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Schwerpunkt: Wagner und Fantasy /Hollywood

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Über dieses Buch

Susanne Vill: Wagner Visionen. Motive aus Werken Richard Wagners in Fantasyfilmen - Alex Ross: Der Herr der Ringe und der Ring des Nibelungen. Tolkien und Wagner - Albrecht Riethmüller: "All in the Family" Cosima und Richard Wagner auf der Leinwandbühne von William Dieterle und Ken Russel - Tobias Plebuch: Richard Wagner im Film bis 1945 - Claudius Reinke: Richard Wagner im Film nach 1945 - Rüdiger Görner: Rheintöchter an der Themse. Zur Bedeutung von G.B. Shaws Wagner-Kritiken - Holger R. Stunz: Richard Wagners Partituren als Spielball der Zeitgeschichte. Eine Spurensuche - Johanna Dombois: Das Auge, das sich wechselnd öffnet und schließtZur Szenographie des Wagner-Vorhangs - Sue Cole/Kerry Murphy: Wagner in the Antipodes - Besprechungen von Büchern und CDs

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Information

Jahr
2014
ISBN
9783826080005
Aufsätze zum Schwerpunkt

Wagner Visionen – Motive aus Werken Richard Wagners in Fantasyfilmen

Susanne Vill
Das Phantastische ist seit je ein kreatives Ferment des Denkens. Mythen und Märchen von der Schöpfung, den Naturgewalten, Schicksalsmächten und dem Lebenskampf, von Liebe und Tod, vom Eingreifen des Wunderbaren in die Lebenswelt formen in allen Kulturen das Weltbild und werden als Sinn und Identität stiftende Orientierung weitergegeben an die Jugend. Die großen Erzählungen, die Richard Wagner aus Weltliteratur, Mythologien, Märchensammlungen und Liedern kannte, leben im Zeitalter von Globalisierung, Posthistoire, Hypertext und Cyberspace fort im Genre der Fantasy und ihre Visualisierung in Fantasy-Figuren als Sippschaft von Wagners Gestalten in aktualisiertem Gewand. Unter dem Label Fantasy wird auch das Interesse von Jugendlichen und anderen Fans des Genres an Wagners Werken geweckt,1 die über die Affinitäten zur Fantasy Zugang finden zu Wagners komplexer Mythenrezeption.
Sind also Hollywoods und Hongkongs Drachentöter, die die Welt von der Herrschaft des Bösen befreien sollen, Siegfrieds virtuelle Kinder? Ist Sauron ein Alberich im Größenwahn, der die Welt mit der Macht seines Rings knechtet wie Wagners Zwerg im Weltherrschaftswahn die Nibelungen? Sah Dragonheart vielleicht Fasolt mit Nothung im Herzen, ehe er sein halbes Herz für einen kühnen Knaben opferte? Ist Indiana Jones ein Urenkel von Parsifal, der den Gral, die Bundeslade, das Gold der Templer findet? Ist Sophie Neveu in Sakrileg eine endlich emanzipierte Kundry? Ist der Fliegende Holländer unterm Fluch der Karibik im Bermuda Dreieck zum Untoten Jack Sparrow mutiert, der seine Senta/Elizabeth schließlich doch Erik/William Turner überlässt? Oder fliegt das Geisterschiff jetzt durch die galaktischen Weltmeere, wo sein Kapitän Dylan Hunt eingefroren am Schwarzen Loch eine Zeitenwende verschläft wie Dornröschen/Brünnhilde, ehe er (im zeitgemäßen Rollentausch von Mann und Frau) wie Andromeda befreit wird und auf die Herrenmenschen der Nietzscheaner trifft? Konnte aus dem braven Jäger Erik, der den »Engel« Senta vor dem vampirischen Fliegenden Holländer warnte, tatsächlich ein Van Helsing, ehrwürdiger Avatar des Erzengels Gabriel, werden, der zum Werwolf mutiert (gefährliche Variante des „Wölfings“), um einen durch die Lüfte fliegenden Graf Dracula, Avatar von Luzifer/Satan, zu besiegen? Haben sich die Hexen aus Shakespeares Macbeth, die Patinnen von Wagners wahrsagenden Nornen und Rheintöchtern, zu den Charmed-Schwestern gemausert, die ihren Kampf gegen Dämonen auch mal als Walküren und Nixen führen? Besinnt sich Brünnhilde als Xena auf ihre Verwandtschaft mit den Amazonen und führt ihr Heldenleben im Dienst Unschuldiger parallel zu Hercules/ Siegfried? Wie viel vom 1. Ritter Lancelot steckt in Tristan und wie viel von Guinevere in Isolde, zumal Wagners Isolde ihre Macht, die Elemente zu beherrschen, nicht ausübt? Wenn Excalibur/ Nothung statt Lancelot von Guinevere im Ring des Nibelungen Siegfried von Brünnhilde trennt, ist dann nicht Siegmund ein sagenhafter King Arthur? Oder wäre das doch eher Amfortas, der ja der König der Fischer sein sollte, dessen Wunde aber sich nie schließen will, weil sie vom Inzest mit Morgaine le Faye herrührt und ihrer beider Sohn Mordred auf den Tod des Vaters sinnt? Fließt in Parsifal womöglich Das Blut der Templer und Tarzans? Hat der Erzzauberer Merlin/ Klingsor nach den gescheiterten Blumenmädchen lieber das arme Waisenkind Harry Potter in seine Zauberschule aufgenommen? Fließt die heilige Quelle noch immer verhüllt von den Nebeln von Avalon, oder hat sie in den letzten hundert Jahren vielleicht den Erdsee angefüllt?
Der kleine Streifzug durch die Wagner-Analogien in den Plantagen der Fantasy (dem der Hang zum „wilden Denken“2 methodisch ganz angemessen ist) zeigt schon deutlich deren Vielfalt und Offenheit. Was Grimms Märchen, die Deutsche Mythologie und Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums für frühere Generationen waren, ist für die Generation des Iconic Turn der Fantasyfilm samt den dazugehörigen Comics, PC-Spielen, MMOs3 und Internetforen. Der Bildungstransfer geschieht dabei mittels verzweigter Motivkontaminationen, die den Sinn zahlreicher Quellen aus historischen Bindungen lösen und zur Polysemie und Polyvalenz entfesseln. Die Filmtechnik der Montage funktioniert hier nach den Gesetzen der Dramaturgie, der Sinnbezüge: „Die Montage im Posthistoire unterstellt sich übergeschichtlichen Gesetzen, um eine neue Ganzheit und Einheit zu stiften, deren Vorbilder sie doch der Geschichte entnimmt: das Gesamtkunstwerk Richard Wagners und dessen Mytho-Politik […].“4 Dem Erfahrungshorizont heutiger Mediennutzer, die durch hunderte von TV-Kanälen und Hypertexte zappen, entspricht darüber hinaus auch die Collage nach freier Assoziation und die postkonzeptuelle Komposition von Bildern und Motivketten unterschiedlichster Provenienz.

