Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933
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Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933

Ein biographisches Handbuch

  1. 660 Seiten
  2. German
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Verleger, Buchhändler und Antiquare aus Deutschland und Österreich in der Emigration nach 1933

Ein biographisches Handbuch

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Über dieses Buch

Für die Welt des Buches bedeutete die nationalsozialistische "Machtergreifung" 1933 einen tiefen Einschnitt: Mehrere hundert Antiquare, Buchhändler und Verleger – unter ihnen mit die bedeutendsten Vertreter ihrer Sparte – wurden das Opfer politischer und rassistischer Verfolgung; sie mussten ihre Firmen schließen oder zur "Arisierung" freigeben, bevor sie in verschiedenste Länder und Erdteile flüchteten. Das Handbuch geht in rund 900 biographischen Einträgen den Lebensspuren dieser Menschen nach und eröffnet den Blick auf einen Bereich der Hitleremigration, der bislang nur bruchstückhaft wahrgenommen worden ist. Ausgrenzung und Verfolgung, Flucht und Asyl, Scheitern und Erfolg beim Versuch der Neuetablierung, nicht zuletzt auch die internationale Wirkungsgeschichte dieser Emigration nach 1945 sind Themen, die in dieser Dokumentation von Lebensschicksalen greifbar werden. In der vorliegenden zweiten, aktualisierten und erweiterten Auflage erscheint das Handbuch im Verbund mit Band 3/3 der "Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert" und ergänzt mit den in ihm enthaltenen biographischen Informationen die Darstellung von Verlag und Buchhandel im deutschsprachigen Exil 1933-1945.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783110688832

Biographischer Teil

A

Aber, Adolf 28. 1. 1893 Apolda / Thüringen–21. 5. 1960 London; Musikverleger; Dr. phil. Nach einem Studium der Musik, Philosophie und Geschichte in Berlin wurde A. 1913 Assistent von Hermann Kretzschmar am Berliner Musikhistorischen Seminar. 1919 promovierte er, schon seit 1918 war er als Musikkritiker für die Leipziger Neuesten Nachrichten und die Allgemeine Musikzeitung tätig. 1927 wurde er Teilhaber im Musikverlag Friedrich Hofmeister (Edition Germer). A. emigrierte 1933 nach England und war zunächst Mitarbeiter im Verlagshaus Novello & Co., konnte aber 1936 in dessen Geschäftsleitung eintreten; in dieser Position förderte er den Verlag deutscher Komponisten. 1940 wurde er interniert; Stanley Unwin intervenierte für ihn bei den Behörden unter Hinweis darauf, dass mit A. Bereiche des Musikverlagsgeschäfts nach England gekommen seien, auf die bisher deutsche Verlage nahezu ein Monopol gehabt hätten. Seit 1950 war A. Direktor der britischen Verwertungsgesellschaft Perfect Right Society. 1958 wurde A. mit dem Großen Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
The Publishers’ Archive, University of Reading, AUC 81/10; BHE 2; DBE; Fetthauer: Musikverlage (2004) S. 452.
Aber, Erich 14. 2. 1904 Rawitsch / Provinz Posen–31. 10. 1995 Stockholm; Antiquar. A., Sohn des Zigarrenfabrikanten Hugo A., begann nach seiner Schulzeit zu Ostern 1918 eine Lehre in der Birkenstock’schen Buchhandlung in Rawitsch. Als nach dem Ersten Weltkrieg sein Lehrherr von den Polen gezwungen wurde, seine Firma aufzugeben, setzte A. seine Lehrzeit in der renommierten Firma Joseph Jolowicz (Inhaber → Albert Jolowicz) in Posen fort, wo er gründliche Kenntnisse im Antiquariatsbuchhandel erwarb. Im Dezember 1921 nahm er eine Stellung bei Gustav Fock in Leipzig an, wo er in verschiedenen Abteilungen (Zeitschriften, Reprintherstellung) des weltumspannend tätigen Unternehmens beschäftigt war. Nach 17-jähriger Tätigkeit bei Gustav Fock wurde A. 1937 als ›Nichtarier‹ gezwungen, seinen Beruf aufzugeben. 1938, am Morgen nach der Reichspogromnacht, wurde er von der SS verhaftet und in das KZ Sachsenhausen verbracht, aus dem er sich durch Vorlage einer Einreisegenehmigung nach Schweden retten konnte. In Stockholm fand A. eine Anstellung im größten und bekanntesten Antiquariat Björck & Börjesson, wo er in der Hauptsache mit der Katalogisierung ausländischer Literatur und wissenschaftlicher Periodika sowie mit der Korrespondenz mit Bibliotheken befasst war. Nach 28 Jahren kündigte er aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen und wechselte zu Rönnells Antikvariat, wo er mit seinem früheren Gustav Fock-Kollegen → Arno Seyler zusammenarbeitete. A. war, als Experte auf diesem Feld, Mitglied des Schwedischen Exlibris-Vereins.
