Katharina von Bora in den schriftlichen Zeugnissen ihrer Zeit
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Katharina von Bora in den schriftlichen Zeugnissen ihrer Zeit

  1. 400 Seiten
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Katharina von Bora in den schriftlichen Zeugnissen ihrer Zeit

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Inhaltsverzeichnis
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Über dieses Buch

In dieser Quellenstudie wird die schriftliche Überlieferung zur Ehefrau Martin Luthers ausgewertet mit dem Ziel, ein primär zeitgenössisches Bild der Lutherin zu erheben. Sowohl in ihrer Bedeutung für Luther als auch im Blick auf ihre Position innerhalb der Wittenberger Reformation ergeben sich für das Bild der Gattin des Reformators neue Aspekte: sie fungierte als bekannteste ehemalige Konventualin, als Ehefrau des prominentesten Wittenberger Professors, als Vertraute und Seelsorgerin Luthers, sie gehörte der führenden Schicht Wittenbergs an und gestaltete diese Rolle. Sie nahm an den Tischgesprächen teil und war über Luthers engeren Bekanntenkreis hinaus bekannt.Im Anhang sind erstmalig innerhalb der reformationsgeschichtlichen Forschung sämtliche auf Katharina von Bora bezogenen Briefe und Dokumente erfasst.