Fantasy – Genre und Subgenres

Fantasy ist das postmoderne Kind des ältesten Zweiges der Literatur, der Phantastischen Literatur – „so alt wie die menschliche Phantasie selbst“.5 Mythen, Märchen und Sagen, die übernatürliche Phänomene, Magie, Sagen- oder Phantasiegestalten, Fabelwesen oder anthropomorphisierte Tiere enthalten, liefern die Stoffe. Die Mythologien der Völker und fiktionale Literatur werden verarbeitet, das Gilgamesch-Epos, Hesiods Theogonie, Homers Ilias und Odyssee, Ovids Metamorphosen, germanische, keltische und nordische Mythen, das Nibelungenlied, die Sagen um Artus und den Gral, die Szenarien der Aventiure und Abenteuerromane, der Schauerromantik, Gothic novel, der Exotismus der Reiseliteratur mit Figuren wie Robinson Crusoe,6 Tarzan,7 die Utopien von edlen Wilden und schönen neuen Welten bis hin zur Science Fiction greifen ineinander.
Die Handlung der Fantasy findet in fiktiven Welten statt, die zwar oft angelehnt sind an das europäische Mittelalter, die Eisenzeit oder die Renaissance, sich aber doch in signifikanter Weise unterscheiden von der realen, historisch geprägten Welt. Den fiktiven Welten, die oft in Kultur und Technik veraltet dargestellt sind, werden technologisch überlegene, aber dekadente Zivilisationen gegenübergestellt. Das Phantastische wird in diesen Welten als real gültig angenommen. Die politische Organisation der Gemeinschaften sieht oft Hierarchien vor und Führergestalten, die sich durch Bewährungsproben qualifizieren und durch besondere Fähigkeiten auszeichnen. In den Fantasy-Welten leben außer Göttern, Engeln und anderen Geistwesen, Menschen, Zauberern und Hexen auch Elementargeister, Riesen, Zwerge, Tiermenschen, Drachen, Dämonen, Untote, Wiedergänger, Vampire und andere Fabelwesen,8 von denen in vielen Kulturen zahlreiche Varianten bekannt sind und überdies von Autoren der Phantastischen Literatur noch weitere erfunden wurden. Bei neueren Stoffen der Fantasy sind die Grenzen zu den verwandten Fiction-Genres Mystery, Science Fiction und Horror fließend. Die Filme spielen im 19., 20. oder 21. Jahrhundert auf der Erde oder anderen Planeten, wobei ebenfalls Magie im Spiel ist und Wesen der typischen Fantasyrassen wie Elfen, Feen, Kobolde, Zwerge und Drachen auftauchen können. Hier ist ein starker Einfluss von Fantasy- und Mystery-Serien erkennbar, wie Buffy – Im Bann der Dämonen, Angel – Jäger der Finsternis oder Charmed – Zauberhafte Hexen, in denen Menschen der gegenwärtigen Zeit mit magischen Kräften das Böse bekämpfen.
Von den Subgenres der Fantasy, in denen Motive mit Affinitäten zu
Wagners Werken begegnen, sind zu nennen:
Heroic Fantasy
Sword & Sorcery (Schwerter und Magie) dazu gehören z.B. Merlin, King Arthur, Conan, der Barbar mit Figuren wie Drachentöter, Krieger, Zauberer, Herkules bis hin zur Eastern Action mit Martial Arts und Geistergeschichten der jeweils lokalen Kulturen;
der Doc Savage Abenteurer, der durch den Dschungel reist und geheimnisvolle Schätze sucht, z.B. Indiana Jones (auf Gralssuche).
High Fantasy
Stoffe aus Mythen, Märchen, Epen, 1001 Nacht, romantischen, tragischen, idyllischen, allegorischen Erzählungen, mit Figuren aus der keltischen Feenwelt, Trollen, Hexen, der Zauberer von Oz;9 konfrontiert werden verschiedene Welten (reale und Anderswelt) z.B. in Tolkiens Der Herr der Ringe.
Crossover von Heroic und High Fantasy
Heldenhafte Ritter ziehen durch wundersame Tolkiensche Welten und kämpfen gegen Fabelwesen, z.B. Der ewige Held; Erdsee.
Science Fantasy