Erich Aber: Ausstellung der Schreib- und Zeichenkunst in Stockholm. In: Bbl. (FfM) Nr. 103/104 vom 29. 12. 1987 (AdA Nr. 12 (1987)) S. A485.
Brief von A. an EF vom 24. 10. 1993; HABV/DNB: Brief von A. an den Archivar Hermann Staub vom 25. 11. 1992.
Adler, Arthur M. 12. 2. 1899 Höringhausen / Hessen-Nassau–30. 8. 1975 Lugano; Buchhändler. Nach dem Besuch der Höheren Schule in Deutschland und in der Schweiz absolvierte A. eine Buchhändlerlehre. Im Anschluss daran machte er sich in Essen als Sortimenter selbständig und betätigte sich insbesonders im Export deutscher Bücher nach Spanien, Frankreich und Portugal sowie in die USA. Er war Mitglied im Börsenverein der Deutschen Buchhändler. Als ihm am 1. April 1933, am ›Judenboykott-Tag‹, die Scheiben seines Geschäftes eingeschlagen wurden, entschloss er sich zur Emigration und ging noch im gleichen Jahr nach Spanien, wo er erneut eine Buchhandlung aufbaute, seit 1934 sich aber auch als Nachrichtensprecher für einen deutschsprachigen Untergrundsender betätigte. A. vertrieb neben der Produktion der Amsterdamer Exilverlage wie Querido auch die Blätter der deutschen Exilpresse (Pariser Tageblatt u. a. m.). Die Börsenvereins-Firmenakte enthält die Abschrift eines mit 9. März 1935 datierten Spitzelbriefs von Rudolf Kadner aus Madrid an den Deutschen Verlegerverein: ›Eine Firma Arthur Adler gibt es nicht als angemeldeten Buchhändler. Arthur Adler selbst hat sich bei Ausbruch der nationalsozialistischen Revolution schwer kompromittiert und muß unter allen Umständen, selbst wenn er Buchhändler wäre, seitens der Verleger restlos boykottiert werden im Interesse aller im Ausland lebenden Buchhändler.‹ 1936 wurde A. nach Frankreich ausgewiesen und gründete in Paris erneut eine Buchhandlung. Nach der Besetzung von Paris im Sommer 1940 wurde er bis 1941 interniert und diente in der französischen Armee als Prestataire. In der Haft heiratete er Margot Eschwege (28. 4. 1907 Hamburg–16. 4. 1999 Boca Raton, FL), eine Buchhändlerin. Nachdem er 1½ Jahre auf ein Visum gewartet hatte, konnte sich A. Ende 1941 in die USA in Sicherheit bringen. In New York gründete er zusammen mit seiner Frau 1942 die Adler’s Foreign Books Inc., eine Importbuchhandlung vor allem für deutsche Bücher, an wechselnden Adressen – 114 Fourth Ave. (1946), 49 W. 47th St. (1950), 110 W. 47th St. (bis 1967), 162 Fifth Ave. (bis ca. 1976). Es gelang ihm, sein Geschäft zu einer der bekanntesten und bedeutendsten Einfuhrbuchhandlungen zu machen; zu seinen Kunden zählten Colleges, Universitäten, Lehrer und Studenten, das Unternehmen hatte zuletzt zwölf Angestellte. Auf die Frage, ob es etwas gebe, auf das er besonders stolz sei, antwortete er: ›educating post-war USA in the German language by importing books and literature‹ (IfZ/BA). 1972 ließ sich A. aus Gesundheitsgründen in Lugano in der Schweiz nieder; er betrachtete dies ausdrücklich nicht als Remigration nach Europa.
