Jona
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Jona

Der widerspenstige Prophet und der gnädige Gott

  1. 192 Seiten
  2. German
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Jona

Der widerspenstige Prophet und der gnädige Gott

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Inhaltsverzeichnis
Quellenangaben

Über dieses Buch

Wer hat nicht schon vom Mann, den ein Fisch verschlang und wieder ausspie, gehört? Das Werk, das seinen Namen trägt, gehört zur Weltliteratur. Es wird von jedem Kind verstanden, zugleich rätseln Gelehrte über dessen Sinn. Die Rede ist von 'Jona'. So heißt eine Gestalt im Alten Testament. Den gleichen Namen trägt die Schrift, die von ihm, aber noch mehr von Gottes Tun und Lassen handelt. Sie ist Teil des Buches 'Zwölfpropheten' ('Kleine Propheten'). Allerdings enthält 'Jona' keine Prophetien außer einer einzigen ganz kurzen wie folgenreichen in der Stadt Ninive. Die Botschaft wird vielmehr als Prophetenerzählung (in die ein Psalm eingebettet ist) vermittelt. Der HERR, der Gott Israels und der Gott der ganzen Welt, zeigt sich darin 'beweglich'. Er kann aus Mitleid umkehren und Gnade statt Gericht walten lassen.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783374049721

