Geschriebene und gesprochene Sprache als Modalitäten eines Sprachsystems
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Geschriebene und gesprochene Sprache als Modalitäten eines Sprachsystems

  1. 228 Seiten
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Geschriebene und gesprochene Sprache als Modalitäten eines Sprachsystems

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Die traditionelle Annahme, dass die Schriftsprache direkt von der gesprochenen Sprache abgeleitet ist, hat sich in jüngerer Forschung als problematisch erwiesen. Die neuere Forschung hingegen postuliert ein Schnittstellenmodell, in dem gesprochene und geschriebene Sprache Modalitäten eines übergreifenden Sprachsystems sind. Dieser Sammelband verfolgte die Fragestellung, welche neuen Einsichten aus einer solchen Perspektive folgen können.

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Information

Jahr
2020
ISBN
9783110710861

mega gut und sau schlecht

Zum Wortstatus vermeintlich gebundener Intensivierer
Fabian Renz-Gabriel

Abstract

Produktive gebundene Intensivierer wie sau-, super- und mega- weisen im gesprochenen Substandard typische Eigenschaften expressiver Intensitätspartikeln auf. Diese Wortfähigkeit wirkt sich auch auf die Schreibung aus: In Internetkommunikation lässt sich bei der Modifikation von Adjektiven durch diese Intensivierer sehr häufig Getrenntschreibung feststellen. Das graphematische Mittel der Spatiensetzung wird dabei – trotz gegensätzlicher Normvorgabe – genutzt, um grammatische Eigenschaften abzubilden.