IfZ/BA; SStAL, BV, F 12. 987; VM Fachschaft Verlag Nr. 8 vom 13. 1. 1936 [Warnung vor Geschäftsverbindung mit A. in Madrid]; BHE 1; Cazden: German Exile Literature (1970) p. 175; R. A.: In memoriam Arthur Adler. In: Aufbau vom 3. 10. 1975.
Adler, Hans-Joachim 1887–1947 Dresden; Verleger. A. wurde wegen seiner dezidiert sozialdemokratischen Einstellung unmittelbar nach der nationalsozialistischen ›Machtergreifung‹ 1933 verhaftet; da er einen tschechoslowakischen Pass hatte, wurde er aber, nach Intervention des tschechoslowakischen Außenministers Edvard Beneš, entlassen und anschließend aus Deutschland ausgewiesen. Im Mai 1933 gründete (oder erwarb) A. den Michal Kácha Verlag, den ersten deutschsprachigen Exilverlag, in dem Werke u. a. von A.’s Bruder Bruno Adler (Kampf um Polna), Julius Epstein und Werner Türk erschienen; alle Verlagstitel wurden in Deutschland sofort verboten. Verdienste erwarb sich der Verlag durch die erste Bibliographie der Exilliteratur; sie erschien am Beginn des Jahres 1935 als Almanach für das freie deutsche Buch. A. gelang die Weiteremigration nach England; dort hat er während des Krieges in Rüstungsfirmen gearbeitet. Unmittelbar nach Kriegsende kehrte A. nach Deutschland zurück, wo ihm in Dresden eine verantwortliche Stelle in der Verwaltung der Staatlichen Museen angeboten wurde; diese konnte er allerdings wegen schwerer Krankheit nur wenige Monate ausüben.
Aufbau vom 14. 11. 1947 [Nachruf]; Halfmann: Deutschspr. Exilliteratur (1969) S. 204, 214, 226 f.
Ahn, Albert 28. 1. 1867 Köln–8. 7. 1935 Lugano; Zeitungsverleger, Industrieller; Dr. jur. A. war ein Sohn des Verlagsbuchhändlers und Druckereibesitzers Albert Ahn sen. (1840–1910). Er besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Köln und studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaften in Heidelberg, München und Bonn. Die Promotion zum Dr. jur. legte A. in Leipzig ab. Nach Beendigung seiner Studien trat A. in den väterlichen Bühnenverlag Ahn & Simrock mit Sitz in Bonn und Berlin ein, den er nach dem Tod des Vaters mit N. Simrock fortführte. Als Verleger nahm er zahlreiche Ämter und Funktionen in Fachverbänden wahr. Er war u. a. bis 1931 Vorsitzender des Vereins Rheinischer Zeitungsverleger und Mitglied des Vorstandes des Vereins Deutscher Zeitungsverleger, außerdem Inhaber des A. Marcus & E. Weber’s Verlag, Berlin W 10, Genthiner Straße 38, und der Verlagsbuchhandlung Albert Ahn, Köln. Gleichzeitig war er in mehreren Firmen und Versicherungen im Aufsichtsrat, darunter auch im Aufsichtsrat der Kölner Verlagsanstalt und Druckerei AG (Köln). Im August 1933 flüchtete A. wegen der jüdischen Herkunft seiner Frau Henriette, geb. Esser, vor der nationalsozialistischen Verfolgung in die Schweiz und nahm seinen Wohnsitz in Lugano. Beruflich hat er sich dort nicht mehr betätigt.
Adressbuch 1931 S. 400; Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft. Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Bd. 1. Berlin: Deutscher Wirtschaftsverlag 1930 S. 11.
