Die Montessori-Grundschule
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Die Montessori-Grundschule

in Theorie und Praxis

  1. 128 Seiten
  2. German
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Die Montessori-Grundschule

in Theorie und Praxis

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Immer öfter stellt die Montessori-Grundschule eine wirkliche Alternative zur Regelgrundschule dar. Diese leichtverständliche Einführung in die Besonderheiten und den Ansatz der Montessori-Grundschulen umreißt die Pädagogik Montessoris in Bezug auf Grundschulen und bietet Eltern und anderen Interessierten einen Leitfaden bei der Schulwahl für ihr Kind.

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Information

Jahr
2015
ISBN
9783451804960
1

Das Kind

»Das Kind ist der Baumeister des Menschen«
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Entwicklungsphasen des Kindes bis zum 12. Lebensjahr. Wenn Kinder in die Schule kommen, sind bereits sechs entscheidende Jahre vergangen. Erzieherinnen und Erzieher müssen die Entwicklungsphasen der frühen Kindheit ebenso kennen wie die der Grundschulzeit.

1.1 Die Entwicklung zwischen 0 und 6 Jahren

Das Kind ist von Geburt an ein aktives Wesen, das in der Interaktion mit seinen Eltern, anderen Personen und der Umwelt seine Persönlichkeit aufbaut. Darum spricht Maria Montessori vom Kind als Baumeister oder Bildner seiner selbst.
»Das Kind ist nicht ein leeres Gefäß, das wir mit unserem Wissen angefüllt haben und das uns so alles verdankt. Nein, das Kind ist der Baumeister des Menschen und es gibt niemanden, der nicht von dem Kind, das er selbst einmal war, gebildet wurde« (Montessori 1972 : 13).
Ferner betont sie die Bedeutung einer geglückten Erziehung:
»Das Kind ist der Erzeuger des Menschen. Die gesamten Möglichkeiten des Erwachsenen hängen davon ab, inwieweit das Kind diese ihm anvertraute geheime Aufgabe erfüllen konnte« (Montessori 2010b: 269).
Der Säugling als »geistiger Embryo«
Das Kind ist von Geburt an ein aktives Wesen, das aufgrund seiner genetischen Anlagen mit bestimmten Begabungen und Charaktereigenschaften ausgestattet ist. Ob und wie sich diese Anlagen entwickeln, hängt vom individuellen Lebensweg eines Kindes und von seiner Erziehung ab. Dies weist sowohl den Eltern als auch der Umgebung, in die das Kind hineingeboren wird, eine besondere Bedeutung zu. Denn das Kind entwickelt seine Fähigkeiten nur im Austausch mit anderen Menschen und mit seiner Umwelt. Deshalb bezeichnet Maria Montessori das neugeborene Kind als »geistigen Embryo«. Das Kind braucht die besonderen Bedingungen einer familiären Umwelt, um die speziell menschlichen Eigenschaften wie Willens- und Handlungsfreiheit, Sprache, Intelligenz und Gefühl richtig entwickeln zu können.
Die Rolle der Eltern
Die Liebe und Geborgenheit, die ein Kind bei seinen Eltern und anderen Erwachsenen findet, ist wie ein Hafen, von dem aus es seine Welteroberung starten und in den es zurückkehren kann, wenn es Mitfreude, Ermutigung, Ruhe oder Trost braucht. Die Erfahrung der Geborgenheit in der Liebe der Eltern gibt dem Kind ein Leben lang Mut und Sicherheit. Aber dort, wo die elterliche Liebe unzuverlässig oder zwiespältig ist, leidet die Entwicklung des Kindes, und die volle Entfaltung seiner potenziellen Möglichkeiten wird sehr erschwert. Deswegen sind später in der Schule die Bemühungen der Pädagogen bei jenen Kindern am fruchtbarsten, die in einer liebevollen und tragfähigen Beziehung zu ihren Eltern leben.
