlich in Streit umkippen.
Und zu mir in die Praxis kommen natürlich meistens Paare, die sich bereits in solchen Streitsituationen festgefahren haben. Sie suchen selten schon am Beginn der Kampfphase Unterstützung, sondern oft erst, wenn schon viel Porzellan zerschlagen wurde.
Dazu ein Beispiel aus einem typischen Erstgespräch. Der Mann beginnt: »Sie ist die tollste Frau der Welt.« Und nur ein wenig später stellt er klar: »Ich habe die Schnauze voll, ich gehe!« Die Frau meint anfangs: »Ich habe bei ihm totale Sicherheit, totales Vertrauen!« und stellt genau das kurz darauf infrage.
Die Ausdrucksweise »tollste Frau«, »Schnauze voll«, »totale Sicherheit, Vertrauen« ist bezeichnenderweise typisch kindhaft. Denn in den klassischen schier endlosen Auseinandersetzungen streiten ja letztlich die Inneren Kinder miteinander, nicht die Erwachsenen, die äußerlich den Streit austragen. Auch die in Wortgefechten so oft eingesetzten Verabsolutierungen und Verallgemeinerungen wie »Immer machst du ….«, »Nie kann ich ….« gehören an sich eher in die Welt von Kindern als von Erwachsenen.
Weil die Inneren Kinder in den Beziehungsstreits involviert sind, sind solche Kämpfe oft so irrational. Manchmal scheint es, als ginge es ums nackte Überleben: »Du oder ich!« Aus der Sicht eines kleinen Kindes oder gar Säuglings geht es ja auch genau darum: Es kann ohne den anderen nicht leben. Auf den ersten Blick ist es zwar widersprüchlich, dass der eine den anderen, den er lebensnotwenig braucht, manchmal geradezu vernichten will: Dann wäre das Innere Kind ja ganz alleine. Aber in Kampfsituationen werden die Partner dennoch zu Gegnern, weil sie – unterbewusst – im Gegenüber jeweils den bösen Vater oder die hartherzige Mutter oder ein konkurrierendes Geschwisterkind aus einer lebenswichtigen Situation der Kindheit sehen und sie sich dagegen endlich mal wehren können. Das sind die »Horrorkabinette« der jeweils eigenen Kindheit, in die beide unterbewusst wieder hineingehen. Dabei wollte ursprünglich vielleicht jeder nur dem anderen mitteilen, wie verzweifelt er gerade über die derzeit schieflaufende Kommunikation ist.
Paare können sich in solchen Momenten über alles streiten, über das berühmte »Haar in der Suppe«, über kleinste Banalitäten, und ein, zwei wütende Sätze können ein Paar in tiefen Streit führen. Wenn die Partner dabei wie auf Knopfdruck reagieren, ist das das deutlichste Zeichen, dass die Inneren Kinder die Oberhand in der Kommunikation haben und die Erwachsenen nur im Äußeren agieren. Wenn diese jedoch nach einiger Zeit wieder zu sich kommen und die Regie wieder übernehmen, dann wird solches Streiten um Kleinigkeiten vielleicht sogar von den Paaren selbst als »amüsant« bezeichnet. Die erwachsenen Anteile brauchen dafür jedoch immer etwas Zeit. Deswegen fühlt man sich in solchen Streits auch oft wie »neben sich« oder »wie von Sinnen«: Die Erwachsenen sind in gewissem Sinn überwiegend oder gar nicht mehr anwesend.
In solchen Streitsituationen muss jeder der Beteiligten erst für sich selbst sorgen. Wir alle haben sicherlich genügend Erfahrung, um zu wissen, dass es nur ganz selten klappt, sich gemeinsam wieder aus der Situation herauszubringen. Allenfalls sehr erfahrene Paare im reifen Erwachsenenalter können sich einander stabilisieren. Deshalb sei an dieser Stelle Paaren vorsorglich die Notbremse empfohlen:
  1. Die Partner vereinbaren ein prägnantes Codewort. »Halt!« oder »Stopp!« ist nicht eindeutig genug, da solche Worte auch sonst im Gespräch fallen können. Klarer ist zum Beispiel »Notbremse«.
  2. Wenn einer der beiden Partner den Eindruck hat, dass ein Gespräch in Gefahr kommt, destruktiv zu werden, sollte er diese Notbremse ziehen und das Codewort aussprechen.
  3. Wenn das Codewort fällt, muss jeder sofort den Mund zumachen,
  4. müssen sich beide räumlich trennen,
  5. um sich allein wieder zu sammeln, zu stabilisieren und den Erwachsenen wieder die Verantwortung übernehmen zu lassen.
  6. Derjenige, der das Codewort ausgesprochen hatte, ist verpflichtet, binnen 24 Stunden das Thema wieder anzuschneiden. Falls einer von beiden der Meinung ist, das Thema sei noch zu heiß, wird verabredet, wann es wieder angesprochen werden soll. Wenn das Paar in einer Paartherapie ist, kann es sich darauf einigen, das Geschehen zu Beginn der nächsten Paartherapiesitzung anzusprechen. – Dieses Vorgehen stellt sicher, dass kein Thema unter den berühmt-berüchtigten Teppich gekehrt wird.