Albers, Eduardo (Eduard) 2. 4. 1908 Recklinghausen–5. 3. 1974 Santiago de Chile; Buchhändler. A. hatte nach Absolvierung einer Buchhändlerlehre in verschiedenen Buchhandlungen in Deutschland und anschließend in Paris gearbeitet (das Motiv seines Aufenthalts in Frankreich ist unklar). 1936 ging er nach Santiago de Chile und nahm eine Stelle bei der deutschen Buchhandlung Corona (Schultze) an. Aufgrund der politischen Entwicklung musste diese Buchhandlung Anfang der 1940er Jahre schließen, sodass sich A. gezwungen sah, ein eigenes Unternehmen aufzubauen. Die von ihm am 1. April 1943 gegründete Librería Eduardo Albers (Merced 864, nach 1953/54 Merced 822) war auf deutsch- und teilweise auch französischsprachige Literatur ausgerichtet und wurde mit der Zeit die größte ihrer Art in Santiago de Chile. Die Buchhandlung ›pflegte ein wohlsortiertes, im Literarischen konservatives Sortiment allgemeinen und speziellen Charakters. Größe und Art der Auswahl deuteten auf Umfang und Vielschichtigkeit der deutschsprachigen Kreise der Stadt und ihres Einzugsgebietes.‹ (Taubert: Mit Büchern die Welt erlebt) Fraglich ist, ob sich hinter der Etikettierung ›konservatives Sortiment‹ eine politische Ausrichtung verbirgt: ›Die Buchhandlung genießt einen guten Ruf, gelegentlich hörte man allerdings Einwände gegen die Pflege bestimmter Titel, die offenbar nicht immer die nötige Distanzierung gegen Namen einer dunklen Vergangenheit erkennen lassen.‹ (Taubert: Lateinamerika) A. stand in Verbindung mit deutschen und Schweizer Verlagen und widmete sich auch dem Vertrieb deutscher Zeitungen und Zeitschriften, seine Librería war außerdem eine Betreuungsstelle des Bertelsmann Leseringes. Die unter der Regierung Allende eintretende Situation empfand er, aufgrund des Rückgangs der Büchereinfuhr, als Bedrohung seines Lebenswerks (vgl. die Diskussion im Börsenblatt). Dieses wurde aber durch seine Frau Lieselotte und seine beiden in das Geschäft eingetretenen Söhne Eduardo und Carlos weitergeführt. Ab 1989/90 hatte die nunmehr als Albers Libros Internacionales firmierende Buchhandlung ihre Zentrale an der Adresse Dr. Manuel Barros Borgoño 422 und unterhielt zwei Filialen (an der Stammhausadresse Merced 820 und 11 Septiembre 2671); 1995 erfolgte eine neuerliche Verlegung der Geschäfte (11 Septiembre 2671, Vitacura 5648).
Taubert: Lateinamerika (1961) S. 101; Gerhard Kurtze: Zum Tode von Eduard Albers. In: Bbl. (FfM) Nr. 35 vom 3. 5. 1974 S. 624 [mit Leserbrief-Reaktionen in Bbl. (FfM) Nr. 55 vom 12. 7. 1974 S. 1178 f. und Nr. 60 vom 30. 7. 1974 S. 1251]; Taubert: Mit Büchern die Welt erlebt (1992) S. 323; Öhlberger (2000) S. 73.
