Inschriftlichkeit
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Inschriftlichkeit

Materialität, Präsenz und Poetik des Geschriebenen im höfischen Roman

  1. 388 Seiten
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Inschriftlichkeit

Materialität, Präsenz und Poetik des Geschriebenen im höfischen Roman

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Im Zentrum der Untersuchung stehen fiktive Inschriften in einer Reihe von hochmittelalterlichen höfischen Romanen des deutschsprachigen Hochmittelalters (Hartmanns von Aue 'Gregorius', Wirnts von Grafenberg 'Wigalois', der 'Reinfried von Braunschweig', Wolframs 'Parzival', Albrechts 'Jüngerer Titurel', der 'Lohengrin'). Die Ausgangshypothese lautet, dass mittelalterliche Autoren nicht nur in ihren Prologen, Epilogen und Erzählerkommentaren literaturtheoretische Programme entwerfen, sondern dies auch innerhalb der Handlung tun – unter anderem in solchen Passagen, in denen vom Schreiben und von der Wahrnehmung und Wirkung schrifttragender Artefakte die Rede ist. Die Untersuchung entwickelt über den Nachvollzug semiotischer, performativer und poetologischer Operationen, die die Dichter an textimmantente Schrifttexte knüpfen, ein Instrumentarium, mit dessen Hilfe sich das Spektrum beschreiben lässt, in dem sich höfische Vorstellungen von Kommunikation und Dichtung im Medium der Schrift im 13. Jahrhundert bewegen.