1 Einleitung

In der gesprochenen Umgangssprache werden Adjektive häufig durch intensivierende Morpheme wie sau-, super- oder mega- modifiziert (saukalt, superschnell, megagut).1 Werden diese Formen verschriftlicht, lässt sich in informellen Kontexten eine Varianz zwischen Getrennt- und Zusammenschreibung feststellen, wie die Internetbelege in (1) bis (3) zeigen.2
(1) a. Die Nacht war saukalt und sehr kurz. https://michigoes2mexico.wordpress.com/tag/tec-de-monterrey/
b. Die Nacht war sau kalt und es ging nix. https://www.facebook.com/dargaclaudia/posts/436653986492499
(2) a. Hallo ihr zwei, die Ware ist superschnell dagewesen, bin absolut begeistert von Eurem Shop. http://www.amazon.de/Schwei%C3%9Fgitter-verzinkt-1000-Rolle-Maschen-weite/product-reviews/B008368A5U
b. Das Sweatshirt ist super schnell dagewesen. https://www.amazon.de/Star-Wars-Langarmshirt-UN503-Schwarz/dp/B017RMA3T6?ie=UTF8&*Version*=1&*entries*=0
Fabian Renz-Gabriel, Deutsches Seminar, Universität Tübingen, Geschwister-Scholl-Platz 72074 Tübingen, [email protected]
(3) a. Szczesny nicht vergessen, hat gegen Deutschland ein megagutes Spiel gemacht. http://www.transfermarkt.de/em-quali-schottland-vs-polska-8-10-20-45-polska-vs-ir-land-11-10-20-45-/thread/forum/68/thread_id/96599/page/7
b. Hummels hat auch ein mega gutes Spiel gemacht. http://www.transfermarkt.de/deutschland-schlagt-italien-erstmals-nach-21-jah-ren/thread/forum/228/thread_id/74943/lesenswerteBeitraege/1
Eine derartige Varianz tritt, wie die Daten belegen, gleichermaßen vor prädikativ, adverbial und attributiv gebrauchten Adjektiven auf. Außerdem ist festzustellen, dass die Belege ansonsten keine auffälligen Normabweichungen, Rechtschreiboder Tippfehler aufweisen. Die Getrenntschreibung in den b-Belegen verstößt jedoch gegen dezidierte Normvorgaben. So heißt es im Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung (2006, § 36): „Es wird zusammengeschrieben, wenn der erste Bestandteil bedeutungsverstärkend oder bedeutungsabschwächend ist.“ Als Beispiel wird dort u.a. super- genannt.
Eine derartige Varianz tritt, wie die Daten belegen, gleichermaßen vor prädikativ, adverbial und attributiv gebrauchten Adjektiven auf. Außerdem ist festzustellen, dass die Belege ansonsten keine auffälligen Normabweichungen, Rechtschreib- oder Tippfehler aufweisen. Die Getrenntschreibung in den b-Belegen verstößt jedoch gegen dezidierte Normvorgaben. So heißt es im Regelwerk zur deutschen Rechtschreibung (2006, § 36): „Es wird zusammengeschrieben, wenn der erste Bestandteil bedeutungsverstärkend oder bedeutungsabschwächend ist.“ Als Beispiel wird dort u.a. super- genannt.
Im Folgenden wird deutlich werden, dass die Getrenntschreibung dennoch kompatibel ist mit den graphematischen Regularitäten des Deutschen. Einige standardsprachlich ausschließlich als morphologische Intensivierer verwendete Morpheme werden in der Jugendsprache nämlich seit einiger Zeit als syntaktisch eigenständige Wörter verwendet – als Intensitätspartikeln (vgl. Androutsopoulos 1998: 111-112, 461). Diese Art der Verwendung ist mittlerweile im (konzeptionell) gesprochenen Substandard weit verbreitet. Eine Form wie mega_gut kann demnach auch als eine Kombination zweier Wörter, einer Intensitätspartikel (ab hier mit „IntP“ abgekürzt) und eines intensivierten Adjektivs, „gemeint“ sein, analog zu voll gut oder total gut. In diesem Fall liegen also zwei syntaktische Einheiten vor, zwischen denen obendrein eine syntaktische Relation besteht – dies sind bekanntermaßen relevante Kriterien für Getrenntschreibung (Maas 1992: 177, Günther 1997, Fuhrhop 2007: 182, 2010, 2015: 56).
Im Folgenden soll mit Hilfe von Korpusdaten nachgewiesen werden, dass zahlreiche vermeintlich gebundene Intensivierer typische Eigenschaften von (expressiven) IntPn aufweisen, sprich: Wortstatus haben, und dass dieser Umstand Auswirkungen auf die Schreibung hat, indem sich bei diesen Intensivierern vermehrt Getrenntschreibung feststellen lässt. In Abschnitt 2 wird der Frage nachgegangen, welche Morpheme für eine derartige Entwicklung überhaupt infrage kommen und welche nicht; zu diesem Zweck werden mögliche Intensivierer anhand einer quantitativen Untersuchung des DECOW14-Webkorpus auf ihre Produktivität hin untersucht. In Abschnitt 3 wird anhand bestimmter syntaktischer Eigenschaften (Verbintensivierung, NP-externe Stellung, Superlativendung) für alle als produktiv ermittelten Intensivierer eine Verwendung als IntP nachgewiesen; da das DECOW-Korpus hierfür zu klein ist, wird auf eine Google-Suche zurückgegriffen. Abschnitt 4 behandelt einige resultierende Fragen und zieht ein Zwischenfazit. In Abschnitt 5 wird erneut eine quantitative Auswertung des DE-COW14-Webkorpus vorgenommen, die zeigt, dass sich für die Intensivierer mit Wortstatus bei der Modifikation von Adjektiven häufig Getrenntschreibung feststellen lässt (z.B. <sau schlecht>), für auf morphologische Intensivierung beschränkt...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Einleitung
  5. Schreibdiphthonge und graphematische Silbenkerne Was ist daran modalitätsspezifisch und was modalitätsübergreifend?
  6. Die Geschichte und Gegenwart des graphematischen Fußes im Englischen und Deutschen
  7. One phonotactic restriction for speaking, listening and reading The case of the no geminate constraint in German
  8. mega gut und sau schlecht Zum Wortstatus vermeintlich gebundener Intensivierer
  9. Nur ein Reflex der Morphosyntax? Nicht-derivationelle Einflüsse auf die Getrennt- und Zusammenschreibung
  10. Zur (ortho)grafischen Markierung von sekundären Inhalten Eine korpusgestützte Studie
  11. Interpunktion und Intonation von Interjektionen im Deutschen
  12. Sachregister