Alberti, Victor (Gustav) 14. 12. 1884 Miskolc / Österreich-Ungarn–25. 7. 1942 Melbourne, Australien; Musikverleger. A., Sohn von Salomon Altstätter und Eva geb. Roth, heiratete 1911 Margit Horvath und war nach Ableistung des ungarischen Militärdienstes seit 1908 Mitinhaber des Rózsavölgyi-Musikverlags in Budapest. 1918 kam er nach Berlin, eröffnete zunächst eine Musikalien- und Schallplattenhandlung; das Alberti Musikhaus in der Rankestraße in Berlin war dann eine der ersten Musikalienhandlungen Deutschlands, in denen es sowohl aus Amerika importierte Jazzplatten zu kaufen gab, wie auch Sonderpressungen mit dem eigenen Label Special-Record, Aufnahmen von Duke Ellington oder Fats Waller, die von Sammlern hoch geschätzt waren. Gleichzeitig baute A. zusammen mit → Armin Lackenbach Robinson nach und nach eine Musikverlagsgruppe auf, zu der Firmen wie Edition Alberti (gegr. 1919), Alrobi, Doremi, Dreiklang und seit 1931 der 1910 von L. Friedmann gegründete Drei Masken Verlag gehörten. Allein bis 1930 erschienen in der 1928 gegründeten Alrobi Musikverlag GmbH ca. 500 Titel Unterhaltungsmusik. Mit → Otto Hein und Lackenbach sowie der UfA war A. auch an der Gründung des Ufaton-Verlags beteiligt. Im Deutschen Musikalien-Verleger-Verein (DMVV) war A. bis 28. April 1933 stellvertretender Schatzmeister. Wenig später kehrte er von einem Aufenthalt in Prag nicht nach Berlin zurück und ging nach Budapest, wo ihm der Komponist Emmerich Kálmán die bisher beim Wiener Karczag-Verlag liegenden Rechte an seinem Operetten-Werk übertrug. Anschließend übersiedelte A. nach Wien; nach dem ›Anschluss‹ Österrreichs flüchtete er in die Schweiz. In Wien und Zürich führte er den Octava-Verlag, nachdem in Deutschland seine Musikverlage bereits 1934 als ›erloschen‹ deklariert bzw. 1938 liquidiert worden waren. 1938/39 gründete A. in London die Octava Music Co. Ltd., erlangte aber nach Kriegsbeginn keine Einreiseerlaubnis nach Großbritannien. A. rettete sich mit einem Auswandererschiff nach Australien (Abfahrt am 11. 2. 1940 auf der ›Remo‹), wo ihm sein aus Ungarn emigrierter Schwiegersohn, der Musikverleger Rudolph E. Baré (geb. 1907), eine Anstellung im Musikhaus Allans verschaffte. Bald an Krebs erkrankt, musste seine Frau den Lebensunterhalt verdienen; seine Tochter Emilie arbeitete als Kindermädchen für Hepzibah Menuhin, einer Schwester des Violinvirtuosen. Der nach Großbritannien emigrierte, aber im Zuge seiner Internierung als enemy alien nach Australien gelangte Musikverleger → Otto Blau übernahm nach A.’s Tod 1942 für dessen Erben den Londoner Musikverlag.
Verlagsveränderungen 1933–1937 S. 1, 21; Verlagsveränderungen 1937–1943 S. 1; Adressbuch 1931 S. 9, 12; Verlagsveränderungen 1942–1963 S. 10, 52 f.; Fetthauer: Musikverlage (2004) S. 453; Bernhard H. Behncke: Das Alberti-Musikhaus, Berlin, Rankestraße. In: suite101.de [online]; Albrecht Dümling: Die verschwundenen Musiker. Jüdische Flüchtlinge in Australien. Köln: Böhlau 2011 S. 93, 373 f.
Aldor, George 28. 7. 1910 Wien–14. 10. 1999 Paris; Verleger. A. emigrierte in die USA und war im Zweiten Weltkrieg in der US-Army. Als Besatzungssoldat in Hessen stationiert, lernte er 1946 Maria-Harriet von Alvensleben kennen (1917–1976), die Inhaberin des Harriet Schleber Verlags in Kassel. Sie gab dort von Juli 1946 an die von A. in seiner Eigenschaft als Presseoffizier mitinitiierte literarische Zeitschrift Das Karussell heraus; das Paar heiratete 1947 und ging im Dezember des gleichen Jahres nach New York. Seine Berufslaufbahn startete A. im Export-Import-Business, bevor er General Manager und Aktionär von Praeger Publishers (→ Frederick Praeger) wurde. Nach Praegers Abgang 1968 wurde A. Präsident des 1966 von der Encyclopedia Britannica übernommenen Verlages, auch wurde er in den Vorstand von Phaidon Press berufen. Ab Mitte der 1970er Jahre arbeitete A. in Paris für Rizzoli Publishing New York als Berater und vermittelte Titel des europäischen Buchmarktes an das amerikanische Verlagshaus.
Publishers Weekly, 25 Oct. 1999 [Nachruf]; Barbara Orth: Ein Kulturoffizier in Kassel [i. e. G. Aldor]. In: (k) Kulturmagazin Nr. 142 (2008) S. 23–25; Dietfrid Krause-Vilmar: ›Das Karussell‹. Eine literarische Zeitschrift der Nachkriegszeit. In: Dagmar Bussiek [Hg.]: Kultur, Politik, Öffentlichkeit [FS für Jens Flemming]. Kasseler Personalschriften. 7. Kassel University Press 2009 S. 378–90.