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Information

1 Einleitung

‚hie liget frouwe Dîdô, / diu mâre und diu rîche, / diu sich sô jâmerlîche / dorch minne zû tôde erslûch‘
(Eneasroman 80,10 – 13).1
‚Hier liegt die Herrin Dido, die Berühmte und Mächtige, die sich so elend um der Liebe willen selbst tötete.‘
Knappe Grabinschriften wie diese, von der Heinrich von Veldeke in seinem Eneasroman erzählt, sind in der deutschsprachigen Literatur des Hochmittelalters nicht selten. Ähnlich wie viele andere intradiegetische Inschriften in höfischen Romanen des 12. und 13. Jahrhunderts versorgt das Epitaph auf die karthagische Königin Dido seine Rezipientinnen und Rezipienten – d. h. sowohl die Figuren im Roman als auch das Publikum des Romans – mit Informationen, die ihnen dabei helfen sollen, Zustände und Prozesse innerhalb der erzählten Welt nachzuvollziehen und zu deuten. Zugleich aber werfen solche Inschriften als auf Dauer gestellte, von ihren Sprecherinnen oder Absendern abgetrennte Reden stets auch Fragen auf, die den hermeneutischen Sachverstand der Leser herausfordern: Weiß man, wer Didos Epitaph in Auftrag gegeben oder angefertigt hat? Warum ist diese Inschrift im Vergleich zum Epitaph auf dem Grab der Camilla so kurz? Sollte man für die Deutung des knappen Textes beachten, dass die Worte in goldenen Buchstaben auf einem grünen Edelstein angebracht wurden, während andere Grabinschriften im selben Roman aus anderen Materialien gemacht sind? Bildet die auf die oben zitierten Worte folgende Feststellung daz was wunderlîch genûch, / sô wîse sô si was (Eneasroman 80,14 – 15: Das war sehr seltsam, da sie doch eigentlich so klug war) einen Teil der Grabinschrift oder kommentiert hier bereits der Erzähler die von ihm geschilderten Ereignisse und die innerhalb der Handlung geäußerte schriftliche Rede über diese Ereignisse? Welchen Einfluss hätte eine solche Annahme auf mögliche Interpretationen der Passage oder sogar der gesamten Erzählung?
Wahrscheinlich hat man die Grabinschrift, die Didos Geschichte beschließt, zumeist auch deshalb höchstens am Rande beachtet, weil die in der Erzählung zuvor beschriebenen Umstände von Didos Tod um so vieles spektakulärer sind als ihr lakonisches Epitaph.2 Dies gilt auch für eine der Inschriften in Heinrichs von Neustadt Apollonius von Tyrland. In diesem Roman wird erzählt, dass man in Tarsis eine Säule mit einer goldenen Statue des Herrschers aufstellt, die eine Inschrift zu seinen Ehren trägt:
Dem pilde in der rechten handt / Ain groß brieff wart pekantt. / Da stund an gegraben suß: / ‚Ich kunig Appolonius, / Furste da zu Tyrlant, / Pey disem pild tuen pekant / Das ich die Tarsere / Loßt auß grosser schwere / Mit leibnär und mit speyse. / Da von pin ich zu preyse / Her gesatzt, wie es ergie, / Und pin sein gezeug alhie‘ (Apollonius 1223 – 1234).3
In der rechten Hand der Statue war ein großes Schriftstück zu sehen, auf dem folgende Worte eingraviert waren: ‚Mit diesem Bild tue ich, Apollonius, Fürst von Tyrland, bekannt, dass ich die Menschen von Tarsis mit Nahrung und Speise aus großer Mühsal erlöst habe. Aus diesem Grund wurde ich zum Lobpreis aufgestellt, um kundzutun, wie es geschah, und zeuge hier dafür.‘
Auch diese intradiegetische Inschrift kann man schlicht als kurze Zusammenfassung des bisher Erzählten betrachten und rasch darüber hinweglesen, um weiter dem Handlungsverlauf zu folgen. Man könnte jedoch auch neugierig werden: Wer äußert sich hier? An wen richtet sich der Text? Was genau soll er mitteilen? Spielt es für die Rezeption eine Rolle, dass sich die Inschrift auf einem aus heterogenen Materialien und Einzelteilen zusammengesetzten Schriftträger (Marmorsäule, Diamantsockel, Goldstatue) befindet? Eine Untersuchung des inschriftlichen Herrscherpreises steht noch aus – vielleicht erschienen kurze Texte wie dieser den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die