Selbstreflexion zum Streitverhalten

Im Streit geschieht viel, was man gar nicht will und später bereut; es »passierte einfach so«. Wenn Sie und Ihr Partner sich über Ihr Streitverhalten im Klaren sind, können Sie es gezielt ändern. Anhand der folgenden Tabelle können Sie Ihren typischen Verhaltensweisen auf die Spur kommen. Am besten füllen Sie und Ihr Partner die Tabelle jeweils allein für sich aus. Anschließend können Sie Ihre Erkenntnisse besprechen.
Gehen Sie zuerst dieser Frage nach: Welche der folgenden Verhaltensweisen benutzen Sie typischerweise gegenüber dem Partner, der Partnerin? Bitte machen Sie bei zutreffenden Verhaltensweisen in der Spalte »ICH« ein Kreuz.
Danach prüfen Sie: Welche Verhaltensweisen kennen Sie – aus heutiger Sicht – von den Eltern oder damaligen Bezugspersonen wie Oma, Opa, Onkel, großer Bruder, Schwester? Bei Verhaltensweisen, die die Bezugspersonen untereinander oder Ihnen gegenüber oder gegenüber Ihren Geschwistern gezeigt haben, setzen Sie bitte in der Spalte »EL« ein Kreuz.
Verhaltensweise ICH EL
körperliche Gewalt anwenden
verbale Gewalt, psychische Gewalt anwenden
emotional erpressen (subtile Andeutungen)
beschuldigen (»Du hast doch …!«)
rationalisieren, verallgemeinern (»Man macht so etwas nicht!«)
Gegenklagen halten (»Das musst du mir gerade sagen, du machst doch dasselbe!«)
Gedanken lesen (»Ach, das schon wieder! Ich weiß doch, dass …!«)
Stereotypen benutzen (»Typisch Frau!« – »Typisch Mann!«)
übertreiben (»Dein Fahrstil ist wie der einer narkotisierten Schnecke!«)
Psychoanalyse betreiben (»Das machst du nur, weil deine Eltern …!«)
sarkastisch sein (»Das ist ja nett wie immer: …!«), fluchen
Dauerreden halten
moralisieren (»Das hast du jetzt davon!«)
aufrechnen, Retourkutsche geben (»Du machst doch genau dasselbe!«)
niederschreien (um den anderen niederzumachen)
Scheinfragen stellen (»Findest du dein Verhalten richtig?«)
(ultimative) Drohungen aussprechen (»Wenn … dann verlasse ich dich!«)
verletzende Andeutungen machen (»Damals war doch auch schon mal so was …«)
ablenken, das Thema wechseln
abblocken
Witze, Späße machen, auch bei ernsten Themen
wichtige Grenzen des anderen ignorieren (weiterreden trotz Bitte um Pause)
den Partner in Gegenwart anderer herabsetzen oder kritisieren
sehr persönliche oder intime Dinge als Anklage oder Waffe benutzen
immer dasselbe vergessen (= passive Rebellion)
aufschieben (»Jaja …«)
bestrafen durch Schmollen oder Schweigen
weinen (als unbewusste Strategie: »Ich Armer!« und/oder Anklage: »Du bringst mich zum Weinen!«)
Pokerface machen, grinsen (= Abschirmung)
mit Krankheit tyrannisieren
Bündnispartner aufführen (konkret oder als Behauptung: »Das sage nicht nur ich!«)
Schuld einfach übernehmen (um das Thema damit zu beenden, also zur Klärungsvermeidung, zum Beispiel: »Ja, ich bin an allem schuld!«)
resignieren (= Zuspitzung von »Schuld übernehmen«: »Ich bin halt beziehungsunfähig!«)
scheinbar verständnisvoll sein
weggehen, den Raum verlassen (mit Türen knallen, also kämpferisch)
bagatellisieren (»Komm, Baby! Was wollen wir uns über so was aufregen!«)
schweigen (damit es emotionales Aushungern des anderen bewirkt)
dem anderen ein schlechtes Gewissen »machen«
den anderen ignorieren
Viele Paare kamen in meiner Praxis über diese Fragen zu der Erkenntnis, dass sie ihre damaligen Vorbilder kopiert, ja sogar fast 1:1 deren Verhaltensweisen in Auseinandersetzungen übernommen haben. Aber das ist nicht immer so. Manchmal ist das eigene aktuelle Streitverhalten fast gegensätzlich zu dem, was eine Person als Kind bei den Eltern erfahren hat. Dies ist damit erklärbar, dass Menschen, die in einer destruktiven Streitkultur aufwuchsen, es oft besser machen wollen als die Eltern, sich also bewusst anders verhalten – aber auf diese Weise noch nicht unbedingt konstruktives Streiten an den Tag legen, da sie es ja nicht gelernt haben.
Ich habe in der Paartherapie oft solche Selbstvorwürfe gehört: »Ich wollte es besser machen als meine Eltern, aber mittlerweile mache ich genau dasselbe!« Wir alle haben eben schon damals, als wir noch Kind waren, ein grundlegendes Partnerschaftstraining absolviert. Und in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren senkt sich unser Erleben tief in das Unterbewusstsein, und zwar unzensiert als absolute Wahrheit: »So ist das mit dem Leben. So ist das mit anderen Menschen. So ist das mit mir selber.«
Durch diese Selbstreflexion können Sie und Ihr Partner auch feststellen, inwiefern Sie besonders empfindsam sind. Wenn ein Partner beispielsweise zur Strategie »Ignorieren« greift und der andere das schon aus seiner Kindheit von seinen Eltern kennt, könnte dieser äußerst empfindlich reagieren, zum Beispiel mit übermäßigem Schmerz, mit Angst oder mit Wut, je nachdem, was das Innere Kind damals erleiden musste und was entsprechend aktuell wieder zutage tritt. Wenn Sie und Ihr Partner im Austausch über Ihr Streitverhalten solche Zusammenhänge erkennen, werden unterbewusste Verletzungen seltener passieren.