Alexan, Georg Friedrich 12. 7. 1901 Mannheim–11. 1. 1995 Dornum; Schriftsteller, Publizist, Verleger. Geboren als Georg Kupfermann (auch Kuppermann), flüchtete der Schriftsteller und Publizist A. nach der NS- ›Machtergreifung‹ wegen seiner jüdischen Abstammung 1933 nach Frankreich. In Paris suchte er in den Éditions Bernard Rosner sein Buch Mit uns die Sintflut zu publizieren; als der insolvente Verleger → Bernhard Rosner flüchtete, übernahm er 1935 gemeinsam mit dem Publizisten und Historiker → Georg(e) W. Hallgarten den Verlag und führte ihn unter dem Namen Éditions Météore weiter. Es erschien dort allerdings nur noch ein weiterer Titel (G. F. Alexan: Im Schützengraben der Heimat: Geschichte einer Generation, 1937). 1938 ging A. mit seiner Frau Maria geb. Kotz in die USA. In New York war A. Mitglied der German American Writers Association (GAWA), die sich nach dem Hitler-Stalin-Pakt spaltete; er war dann an der Gründung der kommunistisch gesteuerten Exilvereinigung Tribüne für freie deutsche Kunst und Kultur in Amerika (Tribune for Free German Culture) beteiligt und bis 1945 deren Sekretär bzw. kulturpolitischer Leiter. Daneben betrieb A. in der U-Bahn-Station am Times Square einen Buchladen, der zu einem Emigrantentreffpunkt wurde. Seit 1945 redigierte er außerdem die Zeitschrift Tribune Subway Gallery und war 1947 bis 1949 auch Ko-Direktor des Verlages Touchstone Press. Im Mai 1949 kehrte er in die DDR zurück, wo er in die SED eintrat und anschließend im beginnenden Kalten Krieg vor allem mit Anti-US-Propagandaaufgaben betraut war, u. a. als Chefredakteur der Rundfunksendung ›Die Wahrheit über Amerika‹ und 1950 bis 1953 als Chefredakteur und Autor der DDR-Monatsillustrierten USA in Wort und Bild. Seit 1954 war er freiberuflicher Mitarbeiter bei Funk und Fernsehen, arbeitete auch als Übersetzer und Mitherausgeber der Zeitschrift Die Weltbühne. A. lebte bis zu seinem Tod in Ost-Berlin; die Akademie der Künste verwahrt in ihrem Literaturarchiv seinen Nachlass.
Wikipedia; Friedrich Pfäfflin [Hg.]: Tribüne und Aurora. Wieland Herzfelde und Berthold Viertel. Briefwechsel 1940–49. Mainz: v. Hase & Koehler 1990 Reg. S. 242 u. passim; Christine-Félice Roehrs: Jüdin sein kam lange nicht in Frage. DDR-Produkte: Wie Irene Runge [Tochter von A., geb. 1942 in New York] und ihr Jüdischer Kulturverein in die Bundesrepublik hineinwuchsen. In: Die Zeit Nr. 10 (2000) [online].
Alexander, Werner A(haron) Geb. 1923 Berlin; Buchhändler. A., Sohn von Gerhard A. (geb. 1893, 1943 nach Auschwitz deportiert und dort verschollen) und Lilly A., geb. Cohn, wuchs in Berlin auf und wurde 1934, aufgrund der bedrohlichen politischen Entwicklung, von seinen Eltern als 11-jähriger nach Palästina geschickt. Die Eltern ließen sich wenig später scheiden, da Gerhard A. nicht aus Deutschland weggehen wollte. In Palästina vervollständigte A. seine Schulbildung, kämpfte später als Soldat im israelischen Unabhängigkeitskrieg; 1947 heiratete er Miriam Charlotte geb. Altmann. 1950 ging...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Biographischer Teil
  5. Anhang
  6. Siglen und Abkürzungen
  7. Namensverweise
  8. Ortsregister
  9. Firmenregister