B DARSTELLUNG

1. »JONA«: WORT, BEDEUTUNGEN, PERSON20

»Jona« ist im Hebräischen Bezeichnung für eine Vogelart. Von den gut fünfzig Belegen des Wortes in der Hebräischen Bibel, angefangen bei Gen 8,8, bezeichnen deutlich mehr als die Hälfte eine Taube.21 Die Taube erscheint gehäuft in der Geschichte der Arche Noah (Gen 8,8 12), im Buch Levitikus als Opfertier (vgl. auch Mk 11,25; Lk 2,24; Joh 2,14.16) und mit metaphorischem Gebrauch im Hohelied (Taube als Liebesbotin). Bei der Taufe Jesu wird der auf ihn herabkommende Geist Gottes mit einer Taube verglichen (wohl als Liebesbezeugung zu deuten, analog zur Himmelsstimme: »Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.« [Mk 1,11]). Schließlich ist in Mt 10,16 folgendes, an seine Jünger gerichtetes Jesus-Wort überliefert: »Siehe, ich sende euch wie Schafe mit unter die Wölfe; so seid nun klug wie die Schlangen und lauter/echt (›unvermischt‹) wie die Tauben!«
Hier aber trägt ein Mann den Namen »Jona«, und in keinem Buch der Bibel erscheint das Wort »Jona« so häufig wie in der Prophetenschrift, die so heißt. Dabei bezeichnen alle 18 Belege des Buches mit »Jona« diese Person. Sie erscheint im AT sonst nur noch in 2 Kön 14,25 und bezeichnet dort den Träger dieses Namens auch in seiner Funktion als »Prophet« (in der Jona-Schrift wirkt er als Prophet, die Bezeichnung selbst aber fehlt). Eine Verbindung Jonas zur Prophetenschule des Elisa wird z. T. vermutet. Eine weitere Person, die diesen Namen trägt, findet sich in der Bibel nicht; die Belege für Jona (griechische Namensform: »Jonas«) im NT (Mt 12,39 41; 16,4; Lk 11,29 f.32) beziehen sich ebenfalls auf diesen Propheten aus dem AT.22
Tierbezeichnungen finden sich zwar auch für andere Personen der Bibel (z. B. Ra[c]hel = Mutterschaf; Kaleb = Hund; Zippora = Vogel), gleichwohl ist der Name »Jona« für einen biblischen Propheten doch ungewöhnlich. In der Bibel sind Namen vielfach explizit oder mittels eines Wortspiels implizit mit Sinnzusammenhängen verbunden (nomen est omen!). Es stellt sich die Frage, ob dies auch beim Namen Jona der Fall ist und – falls ja – was seine Bedeutung zum Verständnis seines Verhaltens bzw. der Botschaft der nach ihm benannten Schrift, in der Tiere und Pflanzen eine nicht unbedeutende Rolle spielen, beiträgt. Ein Sinnzusammenhang zwischen dem Namen des Propheten, der Bedeutung des Namens (Taube) und seinem Auftrag wird weder in 2 Kön 14,25 noch in der Jona-Schrift (ausdrücklich) hergestellt. Ob hintergründig gleichwohl davon etwas mitschwingt, ist zu erwägen.
Die Flucht des Jona oder seine (angebliche?) »Flatterhaftigkeit« mit der Namensbedeutung »Taube« in Verbindung zu bringen, dürfte ebenso wie die Deutung Jonas als »Liebesbote« – contre cœur – gegenüber Ninive, hinter dessen Gerichtsbotschaft sich hintergründig die Reue Gottes schattiert, zu weit hergeholt sein. Bedenkenswerter sind Spuren, die in die Sintfluterzählung und zum Zwölfprophetenbuch führen. In der Bibel wird die Taube erstmals in der Sintfluterzählung (Arche Noah) erwähnt (Gen 8,8 12). Eine Verbindung zwischen der Taube aus der Arche und Jona wird durch den Umstand unterstützt, dass in der Jona-Schrift mehrfach auf die Urgeschichte und insbesondere die Sintflut angespielt wird (Bosheit, Gottesgericht, »vierzig Tage«, Einbezug der Tiere, Reue und [künftige] Verschonung).23 Damit wird ein Verstehensrahmen aufgebaut, der die Hörer dazu führt oder führen kann, die Gleichlautung von jona »Taube« (Sintfluterzählung) und Person (Jona-Schrift) zu erkennen und zu interpretieren.24
In der Eröffnungsschrift des Zwölfprophetenbuchs, in Hos 7,11, wird Ephraim (und mit ihm das Nordreich) mit einer unerfahrenen/einfältigen (d. h. leicht zu betörenden/verführenden) Taube verglichen, die ohne Verstand (leb »Herz«) ist. Sie (die Nordreichbewohner) rufen Ägypten an und laufen zu Assur hin. Gott wird sie – im Vogelbild bleibend – wie Vögel des Himmels (mit dem Fangnetz) herunterholen: sie, die von Gott geflohen sind (Hos 7,12 f.). Im Heilswort Hos 11,11 wird gesagt, dass die Nordreichbewohner zitternd kommen werden: wie ein Vogel aus Ägypten und wie eine Taube aus dem Land Assur. In der Zeichnung des Untergangs Ninives in Nah 2 werden u. a. Dienerinnen (= Palastdamen?) erwähnt, die Klageriten ausführen, indem sie gurren/stöhnen wie Tauben und sich auf ihre Brust (»Herz«) schlagen (V. 8). Schließlich erscheint in Zeph 3,1 die hebräische Lautfolge (haj)jona. Die naheliegende Übersetzung (partizipiales Adjektiv von jana[h]) ist »gewalttätig«: »die gewalttätige Stadt«. Falls hier und nachfolgend nicht Jerusalem, sondern mit den vorangehenden Versen Ninive gemeint sein sollte, ergibt sich eine Intertextualität mit Jon 3 f. Dann wird man hinter der »gewalttätigen Stadt« auch – gegenläufig! – »die Stadt, die des Jona« zu hören vermögen. Damit wäre innerhalb des Zwölfprophetenbuchs die Weiterführung des Ninive-Ergehens von Jona (Verschonung) zu Nahum (Gericht) verknüpft und bestätigt. Falls man Zeph 3,1 ff. auf Jerusalem zu beziehen hat, wird eine Analogie des Ergehens der beiden Hauptstädte evident – möglich also, dass aufgrund des Lautklangs hinter der »gewalttätigen Stadt« ein Jona-Bezug durchscheint (Wortspiel).
Fazit: Unterschwellige, mit der Bedeutung »Taube« verbundene Sinnassoziationen im Blick auf die Gestalt und den Auftrag des »Jona« dürfen vermutet werden. Dies gilt namentlich mit Bezug auf die Sintflutgeschichte (Gen 8) und die Einbettung der Jona-Schrift in das Zwölfprophetenbuch.
Bleibt noch die Herkunftsbezeichnung »Sohn (ben) des Amittai«, mit der die Person eingeführt wird (2 Kön 14,25; Jon 1,1). Dem Vaternamen »Amittai« liegt das Wort ’emet »Zuverlässigkeit, Treue« zugrunde. Damit wird Jona als »Sohn der/meiner [= Gottes] Treue« hörbar. Auffälligerweise wird in Jon 4,2 bei der Anführung der »Gnadenformel« Ex 34,6 das Wort ’emet »Treue« weggelassen bzw. durch die Erwähnung des Sich-gereuen-Lassens Gottes ersetzt. Da die Treue den Aspekt der Verlässlichkeit (der Gnade) betont, diese aber von Jona bei Gott vermisst wird, dürfte das Fehlen des Wortes in 4,2 mehr als ein Zufall sein. Möglich also, dass eine theologische Pointe vorliegt: Für Jona, der die Treue des HERRN im (Vater-)Namen trägt (ben-Amittai), fallen Gnade und Treue Gottes auseinander: Ninive erfährt aufgrund von Gottes Reue Gnade. Gerade dies untergräbt für Jona die Verlässlichkeit Gottes, seines Wortes und seiner Gerechtigkeit.25