Ein Modell zur Veranschaulichung: Das Drama-Dreieck

Eine wesentliche Erfüllung menschlichen Sehnens und ebenso die Erfüllung jeder Paarbeziehung liegt in echter, wahrhaftiger Begegnung. Um Konflikte zu durchschauen, die solche Begegnungen vereiteln könnten, liefert das sogenannte Drama-Dreieck ein griffiges Schema. Es stammt aus der Transaktionsanalyse und wurde von Stephen Karpman entwickelt.9

Dramatische Kommunikation: ein Beispiel

A: »Schatz, wo ist mein Hausschlüssel?«
B: »Weiß nicht, aber ich suche mal.«
A: »Immer ist der weg!«
B: »Ach, den finden wir schon wieder!«
A: »Nein, dauernd muss man hier was suchen!«
B: »Sag mal, spinnst du? Du verklüngelst doch auch immer meine Sachen?!«
A: »Nun hör bloß auf! Neulich hast du doch …«
B: »Jetzt will ich dir aber mal was erzählen! …«
Und so weiter, und so weiter. Bis schließlich A wiedereinlenkt:
A: »Komm, sei nicht böse, ich hab’s ja nicht so gemeint!«
Ein Beispiel von Kommunikation mit noch mäßiger Dramatik. Was wird die Folge sein? Das Paar hat wieder eine »Runde durchgespielt«, aber im Grundsatz haben sie nichts verändert. Vielmehr werden beide – unterbewusst – immer noch der Meinung sein, dass der andere alles verklüngelt beziehungsweise man ungerecht beschuldigt wird. Damit sind neue Runden geradezu vorprogrammie...

Inhaltsverzeichnis

  1. [Titelinformationen]
  2. [Impressum]
  3. Vorwort
  4. Einführung
  5. Phasen in Paarbeziehungen
  6. Wie wir uns verlieben
  7. Die Inneren Kinder und unsere Konflikte
  8. Sexualität
  9. Affären
  10. Von leiblichen und Inneren Kindern
  11. Trennungen
  12. Schlusswort: Die Herausforderung
  13. Anhang: Anregungen für den Paaralltag
  14. Anmerkungen
  15. [Informationen zum Autor]