Technologische Artefakte werden als ebenso unverständlich ausgegeben wie die magischen; die globale Vernetzung, Internet, virtuelle Welten und Cyberspace schaffen neue unberührte Bereiche der Phantasie, unbekannte Welten und Menschen, mit denen eine Verbindung nur aufgrund des schnellen Datentransfers möglich ist, z.B. Tad Williams Otherland10 oder Filme der Future Fantasy,11 Endzeitszenarien und Horror.
Pseudohistorische Fantasy
historische Personen und Ereignisse werden kontaminiert mit phantastischen Elementen aus Mythen, Sagen und Märchen; Realität, Traumwelt und Phantastik sind eng verschmolzen etwa im Stil des magischen Realismus.
Social Fantasy
Politisch motivierte Fantasy mit Visionen; sozial- und gesellschaftskritische Themen, politische Utopien und Anarchie werden in fantastischem und Science-Fiction-Gewand behandelt (Versuch einer ideellen Aufwertung des Genres).
Das Genre der Fantasy bildete sich Ende der 1960er Jahre heraus als eskapistisches Phänomen, das eine Flucht aus der Ausweglosigkeit des Kalten Kriegs und der Gefahr des Overkills ermöglichte. Gegenüber der Bühnendarstellung des Phantastischen gewinnt die Darstellung im Fantasyfilm durch die von neuen Medien erzeugten visuellen Effekte eine große Faszinationskraft hinzu. Vor allem nicht-menschliche Figuren und Fabelwesen, Transformationen, Traumbilder, Visionen, Geistererscheinungen, Zeitreisen und Paralleluniversen erreichen einen Perfektionsgrad, der Fans des Surrealen begeistern kann.
Spiritistische Phänomene wurden schon früh fotografiert.12 Daran wie auch an Schilderungen von Visionen und psychedelischen Erfahrungen orientieren sich die Visualisierungen phantastischer und transzendentaler Welten, die durch die Effekte der digitalen Bildbearbeitung den Erscheinungen und Transformationen übermenschlicher Entitäten eine starke Überzeugungskraft verleihen können, zumal bei Zuschauern, denen die Bildwelten der Fantasy vertraut sind. Die neuen Film- und Medientechnologien können auch freie Visionen von großer Strahlkraft und, je nach Perfektionsgrad, sogar von einzigartiger Schönheit realisieren, die eine eigene Suggestivkraft entfalten. Durch die Perfektion der Visualisierung transformativer Akte und visionärer Welten gewinnen die Bilder der Fantasy eine Faszination, Kraft und Würde, die Bewunderung hervorruft und den erschauten Welten eine Wirklichkeit sui generis beglaubigt.
Die Wahrnehmung der Welt in ihren äußeren, inneren, geistigen, transzendentalen oder virtuellen Wirklichkeiten wird immer mehr bestimmt durch deren Repräsentationen in den Medien, und indem die Medien Weltbilder verbreiten und Angebote von naturwissenschaftlicher, philosophischer und religiöser Sinnstiftung zur Verfügung stellen, übernehmen sie weitgehend die Orientierungsfunktion innerhalb der Gesellschaft, die ehedem die großen Erzählungen der Mythologien, Geschichtsschreibung und Literatur ausübten. Neue Konventionen und Moralvorstellungen werden geschaffen, die die Spuren der Mythen, Bilder und Phantasien enthalten, aus denen sich die Szenarien der Filme zusammensetzen. In ihnen vermischen sich Symbole und Lebenskonzepte aus Mythen, Märchen, Utopien, Religionen, Visionen und Phantasiewelten einer globalisierten Welt und lassen multiple Optionen offen für eigene Entscheidungen der Rezipienten.
Das Fantasy-Genre,13 das in und mit Paralleluniversen spielt und Idealisierungen zur Identifikation anbietet, eignet sich nach Meinung des Zukunft...

Inhaltsverzeichnis

  1. Decke
  2. Half Titel
  3. Titel Seite
  4. Copyright
  5. Inhalt
  6. Aufsätze zum Schwerpunkt
  7. Aufsätze und Essays
  8. Besprechungen
  9. Zu den Autoren