sich bislang für intradiegetische Schriften interessierten, einfach zu konventionell und zu wenig aufsehenerregend, um sie näher zu betrachten. In der germanistischen Forschung haben jedenfalls bisher jene intradiegetischen Inschriften die größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen, die von realen Inschriften so weit entfernt sind wie der Graltempel im Jüngeren Titurel von einer fränkischen Dorfkirche: etwa das ausführliche Epitaph im Mausoleum des Königs Helmas und der Königin Persine in Thürings von Ringoltingen Melusine, die mit Edelsteinen geschriebene Liebesgeschichte auf dem Brackenseil in Wolframs Titurel, die ephemeren göttlichen Botschaften auf dem Gral in Wolframs Parzival oder die wundersame, einen schrecklichen Krieg auslösende Schrift auf dem Apfel der Discordia in Konrads von Würzburg Trojanerkrieg.
Im Folgenden werde ich mir eine Reihe von intradiegetischen Inschriften in deutschen höfischen Romanen des hohen Mittelalters genauer ansehen, wobei ich als ‚Inschrift‘ in diesem Zusammenhang jeglichen ‚Text im Text‘ betrachte, dessen materiale Beschaffenheit und physische Handhabung in der Erzählung thematisiert werden. Fragen möchte ich danach, ob und wie es möglich ist, solche intradiegetischen Schriftstücke als Interpretationsschlüssel zu verwenden. Was sagen der Inhalt und die Machart intradiegetischer Inschriften, aber auch das, was in der Diegese über die Rezeption von und den Umgang mit diesen Inschriften erzählt wird, darüber aus, welche Ansichten höfische Autoren zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten kulturellen Kontext über die Kulturtechniken des Schreibens und des Lesens pflegten? Lassen sich aus solchen Reflexionen über die Potenziale und Grenzen schriftlicher Kommunikation Schlüsse über höfische Perspektiven auf das Schaffen erzählender Texte mithilfe von Schrift ziehen? Diese Arbeit geht von der Annahme aus, dass hochmittelalterliche höfische Dichter nicht nur in den Prologen ihrer Romane literaturtheoretische Programme entwerfen, wie Walter Haug dies in seiner Studie zur Literaturtheorie im deutschen Mittelalter beschrieben hat.4 Vielmehr tun sie es zuweilen auch innerhalb der Handlung, und zwar unter anderem dann, wenn sie vom Lesen und Schreiben, manchmal aber auch nur von der Existenz schriftlicher Texte erzählen. Was die Dichter außerhalb der Diegese – also in Prologen, Epilogen und Erzählerexkursen – allgemein erörtern, das führen sie innerhalb der erzählten Welt an konkreten Schriftstücken und an Schreib- und Lektüreprozessen vor, die einen Teil ebendieser erzählten Welt bilden. Möglicherweise kann man sich daher mithilfe intradiegetischer Inschriften neue Zugänge zum Verständnis der Texte verschaffen, in deren Handlung sie eingebettet sind und auf deren umfassendere Logik sie zuweilen vignettenhaft verweisen. An einigen solchen Stellen innerhalb der Handlung, an denen die Wirkweisen von Schrift thematisiert werden, wird, so der Ausgangspunkt meiner Argumentation, die Frage aufgeworfen, wie es möglich ist, schreibend und lesend Sinnzusammenhänge herzustellen, Kontrolle über Schriftprodukte zu behalten und auf diese Weise das eigene Leben zu beherrschen. Von hier aus ist es nur ein kleiner Schritt zur Reflexion über mögliche Beziehungen zwischen Einzelnem und Gemeinschaft sowie über die sozialen Hierarchien, die solche Beziehungen stabilisieren. In meiner Untersuchung werde ich anhand mehrerer Fallbeispiele vorführen, welches Spektrum an Überlegungen zu den Bedingungen des Schreibens, Lesens und Dichtens, aber auch zu Kontrolle und Kontrollverlust einige Autoren des 12. und 13. Jahrhunderts in ihren Texten eröffneten, wie sie sich dabei in literarische Traditionen einfügten und wie sie ihrerseits Einfluss auf jüngere Autoren ausübten, die sich nach ihnen mit dem Zusammenhang von Dichtung und Schrift auseinandersetzten.