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Information

1 EINLEITUNG

1.1 THEMENSTELLUNG

1527 schrieb Luther an Justus Jonas, er freue sich, dass Jonas sein Urteil über Erasmus von Rotterdam1 geändert habe und ihn nun auch ablehne. Auf Jonas’ – nicht erhaltene – briefliche Äußerung antwortete Luther ihm: »Cumque ego hanc epistolae tuae partem legerem uxori, continuo illa inquit: Ist nicht der teur Manne2 zur Kröten worden? Sihe da! Gaudet et ipsa idem te nunc mecum sentire de Erasmo«.3
Die Briefpassage Luthers ist in mehrfacher Hinsicht aufschlussreich, zugleich implizierten sie sowie die folgenden, mit ihr im Zusammenhang stehenden Tischreden bzw. weiteren Briefpassagen Fragen, denen in dieser Untersuchung nachgegangen werden soll. Zunächst ist die Briefpassage ein Beispiel dafür, dass Katharina von Bora in Briefen, vornehmlich in den Briefen ihres Ehemannes erwähnt ist und dass Luther aus einem aktuellen Anlass in seiner Korrespondenz auf seine Frau zu sprechen kam. Auch zeigt Luthers Brief, dass er seine Frau in den Diskurs über die Freiheit des Willens einbezog, indem er ihr Jonas’ Argumentation auf Erasmus’ ›Hyperaspistes‹ vorlas, wobei er bei Katharina Vorwissen sowie Interesse voraussetzen konnte. Dass Jonas in seiner Erfurter Universitätszeit zu den glühenden Verehrern des Erasmus gehört hatte, sich sogar mit einem Humanistenbrief von ihm schmückte und Erasmus 1519 in Leiden persönlich kennengelernt hatte, dürfte auch Katharina gewusst haben, was ihre Freude über Jonas’ Meinungsänderung erklärt.4 Die Lutherin beherrschte Latein in Grundzügen, denn sonst hätte sie die Passage über Erasmus nicht verstanden und sich nicht selbst dazu äußern können. Handelt es sich hierbei um eine singuläre Äußerung Katharinas zu einer theologischen Frage oder bei welchen Gelegenheiten, in welchem Umfang und mit welchen Inhalten war sie an dem Diskurs Luthers bzw. der Wittenberger Reformation beteiligt? Welche Beziehung pflegte die Lutherin zu Justus Jonas sowie zu den weiteren Wittenberger Mitarbeitern ihres Mannes? Welche Rolle nahm sie unter den führenden Wittenberger Reformatoren und deren Familien ein?
Bekanntlich gingen der Verteidungsschrift des Erasmus im Streit um die Freiheit des Willens dessen Schrift ›De libero arbitrio‹ und Luthers Antwort ›De servo arbitrio‹5 voraus. Über die Genese der Entgegnung Luthers ist in der Tischredennachschrift des Johannes Mathesius von 1540 zu lesen, dass sie im Jahr 1525 geschrieben wurde und als sie zufällig bei Tisch hervorgeholt wurde, Luther in ihr las und sagte: »Erasmus credidit neminem posse respondere ad suam diatriben, et ego volui tacere, sed Ioachimus persuasit meae Cathenae, ut instaret. Ipsa supplicante scripsi.«6 Der Impuls, auf die erste Erasmusschrift zu reagieren, ging folglich nicht von Luther selbst, sondern von Joachim Camerarius aus, der Katharina zu gewinnen wusste, um dieses Anliegen an ihren Mann zu vermitteln, welcher längere Zeit gezögert hatte.7 Warum wandte sich der damalige Wittenberger Griechischprofessor Camerarius an die Lutherin? Welchen Einfluss übte Katharina auf ihren Mann bzw. übten die Eheleute aufeinander aus? Welche Rolle spielte Katharina für Luther? Welcher Anteil ist der Lutherin am Werk ihres Mannes beizumessen? In welchem Umfang und in welcher Absicht notierten bzw. überlieferten Johannes Mathesius und weitere Tischredennachschreiber und -sammler Passagen, in denen die Lutherin erwähnt ist?
In dem eingangs zitierten Brief kam Luther nochmals auf seine Frau zu sprechen, er schrieb, sie grüße Jonas und bitte, dass dieser für sie bete, denn sie werde demnächst entbinden.8 In diesem Fall schrieb Luther an seinen Freund und engen Wittenberger Mitarbeiter Jonas9 als einen Adressaten, der Katharina persönlich kannte und über seine Familie mit Luthers Familie befreundet war.
Teilte Luther nur Adressaten aus seinem Mitarbeiterkreis Neuigkeiten von Katharina mit? War die Lutherin folglich nur unter Luthers Bekannten bekannt? Oder reicht Luthers Korrespondenz in Bezug auf seine Frau über diesen Rahmen hinaus?
Im weiteren Kontext ist zu fragen, was Luther von ihr wann und an wen schrieb. Wer schrieb außer Luther noch an bzw. über Katharina von Bora? Was und an wen schrieb sie selbst? Welche Inhalte weist ihre Ehekorrespondenz auf? Lassen sich neben den persönlichen Beziehungen von Korrespondenten auch formale Beziehungen zur Lutherin aufzeigen? Welcher Wert als historische Quelle für Luthers Ehefrau ist den Tischreden im Vergleich zu den Briefen beizumessen?
Ein erster Überblick über die Quellen zeigt: über Briefe und Tischreden hinaus finden sich Schriften der Kontroversliteratur, zumeist Flugschriften, Predigten, Berichte und einige weitere schriftliche zeitgenössische Zeugnisse zur Lutherin. Wie kommt Katharina in ihnen zur Sprache? Inwieweit kamen diese Quellen zu einer zeitgenössischen öffentlichen Wirkung?
In dieser Untersuchung kann die frühere Forschung zur Lutherin nicht außer Acht gelassen werden, die stärker einem Frauenbild des orthodoxen Protestantismus verpflichtet war, als den zeitgenössischen Quellen zu entsprechen. Den Perspektiven des 18. und 19. Jahrhunderts verhaftet, wurde eher die Pfarrfrau, Mutter und Hausfrau betont, als etwa – wie eingangs angedeutet – die am reformatorischen Diskurs Beteiligte.
In jüngster Zeit wurde die Lutherin mit zahlreichen Einzeluntersuchungen erneut in den Fokus der Forschung genommen. Diese stehen nicht zuletzt im Kontext neuer Perspektiven der historischen Frauenforschung, durch die in den letzten Jahren besonders Frauen des Mittelalters und der Reformationszeit »das Interesse der Forschung auf sich gezogen [haben]; nicht nur Katharina von Bora trat aus dem Schatten Martin Luthers heraus«.10
Insbesondere das infolge ihres 500. Geburtstages 1999 neuerwachte Interesse an der Lutherin steht in keinem Verhältnis zur bisherigen Forschung und eröffnet in einem bislang nicht gekannten Ausmaß Zugänge zu dieser ungewöhnlichen Frau des 16. Jahrhunderts.11 Es erscheint lohnend, einige dieser Zugänge zur Lutherin im Ergebnis der folgenden Darstellung zu diskutierten.
Die bisherige Forschung lässt ein Desiderat erkennen. Eine umfassende, quellenbezogene Sammlung und Bearbeitung der infrage kommenden schriftlichen Zeugnisse zu Katharina von Bora fehlt bislang. Dieser Aufgabe widmet sich die folgende Untersuchung mit der Absicht, ein Bild der Lutherin aus ihrer Zeit zu erheben und damit einen Beitrag zur Wittenberger Reformation, an der Katharina von Bora zwischen 1525 und 1552 beteiligt war, zu liefern.
Da eine quellenbezogene Darstellung gewählt wird, ist folglich nicht beabsichtigt, den Biographien bzw. den historischen Lebens- und Charakterbildern zur Lutherin eine weitere hinzuzufügen. Vor dem Hintergund der letztgenannten Werke erhob Martin H. Jung Tendenzen gegenwärtiger Forschung: die »neuere theologische Forschung schenkt der Rolle von Frauen im Reformationsgeschehen stärkere Beachtung … Die Kirchengeschichtsschreibung ist nicht mehr wie früher an unterhaltsamen und erbaulichen Lebensbeschreibungen angesehener Frauen der Reformationszeit interessiert, sondern an dem Selbstverständnis dieser Frauen, an den Erwartungen, die sie mit der Reformation verknüpften, und an ihrem Beitrag zu den reformatorischen Veränderungen.«12
Die folgende Untersuchung richtet ihr Interesse auf die Äußerungen, die die Zeitgenossen Katharinas, in erster Linie ihr Ehemann in seinen Briefen, jedoch auch dessen Korrespondenten und weitere Verfasser schriftlicher Quellen in Bezug auf Katharina niederschrieben.
Die zeitliche Eingrenzung orientiert sich dabei an den Lebensdaten der Lutherin (1499–1552) einschließlich der Nachrichten über ihren Tod, wobei der fließende Übergang zur frühen Rezeptionsgeschichte, vornehmlich in ersten Lutherbriefeditionen, Johannes Aurifabers Ausgabe von Luthers Tischreden, ersten Reformationshistoriographien und Lutherbiographien sowie Kontroversschriften zu Beginn der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts exemplarisch mit in den Blick...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Hinweise
  3. Titel
  4. Über die Autorin
  5. Impressum
  6. Vorwort
  7. Inhaltsverzeichnis
  8. 1 Einleitung
  9. 2 Die Lutherin im Briefwechsel
  10. 3 Katharina im Spiegel von Luthers Tischreden
  11. 4 Die Lutherin in der Kontroversliteratur
  12. 5 Katharina in weiteren schriftlichen Quellen
  13. 6 Ertrag – zum zeitgenössischen Bild der Lutherin
  14. Anhang
  15. Literaturverzeichnis
  16. Abkürzungsverzeichnis
  17. Personenregister
  18. Weitere Informationen