Black Boxes – Versiegelungskontexte und Öffnungsversuche
Interdisziplinäre Perspektiven
- 425 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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Black Boxes – Versiegelungskontexte und Öffnungsversuche
Interdisziplinäre Perspektiven
Über dieses Buch
Wir sind von komplexen Dingen umgeben, die gleichzeitig wirken und doch hinter Interfaces verborgen sind. Dies gilt für die Datennetze, in denen wir uns bewegen, genauso wie für autonome Systeme, die unsere Daten verarbeiten. SmartWatches, Künstliche Intelligenz oder CRISPR-Cas9 sind rezente Beispiele für solche Black Boxes, der Buchdruck oder schon früheste Steinwerkzeuge historische.
In dem vorliegenden interdisziplinären Band werden Versiegelungskontexte dieser Black Boxes untersucht oder Öffnungsversuche dieser dargestellt. Im Mittelpunkt der Untersuchungen stehen einzelne Fallbeispiele anhand derer theoretische Untersuchungswerkzeuge erprobt werden. Theorieimpulse kommen hierbei aus den Science and Technology Studies und der Medienwissenschaft, sind angeregt durch den Material Culture Turn, aber auch von einer (digitalen) Phänomenologie und Hermeneutik. Dreizehn Beiträge in vier Abschnitten kartieren beispielhaft das Feld; eingebettet und abgerundet werden diese durch vier Respondenzen und einen ergänzenden Beitrag zur Ideengeschichte der Automaten. Der Band liefert somit einen Überblick über aktuelle Technikforschung in Deutschland anhand des Beispiels der Black Box, die jedoch in der Geschichte der Diskussion geerdet wird.
Häufig gestellte Fragen
Information
Abschnitt 1: Praktiken des Versiegelns und des Öffnens
Black Box | Steuerungsdispositiv
Was ich unter diesem Titel festzumachen versuche ist erstens ein entschieden heterogenes Ensemble, das Diskurse, Institutionen, architekturale Einrichtungen, reglementierende Entscheidungen, Gesetze, administrative Maßnahmen, wissenschaftliche Aussagen, philosophische, moralische oder philanthropische Lehrsätze, kurz: Gesagtes ebenso wohl wie Ungesagtes umfasst. Soweit die Elemente des Dispositivs. Das Dispositiv selbst ist das Netz, das zwischen diesen Elementen geknüpft werden kann. Zweitens möchte ich mit dem Dispositiv gerade die Natur der Verbindung deutlich machen. […] Kurz gesagt gibt es zwischen diesen Elementen, ob diskursiv oder nicht, ein Spiel von Positionswechseln und Funktionsveränderungen […] Drittens verstehe ich unter Dispositiv eine Art von – sagen wir – Formation, deren Hauptfunktion zu einem gegebenen historischen Zeitpunkt darin bestanden hat, auf einen Notstand (urgence) zu antworten. Das Dispositiv hat also eine vorwiegend strategische Funktion.1
Bezüglich seines Seins und seiner Substanz ist Gott fraglos eins; was jedoch seine oikonomia betrifft, also die Weise, in der er sein Haus, sein Leben und die Welt, die er geschaffen hat, verwaltet, ist er dreifach. Wie ein guter Vater seinem Sohn die Ausführung gewisser Funktionen und Aufgaben anvertrauen kann, ohne deshalb seine Macht und seine Einheit zu verlieren, so vertraut Gott Christus die ‚Ökonomie‘, die Verwaltung und die Regierung der Menschheitsgeschichte an.4
Als Dispositiv bezeichne ich alles, was irgendwie dazu imstande ist, die Gesten, das Betragen, die Meinungen und die Reden der Lebewesen zu ergreifen, zu lenken, zu bestimmen, zu hemmen, zu formen, zu kontrollieren und zu sichern. Also nicht nur die Gefängnisse, die Irrenanstalten, das Panoptikum, die Schulen, die Beichte, die Fabriken, die Disziplinen, die juristischen Maßnahmen etc., deren Zusammenhang mit der Macht in gewissem Sinne offensichtlich ist, sondern auch der Federhalter, die Schrift, die Literatur, die Philosophie, die Landwirtschaft, die Zigarette, die Schiffahrt, die Computer, die Mobiltelefone und – warum nicht – die Sprache selbst […].5
Inhaltsverzeichnis
- Title Page
- Copyright
- Contents
- Einleitung
- Abschnitt 1: Praktiken des Versiegelns und des Öffnens
- Abschnitt 2: Anstalt und Apparat
- Abschnitt 3: Welt – Werkzeug – Wissen
- Abschnitt 4: Das Computerdispositiv
- Epilog
- Vorstellung der Autorinnen und Autoren
- Index