Sensible Perioden
Maria Montessori betont die Wichtigkeit einer zeitgerechten Erziehung. Damit ist gemeint, dass auf die Entwicklungsbedürfnisse des Kindes jeweils in den entsprechenden Entwicklungsphasen und nicht irgendwann später eingegangen werden muss. Die Entwicklungsphasen sind gekennzeichnet durch »sensible Perioden« (Montessori 2010b: 65 f), d. h. Phasen intensiver Lernbereitschaft, in denen das Kind besonders empfänglich für bestimmte Lerninhalte ist.
Sensible Perioden lassen sich nicht von außen hervorrufen; sie kommen von innen, drängen von innen hervor und sind von begrenzter Dauer. Unterschiedliche sensible Perioden bestehen gleichzeitig und wirken auf komplexe Weise ineinander. Ist die spezifische Lernbereitschaft verklungen, so wird das Lernen mühevoll, und der Erfolg ist weniger gesichert oder kann sogar ganz ausbleiben. Für das Phänomen dieser sensiblen Perioden in der Entwicklung eines Lebewesens werden verschiedene Begriffe verwendet wie z. B. »Zeitfenster«, »kritische Perioden« oder »Sensibilitäten«.
In der Entwicklung des Kleinkindes lassen sich folgende Sensibilitäten besonders gut beobachten:
  • die Sensibilität für Bewegung und Sinneseindrücke, verbunden mit dem Verlangen, seinen Willen in Taten umzusetzen,
  • die Sensibilität für Struktur und Ordnung und die Suche nach Orientierung,
  • die Sensibilität für den Erwerb der Sprache und die Anpassung an den geistigen Lebensraum, der durch die Sprache erzeugt wird.
Die Bedeutung der Bewegung und die Erziehung zur Aktivität
Bewegungsdrang
Auffallend bei Säuglingen und Kleinkindern ist vor allem ihr Drang nach Bewegung. Tätig in Bewegung zu sein ist für sie eine Quelle von Freude. Kinder wollen ihren Körper beherrschen und ihre Bewegungen koordinieren lernen, und sie tun dies, indem sie sich aktiv und mit allen Sinnen der Erforschung ihrer Umwelt zuwenden. Aufgabe der Erziehung ist es nun, das Kind in seinen Aktivitäten zu unterstützen, z. B. wenn es selbst laufen oder selbst essen will oder sich ein Spiel oder eine Tätigkeit aus seiner Umgebung auswählt. Dies geschieht vor allem indirekt, indem man Möglichkeiten schafft, wie das Kind seinen Tätigkeitsdrang erfüllen kann. Die Kinder machen dabei Erfahrungen mit angenehmen und unangenehmen Eigenschaften der Dinge, gewinnen räumliche Vorstellungen und erfahren Begrenzungen. Montessori betont den Zusammenhang zwischen der Bewegung und der Entwicklung von Bewusstsein und Intelligenz:
»Die Bewegung ist nicht nur Ausdruck des Ichs, sondern ein unerlässlicher Faktor für den Aufbau des Bewusstseins; bildet sie doch das einzige greifbare Mittel zur Herstellung klar bestimmter Beziehungen zwischen Ich und äußerer Realität. Die Bewegung ist somit ein wesentlicher Faktor beim Aufbau der Intelligenz, die zu ihrer Nahrung und Erhaltung der Eindrücke aus der Umwelt bedarf. Sogar die abstrakten Vorstellungen reifen ja aus den Kontakten mit der Wirklichkeit, und die Wirklichkeit kann nur durch Bewegung aufgenommen werden« (Montessori 2010b: 138).
Elementare Bewegungen – elementare Handlungen