Forschungspositionen zu Inschriften und Inschriftlichkeit

Schrift und der Umgang mit Schrift und Schriftlichkeit im europäischen Mittelalter bilden einen umfangreichen Themenkomplex, mit dem sich seit langer Zeit nicht nur die mediävistische Geschichtswissenschaft, sondern auch die Literaturwissenschaft beschäftigt. Weitreichende Erkenntnisse erlangte man in den vergangenen Jahrzehnten unter anderem über mittelalterliche Lese- und Schreibpraktiken,5 die körperlichen und sinnlichen Aspekte von Kommunikation, Medialität und Intermedialität6 sowie den Zusammenhang zwischen mündlicher und schriftlicher Überlieferung.7
Was mittelalterliche Inschriften und ‚Inschriftlichkeit‘ angeht, d. h. die spezifische Form und Funktion epigraphischen Schrifttums, so konzentrierte man sich in der historischen und in der historisch orientierten literaturwissenschaftlichen Forschung zum einen auf reale Inschriften, sei es mit Blick auf den Texttyp Inschrift, auf einzelne Textzeugen oder auf Typen von Textzeugen.8
Zum anderen wurden auch Studien zu erzählten Schriften in erzählenden Texten vorgelegt. Im Anschluss an Nikolaus Henkels Aufsatz zur „Stellung der Inschriften des deutschen Sprachraums in der Entwicklung volkssprachlicher Schriftlichkeit“ versammelt etwa Ulrich Ernst im Kapitel „Formen der Schriftlichkeit im höfischen Roman des hohen und späten Mittelalters“ seines Buchs über Facetten mittelalterlicher Schriftkultur eine große Anzahl von intradiegetischen Schriften, die er den Kategorien ‚Inschriften‘ (‚Waffeninschriften‘, ‚Epitaphien‘, ‚Varietäten der Inskription‘), ‚Briefe‘ und ‚Skripturale Spiele‘ zuordnet.9 Ernsts Ziel ist es, ein Gegengewicht zu dem in der Forschung weit verbreiteten Interesse an Formen der Oral Poetry zu bilden und stattdessen die mittelalterliche Faszination an Schrift und Schriftlichkeit in den Vordergrund zu rücken. Die Textstellen werden systematisiert, wörtlich zitiert und in ihren Textzusammenhang eingebettet. Eine eingehende Interpretation der einzelnen Passagen oder auch der Gesamttexte muss angesichts der großen Fülle von Belegstellen notwendigerweise ausbleiben.
Eine breit angelegte Überblicksstudie, die mehrere Beispiele interpretierend zueinander in Beziehung setzt, legte Elisabeth Martschini mit ihrer Dissertation zu Schrift und Schriftlichkeit in höfischen Erzähltexten des 13. Jahrhunderts vor.10 Untersucht werden darin Erwähnungen von und Erzählungen über Schrift in einer Reihe von Texten, die Martschini daraufhin befragt, inwiefern in ihnen die Problemfelder Identität und Identifikation, Beständigkeit, Liebe, Recht und Schriftkritik sowie die gesellschaftlichen Voraussetzungen für höfische Schriftdiskurse reflektiert werden. Allerdings nimmt sich auch diese Monographie zugleich viel und wenig vor: Die Erkenntnisse, die eine Systematisierung erzählter Schriftpraktiken ermöglichen könnte, werden dadurch beschränkt, dass auf 180 Seiten zehn höfische Romane betrachtet werden – das Ergebnis ist auch hier letztlich nur ein relativ grober Überblick über einige Themenbereiche, die höfische Autoren in ihren Werken mit Schrift und Schriftlichkeit in Verbindung bringen. Darüber, wie man womöglich die jeweiligen Texte von den in ihnen enthaltenen Inschriften her neu lesen könnte, erfährt man nicht viel.11
Hilfreiche Informationen über mittelalterliche, aber auch frühneuzeitliche und moderne Perspektiven auf Schreiben und Schrift liefert hingegen der von Christian Kiening und Martina Stercken herausgegebene und 2008 erschienene Sammelband SchriftRäume. Dimensionen von Schrift zwischen Mittelalter und Moderne, der aus der Arbeit des Schweizer Nationalen Forschungsschwerpunkts ‚Medienwandel – Medienwechsel – Medienwissen. Historische Perspektiven‘ hervorging.12 Zwar spielt in Christian Kienings ausführlicher Einleitung und den verschiedenen Kurzbeiträgen die Gattung des höfischen Romans nur am Rande eine Rolle.13 Dafür beschreiben und interpretieren Kiening und die einzelnen Beiträgerinnen und Beiträger aber zahlreiche konkrete Beispiele mithilfe historisierender und epochenübergreifender Ordnungskategorien, die für detailliertere systematische Untersuchungen von Einzeltexten genutzt werden können (Geheimnis, Aura, Heil, Bewegung). Darüber hinaus gibt die Einleitung wertvolle Hinweise zu modernen Schrifttheorien, etwa die von Jacques Derrida (De la grammatologie und L’écriture et la différance von 1967) und von Roland Barthes (Variations sur l’écriture, verfasst 1973, postum veröffentlicht).
Weitere Aspekte vormoderner und vor allem moderner Inschriftlichkeit werden in dem 2019 von Ulrich Rehm und Linda Simonis herausgegebenen Sammelband Poetik der Inschrift beleuchtet.14 Sinnvoll ergänzen lassen sich diese Ausführungen mithilfe des zweibändigen, interdisziplinären Handbuchs Schrift und Schriftlichkeit/Writing and its Use, 1994 und 1996 herausgegeben von Hartmut Günther und Otto Ludwig. Darin widmen sich die Beiträgerinnen und Beiträger neben allgemeinen Aspekten von Schrift und Schriftlichkeit auch materialen und formalen Aspekten, der Geschichte der Schrift, verschiedenen Schriftkulturen, funktionalen, gesellschaftlichen und psychologischen Aspekten, Bedingungen des Schrifterwerbs, sprachlichen Aspekten von Schrift und Schriftlichkeit sowie Sonderschriften.15
Mit Blick auf Schreib- und Leseakte, Inschriften und Inschriftlichkeit in höfischen Romanen und anderen erzählenden Texten des Hoch- und Spätmittelalters lohnt es besonders, sich die zahlreichen verstreuten, kürzeren Untersuchungen anzusehen, die sich textimmanenten Schriften in bestimmten Gattungen und Texttypen16 oder aber einer Inschrift oder mehreren Inschriften in einzelnen Texten widmen.17 Als besonders einflussreich haben sich auf diesem Gebiet die Arbeiten Peter Strohschneiders erwiesen. Strohschneider arbeitete in mehreren Aufsätzen die Bedeutung einer ganzen Reihe von intradiegetischen Schriften und ihren Schriftträgern heraus.18 Die Resultate seiner Einzeluntersuchungen zu den Büchern des heiligen Brandan, zum schriftlichen Vermächtnis des heiligen Alexius oder zu den Sternenschriften im Reinfried von Braunschweig und in Wolframs Parzival synthetisierte er in seiner 2014 erschienenen Monographie zu Höfischen Textgeschichten.19 Gemeint sind damit Geschichten, in denen höfische Dichtung auf der „Ebene des Textes, seiner Textualität und seiner Medialität“ davon erzählt, was sie ist, wie sie entsteht und wie sie funktioniert.20 Der Anspruch von Strohschneiders Untersuchungen besteht darin, „nicht die Beobachtung mittelalterlicher Texte, sondern die Beobachtung der Selbstbeobachtungen mittelalterlicher Texte“ zu fokussieren.21 Er geht dabei von der Annahme aus, dass höfische Literatur (im weitesten Sinn, und das heißt zunächst: Literatur am und für den Hof) ein innovatives Phänomen ist, zu dessen Verständnis und Handhabung die mittelalterlichen Autoren lange nicht auf vertraute und stabile Tr...

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  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Danksagung
  5. 1 Einleitung
  6. 2 Sich selbst und den Nahbereich kontrollieren: Hartmanns von Aue Gregorius
  7. 3 Den Herrschaftsbereich kontrollieren: Wirnts von Grafenberg Wigalois
  8. 4 Die ganze Welt kontrollieren: Reinfried von Braunschweig
  9. 5 Kontrolliert werden: Wolframs von Eschenbach Parzival, Albrechts Jüngerer Titurel, der Lohengrin
  10. 6 Schluss
  11. Abkürzungsverzeichnis
  12. Index