2. AUFBAU UND LITERARISCHE GESTALTUNG DER JONA-SCHRIFT

2.1. Zur Struktur

Die »Jona«-Schrift ist keine Aufreihung von geschichtlichen Abläufen (und damit »Geschichte« im engeren Sinn), sondern in ihr werden selektiv (reale oder fiktive) Geschehnisse ausgewählt, moduliert und als literarische Komposition gestaltet. Meist wird, aufgrund der Analogie der Aussagen von 1,1(–3) und 3,1(–3), von einer Hauptzäsur ausgegangen, welche die Schrift in die Teile (Szenen) Jon 1 2 (I) und Jon 3 4 (II) untergliedert.26 Die weitere Unterteilung in Episoden ist für I nicht strittig, bei II werden in Jon 4 z. T. unterschiedliche Abgrenzungen vorgenommen. Wir gehen von folgender Gliederung aus:
I
Jona 1 2 (»Meer«)
II
Jona 3 4 (»Land«)
1,1 3
Beauftragung und
Verweigerung
3,1 3a
Beauftragung und Gehorsam
1,4 16
Der Sturm auf dem Meer
3,3b –10
Gerichtsansage und Umkehr Ninives
2,1 11
Jona im Fisch:
Gebet und Rettung
4,1 4
Jona in der Stadt: Gebet und Antwort
4,5 11
Im Dialog: Zorn oder Mitleid?
Die Analogie zwischen 1,1 3 und 3,1 3 fördert die Annahme, dass auch zwischen den anderen Episoden Ähnlichkeiten vorliegen (könnten). Ist dem so, erhellen sich die Abschnitte wechselseitig und wollen entsprechend »parallel« verstanden werden. Derartige Parallelen gibt es tatsächlich, allerdings wird man sie nicht zu sehr »erzwingen« dürfen, zumal auch zwischen anderen Teilen Verbindungen und gegenläufige Momente vorliegen. So liegt eine Parallelität zwischen 1,4 16 und 3,3b–10 insofern vor, als in beiden Passagen »Heidenleute« (Seefahrer und Niniviten) vorkommen, die – wenn auch aus unterschiedlichen Gründen und in je anderer Weise – in einer lebensbedrohlichen Lage sind und durch Gottes Handeln bzw. Nichthandeln ihr ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Der Autor
  4. Impressum
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. A Einführung
  8. B Darstellung
  9. C Wirkung
  10. D Anhang: Jona-Texte der Bibel
  11. E Verzeichnisse
  12. Fußnoten