Bei sehr kleinen Kindern steht die elementare Bewegung im Vordergrund. Für ein Kind z. B., das laufen gelernt hat, ist das Laufen an sich das Ziel. Es kann sich einen ganzen Nachmittag damit beschäftigen, vom Wohnzimmer durch den Garten zur Sandkiste hin- und herzulaufen – nicht weil es in der Sandkiste spielen will, sondern weil diese Strecke der äußere Anreiz für den inneren Impuls zu laufen ist. Später wird aus der elementaren Bewegung die elementare Handlung. Die Kinder freuen sich z. B. daran, die Deckel von Gefäßen auf- und wieder zuzuschrauben, oder sie säubern einen Tisch mit gleichmäßigen Bewegungen, unabhängig davon, ob der Tisch schmutzig ist oder nicht. Kinder sind erfindungsreich, wenn es darum geht, aktiv zu sein. Dabei ist es weniger das Spielzeug, das sie interessiert, als die Dinge des täglichen Lebens, die sehr anziehend sind. Ein kleiner Junge z. B. holte sich, während die Erwachsenen auf der Terrasse saßen und sich unterhielten, aus dem Badezimmer ein Stück Seife und schrubbte damit ausdauernd die Steinplatten der Terrasse.
»Übungen des täglichen Lebens«
Da Kinder heute in einer Welt leben, die in erster Linie auf die Bedürfnisse von Erwachsenen ausgerichtet ist, müssen für sie spezielle Orte geschaffen werden, damit sie genügend Spiel- und Handlungsraum für ihre spezifischen Aktivitäten haben. Deswegen spielt in der Montessori-Pädagogik die »Vorbereitete Umgebung«, in der sich die Kinder sinnvollen Zielen zuwenden und dabei ihren Bewegungsdrang ordnen können, eine zentrale Rolle. In den »Übungen des täglichen Lebens« finden die Kinder vielfältige Möglichkeiten, gemäß ihren Bedürfnissen und aufgrund eigener Entscheidungen aktiv zu sein. Sie können Schuhe putzen, Kartoffeln schälen und kochen, den Tisch decken, spülen und sich darin üben, Schleifen zu binden oder Wasser von einem Gefäß ins andere zu gießen. Die Gegenstände für diese Handlungen stehen immer bereit, sind vollständig und dürfen täglich benutzt werden. Indem es immer wieder in seinem eigenen Lerntempo übt, gewinnt das Kind körperliche Geschicklichkeit, Umsicht und Einsicht in Zusammenhänge. Aus den elementaren Handlungen erwachsen im Lauf der Entwicklung komplexe Handlungsabläufe, und die Kinder werden fähig, das äußere Ziel über der Freude an der Tätigkeit nicht aus den Augen zu verlieren.
Es sind also nicht die spektakulären Dinge, die die Kinder brauchen. Es ist die normale häusliche Umwelt oder die Umwelt des Kindergartens, die sie begreifen wollen. Für kleine Kinder ist die Erforschung ihrer Umgebung so spannend wie für uns eine Reise in fremde Länder.
Wenn Kinder in der beschriebenen Weise aktiv sind, arbeiten sie am Aufbau ihrer Persönlichkeit. Sie lernen, ihren Willen in sinnvolle Handlungen umzusetzen. Da kleine Kinder eine große Freude an genauen Bewegungen haben, geht das Streben nach Unabhängigkeit einher mit dem Bestreben, etwas genau und richti...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titelinformationen
  2. Impressum
  3. Einleitende Worte
  4. 1. »Das Kind ist der Baumeister des Menschen« – Das Kind
  5. 2. »Hilf mir, meine Arbeit allein zu tun« – Die Erzieher (Eltern, Erzieherinnen, Lehrer und Lehrerinnen)
  6. 3. »Schule tut gut« – Die Klassen- und Schulgemeinschaft
  7. 4. »Mir geht ein Licht auf«! – Die Polarisation der Aufmerksamkeit
  8. 5. »Es muss sich um eine Arbeit handeln, die der Mensch in seinem Innersten anstrebt« – Das Bedingungsgefüge der Freiarbeit
  9. 6. »Die Beziehung unter den Dingen herstellen, bedeutet Erkenntnisse vermitteln« – Die Fachgebiete
  10. 7. »Wir bauen nicht auf dem Kollektivunterricht auf« – Dokumentation und Leistungsbewertung
  11. 8. Die Bedeutung der Montessori-Pädagogik für die Gegenwart
  12. Anhang